Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 16. OKTOBER 2004 VOLKSI 
IIV11 
AlVIfY LIECHTENSTEIN DIALOG BLATTI 
IIMLMIMU NACHRICHTEN NACHRICHTEN Land unterstützt deutsch- makedonisches Wörterbuch VADUZ - Der liechtensteinische Botschaf­ ter in Berlin, Josef Wolf, hat am 4. Oktober 2004 in Skopje an der Präsentation des von Bayern und dem Fürstentum Liechtenstein gemeinsam finanzierten deutsch-makedoni­ schen Wörterbuchs teilgenommen. Die Ver­ anstaltung fand im Rahmen der Feierlichkei­ ten zum Tag der deutschen Einheit in der ma­ kedonischen Akademie der Wissenschaft und Künste statt. —— — Neben dem Gastgeber und Präsidenten der Akademie, Cvetan Grozdanov, trugen weite­ re prominente Gäste mit kurzen Redebeiträ­ gen zu dem festlichen Anlass bei: die deut­ sche Botschafterin in Skopje, Frau Hinrich- sen, der leitende Ministerialrat Mayer aus Bayern, der liechtensteinische Botschafter Josef Wolf sowie der Projektleiter des deutsch-makedonischen Wörterbuchs, Rau vom Lehrstuhl für deutsche Sprache und Li­ teratur in Skopje. Auch die mazedonische Vi- zepremierministerin und einige Minister wa­ ren der Einladung in die Akademie gefolgt. Zur Zielgruppe des Projekts auf mazedoni­ scher Seite gehören die etwa 2000 Deutsch- lernenden Studenten, die Albanische Univer­ sität, eine Internationale Schule und die ca. 80 000 Schüler in ganz Mazedonien, die Deutsch als zweite Fremdsprache iernen. Es handelt sich um das erste grosse Wörterbuch in beiden Sprachen. Überreicht wurde am 4. Oktober zunächst ein Präsentationsexemplar. Die erste Auflage von 2500 Exemplaren 
wird in Druck gehen können, sobald im Zu­ sammenhang mit der Entscheidung über die deutsche Rechtschreibreform die letzte Kor­ rekturphase abgeschlossen ist. Die Initiative zu diesem Projekt geht ursprünglich auf ein Treffen zwischen der ehemaligen liechtcn- j 
steinischan Aussenministerin, Andrea Willi, J und dem damaligen mazedonischen Bot- ! schafter und späteren Aussenminister, Srgjan i Kerim, im Frühjahr 1999 zurück. (pafl) Dritte «Ruabsteg»-Wanderung zur Paula-Hütte SCHAANWALD - Am Samstag, den 16. Oktober findet ab 17 Uhr eine Metzgete bei der Paula-Hütte in Schaanwald mit musikali­ scher Umrahmung (Bläsergruppe) statt. Am Sonntag, den 17. Oktober ist die Festwirt­ schaft ab 10 Uhr geöffnet. Das Zelt ist geheizt. Fahrmöglichkeit besteht ab Restaurant Alter Zoll oder vom Forstwerkhof, je nach Wunsch! Auskunft hierzu erhalten Sie unter Tel. 079/600 69 65 oder 777 26 88. Es laden freundlich ein die Militär-Oldy-Freunde (PD) Kochkurs für Männer TRIESENBERG - Nach einer Menübe- sprechung kochen und gemessen die Teil­ nehmenden gemeinsam das gute Essen. Es bleibt noch genügend Zeit für Fragen, Tipps und Tricks rund ums Kochen. Der Kurs 178 unter der Leitung von Susann Eberle beginnt am Mittwoch, 20. Oktober um 19 Uhr in der Schule Obergufer in Triesenberg. Anmel­ dung und Auskunft bei der Erwachsenenbil­ dung Stein-Egerta, Telefon 232 48 22 oder per E-Mail  info@stein-egerta.li . (PD) Wer macht das Wetter? SCHAAN - Wie können wir das Wetterge­ schehen im Alpenraum verstehen? Warum ist das 
Wetter bei uns so wechselhaft und was verrät uns der Blick zum Himmel Uber das Wetter von morgen? Ausgehend von der Be­ sprechung einfacher lokaler Wetterphänome­ ne - wie Föhn, Unterluft und Sommergewit­ ter - erläutert Daniel Miescher das komplexe Wettergeschehen der heimatlichen gemässig­ ten Zone und beantwortet die Frage, wie man unser Wetter vorhersagen kann. Sie erfahren, wie 
ein Wetterbericht entsteht und wie man Wetterkarten interpretiert. Der Kurs Nr. 756 findet an drei aufeinan­ der folgenden Donnerstagabenden, begin­ nend am 28. Oktober um 18 Uhr, im Haus Stein-Egerta, Schaan, statt (Achtung: Ter­ minänderung gegenüber dem Kursbuch). Auskünfte und Anmeldung: Erwachsenen­ bildung Stein-Egerta, Schaan, Telefon 232 48 22, E-Mail:  info@stein-egerta.li .  (PD) 
Klima verändert Moral Liechtenstein Dialog zum «Steuerwettbewerb im globalisierten Markt» SCHAAN - Was die einen freien und fairen Wettbewerb nennen, ist für andere unfaires Steuer- dumplng. Viel spricht für einen Mittelweg, sagt Ernst A. Brug­ ger, «lnteni(ant» des Liechten­ stein Dialogs, zu dem Politiker und Fachleute aus Europa und den USA geladen sind. • Komelia Pfeiffer  - Volksblatt: Herr Brugger, die' EU, besonders Deutschland und Frankreich, fordern eine Ein­ heitssteuer für Unternehmen. Kleine Länder wollen freien und fairen Wettbewerb. Wie sind die Positionen beim Liechtenstein Dialog in Vaduz vertreten? £rnst A. Brugger: Wir wollen einen echten Dialog, der ja nur funktionieren kann, wenn man die Gegenpositionen präsent hat. Aus den EU-Ländern kommen einige der_vehementesten Befürworter der materiellen Steuerharmonisierung, unterstützt von Deutschland lind Frankreich. Dazu gehören auch ei­ nige Wissenschaftler. Zugleich wird die Gegenseite vertreten sein, die sehr pointiert für den freien Steuerwettbewerb eintritt. Die Slo­ wakei oder Irland fahren ja inner­ halb der EU eine sehr aggressive Steuerpolitik. Und Österreich ver­ sucht einen Trapezakt zwischen EU-Politik und Steuerwettbewerb. Unsere eigene These spricht hin­ gegen für eine Optimierungsformel und hält ein internationales Arran­ gement für eine formale Steuerhar­ monisierung für sinnvoll und mög­ lich. So wird zwischen diesen"bei- 
,! den Extrempositiorien auch die dritte, mittlere Position ihre Stim­ me erheben. Fachleute bezweifeln, dass die Extreme wirklich über längere Zeit funktionieren können und fordern eine Optimierung von Wettbewerb und internationalen Spielregeln. Auch innerhalb Deutschlands gibt es darüber eine grosse Debatte. Wir haben daher auch deutsche Vertreter der Opti- mierungs-These. eingeladen. Zu­ dem werden 'Experten äus den USA zur Optimierungs-These sprechen. Erst kürzlich hat die britische Konservative Partei die Steuer­ politik als Wahlkampfthema an­ gedeutet. 
Wo steht Gross­ britannien? Ich bin nicht sicher, dass die Steuerpolitik in England wirklich zum Wahlkampfthema wird, weil die Labour-Regierung Blair sich schon sehr nahe der Optimierungs­ variante verhält. Grossbritannien ist nicht auf. der gleichen Schiene wie Deutschland und Frankreich, aber auch nicht auf der Schiene extrem wettbewerbsorientierter Länder. Die britische Insel hat an einem guten Steuerklima gearbeitet, was Zuverlässigkeit, Bürgernähe, Ser­ vice Public betrifft. Das Verständ­ nis, Steuerpolitik als Standortfak­ tor zu positionieren, ist in Gross- britannien klar und sichtbar an der Zuwanderung multinationaler Unternehmenssitze nach London und Umgebung. Das Land ist ne­ ben Liechtenstein ein weltweit führender Platz für Stiftungen und Trusts. Das hat auch mit einer at­ traktiven Steuerpolitik zu tun^ In Deutschland tauchen immer neue Fragen auf. Die Finanzäm­ ter sollen per Netz auf Konten bei deutschen Banken zugreifen können. Wie steht es um den 
Ernst A. Brugger, «Intendant» des Liechtenstein Dialogs: Viel spricht In der Frage Steuerharmonlslerung oder Steuerwettbewerb für den Mittelweg einer Optimierung von Wettbewerb und internationalen Spielregeln. Schutz der Privatsphäre? Im Liechtenstein Dialog ist die Privatsphäre ein prominentes The­ ma. Wir leben in einer Zeit, in der durch die informationstechnologi­ schen Möglichkeiten die Transpa­ renz jederzeit machbar ist, geför­ dert wird und gesellschaftlich und politisch verlangt wird. Der Schrei nach mehr Transparenz wird nicht mehr 
verhallen. Je globaler das Spiel wird, umso besser wollen Politik und Gesellschaft informiert sein. Gleichzeitig wird der Ruf lauter nach Privatsphäre, weil die Men­ schen das Gefühl haben, immer gläserner zu werden. Menschen und Unternehmen fühlen ein Be­ dürfnis nach Schutz einer gewis­ sen Privatsphäre. Das führt auch hier zur Frage der Optimierung. Zweifellos ist mehr Transparenz nötig. Zugleich braucht es einen gesicherten Schutz der Privatspä- re. Dafür wäre die von uns befür­ wortete formale Steuerharmonisie­ rung ein Mittel. Zudem ist es richtig, internatio­ nale Spielregeln zu vereinbaren und durchzusetzen, wenn es um kriminelle Handlungen geht. Die Transparenz dafür beinhaltet auch den Zugriff auf Bankkonten. An­ sonsten aber muss der Schutz der persönlichen Privatsphäre gewähr­ leistet sein. Und sollte in Deutsch­ land ein 
neues Gesetz kommen mit dem Titel «Förderung der Steuer­ gerechtigkeit», das den vollen Zu­ griff auf die Bankkonto als Instru­ ment etabliert, dann könnte das zwei Auswirkungen haben: Ein solches Gesetz würde das .Steuerklima und wahrscheinlich die Steuerehrlichkeit in Deutsch­ land verschlechtern. Das könnte zu einer geografischen Migration 
von Geldern oder ökonomischen Aktivitäten führen - raus aus Deutschland. Oder es könnte zur Folge haben, dass Gelder wesentlich informel­ ler positioniert werden und die Schattenwirtschaft rasch weiter zunehmen würde. Steuermoral - liegt hier ein Hauptproblem? Die Steuermoral folgt immer dem Steuerklima, sprich, ob die Bürger und Unternehmen den Ein­ druck haben, dass die Steuerhöhe in einem gesunden Verhältnis steht zu dem, was der Staat an Service Public anbietet. Dabei ist die demo­ kratische Kontrolle von Steuerpoli­ tik und Steuerreformen ein zentra­ ler Punkt. Wer, wenn nicht die Bür­ ger und Unternehmer eines Landes können beurteilen, ob zwischen der Attraktivität der Steuerpolitik und der des Service Public ein ausge­ glichenes Verhältnis besteht. Dies bedingt einen informierten Bürger. Und das braucht eine sehr gute Kommunikation von 'Seiten einer Regierung. Sie muss das Ver­ hältnis von Belastung zur Leistu ng in einem Klima des Vertrauens und der Verlässlichkeit verständlich zu machen. Die demokratischen Kon­ trolle ist ein Sicherheitsventil - wie das in Liechtenstein und der Schweiz der Fall ist. Und sie ver­ mittelt ein Verständnis dafür, dass es keinen guten Service Public ge­ ben kann, ohne dafür zu bezahlen. Wie beeinflusst Steuerpolitik das Wirtschaftswachstum? Wirtschaftswachstum entsteht über Investitionen, die Gewinne ab­ werfen und teilweise wieder inves­ tiert werden. Eine Steuerpolitik muss Investitionen von Unterneh­men 
fördern und sich für.natürliche Personen so gestalten, dass die bes­ ten 
Mitarbeiter nicht aus steuer­ lichen Gründen das Land verlassen, Investitionen und Human Ressources sind die zentralen Triebkräfte für Wirtschaftswachs­ tum. Maximale Steuerbelastung und materielle Steuerharmonisie­ rung bringen da nichts, Transpa­ renz und eine Steuerbelastung, die Gewinne zulässt aber sehr wohl. Wenn nun in einem Land eine hohe Steuerbelastung das Wirt­ schaftswachstum lähmt, gehen die Steuereinnahmen zurück. Ein Spi­ raleffekt entsteht mit immer neuen Steuern, in der Folge wandern steu­ erehrliche Unternehmen ab und die Menschen gehen in die Schatten­ wirtschaft. Steuerpolitik und Schat­ tenwirtschaft sind übrigens eng verbunden. Sie liegt in Deutschland bei 
etwa 20 Prozent, sprich jeder fünfte Arbeitsplatz ist informell. Mit gut 30 Prozent ist in Italien so­ gar jeder dritte Arbeitsplatz nicht statistisch erhoben und damit we­ der sozial gesichert noch steuer­ pflichtig. In der Schweiz sind es nur fünf Prozent, in Liechtenstein ""noch etwas weniger. FÜR INTERESSIERTE Am Freitag, 22. Oktober wäh­ rend des Liechtenstein Dialogs von 16 - 17.45 Uhr ein Panel mitl den Finanzministern aus •Luxemburg Österreich, der Schweiz und Liechtenstein statt. Die 'Diskussion unter dem Titel «Eckpfeiler zukünftiger Steuer­ systeme» im Auditorium 'der : Fachhochschule Liechtenstein ist öffentlich. Anmeldung ist er­ forderlich:' www.dalogue.ti
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.