Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DIE WIRTSC HA FT SN ACH RIC H T E N F Ü R LIE C H T E N ST EIN SAMSTAG, 9. OKTOBER 2004 
SEITE 13 GUTE GRÜNDE Warum Sammler ihr Vermögen für die Kunst einsetzen und Banken sich für Archiv tektur engagieren. 13 VOLKS BLATT 
NEWS Liechtenstein-Präsentation bei Tagesanbruch ESCHEN- Mit einem nicht alltäglichen Auftakt starteten gestern Freitagmorgen über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ein- kaufsorganisation des Bereichs Lenkungen der ThysssenKrupp Presta-Gruppe zu einem Workshop. Ziel der Arbeitstagung war ein weiterer Schritt zur Integration von Thyssen- Krupp Steer-Tec Mitarbeitern und Mitarbei­ terinnen in die Presta Gruppe. ThyssenKrupp Prosta Steer Tee ist der Name der ehemali­ gen Lenkungsproduktion von Mercedes Benz, die zu Beginn dieses Jahres von Thys­ sen Krupp Automotive mit dtir Presta-Grup-' pe zusammengeführt .wurde. Um namentlich die aus Deutschland angereisten Milarbei- ter/-innen vor dem Workshop mit dem Stand­ ort Liechtenstein vertraut zu machen, wur­ den um 7 Uhr früh auf der Höhe des «Joda- böhcl» - unmittelbar neben der Presta - In­ formationen über die Geschichte Liechten­ steins und über den Werdegang der Presta vermittelt. Der aufgehende Tag liess den Blick von diesem ausgewählten Standort immer weiter ins Land, in die Berge und über die Grenzen schweifen. Nach einem kleinen Frühstück ging es an die Arbeit. Eine Weinprobe aus dem Eschner Weingut Castello (Hubert Gstöhl) und ein abendlicher Spaziergang in den hinteren Schellenberg mit einem Kiis- knöpfle-Essen im «Löwen», rundeten das Liechtensteiner Rahmenprogrmm des Workshops zusätzlich ab. Für Idee und Orga­ nisation zeichneten der Personalverantwort­ liche des Lenkungsbereiches der Presta, Ma­ rio Gniigi sowie Günther Wagner ( Einkaufs­ und Quälitätsbereich) verantwortlich. Die Liechtenstein-Präsentation im Lichte des aufgehenden Tages übernahm der Bcreichs- leiter Personal der Presta-Gruppe, Markus Büchel. (PD) 3000 Kunden sitzen fest AMSTERDAM - Mindestens 3000 Kunden der holländischen Billigflüglinie V-Bird ha­ ben ihre Flüge am Freitag nicht antreten können. Das in Maastricht ansässige Unter­ nehmen mit Heimatflughafen Weeze am Niederrhein nahe der holländischen Grenze stellte den Betrieb ein. Als Begründung gab Sprecherin Claudia Maria Hövel Finanzprob­ leme an. Der niederländische Finanzier Erik de Vlieger habe Verhandlungen Uber eine zu­ sätzliche Gelder unerwartet abgebrochen. In Weeze, einem ehemaligen Militärflugplatz, der auch vom Billigfliegcr Ryanair genutzt wird, sassen am Freitag über 100 Passagiere fest. Ihnen boten die Konkurrenten German- wings und Deutsche BÄ preisgünstige Er­ satzflüge an. (sda) 
ANALYSE Der FC Vaduz hat vor einiger Zeit eine Kapi­ talerhöhung beschlos­ sen. Eine Analyse von Franz Schädler. 
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STATISTIK Wie sich die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz, nachdem sich die Wirtschaft erholt hat, entwickelt. 16 
BÖRSE Aktien, Devisen und Obligationen,, Wie sich die Kurse an der Böse in Zürich entwickelt haben. 
18 Kunst ist Chefsache Unternehmen verstehen sich als Kulturförderer und Kunstvermittler VADUZ/SCHAAN - Es gibt gute Gründe, dass private Sammler ihr Vermögen für die Kunst ein­ setzen oder Privatbanken sich für Architektur und Kunst enga­ gieren. Für Liechtensteiner Unternehmer ist Kunst Invest­ ment und Lebensgefühl. «Kornella Pfeiffer Manchmal reicht ein Blick - und die Welt scheint so viel weniger chaotisch,, so viel freundlicher. Ge­ mälde, Skulpturen, Symphonien, Filme, Bücher führen uns zu Mo­ menten winzigen Glücks. Der Geist und fast jede Faser des Körpers rea­ gieren auf gute Kunst. So gibt es sie noch in Liechtenstein, die klassi­ schen Privatsammler, die - anhand kunstgeschichtlicher Expertise gut informiert - mit Kunst leben. Und an dieser Lebensart lassen sie Kun­ den, Mitarbeiter, Freunde teilhaben - und gelegentlich auch die Öffent­ lichkeit. Die Wirtschaft machts möglich Eine Wandtafel mit den Namen von Donatoren erzählt von der Entstehung des Kunstmuseums Liechtenstein. Eine Gruppe fi­ nanzkräftiger Kunstfreunde - In­ dustrielle, Hanken, Treuhänder, Anwälte, die «Hauptstadt» Vaduz - taten sich zusammen, um das Museuni zu bauen und im Jahr 2000 dem Land Liechtenstein zu schenken. Die Fassade des grossen monolithischen Baus gilt als Mei­ lenstein der Betonkunst. Die Klar­ heit der Architektur schafft einen Ort mit städtischem Charakter - den einzigen im Land. Natürlich - auch hinter dem Paul-Klee-Zentrum in Bern oder der Fondation Beyeler in Basel stehen Mäzene. Und längst gehört in den Unternehmen in den USA und Europa das Ankaufen von Bil­ dern und Skulpturen zum guten Ton. Industrieunternehmen, Versi­ cherungsgesellschaften und Ban­ ken schmücken ihre Häuser mit Kunst. Meist passend zu hochka­ rätiger Architektur. Das Engage­ ment der liechtensteinische Wirt­ schaft aber zeigt zugleich eine Art Mitverantwortung für die Gemein­ schaft. Skulpturale Architektur Ein Beispiel in Vaduz ist das Ge- saintkunstwerk Centrum Bank, das die Ludwig Marxer-Familienstif- tung erbauen liess: ein ausdrückli­ ches Bekenntnis zum Finanzplatz Liechtenstein. Die skulpturale Ar­ chitektur der Centrum Bank spie­ gelt eine Lebens-, Denk- und Ar­ beitsweise wider - das Konzept stammt vom international bekann­ ten Architekten Hans Hollein. Wer den grau-grünen Solitär betritt, spürt und versteht Seriosität, Kom­ petenz, Umsichtigkeit und 
Innova­In 
Liechtenstein gibt es sie noch, die klassischen Privatsammler, die mit Kunst leben. tionsgeist - ohne danach zu fragen. Für das Kulturengagement der Wirtschaft in Liechtenstein gilt wie anderswo auch: Mäzenatentum, Kultursponsoring, Kunstförderung liegen nah beieinander. Ausserdem zeigt sich: Über Preise, Budgets, Flops oder gar Wertsteigerungen spricht niemand. Ein Unterschied zu Schweizer Grossunternehmen aber bestellt, wo manche Sammlung, die ihren Anfang einem kunstbegeisterten Manager verdankt, mit dem Ab­ gang des Chefs wieder verküm­ mert: Zur Chefsache Kunst gehören neben Begeisterung Sammlungs­ konzepte und Kuratoren. Lebensgefühl und Glücksformel Eine Sammlung der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart baut der Martin Hilti-Familien-Trust auf, inspiriert von der Leidenschaft Michael Hiltis, des Verwaltungs­ ratspräsidenten der Hilti AG. Ge­ mälde von Fernand Ldger, Auguste Rodin, Max Bill, Piet Mondrian, Mark Rothko, Heinz Mack oder Gottfried Honegger spiegejn nicht nur Investment, sondern Lebensart. Selbst in der Kantine des Konzern­ hauptsitzes in Schaan. «Skulpturen dieser Qualität ge­ hören in den öffentlichen Raum, sollen Teil unseres Lebens sein, sollen Freude machen. Sie sollen aber auch zum Denken und zum Nachdenken anregen», schreibt Michael Hilti. Und meint damit die «Unendliche Schleife», eine Leih­ gabe ans Kunstmuseum Liechten­ stein. Und zum ersten Mal zeigt das Museum von Mitte Februar bis Mai 2005 einen Querschnitt aus der jun­ gen Sammlung der Hilti art founda- tion. ,/V 
Diesem Risiko der Prüfung, Neugierde und Kritik stellt auch der Rechtsanwalt und Treuhänder Herbert Batliner einen kleinen Teil, seiner Privatsammlung ab 23. Okt­ ober 2004 in Salzburg im neuen Museum am Mönchsberg. Bislang nur ein einziges Mal, 1998 im Kunstforum Wien unter dem Titel «Monet bis Picasso», präsentierte Herbert Batliner seine hochklassi- ge Sammlung für das öffentliche Auge. Wer Batliners Kanzlei in Vaduz betritt, spürt Investment wie Le- bensgefühl. In allen Bildern - ob von Henri de Toulouse-Lautrec, Pierre-Auguste Renoir, Raoul Duy, Emil Nolde, Lyonel Feininger, Marc Chagall, Amedeo Modiglia­ ni, Paul Klee, Wassily Kandinsky - ist es die Leuchtkraft der Farbge­ staltung, die seit 40 Jahren die Pas­ sion Herbert Batliners weckt. Sei­ ne Privatkollektion erstreckt sich von der Klassischen Moderne bis zur Kunst des Neoexpressionisten Georg Baselitz. Kunst am Arbeitsplatz ' «Being good in business is the most fascinating kind of art», poin­ tierte Andy Warhol das Spannungs­ feld zwischen Kunst und Wirt­ schaft. Die VP Bank in Vaduz ent­ wickelte daraus in 20 Jahren ein ganz eigenes Konzept: «Kunst am Arbeitsplatz» soll auf allen hierar­ chischen Stufen der Privatbank Denkinipulse auslösen. Bilder und Skulpturen sollen die Lebensqualität der Mitarbeiter und den Dialog mit den Bankkunden fördern. In allen Räumen begegnet man internationaler und auch regio­ naler Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Kunstver­mittlung 
ist die eine Schiene. Über­ dies fördert die Bank liechtenstei­ nische Künstler. Über Projektwett­ bewerbe, und zwar wenn es darum geht, über die Bebilderung eines neuen Gebäudes zu entscheiden. Kulturförderung gilt auch in der Chefetage der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) als Win-Win-Si- tuation. Selbst mit so widerspens­ tigen Bildern, wie denen des inter­ national bekannten Rheintalers Jo­ sef Ebnöther. Natürlich finden sich in der Sammlung der LLB interna­ tionale Namen wie Hans Arp, Max Bill, Gottfried Honegger. Boden­ ständig verfolgt die Bank aber aus­ drücklich eine Kaufpolitik, die re­ gionale Kunst und Künstler Von Qualität fördert. Keine Zahien und Daten für Liechtenstein Liechtensteinische Unternehmen sind Sponsoren von Ausstellungen im Kunstmuseum, der Internationa­ len Meisterkurse für Jazz und Klas­ sik oder von archäologischen Aus­ grabungen in Alexandria. Und vie­ lem mehr. Die Unternehmen vertil­ gen Uber «Kulturbudgets». Für Liechtenstein gibt es bislang aller­ dings keine Daten über Kulturaus­ gaben, Sponsoring und Mäzenaten­ tum der Wirtschaft. Wie in der Schweiz geht der Lö­ wenanteil auf das Konto der gros­ sen Industrieunternehmen und der grossen Banken. Sie unterstützen Theater, Musik und bildende Kunst: die Unternehmen meistens aus einem Gefühl der gesellschaft- . liehen Verantwortung, der so wich­ tigen Corporate Social Responsibi- lity heraus, die Banken setzen Kul- tursponsqring auch als Kommuni­ kationsmittel ein. % -!¥;• 
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