Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 11. SEPTEMBER 2004 VOLKS I 
IIVII AMn KOPF DER WOCHE BLATT 
I I IM LA IM U WAS JETZT BLÜHT 
11 WAS JETZT BLÜHT Diese Woche: Goldrute 
KOPF DER WOCHE RUGGELL - Im Herbst gehören die Kana­ dische Goldrute (Solidago canadensis) und ihre «Schwester» die Spätblühenden Gold­ rute zu den auffalligen Blutenpflanzen. Beide Korbblütler (Familie Asteraceae, Compösitae) kommen ursprünglich aus Nordamerika. Sie sind verwilderte Garten­ pflanzen - von den Imkern um 1930 als Bie- nenpflanzen eingebürgert  T, 
die in der Tal­ sohle sehr verbreitet und in weiterer Aus­ breitung begriffen sind. So können sie unse­ re 
einheimische Flora verdrängen. Im Na­ turschutzgebiet Ruggeller Riet überwachsen die Goldruten grössere Flächen. Die 
mecha­ nische Bekämpfung wäre, wichtig, damit dieser «Neophyt» nicht noch mehr Ried­ pflanzen verdrängt und dadurch das ökolo­ gische Gleichgewicht im Flachmoor beein­ trächtigt. Die Goldruten vermehren sich vegetativ durch! weithin kriechende unterirdische Aus­ läufer und besiedeln aufgelassene Rächen, Dämme und Ufer, auf sommerwarmen, grundfrischen, nährstoff- und basenreichen Böden. Die 50 bis 120 cm hohen, aufrechten Stängel der Splitblühenderi Goldrute sind kahl, teilweise weiss bereift und glatt. Die Kanadische Goldrute wird bis 200 cm hoch. Ihre Stängel sind oben flaumig behaart. Im Blütenstand verzweigen sich die Stängel. Die Blätter sind lanzettlich mit gesägten Rändern, vorwiegend am Stängel sitzend. Bei der Kanadischen Goldrute sind die Blät­ ter unterseits dicht behaart, bei der Spätblü­ henden Goldrute meist nur 
am Blattrand rau behaart. Die Blütenstände bestehen aus hunderten kleinen Körbchen in einseitigen Rispen. Die Körbchen sind um 5 mm lang. Die Zungen- biUten werden kaum länger als die Röhren­ blüten. Die Früchtchen sind nur 1mm lang, mit einem etwa 3 mm langen Pappus. Die Blätter der Sölidago-Arten enthalten bis zu 4 Prozent Kautschuk und wurden zu dessen Gewinnung (nicht bei uns) versuchs­ weise angebaut. Neuerdings wird das Kraut der Goldruten arzneilich als harntreibendes Mittel verwendet. Josef Biedermann Diese Volksblatt-Rubrik wird von Josef Biedermann im Namen der Botanisch- Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein- Sargans-Werdenberg (BZG) betreut. ' Kontakt:  josef.biedermann@LG-vaduz.ii . FBP-TERMIN Wer trifft am besten? VADUZ - Am Samstag, 18. September um 14 Uhr findet ein Kleinkaliber-Schiessen bei den Kleinkaliber-Schützen in Vaduz (Loch­ gasse, vis ä vis Schrebergärten) statt. Der Bewerb beginnt um 14 Uhr und dau­ ert bis ca. 18 Uhr. Beim gemütlichen Aus­ klang findet eine Preisverleihung statt. Es wird eine Teilnehmergebühr von 25 Franken erhoben. Darin enthalten ist alles, was es zum Schiessen braucht, inklusive eines Es­ sens. Anmeldung per Telefon 237 79 40 oder per E-Mail   andrea.schaedler@fbp.li . FBP 
«Wie Musik in den Ohren» Erich Vogt über den starken Willen und alte Maschinen BALZERS - «Ich bin halt kein Stu­ benhockers sagt Erich Vogt. Er ercahlt viel und gerne von sei­ nen Hobbies von früher und jetzt*. Eines davon sind alte Land­ maschinen, die er selbst restau­ riert. Gerade erst hat er mit so einer Maschine das Geschick- lichkeitsfahren gewonnen. • Tamara Frommel t Am 5. September fand das Oldie- Geschickliclikeitsfahren zum zwei­ ten Mal statt. Organisiert hat es der vor drei Jahren von Erich Vogt mit- gegriindete Verein «Freunde alter Landmaschinen». «Der Sieg war ein Zufall», sagte mir Vogt bereits am Telefon. «Es gab zuletzt etwa. fünf Fahrer die an einem Hindernis scheiterten. Der Punkteunterschied war gering.» Die Idee für das Ren­ nen kam von ihm und seinem Bru­ der. Die beiden haben schon an Ge- schicklichkeitsfahrten mit neuen Traktoren teilgenommen. Das Interesse gilt aber den alten. An den Start ging Vogt mit einem Deutz, Jahrgang 48. «Je älter, desto bes­ ser.» Es gehe ja um den Plausch und ums genaue Fahren, eine Stoppuhr gebe es nicht. Während . unseres Gesprächs ruft Vogt seine Schwägerin an, sie solle ihm doch noch eine Rangliste und eine Hin­ dernisbeschreibung vorbeibringen. «Sie ist die Managerin des Ver­ eins.» Vogt selbst ist Schriftführer. «Vor drei Wochen haben wir mit dem Verein einen Ausflug ans 01- dietreffen in Klettgau (D) gemacht. In zwei Tagen 17 000 Zuschauer! Wir wollen auch grösser werden.» Mit seinem Bruder besuchte Vogt zudem ein Treffen in England. «Man muss auf dem Laufenden sein.» Der Bruder holte sich bereits zwei Oldies aus Kanada. «Es ist schon eine teure Sache. Allein der Import kostet bis zu 4000 Fran­ ken.» «Papas Baby» «Was ist so faszinierend an die­ sen Oldies?» will ich von Vogt wis­ sen. «Der Kick ist, sich einen billi­ gen Traktor zu kaufen, ich habe zum Beispiel einen für 700 Franken erworben, Jahrgang 56, und ihn . dann selbst zu restaurieren. Das dauert an die zwei Jahre. Wenn er dann fertig ist und ich ihn laufen lasse, ist das wie Musik in den Oh­ ren», strahlt Vogt. «Er hat einen ganz anderen Klang und es macht mir jeden Tag mehr Freude. Natür­ lich hilft man einander bei dieser Arbeit, aber im Prinzip will jeder selbst in seiner Garage werkeln. . Der Anreiz: Jeder will den Schöne­ ren haben. Bei der Entstehung des Vereins hatte jeder seinen eigenen Traktor, jetzt sind von überall her welche hinzugekauft worden. Plötzlich sieht man wieder einen Neuen.» .Jeder habe so seinen eigenen Markenfavorit. Vogt steht auf engli­ sche Traktoren, das Land hat ihn schon immer fasziniert. Sein Ziel ist es aber, einmal einen urchigen Amerikaner herzuholen. «Das Problem dabei sind aber die Be­ standteile, die es meist nur im Her­ kunftsland gibt.» Ich frage Vogt, wo er das Restaurieren gelernt ha­ be. «Das ist eine gute Frage. Von 30 Männern im Verein haben zehn das Flair dafür. Man muss ein Allroun­ der sein, braucht viel Geduld und Begabung^.Ich habe halt einen un­ heimlichen Willen. Ich bin zum Beispiel kein guter Maler. Mir ist 
Er ist ein bodenständiger und irgendwie angefressener Traktorfan: Erich Vogt aus Balzers. wichtig, dass er tadellos läuft, egal ob die Farbe nicht so perfekt ist.» Vor viereinhalb Jahren hat Vogt seinen ersten Oldie restauriert. Er und sein Bruder haben zusammen 20 Traktoren. «Aber nicht alle lau­ fen», lacht Vogt. In diesem Jahr hat er sogar auf Ferien verzichtet. Was sagt denn die Familie zu diesem aufwändigen Hobby? Meine Toch­ ter hat schon gefragt: «Was tun wir mit diesem alten Plunder?» Sie hat aber Verständnis, sagt meist nurr «Der Papa ist wieder bei seinem Baby!» Kulturgüter, kein Plunder Traktoren werden in der Land­ wirtschaft eingesetzt. Vogt ist aber kein Bauer. «Mein Bruder ist Bau­ er. Wir kommen aus einer Familie mit zehn Kindern und sind alle mit <burna> gross geworden. Mein Va­ ter hat 1967 seinen ersten Traktor gekauft, sonst haben wir immer al­ les von' Hand gemacht.» Bei alten Gerätschaften wie Erntemaschinen, die es heute nicht mehr gibt, macht die Sammelleidenschaft nicht Halt. Auch diese restauriert Vogt. «Das sind Kulturgüter. Mein Bruder und ich haben ein Privatmuseum und schon eine schöne Sammlung zu­ sammen.» Vogt bedauert, dass sie noch kein Vereinslokal haben, wo sie die Geräte ausstellen könnten. «Viele Menschen haben kein Ver­ ständnis mehr, nennen es, alten Plunder.» Dabei stammen wir alle von Bauern ab. Balzers war ein Bauerndorf und ich getraue mich das noch mit Stolz zu sagen. Zu solchen Menschen sagt Vogt dann: «Ich kann mich noch erinnern, als Sie auch noch neben dem Mist­ stock gelebt haben.» Man müsse direkt sein, alles andere nütze nichts. Er will aber auch gesagt ha­ ben, dass es viele Leute gibt, die den Verein unterstützen. Eine andere Leidenschaft Erich Vogt und ich sitzen nicht ohne Grund im Büro des Feuer- wehrkommandanten, das sich gleich neben seinem Arbeitsplatz befindet. Er ist schon seit 35 Jahren bei der Feuerwehr, war 12 Jahre lang Kommandant, neun Jahre lang 
Stellvertreter und 25 Jahre lang In- struktor. Ein Jahr nach dem Höfle­ brand gab er das Amt des Kom­ mandanten ab. «Ich glaube, ich habe den richtigen Zeitpunkt ge­ wählt», sagt Vogt ruhig und nach­ denklich. «Ich möchte solchii Nächte nicht mehr miterleben. Ich konnte drei Tage lang nicht schla­ fen, bis ich alles verdaut habe.» Heuer tritt er auch als Instruktor zu­ rück. «Ich war damals der erste in der Gemeinde. Es war eine schöne Zeit. Ich bin viel herumgekommen, habe über 100 Kurse gegeben, ei­ nen sogar in Holland. Es war schön mit den Jungen zu arbeiten und ih­ nen etwas weiterzugeben. Man ist fasl ein Pädagoge. Das Auftreten ist wichtig.» Der Grund 
fürs Aufhören liegt für Vogt bei den Maschinen: «Heute geht alles automatisch, Ma­ schinenkenntnisse sind nicht mehr gefragt. Das ist schade.» Das glaubt man ihm aufs Wort. Er, der doch das Innenleben so gut kennt. «Ich bin halt ein Allrounder.» Holz statt Metall Von den Maschinen zur Natur: Erich Vogt arbeitet zwar im Was­ serwerk, hat aber davor 12 Jahre lang im Wald gearbeitet. «Mich hat Holz schon immer mehr interes­ siert als Metall.» Aus gesundheit­lichen 
Gründen musste er wech­ seln, aber die Waldarbeit gefällt ihm heute noch besser. «I bi halt an Holziga», sagt er nur. Schon als Junge half er seinem Vater, der nicht hur im.Feld, sondern auch im Wald arbeitete. ,Heute 
ist das Hol­ zen ein weiteres Hobby von Vogt. «Im Winter lassen wir die Trakto­ ren ruhen», erklärt er. 
1 Dann geht es in den Wald. In Balzers ist dieser für eine gewisse Zeit offen, nach Absprache mit dem Förster kann Brennholz gesammelt werden. Wieder erklärt Vogt: «Ich bin ein Allrounder. Ich mache alles.» Im Wasserwerk schätzt er das gu­ te Arbeitsverhältnis und erklärt stolz: «Wir machen alles selber, den ganzen Weg vom Pumpwerk bis zum Verbraucher.» Vogt ist zu­ ständig für Trinkwasser, Leitungs­ bau und -unterhalt und Hydranten- kontrollen. «Was soll ich Ihnen noch erzäh­ len?» fragt Vogt am Schluss des Gesprächs. Er rede halt gerne, sei aber auch froh, nach Hause zu kommen. In den verdienten Feier­ abend. Vielleicht geht er aber auch noch zu seinem Baby, dem Ford- son, der noch nicht ganz fertig restauriert ist. Am nächsten Gc- schicklichkeitsfahren wird er näm­ lich mit ihm in den Parcours gehen. ZUR PERSON Name: Erich Vogt Alter: 55 Zivilstand: verheiratet, ein Kind Beruf: Sanitär-Installateur Hobbies: Oldtimer-Traktoren, Feuerwehr, Reisen: Er sieht gerne Western-Filme. Früher fuhr er Hornschlitten. Stärken: « Ich hab einen unheim­ lichen Willen.» Schwächen: «Ich kann nicht nein sagen.» .• Wunsch für die Zukunft: «Ge­sundheit. 
Geld hat mich nie inte­ ressiert, es hat immer gereicht. In einer Grossfamilie lernt man Spa­ ren.» Und: «Ich möchte mich nur noch mit Oldies befassen, ein Museum führen und reisen.» Termin: «Am 13. August 2005 führen wir im Gemeindesaal Bal­ zers ein Oldietreffen durch und möchten der Öffentlichkeit 
unse­ re Geräte präsentieren. Dann ha­ ben die Leute vielleicht mehr Ver­ ständnis.» Das sagt Erich Vogt Uber sich selbst: «Ich bin ein Frühaufste­ her. und der Kachelofen ist mir im Winter das Wichtigste. Ich bin ein seelenguter Mensch.»
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.