Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 16. OKTOBER 2004 VOLKSI 
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IIM LM IM LS LESERMEINUNGEN ° LESERIVIEINUNGEN Heuschreckenplage in Senegal Wie auch andere westafrikanische Staaten ist Senegal dieses Jahr von der schlimmsten Heuschreckenplage seit 20 Jahren betroffen. Aus diesem Grund habe ich am Eschner Jahrmarkt für die Vereinigung «Je veux aller ä l'&ole» in Ndiaganiao/Senegal ein senega­ lisches Essen gekocht und um Spenden für Lebensmittel gebeten. Mit dem stolzen Be­ trag von 1300 Franken, die der LED noch verdoppelt, kann nun in der schlimmsten ^ungernot jeden. Tag in der Schule eine Mahlzeit für die Kinder gekocht werden. Ich bringe das Geld selbst nach Senegal und werde während meines Aufenthaltes dabei sein, wenn gekocht wird und so einen Hoff­ nungsschimmer in das Leben dieser armen Bevölkerung bringen. Das Essen ist auch ein Anreiz, die Kinder weiterhin zur Schule ge­ hen zu lassen und sie nicht in die Stadt zum Betteln zu schicken. Danke allen Spendern für ihre Grossherzigkeit und vor allem dem LED für die Verdoppelung dieser Aktion. Ute Wild, Mauren Mobilfunk-Petition:. Heute Einsendeschluss Die Petition zur Herabsetzung der-Mobil- - funk-Strahlenbelastung im Alpengebiet läuft noch bis am kommenden Montag. Bis jetzt sind über 400 Unterschriften eingegangen. Damit die Petition bei der Regierung ein ent­ sprechendes Gewicht erhält, sollteo mög­ lichst viele weitere*' Unterschriften zu­ sammenkommen. Ich bitte "deshalb alle, de­ nen die Gesundheit am Herzen liegt, das unterzeichnete Petitionsformular (zu finden in der Donnerstagausgabe der Landeszeitun­ gen) noch heute Samstag per A-Post aufzu­ geben oder bei der Wochenend-Ausfahrt ins Alpengebiet 
bei meinem Fotosludio (an der Landstrasse neben dem Restaurant Kainer - Nähe Dorfzentrum Triesenberg) in den dafür vorgesehenen 
«Briefkasten» zu werfen. Ab- gabeschluss ist Montagnuttagr ... Meine Prognose war, dass 400 Unter­ schriften eingehen werden. Dieses «Ziel» ist bereits erreicht. Je mehr Unterschiften wir aber am Montagabend beim Treffen mit der Regierung übergeben können, desto eher be­ steht die Chance, dass die Regierung die Be­ denken endlich ernst nimmt, die Konzes­ sionsvorschriften ändert und so wenigstens im Alpengebiet die Strahlenbelastung senkt. Herzlichen Dank allen, die die Petition unterzeichnet haben. Es tut gut zu wissen, dass so viele hinter der Petition und den dar­ in gestellten Forderungen stehen. Klaus Schädler, Hag 545, Triesenberg 
Reis und Welternährung Rudolf Batliner, Geschäftsführer des LED zum Welternährungstag und zum Reis SEMINAR «Alt, krank und verwirrt» SCHAAN - Ein Tagesseminar für Angehöri­ ge und Pflegende unter dem Titel «Alt, krank und verwirrt» findet am Freitag, 29. Oktober, von 9 bis 17 Uhr im Haus Stein-Egerta in Schaan statt. Das Seminar wird geleitet von DDr. Marina Kojer. Die Betreuung von alten, kranken und verwirrten Menschen fordert uns im Besonderen. An diesem Tagesseminar mit Frau DDr. Marina Kojer werden sich die Teilnehmenden mit dem alltäglichen Um­ gang und den Bedürfnissen alter Menschen mit fortgeschrittener Demenz auseinander­ setzen. Stichworte wie Lebensqualität, Men­ schenwürde, lebenswertes Leben bis zuletzt, Kommunikation, Rolle der Pflegenden und der Angehörigen, Ethik und Geriatrie, wer­ den Inhalt dieses Tagesseminars sein. In Kurzvorträgen, Übungen, aber auch im gegenseitigen Austausch lernen sie, was zu fachlichen und zu den menschlichen Kompe­ tenzen Pflegender und pflegender Angehöri­ gen führt. Marina Kojer, Dr. med. und Dr. phil., Ärztin für Allgemeinmedizin in Wien, war vor ihrer Pensionierung 14 Jahre Leite­ rin der Abteilung für palliativmedizinische Geriatrie am Geriatriezentrum Wienerwald. Weitere Auskünfte sowie Anmeldungen bei der Erwachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan, Telefon 232 48 22 oder auch per Mail  info@stein-egerta.li . (PD) 
VADUZ - Der heutige Welter­ nährungstag im UNO-Jahr des Reises ist Anlass für ein Ge­ spräch mit dem Geschäftsfüh­ rer des LED, Rudolf Batliner. Volksblatt: Was bedeutet Reis für Sie ganz persönlich? Rudolf Batliner: - Ich esse sehr gerne Reis. In meiner Kindheit gab es Reis nur am Sonntag. Die grosse Schüssel mit den dampfenden, weissen Körnlein war für mich der Inbegriff von sonntäglicher Fest­ lichkeit, mehr als der Braten oder das Dessert. In meiner beruflichen Karriere als Berater für Berufsbil­ dung hatte ich oft das Glück in Ländern mit Reisanbau zu arbeiten: Bhutan, Nepal, Indien, Sri Lanka, Indonesien und vor allem Vietnam. Es gibt kaum eine schönere Land­ schaft als ein terrassiertes Taf mit jungem Reis. Das intensive Grün ist für mich der Inbegriff von Frie- den. Um mit einer solchen Land­ schaft mithalten zu können, müssen die Berge sehr hoch und die Glet­ scher schneeweiss sein. Das klingt nach Idylle ... Ja, für den, der nicht den ganzen Tag bis über die Knöchel im Was­ ser steht und von Hand die Pflan­ zen setzt, ist ein Reisfeld, in dem sich die Abendsonne spiegelt, eine Idylle. Für die Bäuerinnen und Bauern ist der Reis die Nahrungs­ grundlage ihrer Familie. Er erfor­ dert harte Arbeit. Sie hängen an ih­ rem Reisfeld, wie unsere Bauern an ihrer Scholle. Reis ist aber auch die Pflanze, die ihnen das bisschen Bargeld bringt, mit dem sie andere lebensnotwendige Bedürfnisse ab­ decken. Reis prägt ihren Alltag. <?.\Vie drücktsich das aus? Nehmen wir das Beispiel Viet­ nam, wo ich im Rahmen eines Auf­ trags eine Woche lang in einem kleinen Dorf lebte, etwa zwei Auto­ stunden von Hanoi entfernt. Als weisser Gast war ich im besten Haus beim pensionierten Dorflehrer untergebracht. Wie begann 
der Tag? Mit einem Reisschnaps und einer Suppe mit Reisnudeln. Worauf sas- sen wir? Auf Reismatten. Was trug die Hausherrin, wenn sie das Haus verliess? Einen Hut aus Reisstroh. Was gab es zum Mittagessen? Eine Schale 
Reis mit Crevetten aus.dem Reisfeld. Woher stammte die Streue, auf der die Kuh stand? Aus dem Reisfeld. Was war die Haupt­ beschäftigung der Dorfbewohner zu 
«Früher hat es daheim Reis nur am Sonntag gegeben», erzählt Rudolf Bat­ liner, Geschäftsführer des Liechtensteinischen Entwicklungsdienstes. Reis für viele Menschen Grundnah­ rungsmittel und Erwerbsquelle. 
dieser Zeit? Wasser schöpfen, um das Niveau im Reisfeld gleichmäs- sig zu halten. Was gab es zum Abendessen? Eine Schale Reis mit Gemüse. Und was tranken wir vor dem Schlafengehen? Reisschnaps natürlich. Im Jahf 1993 war ich im Mai und im November an der glei­ chen Universität. Dazwischen lagen zwei gute Reisernten. Das konnte man beim zweiten Besuch den Häu­ sern ansehen. Viele waren frisch ge­ malt, 
hatten einen neuen Eingang mit Plattenbelag oder gar ein neues Stockwerk. Wozu braucht es ein «Internatio­ nales Jahr des Reises»? Selbstverständlich- war letztes Jahr das Internationale Jahr des Wassers für uns in Liechtenstein interessanter als heuer der Reis. Es ist aber höchste Zeit, dass die UNO endlich ein 
Internationales Jahr des Reises proklamiert hat, denn schliesslich ist der Reis die Nah­ rungsgrundlage für fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Und um den Reis herum ist im Moment sehr viel in Bewegung. Im Gegensatz zum Weizen ist Reis noch ein Getreide, das in kleinbäuerlichen Strukturen angebaut wird. Man schätzt, dass 100 000 Millionen Familien direkt vom Reisanbau leben. Reis wird ausserdem auch dort gegessen, wo er produziert wird. Nur fünf Pro­ zent der Produktion gelangen in den Export. Aber es mehren sich die Anzeichen, dass der Reisanbau jetzt noch mehr zum Geschäft der grossen Agro- und Chemiekonzer­ ne wird und wir schon mitten in ei­ ner zweiten Revolution in der Landwirtschaft stehen. • Warum? Mit der so genannten grünen Re­ volution in den sechziger und sieb­ ziger Jahren kamen neue Sorten und Chemie in den Reisanbau. Sie brachte nicht nur höhere Erträ­ ge, sondern führte dawtf dass Milli­ onen von Familien ihr Land verlo­ ren. Die neuen Hybridsorten wuch­ sen nur mit Düngern und Spritzmit­ teln, für welche die Kleinbauern Kredite aufnehmen mussten. Das "Saatgut, das anfänglich gratis verteilt wurde, musste eines Tages gekauft werden. Hybridsorten kön­ nen nicht auf dem Bauernhof ver­ mehrt werden. Viele Familien bega­ ben sich damit in eine Schuldenfal- le, aus der sie nicht mehr heraus­ fanden. 
Ist es nicht einfuch der natürliche Lauf der Dinge, dass die Besten überleben? Wenn man die Nebenwirkungen für die Gesellschaft ausser acht lässt, klingt diese Beurteilung der Situation recht plausibel. In der Tat stieg die Reisproduktion insgesamt an. Aber aus gesamtgesellschaft­ licher Sicht war diese Entwicklung in vielen Gebieten eine Katastro­ phe. Was geschieht mit Familien, welche vom Land weggespült wur­ den und ohne Ausbildung an den Rändern der .Grossstädte. stranden? Übrigens ist Hunger in erster Linie ein Verteilungsproblem. Es gibt ge­ nug Nahrung auf dieser Welt, nur ist sie nicht immer am richtigen Ort. Und die zweite Revolution? Das sind gcntechnisch veränderte Reissorten. Die Forschung läuft auch Hochtouren - und geht in ver­ schiedene Richtungen. Die mit der Forschung verbundenen Absichten sind in allen Fällen edel und ver­ lockend. So versucht man Reissor­ ten für trockenere und kältere Standorte oder versalzene Böden zu kreieren. Damit könnte man die Anbauflächen erheblich ausweiten. Übersehen wird dabei, dass Sor­ ten mit solchen Eigenschaften schon existieren? Nur kann man sie nicht patentie­ ren (und entsprechend kassieren), weil sie über Generationen hinweg von Kleinbauern entwickelt wur­ den; Herbizidresistenter Reis soll dazu einem niedrigeren Einsatz von Unkrautvertilgungsmitteln 
führen. Erfahrungen mit solchen Mais-, Raps und Sojapflanzen haben aber gezeigt, dass der Gifteinsatz lang­ fristig sogar steigt. Andere For­ scher suchen nach schädlingsresis- tenten Reispflanzen. Die Gentech- Pflanzen sondern Gifte ab, um Schädlinge, Vieren und Bakterien zu töten. Sie vernichten damit auch die Nützlinge. Und wie lange dauert es, bis die Natur mit resistenten Schädlin­ gen antwortet? Die derzeit verlockendste Sache ist der so genannte «Golden Rice». Er wurde von der Basler Syngenta in Zusammenarbeit mit der ETH entwickelt und enthält zusätzliches Vitamin A. Der «Goldene Reis» soll die Anzahl der Menschen redu­ zieren, die auf Grund von einseiti­ger 
Ernährung erblinden. Käufer dieses Reises werden wohl eher die vitaminsüchtigen Amerikanerinnen und 
Amerikaner sein als die Men­ schen in den Slums von Dhaka. Wollen Sic als Geschäftsführer des LED Entwicklung 
1 verhin­ dern? Schön wäre es, wenn der LED so viel Einfluss hätte, dass er Ent­ wicklungen dieser Grössenordnung auch nur ein bisschcn mitbestim­ men könnte. Wie ein Kriminalin­ spektor ein Motiv sucht, stelle ich grundsätzlich die Frage: Wer profi­ tiert von der Entwicklung? Wenn Entwicklungen einer breiten Bevöl­ kerung zu Gute kommen und dabei die natürlichen Lebensgrundlagen nicht beiriträchtigen, dann verdie­ nen sie unsere Unterstützung. Wenn sie in erster Linie dazu'die- nen, Geld und Macht von Einzel­ nen zu mehren, lehne ich sie ab. Aus meiner heutigen Sicht ist die ganze Gen-Tech-Angelegenheit ein Grossversuch 
an der Menschheit, von dem'wir ein Resultat ^bereits kennen. Trotz der enormen For­ schungskosten rentiert er für die beteiligten Firmen. Wir kennen noch nicht die ökologischen, ge­ sundheitlichen lind sozialen Folgen dieses Grossversuchs. Was ist aus dem Reis ihrer Kind­ heit geworden? Es gibt ihn noch, aber nicht in unserer Küche. Der Reis meiner Kindheit war der «Uncle Ben's», der Langkornreis mit dem schönen, weisshaarigen Mann auf der oran­ gen Schachtel. Er war ein Meister­ stück von Marketing. Heute lasse ich ihn im Ladenregal stehen, denn ich bevorzuge den aromatischen Parfümreis aus Thailand oder den feinkörnigen Original Basmati aus Indien. Bei einigen Gerit;hturi be­ vorzuge ich Vollreis. Mittlerweile gibt es bei uns auch an Werktagen Reis. Besonders gerne essen wir am Mittag Gallo Pinto, ein Gericht aus Reis und Bohnen, das es in Zentralamerika zum Frühstück gibt. Der Gallo Pinto schmeckt uns und natürlich schwingt auch die Er­ innerung an vier glückliche Jahre in Costa Rica mit. (PD) EIN REZEPT Gallo Pinto In verschiedenen Ländern Zen­ tralamerikas gehört der Gallo Pinto zum täglichen Frühstück. Die Reste vom Vortag (Reis und Bohnen) werden zu einem schmackhaften Gericht' verar-, beitet. 300g Bohnen waschen, in ei­ nem Liter Wasser über Nacht einweichen. Eine mit Lorbeer und Nelken besteckte Zwiebel dazugeben und weich kochen (ca. 1 Vi Stunden). 500 g Voll­ kornreis in 1 Liter kochendes Wasser (ev. Gemüse-/Hühner- bouillon) im Dampfkochtopf ca. 12 Minuten kochen. 2 EL Brat­ butter oder öl in einer Bratpfan­ ne erhitzen, 2 Zwiebeln schnei­ den und dünsten 2 Knoblauch­ zehen und ev. frische Paprika­ schoten schneiden und mitdüns­ ten. Reis und Bohnen dazuge­ ben und mit Pfeffer, Paprika, ev. Kräutersalz, Chili und nach Be­ lieben würzen. Alles kurz an­ braten. Mit Sauerrahm (ev. mit. etwas Kräutersalz gewürzt) ser­ vieren. «An Guata!»
	        

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