Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MITTWOCH, 4. FEBRUAR 2004 VOLKSI IIVII A 
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EUROPA INSTITUT BLATTI IIMLMIML/ 
AUS DEM GERICHT 
5 LESERMEINUNGEN Oes Guten zuviel? (Gedanken zum Erweiterungsbau des Poli­ zeigebäudes) Nach dem Referendumserfolg von 3658 Stimmen gegen den Kredit von 31 Mio. für die Erweiterung des Polizeigebäudes ver­ sucht unsere Regierung der Bevölkerung immer noch die Notwendigkeit der Erweite­ rung des Polizeigebäudes glaubhaft zu ma­ chen. Um an Überzeugskraft zu gewinnen, wird der Begriff Polizeigebäude zum «Si­ cherheitszentrum» aufgebauscht. Es scheint mir, dass diverse Ämter in das Sicherheits­ konzept miteinbezogen werden müssen, um den Erweiterungsbau des Polizeigebäudes rechtfertigen zu können. Betrachtet man die hohe Anzahl der Referendumsstimmen, so scheint es, dass viele Bürger nicht mehr ge­ willt sind, dieses Projekt in diesem Ausmass mitzutragen. Auch der Ausbau des Stellenplanes auf 130 Polizisten stösst bei der Bevölkerung auf wenig Verständnis, nicht miteingerech­ net die Gemeindepolizist'en (Interessant wä­ re ein Vergleich mit dem benachbarten Kan­ ton St. Gallen). Trotz der steigenden Anzahl Polizisten fühlen sich Einbrecher in Liech­ tenstein offensichtlich recht sicher, wie der geringe Fahndungserfolg der Liechtenstei­ ner Rechtshüter beweist. Aber vielleicht wa­ ren sie zu der fraglichen Zeit gerade mit in­ tensiven Verkehrskontrollen vor Bars und Restaurants sowie mit der Abstrafung von jugendlichen Mofafahrern beschäftigt, um das seit kurzem in Liechtenstein herrschen­ de Sicherheitsrisiko zielgerichtet und konse­ quent aufzubessern. Dieses unschätzbare «Mehr an Sicherheit» sollte uns doch eini­ ges an finanziellem Aufwand wert sein, meint unsere Regierung, damit wir in Liech­ tenstein endlich wieder ohne Angst leben können. Lothar Frick, Schaan Unkalkulierbares Risiko (Zitate aus einem Artikel in der «Allgäuer Zeitung» vom 29. I. 04) . . . Handy-Strahlung: Angst vor Klagellut! Die Versicherungen im In- und Ausland hal­ ten das Risiko der Handystrahlung für «un­ kalkulierbar» und gehen daher auf Distanz bezüglich der Abdeckung möglicher Scha­ densersatzklagen. . . . Grund sind die nicht eindeutig widerlegten Gesundheitsrisiken durch Elcktrosmog.". . . Was nicht kalku­ lierbar ist, kann nicht versichert werden. Das ist ein Grundsatz der Branche, nach den seinerzeitigen Erfahrungen mit Asbest, mit Milliardenzahlungen durch die Versi­ cherungen. . . . Der Schweizer Rückversi­ cherer Swiss Re warnte schon 1996 vor dem «Phantomrisiko» durch Mobilfunk. Die «Winterthur» schliesst seit Jahren eine Haftung für Elektrosmog-Schäden aus­ drücklich aus. Keine Police decke «schlei­ chende Schäden» wie beim Elektrosmog ab. Gegebenenfalls eine Extra-Police, die es aber noch nicht gibt. Mein Kommentar hierzu: Solche Mel­ dungen sollten automatisch von berühmten «Mobilfunk-Experten und Ragebern» (wie /.. B. Herr Dieter Eugster) in ihren PR-Arti­ keln der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden - mit oder ohne fotogenein Porträt des Verfassers. Martin Sommerlad, Triesen Sperrung der Zollstrasse in Vaduz Die unerträglich lange Dauer der Bauarbei­ ten bei einem rund 200 m langen Teilstück der Zollstrasse in Vaduz sowie die Brücken- Erneuerung bei letzterer und demzufolge Schliessung dieser Durchgangsstrasse von August 2003 bis 4. Juni 2004 (!) ist nicht nur rekordverdächtig, sondern für die An­ wohner der Rätikonstrasse und Kirchstrasse mehr als nur eine Zumutung. Als Vergleich: Die vor etwa drei Jahren neu eröffnete durch gebirgiges Hinterland führende und gut 20 km lange Autobahn von Fuengirola nach Marbella, Provinz Mdlaga, wurde in ca. 15 Monaten erstellt. FranzAniann, Kirchstrasse 29, Vaduz 
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  Liechtenstein und die EU Regierungschef Otmar Hasler am Europa Institut der Universität Zürich VADUZ - Auf Einladung der Ge­ sellschaft Schweiz-Liechten- stein hielt Regierungschef Ot­ mar Hasler gestern abend in Zürich einen Vortrag zum The­ ma «Liechtenstein und die EU - ein Jahrzehnt Erfahrungen mit dem EVUR». Das Verhältnis Liechtensteins zur Europäi­ schen Union stand dabei im Vordergrund seiner Ausführun­ gen. Regierungschef Hasler hielt zu Be­ ginn seiner Rede fest, dass er auf die letzten 10 Jahre EWR zurück-" blickend zu einer positiven Evalua­ tion des Assoziationsvertrages zwi­ schen den 3 EFTA-Staaten, Island, Liechtenstein und Norwegen einer­ seits,, und 
der EU andererseits kä­ me. Als Erfolg wertete Hasler vor allem, dass die Einbindung dieser drei Staaten in grosse Teile des EU- Binnenmarktes trotz eines äusserst komplexen Vertragswerks und we­ sentlicher Veränderungen in der Konstellation des EWR und der EU seit 10 Jahren ohne grössere Pro­ bleme funktioniere. Trotz vieler Veränderungen sei das EWR-Ab­ kommen für die drei EFTA-EWR- Staaten ein wichtiges Mittel der Anbindung an die EU auf wirt­ schaftlichem und in gewisser Be­ ziehung auch auf politischem Ge­ biet. In Bezug auf die Schweiz ver­ deutlichte Hasler, dass Liechten­ stein und seinem Nachbarn etwas gelungen sei, was viele als nicht möglich angesehen hatten, nämlich einerseits die Zollunion der beiden, Länder aufrecht zu erhalten und an­ dererseits den freien Verkehr von Personen, Gütern, Dienstleistungen und 
Kapital zwischen Liechten­ stein und der Europäischen Ge 
: meinschaft mit wenigen Ausnah­ men zu verwirklichen. Liechten­ stein konnte dadurch die traditio­ nellen Bande mit der Schweiz auch 
Regierungschef Otmar Hasler sprach gestern in Zürich zum Thema «Liechtenstein und die EU - ein Jahrzehnt Erfahrungen mit dem EVUR». auf wirtschaftlichem Gebiet erhal­ ten und andererseits ein für den Kleinstaat adäquates Integrations­ modell praktizieren. Nachdem die Verträge der «Bilateralen I-Ver- handlungcn» in Kraft getreten sind, haben 
sich die diesbezüglichen Unterschiede zwischen Liechten­ stein und der Schweiz weiter ver­ ringert und die Beziehungen zwi­ schen den beiden Ländern ver­ stärkt, nachdem die EFTA be­ schlossen hatte, die gleiche Ver­ tragsintensität auch zwischen den EFTA-Staaten untereinander aufzu­ bauen. Regierungschef Hasler zog im Verlauf seines Vortrages eine durchaus positive Bilanz der bishe­ rigen 
EWR-Mitgliedschaft Liech­ tensteins. «Dieses Abkommen bringt uns eine stabile vertragliche Grundlage für eine Beziehung zur EU, die über das rein binnenmarkt­ liche hinausgeht. Allein das Fak­tum 
mit diesem grossen und grös­ ser werdenden europäischen Part­ ner ein umfassendes Assoziations­ verhältnis zu haben, ist insbesonde­ re 
für Liechtenstein als sehr klei­ nes, mitten in Europa liegendes Land von nicht zu unterschätzender politischer Bedeutung. Wir können damit in grössenverträglicher Form an 
diesem europäischen Aufbau­ werk teilhaben, das in der langen Geschichte unseres Kontinents ein­ malig ist.» In erster Linie handelt es sich beim EWR um ein Wirtschaftsab­ kommen. In diesem Zusammen­ hang wichtige Faktoren wie der Abbau von technischen Handels­ hemmnissen, die vereinfachten Ur­ sprungsregeln oder der freie Perso­ nenverkehr hob Regierungschef Hasler als deutliche Vorteile für die liechtensteinische Industrie hervor. Wettbewerbsnachteile wie die feh­ lende Zollunion, Probleme der 
Doppelbesteuerung, die Komplika­ tion in unterschiedlichen Währun­ gen zu arbeiten würden durch den Erhalt eines milderen Steuerklimas, einer weiterhin liberaleren Markt­ wirtschaft und tieferer Zinsen am Kapitalmarkt ausgeglichen. Regie­ rungschef Otmar Hasler betonte, dass auch für die Finanzdienstleis­ tungen eine positive Bilanz gezo­ gen werden könne. Eigene Dienst­ leistungsprodukte auf dem grossen europäischen* Markt anbieten zu können, das freie Niederlassungs­ recht und die Anerkennung liech­ tensteinischer Gesetzesregeln ha­ ben neue Märkte auch für liechten­ steinische Finanzdienstleister eröff­ net. «Im Gefolge des EWR haben sich kleine aber qualitativ hoch ste­ hende Märkte für Versicherungs- und Fondsprodukte entwickelt», so Hasler. «Generell hat sich die Wirtschaft durch die Liberalisierung und Kon­ kurrenz Muskeln antrainiert», er­ klärte Regierungschef Otmar Has­ ler die positive Auswirkung auf die beiden Hauptstützen der liechten­ steinischen Wirtschaft, die Export­ industrie und die Finanzdienstleis­ tungen. Abschliessend gab Hasler seiner Hoffnung Ausdruck, dass der EWR weiterhin ein wichtiges Instrument Liechtensteins in seinen Beziehungen zur EU bleibe. FACTS Europa Institut Das EIZ wurde im Jahre 1992 'gegründet und  nwird 
von jeiijptj}'; privatrechtlich •; organisierten < Verein mit.,rund; 1000 Einzel?, und Koijektivmitgliederri getra­ gen. Es arbeitet eng zusammen mit der Universität Zürich, dem Kanton Zürich, dem Zürcher Anwaltsverband (ZAV) und der Stiftung für juristische Weiter­ bildung. Bedingte Strafen Kriminalgericht: Zwei Schuldsprüche VADUZ - Einem Liechtensteiner und einem Schweizer wurde vorgeworfen, im Oktober 2002 eine Bankomatkarte gestohlen und damit zusammen mehrere Barbehebungen durchgeführt zu haben. Der dadurch entstan­ dene Schaden beläuft sich auf über 7000 Franken. Die Ban­ komatkarte gehörte dem Stief­ vater des Liechtensteiners. « Lucas Ebne r Gegen die Angeklagten bestand ausser des Verdachts des Verbre­ chens des gewerbsmässigen Dieb­ stahls, auch der Verdacht der Über­ tretung nach dem Betäubungsmit­ telgesetz (BMG) und der Verdacht der Urkundenunterdrückung. Der Schweizer wurde zusätzlich der ge­ fährlichen Drohung beschuldigt, die er im Laufe der Verhandlung auch zugab. Er hat seinen einstigen Kollegen 
und jetzt Mitangeklagten mit den Worten «Wenn ich wegen dir in den Knast gehe, bist du so gut wie tot» in «Furcht und Unruhe» versetzt. Während der 4,5-stündigen Ver­ handlung (inklusive Beratungspause und Urteilsverkündung) lieferten die zwei Angeklagten je eine Version des Tathergangs, die in den meisten Punkten mit skeptischen Blicken, heftigem Kopfschütteln und geflüs­terten 
Zwischenkommentaren des jeweils anderen quittiert wurde. Lautstarke Auseinandersetzung Als Zeugen waren Mutter und Stiefvater des Liechtensteiners so­ wie drei Bekannte beider Angeklag­ ter geladen. Gemeinsames Merkmal der drei Bekannten: schlechtes Ge­ dächtnis. Einer der drei jungen Männer lieferte sich gar eine laut­ starke Auseinandersetzung mit ei­ nem der Beisitzer, so sehr beharrte er darauf, sich teilweise nicht 
mehr erinnern zu können. Zwei Schuldsprüche Das Gericht verhängte schliess­ lich zwei bedingte Strafen (mögli­ che Höchststrafe: fünf Jahre unbe­ dingt), drei Monate für den Schwei­ zer, sechs Monate für den Liechten­ steiner 
sowie jeweils 500 Franken Busse für den Cannabiskonsum und die Rückzahlung des behobenen Geldes. Beim Schweizer entschied das Gericht, dass es sich «nur» um Diebstahl handelt, beim Liechten­ steiner um gewerbsmässigen. Grund: Entgegen der Aussage des Liechtensteiners kam das Gericht zum Entschluss, dass der Schweizer nur an zwei von zwölf Tagen, an de­ nen Geld behoben wurde, dabei war. Die Angeklagten waren bisher un­ bescholten und nahmen die Bedenk­ frist in Anspruch. 
Zusammenstoss Schwerer Unfall gestern in Schaan \U o! | -TV 
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 4 •' SCHAAN - Am gestrigen Dienstag, um ca. 18.00 Uhr, kam der Lenker ei­ nes Opel Vectra auf der Landstrasse von der Fahrspur ab und kollidierte mit einem korrekt entgegenkommenden Nissan Mlcra. Durch die Kolli­ sion wurde die Beifahrerin im Nissan Mlcra eingeklemmt und unbe­ stimmten Grades verletzt Die aufgebotenen Feuerwehren Vaduz und Schaan konnten die Frau schliesslich aus dem Fahrzeug bergen. Die Ver­ letzte musste mit der Rettung ins Spital Gratis gebracht werden. Die Landstrasse wurde von der Landespolizei während eineinhalb Stunden für den Verkehr gesperrt (Ipfl)
	        

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