Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

Die Zukunft liegt immer in der Vergangenheit Baukultur im Dialogflnternational renommierteArchitekten und Bauingenieure am Bauhaus und der HTW Chur , Herausragende Architektur und Ingenieurbauwerke be­ einflussen die Wirtschaft und den Tourismus einer Region nachhaltig. Für den Studien­ gang Bau und Gestaltung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur, mitten im Tourismuskanton Graubün­ den, ist dies Herausforderung, Motivation und Verpflichtung gleichzeitig. • von Ulrich Pfammatter, Chur Mit dem Aufkommen der Eisenbahn gegen Ende des 19. Jahrhunderts ent­ standen im Kanton Graubünden wegen der schwierigen Topographie zahlrei­ che atemberaubende Kunstbauten, de­ ren Ingenieurleistungen und ästhetische Ausdruckskraft auf weltweite Beach­ tung stiessen. Brückenkonstruktionen wie zum Bei­ spiel Wiescner und Langwieser Viadukt oder die Salginatobelbrücke von Robert Maillart erregten Bewunderung und Interesse weit über die Landesgrenzen Bau und Gestaltung Architektur Inge­ nieurbau 24. Oktober 2005 11. Januar 2005 Auskunft und Anmeldung: 
Lichthof der HTW Chur, 1993. Architekten JUngling und Hagmann, Chur, Bauingenieure Conzett und Branger, Rütia Ingenieure, Chur. Andreas Hagmann und Jürg Conzett sind beide Professoren am Studiengäng Bau und Gestaltung der HTW Chur. 
scher Sicht aus der Wahl von Tragwerkstyp, Konstruktiossystem und Material, um Räume herzustellen und zu umhüllen, eine "strukturelle Kunst" ableiten lässt, strebt der Ingenieur im Rahmen seiner Denkkultur nach der "Logik der Form". In der zeitgenössischen Architektur, der neuen Avantgarde, vollzieht sich ein Paradigmen Wechsel. Die Rolle des Ar­ chitekten und des Computers wird grundlegend hinterfragt. Der Architekt, einst Erzeuger von Formen, überschaut und kontrolliert nun zusammen mit dem Ingenieur form- und strukturer­ zeugende Prozesse. Der Computer, einst Werkzeug der Darstellung, dient nun als ebenfalls als form- und struktur­ erzeugendes Instrument: es ist gemein­ sames Kommunikationsinstrument von Architekt und Ingenieur. Da die Bauaufgaben der Zukunft kom­ plexer werden, interessieren auch un­ terschiedliche kulturelle Betrachtungs­ weisen zu globalen Problemen: Ins Stu­ dium integrierte Reisen nach China, Afrika und Amerika schärfen das Bewusstscin gegenüber der eigenen Ar- D-Tower, Doetinchem (NL) von Lars Spuybroek vom Architekturbüro NOX 
in Rotterdam. 
hinaus. Kur- und Hotelbauten der na­ tionalen Romantik und später Sana­ torien aus der Architekturepochc der "Moderne" stehen heute unter Denk­ malpflege. Aber auch die zeitgenössische Bau­ tätigkeit wird - nach Jahren eines vor­ wiegend auf Rendite oder technische Machbarkeit ausgelegten Baubooms - wieder vermehrt kritisch verfolgt. Fra­ gen zur architektonischen Qualität und dem baukulturellen Beitrag an die Iden­ tität eines Ortes oder einer Region sind Themen, die in den letzten Jahren auch beim breiten Publikum vermehrt dis­ kutiert wurden und gerade in den letz­ ten Tagen wieder hochaktuell sind. Regionalisnius und InternationalitUt Als regional verankerte und engagier­ te Hochschule filr angehende Architek­ tinnen und Architekten, Bauingenicur- innen und Bauingenieure, steht für den Studiengang Bau und Gestaltung der HTW Chur die interdisziplinäre Arbeit zwischen den beiden Berufsparten - ganz im Sinne des damaligen "Baumei­ sters" der noch beide Disziplinen in sich vereinte - im Zentrum der Ausbil­ dung. Das Zusammenführen von Technik und Ästhetik stand aber schon einmal im Leitbild einer Schule: 1926 errichtete Walter Gropius in Dessau eine "Hoch­ schule filr Bau und Gestaltung", das be­ rühmte Bauhaus. Die Studien und Ar­ beiten waren geprägt vom Leitsatz: "Kunst und Technik - eine neue Ein­ heit". Die Möglichkeiten der Technik und der Industrie sollten ftir das Ziel . einer funktional und ästhetisch befrie­ digenden Gestaltung eingesetzt wer­ den. Experimentelles Arbeiten führte zu neuen Resultaten und der Hauch des 
"Avantgardistischen" umweht' noch heute die inzwischen aufwändig reno­ vierten Gebäulichkeiten. Die Fachochschule Anhalt in Dessau, Mie­ terin im Bauhaus, ist Partnerschule der HTW Chur. Gemeinsam wird nun in die Zukunft geschaut und nach neuen We­ gen gesucht - notabene unter interna- • tionalen Beteiligung: 
"New dialogues between Aivhltects and Engineers are emerging, andwith it a new culture of imitual respect". b Architekten und Ingenieure entwer­ fen Das Masterstudium "Architecture and Civil Engineering", das ab Januar 2005 an der HTW Chur zusammen mit der Hochschule Dessau angeboten wird, ist die logische Fortsetzung des spezifi­ schen Profils des Studiengangs Bau und Gestaltung. Dieses entstand aus der Einsicht, dass in beiden grundlegenden Baudisziplinen Architekten und Inge-Das 
Bauhaus in Dessau von Walter Gropius 1925/26 ist neben der HTW Chur zweiter Ausbildungsort des Masterstudiums. nieurc viel stärker und früher im archi­ tektonischen und konstruktiven Ent­ werfen zusammengeführt werden müs­ sen, nicht nur in der täglichen Projekt­ arbeit, sondern bereits in der Ausbil­ dung. Während sich aus architektoni- Gebüudefassade des Maison Folie in Lille 2004 von Lars Spuybroek, Architekturbfiro NOX, Rotterdam. Er ist Gastprofessor im Masterstudium. 
beit, öffnen aber auch den Blick auf un­ bekannte Standpunkte. Es ist kein Zufall, dass dieser spezifi­ sche interdisziplinäre Mastcr- studiengang im Bündncrland sowie im Kontext des Bauhauses Dessau ange­ boten wird. Während die Alpcnregion seit der Tourismuscntwicklung zu ei­ nem "globalen Ort" geworden und in Graubünden eine weltweit bekannte herausragende Baukultur präsent ist, repräsentiert das Bauhaus die Traditi­ on des Experimentierens. Protagonisten neuester Experimente und Entwurfs­ methoden wie "light tcchnology", "di­ gital tectonics" usw. sind engagiert worden, durch die beide Schulkulturcn und - spätestens in ein paar-Jahren durch die zukünftige Generation von Architekten und Bauingenieuren-auch die Baukultur in Graubünden neue Im­ pulse erhalten dürfte. Jüngling und Hagmann, Truppen­ unterkunft, St. Luzistcig, 1996. SYMPOSIUM 2004 FREITAG, 5. NOVEMBER 2004 20,15 Uhr Jürg Conzett 20.30 Uhr Jörg Schlalch Leichlbau - Warum? Wie? Anschliessend EröfTnungsapdro des Mastcrprograms im Atelier. SAMSTAG, 6. NOVEMBER 2004 10.00 Uhr Jürg Kessler, Headmaster HTW Chur 10.15 Uhr Jürg Conzett New dialogues between architects and engineers. 11.00 Uhr Alfred Jaeoby New, dialogues at the Bauhaus today. Anschliessend Informationen zum Masterprogramm, Mittagessen 
14.00 Uhr Jflrg Ragettli Building in the mountains. 14.30 Uhr Conradin Clavuot Über den Umgang mit Ge­ schichte. 14.30 Uhr Andreas Hagmann Arbeiten. 17.00 Uhr Neil Leach Digital tectonics. 17.30 Uhr Chris Williams Design by algorithm." 18.30 Uhr Lars Spuybroek: Machining architecture. 19.30 Uhr closing words Christian Wagner \ Vortrage in Englisch und Deutsch.
	        

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