Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

I  } 
v» «-v v •. i f 
t DIE KULTURNEWS FÜR LIECHTENSTEIN 
Proble Frühzu Ko'ntaktiere. bitte unse Tel. +4, Liechtensteinische Post AQ! 
f-#. m G*- " Xui FREITAG, 17; SEPTEMBER 2004 MAFIA Was Leoluca Orlando, ehemaliger Bürgermeis­ ter von Palermo, im Ta- Kino zu erzählen hatte. 23 
TT I RÜECHTCNSTEI N SEITE 23 MNEWS Good Vibrations LOS ANGELES - «Smile»,'37 Jahre lang das am meisten beweinte lost album der Pop­ geschichte, erscheint nun endlich doch. 1966 begann Brian Wilson, der seit 1964 seine Beach Boys vom heimatlichen Studio aus lenkte und nicht mehr mit auf Tour ging, mit den Aufnahmen für ein ambitioniertes Kon­ zeptalbum als Antwort Amerikas auf die bri­ tische Popinvasion. Wilsons musikalische Experimente wur­ den immer durchgeknallter, und seine Band­ kollegen waren zunehmend unzufrieden mit dem, was er ihnen zumutete, insbesondere mit den verschrobenen «Smile»-Kliingen zu noch verschrobeneren Texten des Dichters Van Dyke Parks: Sänger Mike Love nannte «Smile» «a whole album of Brian's mad- ness». Die Vorab-Single «Good Vibrations» erschien im Herbst 1966, und die Werbung lief auf Hochtouren. Doch Streit milder Plat­ tenfirma 
-ud die Entfremdung von Wilson und der Band führten dazu, dass «Smile» Anfang 1967 in der Versenkung verschwand. Auf Drängen von Wilsons Frau und Darian Sahanaja, Kopf der Band The Wondermints, ging der verschlossene Star 2000 mit diesen jungen Musikern auf Tour, um den Beach- Boys-Klassiker «Pet Sounds» in voller Län­ ge zu präsentieren. Wie konnte man da noch eins draufsetzen? Am 20. Februar 2004 fand in der Londoner Royal Festival Hall der sen­ sationelle Start der immer noch andauernden «SmiIe»-Welttournee statt. Endlich hatten die Spekulationen der Fans ein Ende, wie das verlorene Jahrhundertalbum wohl hätte klin­ gen sollen. Für die Album-Version, die am 27. Sep­ tember bei No Such Records erscheint, hat Wilson teilweise neue Arrangements ge­ schrieben, die live nicht umzusetzen gewe­ sen wären. Eingespielt wurde das Album in den alten Beach-Boys-Studios, auf alten Röhrcnkonsolen und mit den Musikern der Tour, den Wondermints und den Stockholm Strings and Horns. Wie sagte Brian Wilson am 20. Februar in der RFH: «Our Smile dre- am has come true». (al) Ballett und Wein im Stall FLÄSCH - Für das Fläscher Weinerlebnis hat sich Hansjörg Lampert erneut eine tänze­ rische Note gesichert. Die Ballettschule Alte Traube aus Sargans zeigt einen Querschnitt durch ihr Schaffen. Für die Weindegustation dienen das Fest­ zelt und das ehemalige Stallgebäude an der Hintergasse 81. Das «Ballett im Stall» geht am Sonntag, 19. September, um 15 Uhr über die Bühne. Die Torkel in Fliisch sind am Samstag ab 12 Uhr und am Sonntag ab 11 Uhr geöffnet. (PD) 
BOLLYWOOD Was es im neuesten Bollywood-Streifen im. TaKino in Schaan zu sehen geben wird und wer vertreten ist. 23 
TRAUM Welcher Traum für Bri­ an Wilson in Erfüllung gehen wird und was das mit seiner Musik zu tun hat. 23 
RIETBUCH Was es im neuen Buch über die Rietlandschaft im Rheintal alles zu er­ fahren gibt und wo man es kriegt. 25 Weltbürger mit Identität Lesung und Gespräch mit Leoluca Orlando im TaKino * SCHAAN - Der Ex-Bürgermeister von Palermo und Autor Leoluca Orlando kehrte nach zwei Jah­ ren nach Schaan zurück. Auch sein neues Buch «Der siziliani­ sche Karren» handelt von Zivil­ courage ünd vom Kampf gegen die Mafia. Orlando machte am Mittwoch im TaKino deutlich, dass der Kampf gegen die Ma­ fia letztlich ein Kampf um kul­ turelle Entwicklung ist. • Arno töttle r Leoluca Orlando, bürgerlicher Po­ litiker aus Palermo, früher DC, jetzt «I Democratici», hat sich während seiner Amtszeit als Bürgermeister von Palermo als Revolutionär er­ wiesen. Seit er die Mafia in seiner Heimatstadt in die Schranken ge­ wiesen hat, wird er weltweit als le­ bender Beweis für die Möglichkeit eines gesellschaftlichen Neuan­ fangs herumgereicht, entgegen dem sizilianischen Sprichwort: «Wer rund geboren wird, kann nicht eckig sterben.» Und doch ist sein Leben noch immer bedroht. Orlando war gekommen, um sein neues Buch vorzustellen, allerdings nicht im Rahmen einer herkömmlichen Le­ sung. Orlando ist eher Geschich­ tenerzähler als Schriftsteller. Dazu passt, dass er im vollbesetzten Ta­ Kino weniger las als frei erzählte, und zwar auf Deutsch! Zwei Ge­ schichten las übrigens TaK-Inten- dant Georg Rootering. Orlandos Erzählungen handelten von ihm in Erinnerung gebliebenen 
«Naja, schon gut... aber du, ein Sizillaner, was unternimmst du eigentlich gegen die Mafia?» Begegnungen mit kleinen und gros­ sen Zeitgenossen, eingeleitet von dem Gespräch mit dem Fischer Pe- puccio, der ihm, dem Professore, den Unterschied zwischen (dem si­ zilianischen) Dialekt und einer Sprache erklärte: «Ein Dialekt ist eine Sprache ohne Armee. [...] Die Mafia behauptet, das Sizilianische sei eine Sprache, weil sie eine Ar­ mee hat. Wir müssen das Siziliani­ sche als Sprache bezeichnen, [...) gegen die Armee der Mafia.» Diese 
Episode dient Orlando zur Einfüh­ rung seines immer wiederkehren­ den Bildes vom «sizilianischen Karren», dessen zwei Räder, jenes der Kultur und jenes der Legalität, immer gleich schnell laufen müs- sten, da er sonst im Kreis fahre. Dass die Mafia tief in der siziliani­ schen Gesellschaft verwurzelt ist, ist allgemein bekannt. Orlando geht soweit zu behaupten, die Mafia missbrauche die sizilianische Iden­ tität, ja die Kultur an sich, für ihre 
mörderischen Zwecke, so wie Hit­ ler die deutsche Identität miss­ braucht habe und Bin Laden die is­ lamische missbrauche. Der Respekt vor Recht und Gerechtigkeit geht für Orlando mit kultureller Identität Hand in Hand. «Das Globale mit lokalen Augen zu sehen» ist sein Ziel. Kultur setzt er mit gesell­ schaftlicher Entwicklung gleich, mit Menschenrechten und Freiheit, Werten, die sämtlich über dem der Prosperität stehen. Pink gepudertes Märchen Indien trifft New York im neuen Bollywood-Hit SCHAAN - Bollywood macht glücklich, das beweist das TaKi­ no wieder einmal - mit dem Schmachtfetzen «Kai Ho Naa Ho» (Indian Love Story), der die üblichen Zutaten Bollywoods aufweist: Liehe, Schmerz und rührende Versöhnungsszenen, alles gezuckert mit einer dicke Schicht Song and Dance. «Annette Unn a Die brave Naina muss dringend er­ löst werden. Für die brave Streberin mit der Brille, die verzweifelt ver­ sucht, ihre unglückliche Familie zusammenzuhalten, sind Vergnü­ gen und Spass Fremdworte. Zudem merkt ihr bester Freund nicht, dass seine grosse Liebe vor ihm steht. Nicht lange lässt der Charmebolzen Aman, der vom Himmel geschickt scheint, auf sich warten. Nicht nur zaubert er mit seiner überborden­ den Lebensfreude im Nu ein niedli­ ches Grübchen auf Nainas Wangen, sondern wickelt auch ihre Familie 
Kitsch as Kitsch can: Bollywoods Superstar Shah Rukh Khan bei einer Song-and-Dance Nummer. und die ganze Nachbarschaft in Queens, New York, um seinen Fin­ ger. Bald liebt sie ihn und er sie, doch die Konstellation: zwei Män­ ner und eine Frau, verlangt nach 
mehr: nämlich Schmerz, Verzicht und ein tränenreiches Finale. «Kai Ho Naa Hö» des Regisseurs Nikhil Advani ist der erste Bollywood- Film, der komplett ausserhalb In­diens 
gedreht wurde. Und der Re­ gisseur zeigt alles, was New York an sehenswerten Schauplätzen her­ gibt. Nikhil Advani war vor dem Dreh noch nie jn New York, kannte die Stadt wie jeder Filmfan aber trotzdem sehr gut: in den Filmen Woody Allens und Martin Scorse- ses ist die Stadt mehr als Kulisse: heimliche Hauptfigur, Ikone eines Lebensgefühls. Selbstbewusst be­ hauptet sich der Indian Way of Life in New York. Die Globalisierung und menschliche Mobilität führt nicht zu einem kulturellen Ein­ heitsbrei, im Gegenteil lebt man weiter nach seinen Werten. Auf den Strassen von Queens aber folgt ein fröhliches Miteinander: die in Bol­ lywood üblichen Songs - hier ein Mix aus westlichen und indischen Klängen - werden von allen Bevöl­ kerungsgruppen New Yorks zusam­ men getanzt und sind in sieben ver­ schiedenen Sprachen gesungen. «Kai Ho Naa Ho» von Nikhil Ad­ vani (Indian Love Störy) im TaKino vom 17. bis 20. September 20 Uhr. m- $3 V.,V>iv34«j<
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.