Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

FREITAG, 30. JANUAR 2004 
VOLKS| 
lAflDTCr*U A CT MANNESMANN-PROZESS BLATTl 
Win 
I ÖV/ÜMP I LAFV-GASTBEITRAG 
10 KOMPAKT Pharmakonzern Eli Lilly mit Umsatzsteigerung NEW YORK - Der US-Pharmakonzern Eli Lilly hat 2003 14 Prozent mehr verkauft als im Vorjahr. Der Gewinn nach Sonderpos- ten sank aber um 5 Prozent auf 2,56 Mrd. Dollar. Der Jahresumsatz betrug 12.58 Mrd. Dollar, wie der Konzern am Donners­ tag mitteilte. Auf Basis der Umsatzzahlen von 2002 lag Eli Lilly auf Platz 11 der Lis­ te der grössten Pharmakonzerne der Welt. Das vierte Quartal endete mit einer Um­ satzsteigerung von 17 Prozent auf 3,47 Mrd. Dollar. Der Gewinn nach Sonderpos­ ten in der gleichen Periode stieg gegenüber dem Vorjahreswert um 1,5 Prozent auf 747,2 Mio. Dollar. Sinkender Umsatz •.* mit mehr Gewinn CHICAGO - Der US-Flugzeughersteller Boeing hat im vierten Quartal den Gewinn stärker als von Analysten erwartet gestei­ gert. Der Airbiis-Konkurrent steigerte den Gewinn auf 1,11 Mrd. Dollar, nach 590 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum. Dies •entspricht einem Gewinn pro Aktie von 1,37 Dollar (Vorjahr: 0,73 Dollar). Grund dafür seien vor allem Steuerrückzahlungen, teilte Boeing am Donnerstag vor US-Bör- senbeginn mit. In dem Ergebnis seien Steu­ errückzahlungen in Höhe von 0,87 Dollar je Aktie enthalten. Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn je Aktie von 0,46 Dollar gerechnet. Der Umsatz sei um 4 Pro­ zent gesunken auf 13,2 Mrd. Dollar, teilte Boeing weiter mit. Spekulationen über «Weissen Ritter» PARIS - Nach der einstimmigen Rücken­ deckung durch seinen Aufsichtsrat hat Aventis-Chef Igor Landau den Pharmakon­ zern auf einen monatelangen Kampf gegen eine feindliche Übernahme durch Sanofi eingeschworen. Dabei sei die Suche nach einem «Weissen Ritter» eine Möglichkeit, sagte Landau am Donnerstag. Doch bevor­ zuge er weiter «das organische Wachstum von Aventis, so wie es heute besteht». Die IG BCE warf der Regierung in Paris Wett­ bewerbsverzerrung vor. Landau nannte das 48-Milliarden-Euro Angebot des französi­ schen Konkurrenten «lächerlich». Aventis sei rund 30 Prozent unterbewertet und des­ halb sei eine Offerte uninteressant, wenn sie nicht mindestens 40 bis 50 Prozent über dem aktuellen Börsenwert liege. Mit Erlös keinesfalls Haushaltstöcher stopfen .FRANKFURT/BERbjN -.Die Bundes­ bank erwägt einen TeilveHcauf der Goldre­ serven und will das Geld in Forschung und Bildung 
investieren. Der Vorstand be- schloss, beim bevorstehenden Abschluss ei­ nes erneuerten Goldabkommens, eine Ver­ kaufsoption für etwa 120 Tonnen Gold jährlich anzumelden. Die Zinsen aus den angelegten Verkaufserlösen sollen aber nicht in den allgemeinen Haushalt fliessen, sondern für klar definierte Zwecke verwen­ det werden. Hier sei der Gesetzgeber ge­ fragt, sagte ein Sprecher am Donnerstag in Frankfurt am Main. Die Bundesbank ver­ fügt mit knapp 3500 Tonnen über die zweit­ höchste Goldreserve der Welt. Gillette mit Rekordgewinn BOSTON - Der weltgrösste Rasierklin­ gen- und Batteriehersteller Gillette hat 2003 vor allem dank eines starken Batterie­ markts einen Rekordgewinn verbucht. In den USA führten Stromausfiille und die Terrorängste zu einem kräftigen Anstieg des Batterieverkaufs. Das Unternehmen verdiente 1,4 Mrd. Dollar gegenüber einem Gewinn von 1,2 Mrd. Dollar im Vorjahr. Das teilte die in Boston ansässige Gesell­ schaft am Donnerstag mit. Gillette setzte im vergangenen Jahr 9,3 (8,5) Mrd. Dollar um. Der Umsatz im vierten Quartal legte im Vergleich zum Vorjahresabschnitt um vier Prozent auf 2,6 Mrd. Dollar zu. 
Veröffentlichung Ackermann-Verteidiger sieht Auffassung bestätigt DÜSSELDORF - Der frühere Mannesmann-Chef Klaus Esser hat selbst grünes Licht für die öffentliche Bekanntmachung seiner Millionenprämie gege­ ben. Einer der leitenden Mitar­ beiter der Mannesmann- Rechtsabteilung berichtete vor dem Düsseldorfer Landgericht, er selbst sei unsicher gewesen, ob die Prämie in Höhe von 15,9 Millionen Euro in einem Londo­ ner Dörsenprospekt enthalten sein müsse. «Dr. Esser hat dann am Ende ge­ sagt, schreiben wir es rein.» Die Bekanntgabe der Rekordprämie nach der Übernahme von Mannes­ mann durch Vodafone hatte zu ei­ nem Aufschrei der Empörung in Deutschland und zu ersten staats­ anwaltschaftlichen Ermittlungen geführt, Der engste Mitarbeiter Es­ sers im Kampf gegen die Übernah­ mepläne von Vodafone, das frühere Mannesmann-Vorstandsmitglied Kurt Kinzius, verweigerte dagegen am ersten Tag der Zeugenverneh­ mungen im Mannesmann-Prozess die Aussage. Der Hintergrund: Ge­ gen 
den Manager wird ebenfalls wegen des Prämienregens im Haus Mannesmann nach der Übernahme durch Vodafone ermittelt. 
Im Mannesmann-Prozess muss sich auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verantworten. Kinzius hatte damals eine Prämie von 3,7 Millionen Mark erhalten. Essers Verteidiger beantragten dar­ aufhin, die Unterlagen des früheren Vorstandsmitglieds 
im Prozess zu verlesen, da sie belegten, dass Es­ ser mit aller Macht gegen die Über­ nahme durch Vodafone gekämpft und sogar die angebotene Füh­ rungsposition im neuen Konzern abgelehnt habe. Im spektakulärsten 
Wirtschaftsprozess in der Ge­ schichte der Bundesrepublik müs­ sen sich seit vergangener Woche Esser, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, den früheren Mannes­ mann-Aufsichtsratschef Joachim Funk, Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und zwei weitere Mana­ gern wegen des Vorwurfs der «ge­ meinschaftlichen Untreue in einem besonders schweren Fall» bezie­hungsweise 
Beihilfe dazu verant­ worten. Sic sollen die 180 Milliarden Eu­ ro teure Übernahme von Mannes­ mann durch den Mobilfunkriesen Vodafone Anfang 2000 benutzt ha­ ben, um Managern und Ex-Vor­ ständen des Unternehmens unge­ rechtfertigte Abfindungen in Höhe von fast 60 Millionen Euro zuzu­ schieben. Aufschwung für 2004 erwartet Talfahrt der Schweizer IT-Branche zu Ende ZÜRICH - Nach zwei Jahren Mi­ sere musste die Schweizer IT- Branche 2003 erneut einen Rückschlag hinnehmen. Bis auf die Netzwerke setzten alle Seg­ mente weniger um. Dennoch dürfte die Talfahrt zu Ende sein, denn die Stückzahlen zogen wieder an. 2004 soll der Aufschwung kom­ men. Der gesamte Informatikmarkt sei im letzten Jahr um 3,7 Prozent auf 15,18 Mrd. Fr. geschrumpft, 
gab der Branchenbeobachter Ro­ bert Weiss bei der Vorstellung sei­ nes «Weissbuch 2004 - ICT-Markt- report Schweiz»' am Donnerstag vor den Medien in Zürich bekannt. Schlecht sei vor allem das zweite Quartal gewesen. Danach hätten sich die Verkäufe wieder verbes­ sert. Insgesamt gingen 1,117 Mio. Computer (ohne Server) im vergan­ genen Jahr über die Schweizer La­ dentische. Dies sind zwar 10,3 Pro­ zent mehr als 2002, wie Weiss sag­te. 
Weil aber die Preise stärker ver­ fielen, als die Stückzahlen stiegen, schrumpfte der Umsatz um 7,2 Pro­ zent auf 2,014 Mrd. Franken. Er­ neut nicht rund lief der Absatz von Tischcomputern an Unternehmen, die im Vergleich zum Vorjahr 4,9 Prozent weniger Desktops order­ ten. Dies dürfte zum Teil darauf zu­ rückzuführen sein, dass immer mehr mobile Computer die Tisch­ rechner in den Büros ersetzten, sag­ te Weiss. Die tragbaren Computer 
für Geschäftsleute boomten mit ei­ nem Plus von 41 Prozent. Bei den Heimanwendern schafften die Desktops im letzten Jahr nach dem Einbruch von 2002 wieder die Trendwende (+11,5 Prozent). Noch begehrter waren allerdings die Notebooks, welche um 18,1 Pro­ zent zulegten. Zur Freude der Käu­ fer rutschten die Preise weiter in den Keller. Im Durchschnitt kostete ein PC noch 1803 Franken. Dies sind 15,8 Prozent weniger als im Vorjahr. LAFV-GASTBEITRAG Anlegerschutz in der EU Dr. Peter Keppeler, MSInvest-Due AGmvK Mit der Richtlinie 85/611 der EU betreffend bestimmte Organis­ men für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) vom 20. Dezember 1985 wird nur ein Teil der in den verschiedenen Mitgliedstaaten angebotenen Anlagefonds erfasst. Die übrigen Fonds oder fondsähn­ lich strukturierten Anlagevehikel bleiben der Regelung in den einzel­ nen Ländern überlassen. Sie sollen in weiteren Harmonisierungsschrit­ ten der EU erfasst werden. Wird da­ mit der Anlegerschutz nicht be­ schränkt oder gar ins Gegenteil ver­ kehrt? Dieses Vorgehen wirkte 1985 einleuchtend, weil es sugge­ rierte, die weitere Harmonisierung würde innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens geschehen. Nun sind aber 16 (!) Jahre vergangen, bis 2002 die Richtlinie 2001/108 erlas­ sen wurde, die eine gewisse Erwei­ terung der harmonisierten Vor­ schriften bringt. Mit der Richtlinie 108 werden nun auch Geldmarkt- und Dachfonds sowie die Anlage in Bankguthaben («Cash Funds») er­möglicht. 
Für Indexfonds werden die relativ engen Anlagegrenzen er­ weitert, damit anerkannte Indizes nachgebildet werden können. Zu­ dem enthält die Richtlinie Bestim­ mungen zur Anlage in OTC-Deri- vaten und zur Effektenleihe. Alle in Liechtenstein zur Kategorie «In­ vestmentunternehmen für andere Werte» gehörenden Fonds (in Lu­ xemburg sind es die vom II. Teil des dortigen Gesetzes regulierten Fonds) werden von der EU-Richtli- nie nicht erfasst, vor allem auch nicht die so genannten Hedgefonds. So wartet immer noch ein weites Feld auf die weitere Harmonisie­ rung. Man kann sich daher fragen, ob nicht , durch diese Harmonisie­ rungslücke in der EU die Fondsan­ bieter dazu gedrängt werden,, vor allem OGAW zu lancieren. In Luxemburg sind über 60% der Fonds OGAW. In Liechtenstein sind die Relationen sehr ähnlich: Die Gesamtzahl der Fonds (1 Seg­ ment = 1 Fonds) beträgt 184, davon sind 115 für Wertpapiere (also OGAW) und nur 69 für andere Werte. Der deutsche Gesetzgeber 
gestattet im wesentlichen nur EU- konforme Fonds. Der öffentliche Vertrieb von Hedgefonds ist nicht gestattet. In der Schweiz dagegen hat sich aber gerade die Kategorie «übrige Fonds», zu der auch die Hedgefonds gehören, in den ver­ gangenen Jahren als Hit erwiesen: Die Zahl der Fonds in dieser Kate­ gorie 
hat sich seit 1995 vervier­ facht, während die Zahl der europa­ kompatiblen Effektenfonds nur um 30% zunahm. Da die Schweiz nicht im EWR ist, haben Schweizer Fondsanbieter kaum Vorteile, wenn sie europakompatible Fonds lancie­ ren. 
Wichtige Bereiche, d.h. alle Fonds, die sich nicht an die engen Anlagerestriktionen der EU-Richt- linie (neu mit Ausnahme der In­ dexfonds) halten, werden nicht er­ fasst. Nun hat der Zusammenbruch der Aktienkurse in den Jahren 2001 und 2002 gezeigt, dass mit der Kombination von EU-kqmpa- tiblen Fonds mit innovativeren An­ lagevehikeln das Vermögen der Anleger weniger stark eingebro­ chen wäre. Ist dem Anleger und seinem Schutz gedient, wenn für 
ihn ökonomisch sinnvolle Fonds­ typen faktisch behindert werden? Hier zeigt sich, dass die EU im Spannungsfeld zweier Auffassun­ gen von Regulierung steht: Auf der einen Seite sind die Staaten, die von einem mündigen Anleger ausgehen, dem möglichst viele In­ vestitionsmöglichkeiten offen ste­ hen. Dem damit verbundenen er­ höhten Risiko wird mit strengen Anforderungen an die Fondsträger und an die Information und Trans­ parenz begegnet. Dem gegenüber stehen Staaten, vor allem das in der EU sehr gewichtige Deutsch­ land, die durch eine Restriktion der Anlagemöglichkeiten gewis- sermassen den Schutz des Anle­ gers vor sich selbst anstreben. Dr. Peter Keppeler von der MSIn­ vest-Due AGmvK • Die alleinige inhaltliche Verant­ wortung für den Beitrag liegt beim Verfasser.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.