Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MONTAG, 11. OKTOBER 2004 
M SPORT 
LIECHTENSTEIN - PORTUGAL TRAINEfc- UND SPIELER STIMM EN 
12 KOMMENTAR Die Rollenverteilung war klar: "Auf dereinen Seite Gastgeber und Fussballzwerg Liech­ tenstein, auf der anderen Seite der Vize-Eu­ ropameister Portugal mit all seinen Stars. Die Stimmung im ausverkauften Rheinpark­ stadion vor dem Fussball-Highlight des Jah­ res war fantastisch. Gratulation Dass Portugal diese WM-Qualifikations- partie gewinnen würde, war für jeden Ex­ perten logisch. Die einzige offene Frage war nur: Wie teuer kann sich unsere Natt ver­ kaufen. Was dann nach etwas mehr als 90 Spielminuten später folgte, versetzte gut ein Drittel der Zuschauer in beinahe euphori­ sche Stimmung. Liechtenstein hat den «Bra­ silianern Europas», dem Top-Favoriten der WM-Ausscheidungsgruppe 3 einen Punkt abgeknöpft. Schade, dass im eigenen Sta­ dion mehr portugiesische Fans.als Liechten­ steiner waren. Schade, dass unsere Mann­ schaft somit im eigenen Stadion ein Aus­ wärtsspiel absolvieren musste. Schade, dass nicht mehr Liechtensteiner vor Ort die be­ herzt und phasenweise sehr ansehnliche spielerische Leistung der LFV-Auswahl miterlebten. Wer am Wochenende das wich­ tigste Sportefeignis mitverfolgte, sah end­ lich wieder einmal etwas, was der Sport im. Ländle häufig vermissen lässt: Emotionen! Das Team von Trainer Martin Andermatt hat Grossartiges geleistet: Noch nie hat man gegen einen solchen Gegner ein Remis ge­ schafft. Noch nie hat man in einer WM- Qualifikation einen Punkt geholt. Nach dem ' ersten Sieg bei einem Pflichtspiel (2: l gegen Aserbaidschan in der EM-Ausscheidung im Oktober 1998) ist dies ein weiterer .histori­ scher Moment für den Fussball in Liechten­ stein. Alle Beteiligten verdienen sich ein ehrliches Bravo, Gratulation! Nun folgt aber eine nicht minder schwere Aufgabe: Am Mittwoch steigt in Luxemburg bereits das nächste. Qualifikationsspiel und die Voraussetzungen haben sich mit diesem " grandiosen Punkt etwas geändert/Der Geg­ ner gehört zwar auch zu den internationalen Fussballzwergen, ist aber mit seinen rund 450 000 Einwohnern mehr als 13 Mal grös­ ser als Liechtenstein "und damit zu favorisie­ ren. Unserer Nati gelang es aber am 17. April 2002 schon einmal den Luxemburgern aus­ wärts ein Unentschieden abzuringen, damals führte man sogar mit 3;0, uitd macht sich so berechtigte Hoffnungen auf den ersten Sieg in der Fremde. Doch jetzt ist der Gegner • noch viel mehr gewarnt als sowieso. .Unser Team erwartet eine Truppe, die gegen jene Mannschaft, die Portugal blamiert hat, unbe­ dingt gewinnen will. Da geht es mehr als nur noch ums Prestige zweier Aussenseiter. Für Liechtenstein selbst gilt es den jüngs­ ten Erfolg zu bestätigen. Luxemburg darf nun nicht unterschätzt werden. Wenn unsere Kicker nicht wieder ihr volles Leistungspo­ tenzial abrufen, kann auch Luxemburg mit 3, 4 Toren gegen uns gewinnen. Bestimmt wis­ sen dies aber alle im Lager des LFV und wer­ den alles daran setzten, um innerhalb von fünf Tagen ein zweites Mal Fussballge- 'schichte zu schreiben. Es ist angerichtet für ein grosses Fussballfest. Heinz Zöchbauer WM-QUALIFIKATION Gruppe 3. Am Samstag Liechtenstein-Portugal 2:210:2) : Rheinpark. - 3518 Zuschauer (ausverkauft): - SR l'anic (Oos). -Tore: 23. P.iulcta 0:1.40. Eigentor Hasler 0:2.48. Burgmeier 1:2. 76. Thomas Beck 2:2. Slowakei - Lettland 4:1(0:1) Bratislava. - 13 (XK) Zuschauer. - SR Farina (Ii). - Tore: 3. Ver- pakovskis 0:1.46, Ncmetli 1:1. 5(1. Reiter T. 1. 54. Karhan 3:1., 87. Karhan 4:1. Kuxcmbiirc - Russland 0:4(0:0) Luxemburg. -"4000 Zuschauer. - SR Bnumbüar (Ho). - Tore: 56. Silschcw 0:1.62. Anfchawin 0:2.68. Sitschcw 0:3. 86. Sil- - schew 0:4. 
Wichtiger Mosaikstein Andermatt stiller Geniesser - Scolari auf dem Schleuderstuhl VADUZ - Portugal erlebte im Rheinparkstadion von Vaduz den fussbailerischen Supergau. Das 2:2 ist eine riesige Blama­ ge für den EM-Zweiten. Entspre­ chend gedrückt war die Stim­ mung bei Teamchef Scolari an der anschliessenden Presse­ konferenz. Martin Andermatt indes zeigte sich als stiller Ge­ niesser und dachte bereits an das Spiel gegen Luxemburg. • Fablo Cotta  " Trainer Martin Andermatt brachte es auf den Punkt: «Wir dürfen stolz sein über das Resultat, es ist nicht selbstverständlich, gegen einen EM-Finalisten zu punkten. In der fciuse haben wir nicht über den 0:2- Rückstand gesprochen, sondern darüber, was in der zweiten Halb­ zeit kommt.» Liechtenstein holte erstmals WM-Qualipunkte (in 20 Anläufen). Und dies gleich gegen EM-Finalist Portugal. «Was ich im Moment fühle, ist keine Schaden­ freude. Aber ich freue mich für die Spieler. Sie haben sich seriös auf das Spiel vorbereitet. Das ist ein wichtiger Mosaikstein in unserer Weiterentwicklung», verteilte An­ dermatt Lob an seine Spieler, Um "diesen Erfolg zu feiern, bleibt we­ nig Zeit, denn bereits am Mittwoch geht es in Luxemburg zur Sache. «Ich fordere von den Jungs, dass sie auch dieses Spiel mit viel Herz auftreten», so Andermatt weiter. 
Während sich Scolari von den bitter enttäuschten Reportern aus Portugal einige bissige Fragen gefallen las­ sen musste, konnte sich Liechtensteins Martin Andermatt gemütlich zurücklehnen und den Triumph genlessen. Ganz anders war die Stimmung bei Portugal-Trainer Scolari, der viele Fehler in seinem Team aus­ machen konnte. «Wir haben heute viele Fehler gemacht. So war das erste Gegentor das Resultat eines Fehlzuspiels im Mittelfeld. Wir wa­ ren schlecht organisiert. Nach.dem 2:0 haben die Spieler gedacht, dass das Spiel bereits im Sack war», ha­ derte Scolari 
mit der Leistung und Einstellung seines Teams. «Iin Russland-Match müssen wir ganz 
anders auftreten», so der portugie­ sische Teamchef weiter. An­ schliessend entschuldigte sich Sco­ lari beim Publikum im Rheinpark­ stadion: «Ich danke den Fans für die Unterstützung und möchte mich gleichzeitig für die gezeigte Leis- . tung entschuldigen.» Scolari musste sich einige bissige Fragen der portugiesischen Medien- vertreter gefallen lassen. «So etwas kann passieren», konterte Scolari auf die Frage, wo der geforderte Res­pekt 
gegenüber dem Gegner geblie­ ben sei. Die Stimmung bei den Por­ tugiesen war an der Pressekonfe­ renz greilbar explosiv. Man wich der direkten Frage nach dem Rück­ tritt gerade noch aus. Die nächsten Tage dürften für Scolari aber alles andere als angenehm werden. Er und sein Team reisen nach Portugal zurück." wo am Mittwoch das Spiel gegen Russlaild steigt. Es bleibt ab-, zuwarten ob Scolari bis am Mitt­ woch noch im Sattel sitzt. BILDIMPRESSIONEN VOM LIECHTENSTEIN - PORTUGAL «Es hat einfach alles gepasst» FL-Kicker bejubeln Remis wie einen Sieg— Portugals Stars bitter enttäuscht I. Slowakei 15: 3 
in 2. Portugal 
8: 2 3. Rsllan(l 4.-Russland." 5. Uliland 6.Liechtenstein 7. Luxemburg 
6: 5 6 5: I 4 5: 9 3 3:11 1 4:15 0 Bisher gespielt: Liechtenstein - Estland 1:2. Slowakei - Lu- , xemburg 3:1. Russland - Slowakei 1:1. Estland - Luxemburg 4:0. Lettland - Portugal 0:2. Luxemburg - Lettland 3:4. Slowa­ kei - Liechtenstein 7:0. Portugal - Estland 4:0 Die nlichsten Spiele. Mittwoch, 13. Oktober: 17.00 Uhr: Lettland - Estland (in Riga). 20.00: Luxemburg - Liechtenstein (in Luxemburg). 22.15: Portugal - Russland (in Lissabon). 
VADUZ - Dass sich ein Unent­ schieden für das eine Team wie ein Sieg und für das andere wie eine Niederlage anfühlen kann, zeigen die Aussagen der freu­ dentrunkenen FL-Kicker wie auch die der bitter enttäusch­ ten Portugiesen. Mario Frick: «Es war sensationell, dass wir nach dem 0:2 die Köpfe nicht hängen gelassen und wieder ins Spiel gefunden haben - obwohl uns alle schon abgeschrieben ha­ ben. Portugal wurde sehr nachläs­ sig, was wir für einmal eiskalt aus­ nutzen konnten. Das Spiel hat uns zwar sehr viel Kraft gekostet, doch der Erfolg setzt für das Luxemburg- Spiel neue Energien frei.» Thomas Beck: «Was soll ich da­ zu sagen, ich habe so lange auf mein erstes Tor in der National­mannschaft 
gewartet, und ausge­ rechnet gegen Vize-Europameister Portugal gelingt mir ein sehr wich­ tiger Treffer. Ein Tor, das einen Punkt in der WM-Qualifikation wert ist. Ich bin überglücklich.» Daniel Hasler: «Ich kann das Gefühl nach dem Schlusspfiff ei­ gentlich gar nicht beschreiben. Man schaut auf die Anzeigetafel und sieht das 2:2 und ..fragt sich, kann das sein? Ich habe schon schöne Momente erlebt in meiner Fussballkarriere, aber dies ist ein ganz spezieller. Die Mannschaft hat in den letzten Monaten und Jahren mehrmals bewiesen, dass sie guten Fus'sball spielen kann, dennoch hat es nie ganz gerreicht. Heute haben wir wirklich eine su­ per 
Partie gespielt und nehmen ver- ilientermassen einen Punkt mit. Nach dem 0:2 haben die Portugie­sen 
gedacht, die Sache wilre geges­ sen. Nach unserer Torausbeute hät­ ten wir eigentlich 3:1 gewonnen. Ich habe versucht den Ball wegzu­ bringen, bin aber mit dem falschen Fuss drangekommen. Wenn ich ihn durchgelassen hätte, wären hinter mir zwei Portugiesen gestanden, die das Tor gemacht hätten. Ich ha­ be schon mehrere Eigengoals ge­ schossen und habe einfach gedacht, es geht weiter und die Mannschaft hat das bewiesen und verdient ei­ nen Punkt geholt. Ich muss allen ein grosses Kompliment ausspre­ chen. Heute hat einfach alles ge­ passt auch die Stimmung im Sta­ dion war sensationell.» Hcldcr Postiga: «Das 2:2 ist ein unglückliches Resultat für uns. Wir haben 
nicht erwartet, hier so viel Mühe zu haben, wir dachten wir würden eine gute Partie spielen 
und unseren vielen Fans einen schönen Abend bescheren. Aber \vir haben zwei Tore kassiert, die auf internationalem Niveau nicht passieren dürfen. Wir müssen nun analysieren, was schief gelaufen ist und es dann abhaken, denn es war­ tet bereits das nächste schwierige Spiel auf uns. So wie wir heute auf­ getreten sind, werden die Spieler unseres nächsten Gegners Russ­ land keine Angst vor uns haben.» Jorge Andradc: «Es gibt immer wieder Überraschungen im Fuss­ ball und der Ball ist für beide Teams rund. Doch das ist eine ganz schlechte Situation für uns. Wir müssen gegen Liechtenstein mehr als gegen jeden anderen Gegner ge­ winnen. Solche Dinge kann man nicht vergessen, man muss sich daran erinnern, damit sie nie wie­ derpassieren.» (lcni/cf) T r- »j— ~ • f
	        

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