DIENSTAG, 9. NOVEMBER 2004 VOLKSI 1/1 II T| ID THEATER BLATT I IxUL lUn AUSSTELLUNG
24 NACHRICHTEN «Bergkristall» glitzert auch am Samstag BLUDENZ - Vilsmaiers «Bergkristall» wirft seirien Schatten voraus! Die Welturauf führung der Weihnachts-Novelle war inner halb weniger Wochen ausverkauft, das Echo aus Wirtschaft, Politik und der Bevölkerung einfach phänomenal. Auch für die Zusatzvor stellung am 13. November ist die Ticket- Nachfrage riesig. Von den gut 2200 Plätzen auf der Bergbühne Muttersberg sind nur noch wenige frei. «Das Interesse an der BergbUhne Muttersberg und vor allem an diesem Film ist überwältigend. Ich bin mir sicher, dass wir auch am Samstag bis auf den letzten Platz ausverkauft sein werden», freut sich Silvretta-Nova-Verkaufsleiter Jürgen Mandl über den grossen Erfolg des «Berg kristall». Tickets zur Vorstellung am 13. No- yember gibt's iff den angeführten Vorver kaufsstellen: • Toursimusbüros in Bludenz, Nüziders und Gaschurn • Alle Filialen der Raiffeisenbank • Am Muttersberg • In allen Unternehmen der Silvretta Nova Gruppe • Musikladen Bregenz, Rankweil, Feldkirch. (PD) Literaturpreis für Auschwitz-Opfer Nemirovsky PARIS - Mehr als sechs Jahrzehnte nach ih rem Tod im NS-Konzentrationslager Au schwitz wird die französische Autorin Iröne Ndmirovsky für ihren Roman «Suite fran^ai- se» mit dem angesehenen Renaudot-Litera- türpreis geehrt. Wie die Jury .am Montag in Paris bekannt gab, zeichnet sie damit erst mals eine Schriftstellerin posthum aus. Das Buch Über das Alltagsleben zu Zeiten der Be satzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gilt in Frankreich als literarische Sensation dieses Herbstes; eine deutsche Ausgabe soll im Ver lag Knaus erscheinen. Ndmirovsky, eine Tochter ukrainischerJuden, hatte 1929 ihren ersten Roman «David Golder» veröffentlicht und in den 30er-Jahren mehr als ein Dutzend weitere Werke herausgebracht. Im Juli 1942 wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sie bald darauf
starb. (sda) Yoko Ono beschert Schwulen eine neue Dance-Hymne NEW
YORK - Mit 71 Jahren hat John Len- nons Witwe Yoko Öno schwulen Dance- Fans eine neue Hymne beschert. Das Song material, mit dem sie am Montag weiterhin die Dance-Charts von Billboard anführte, ist bereits 25 Jahre alt. Ono, die sich vor den US-Wahlen aktiv für die Genehmigung so genannter Homo-Ehen eingesetzt hatte, ver änderte für ihren neuen Dance-Mix die Ti telzeile des alten Songs ein wenig:' Aus «Every Man Has A Woman Who Loves Him» machte sie «Every Man Has A Man Who Loves Him». Arrangiert wurde der Dance Track massgeblich von Basement Jaxx. Ono zeigte sich hoch erfreut, dass der so entstandene Titel «Everyman/Everywo- man» kurz nach dem Wahlsieg von George W. Bush, der unter anderem mit der Ableh nung von Homo-Ehen für sich geworben hatte, auf Platz eins der Dance-Charts schoss. (sda) Prix Goncourt geht an Laurent Gaude PARIS - Der bedeutendste französische Li teraturpreis, der Prix Goncourt, geht in die sem Jahr an den Dramaturgen und Roman cier Laurent Gaud6. Der 1972 geborene Franzose erhält den Preis für seinen Roman «Le Soleil des Scorta» (Die Sonne der Scor- ta). Es ist dies die Geschichte über eine arme süditalienische Familie, die aus einer Verge waltigung hervorgegangen ist. Über drei Ge nerationen versucht sie, dem Verbrechen und dem Unheil zu entfliehen, die wie ein Fluch Über ihr liegen. Gaudi habe sich im vierten Wahlgang mit vier gegen drei Stimmen ge gen Alain Jaubert und das Werk «Yal Para- dis» durchgesetzt, teilte die Jury am Montag in Paris mit. (sda)
Start ins Schillerjahr «Kabale und Liebe» im TaK SCHAAN - Das Tak startete ver gangenes Wochenende mit «Ka bale und Liebe» ins Schillerjahr 2005. Die Produktion des Lan destheaters Tübingen (Regle Maya FankeJ überraschte durch starke Stilisierung und völlige KUnstlichkelt, ohne dabei zu Ir ritieren oder dem Text Unrecht zu tun. • Arno lüffler In einem vorne offenen, weissen Rundprospekt lagen Ferdinand und Luise tot am Boden, Ferdinands letzte Worte dröhnten als voice- over aus den Lautsprechern, dazu ertönten wenige, strenge, von ei nem elektrisch verstärkten Violon cello gespielte, an Metallica er innernde Akkorde. Dann erst nahm das
Stück um das Scheitern einer jungen Liebe über Standesgrenzen hinweg, unter fürstlicher Willkür- herrschaft, seinen szenischen An fang, als Endlosschleife quälender Erinnerung. Obwohl das Bühnenbild gänz lich darauf verzichtete, die bür gerliche und die adlige Welt mit einander zu kontrastieren, lebte die Inszenierung doch von dem Gegenüberstellen von Gegensatz paaren: Stadtmusikant Miller (Gotthard Sinn) fuchtelte mit sei nem Ccllobogen ebenso perma nent herum wie der jugendliche Liebhaber Ferdinand (Sören Wun derlich) mit seinem Degen. Die
Ferdinand (Sören Wunderlich) und Luise (Lydia Stäubli) haben sich zu ih rem Unglück ineinander verliebt Figuren agierten in grotesker Übertreibung, mit -maniriert-ver- renkten Gliedmassen. Waren Präsident
von Walter/Sekretär Wurm, Vater/Sohn von Walter, Ferdi nand/Luise oder Luise/Milford
paarweise auf der Bühne, beweg ten sie sich in marionettenhafter Synchronität. Bei jeder Gefühls- wallung ging jemand zu Boden oder wurde im Affekt gewürgt, und jeder zweite Satz wurde mit dramatischem E-Gitarrensound, der sich anhörte wie Neil Youngs «Dead Man»-Soundtrack, aus' dem Off unterstrichen. Eine ganz und gar stilisierte, künstliche Angelegenheit also, die dem Stück "aber durchaus gerecht wurde, ist doch Schillers «bürger liches Trauerspiel» ohnehin mehr als programmatisches Aufein anderrasseln sozialer Abziehbilder zu verstehen denn als ein realisti sches Stück über echte Menschen. Die Kunst Schillers - und Maya . Fankes - besteht darin, aus dieser trockenen Konstellation, noch unterstrichen durch die gegenüber dem Originaltext deutlich redu zierte Besetzung, bewegendes Theater ohne leeres Pathos zu ma chen. Das ist hundertprozentig ge lungen. Wunderlich als Ferdinand ist ein echter Schillcr'scher Feuer kopf, Sturm und Drang auf zwei Beinen. Wirklich rührend waren die Szenen teenagerhafter Inti mität zwischen den unglücklich. Liebenden - klasse auch Lydia Stäubli als unschuldiges Intrigen opfer! Hagen von der Lieth als dä monischer Wurm und Marius Marx als dessen despotischer Chef von Walter waren gleichfalls superb. Malerei und Grafik in der Domus-Galerie Werke von Gertrud Kohli ab dem 12. November in Schaan SCHAAN - Unter dem Titel «Zei chen/Strukturen - Malerei und Grafik 2003-2004» zeigt die Domus-Galerie im Schaaner Rathaus ab 12. November ver schiedene Zyklen aus dem Schaffen von Gertrud Kohli. Die in unterschiedlichen Techni-, ken, grossteils. in schwarz-weiss entstandenen Arbeiten sind alle Ausdruck einer intensiven Ausei nandersetzung mit Formen der Na tur und deren Beziehung zum Men schen. Gertrud Kohli, geboren und auf gewachsen in Ruggcll, absolvierte "ihre künstlerische Ausbildung 1963 bis 1970 an der Fleishers Art Me morial School in Philadelphia, USA, sowie in St. Gallen und Bern mit anschliessenden Studienreisen nach Italien, Frankreich, Holland und Griechenland. Der Öffentlich keit ist sie durch zahlreiche Aus stellungen im In- und Ausland be kannt. Sie lebt heute als frei schaf fende Künstlerin wieder in Rug- gell. Gertrud Kohli ist seit jeher von der Landschaft inspiriert. Ihr Schaffen ist geprägt von dem For menreichtum des sie umgebenden Natur- und Kulturraums, der Land schaft des oberen Rheintals zwi schen Chur und Bodensee. Ihre Ar beiten sind eine intensive Aus einandersetzung mit der Natur, ein akribischer Versuch, in die Bedeu tungstiefen der uns umgebenden Wirklichkeit einzudringen und dem Geheimnis der komplexen Zu sammenhängenäher zu kommen - immer
im Bewusstsein, diese nie ganz enträtseln zu können. In den Arbeiten der letzten Jahre ist es der Künstlerin gelungen, ei ne Bildsprache zu entwickeln, die in der Reduktion auf
Zeichenhaf-Gertrud
Kohli zeigt ab dem 12. November Ihre Werke in der Domus-Galerie in Schaan. tes einen Eindruck der Vielheit zu vermitteln vermag. Aus den For men der Natur schält sie das We sentliche, die Schattenrisse der Wirklichkeit. Es entsteht eine Vielfalt von Zeichen, die, in im mer neuen Kombinationen zu sammengefügt, dem Betrachter ein Werkzeug in die Hand geben, mit dem neue Einblicke in das komplexe System möglich wer den. Für Gertrud Kohli geht es da bei wesentlich um den Prozess der Wahrnehmung. In der Abfolge von Fragmenten entsteht erst das Ve xierbild, das wir zum ständig sich verändernden Bild der Natur zu sammensetzen können:
«Wir alle sind Natur. In Bezie hung mit ihr sein, heisst leben. Für mich ist nicht nur wichtig zu wis sen, was ich denke und tue, sondern auch das, was ich aufnehme, was ich wahrnehme. Durch meine Sin ne bin ich mit der Welt verbunden, durch die Augen, den Tastsinn, die Ohren und nicht zuletzt durch den Atem. Meine Gedanken drehen sich um Bewegung und, Verände rung, um die Frage, ob ich diese Tatsache als Negativum oder als Glücksbringer wahrnehmen kann. Es gibt also keinen Moment, in dem etwas so ist wie davor, es ist nie das selbe, immer neu, immer anders. Gehe ich ohne Achtsamkeit,
ohne Aufmerksamkeit an der Natur, am Menschen vorbei (auch wir sind Natur), verpasse ich dann nicht die Chance, neue Gedanken zu entwickeln und daraus Verände rungen zu bewirken?» Zur Vernissage am Donnerstag, den 11. November um 19.30 Uhr sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die Ausstellung dau ert bis zum 19. Dezember 2004 und ist jeweils freitags von 14 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Künstlerin ist während der Öff nungszeiten anwesend und freut sich auf zahlreiche Besucherinnen und Besucher. (PD)