Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MITTWOCH, 11. AUGUST 2004 VOLKSI 
IIVII A IVin FÜHRUNG IN DER KERAMIK SCHÄDLER AG BLATT I I IM LH IM U IM GESPRÄCH MIT PHILIPP EIGENMANN 
5 BILDIMPRESSIONEN Ein Besuch in der Werkstatt Seit 40 Jahren töpfert Hans Schwendener. Bei Gerhard Pfeiffer darf es nicht zu hoch sein, sonst passen die Ofenkacheln nicht. Auch eine Urne kann etwas Schönes sein, oder, Elmar Gassner? Marylyn Stemers Presse muss rein sein. Sie sorgt für die Farbe: Keramikmalerin Hanni Gabriel. So eine Führung macht Durst - Prost! 
Hände, die zaubern Keramik Schädler AG oder wie aus einem Klumpen Ton etwas Schönes entsteht NENDELN - Mit dem Besuch in der Keramik Schädler AG in Nendeln startete die Volksblatt- Sommeraktion gestern in die zweite Woche. Und sah gleich zu Beginn viele schöne Dinge. • Cornelia Hofer «Die Keramikwerkstätte entwickel­ te sich aus der Fürstlichen Ziegelei, dem ersten Industriebetrieb des Landes Liechtenstein. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich die echt liechtensteinische Ke- ramikkunst-Tradition, und als Fa­ milienbetrieb besteht die Keramik­ werkstätte seit 1836», erklärte Phi­ lipp Eigenmann gestern zahlreichen Volksblatt-Leserinnen und - Lesern zu Beginn der lehrreichen Führung durch die Keramik Schädler AG in Nendeln. Und während der Ge­ schäftsinhaber informierte, wan­ derten die Augen der Besucherin­ nen und Besucher von einem Kunstwerk zum nächsten und der siebenjährige Philipp aus Balzers brachte es auf den Punkt, als er sag­ te: «Mama, da hat es viele schöne Dinge.» Jeder und jede ist ein Kunstwerk Nur einen Raum weiter, im Töp- feratelier nämlich, ist es, wo all die­ se «schönen Dinge» ihren Ur­ sprung haben. Verantwortlich für die Vasen, die Zierfiguren, die Wandteller, das Geschirr, die Ge­ schenkartikel und die verschiede­ nen Accessoires ist ein Mann. Hans Schwendener heisst er und nach seiner Berufserfahrung gefragt, sagt er: «Viel zu lang schon mach ich das.» Er lacht dabei und seine 
Viele kleine und grosse Kunstwerke konnten die Volksblatt-Leserinnen und -Leser gestern bei der Führung In der Keramik Schädler AG in Nendeln bewundern. Freude an seinem kreativen Tun ist zu spüren und vor allem zu sehen: In kürzester Zeit stehen eine ele­ gante Vase, ein mittelgrosses Wind- licht, eine Essschale und ein Milch­ krug vor uns. Gezaubert aus einem Klumpen Ton ... Das Zaubern scheint auch Gerhard Pfeiffer, El­ mar Gassner und Marylyn Stemer zu liegen. Anders ist es für uns Lai­ en kaum zu erklären, wie eine ele­ gante Ofenkachel entsteht, auch ei­ ne Urne etwas Schönes sein kann und das Familienwappen gepresst wird. «Vor allem bei den Ofenka­ cheln ist es wichtig, dass man die 
Form ein bisschen grösser macht, als dass man die Kachel schliess­ lich braucht, denn durch das Bren­ nen schmilzt sie ein bisschen», er­ klärt Philipp Eigenmann und führt uns in einen Kachelofen-Ausstel­ lungsraum. Und wenn eine Besu­ cherin sagt: «Ich wüsste nicht, wel­ chen ich auswählen sollte. Jeder Ofen und jede Kachel ist ein Kunst­ werk», ist erneut alles gesagt. «Zum Hochzit von...» Zwischenzeitlich sind wir dort angelangt, wo die Kunstwerke den letzten Schliff oder besser, die letz­te 
Farbe erhalten. Mit ruhiger Hand führt Hanni Gabriel den Pinsel auf einer Espressotasche und malt klei­ ne weisse Punkte. Neben ihr erhält ein Hundertwasserkrug eine Mi­ schung vieler verschiedener Farben und an einem Arbeitsplatz wird mit Goldschrift auf einen Unterteller geschrieben: «Zum Hochzit von Maria und Matthias. 21. August 2004.» . Philipps Worte kommen mir plötzlich wieder in den Sinn. Und stundenlang noch könnte ich sie be­ staunen, die vielen schöne Dinge in der Keramik Schädler AG. «Wir machen etwas, das niemand will» Philipp Eigenmann über Tradition, neue Ideen und die Freude NENDELN - «Wir machen etwas, das eigentlich niemand will», sagt Philipp Eigenmann. Und trotzdem würde der Geschäfts­ inhaber der Keramik Schädler AG in Nendeln jungen Menschen raten, Töpfer oder Keramikma­ ler zu lernen. Ein Gespräch. ' Cornelia Holer Volksblatt: Seit 1836 gibt es die Keramik Schädler ... Philipp Eigenmann:... und das, obwohl wir etwas machen, das ei­ gentlich niemand will (lacht)! Was motiviert Philipp Eigen­ mann, etwas zu machen, das ei­ gentlich niemand will? Das ist eine gute Frage. Für mich ist es einerseits natürlich die lang­ jährige Tradition der Firma, die mich motiviert und etwas Speziel­ les ist. Andererseits ist es aber auch ein Reiz, auf einem Markt bestehen zu können, der von Billigherstel­ lern dominiert wird und unsere einstigen Kunden nach und nach aussterben lässt. Wer waren Ihre Kunden? Früher hat es in jedem Dorf einen Laden gegeben, der Keramik ver­ kauft hat. Diese Läden, die unsere Kunden waren, sterben aber immer mehr aus. Heute kaufen die Leute das Keramikgeschirr in grossen Warengeschäften, denn dort kommt die Keramik aus China, wo sie ganz billig produziert wurde und deshalb auch ganz billig verkauft werden kann. Wer sind heute Ihre Kunden? 
Philipp Eigenmann (r.): «Das Schönste und Speziellste Ist für mich, dass bei uns aus einem Klumpen Ton etwas entsteht, das Freude bereitet.» Ein relativ neues und gutes Ge­ schäft ist die Herstellung von Ur­ nen. Das tönt jetzt ziemlich maka­ ber, aber da sich immer mehr Leute kremieren lassen, sind Urnen ge­ fragter denn je. Wir beliefern denn auch Verbrennungsanlagen in der Schweiz und dazu gehören auch Verbrennungsanlagen für Tiere. Immer mehr Menschen wollen auch eine Urne für ihr Tier und auch diese stellen wir her. Kreativität und neue Ideen sind in Ihrem Job somit gefragt. Ja, absolut. Jammern oder Trüb­ sal blasen nützt nichts, denn mo­ mentan gibt es schliesslich viele andere Branchen, die ums Überle­ben 
kämpfen müssen. Und irgend­ wie ist es auch ein Privileg, innova­ tiv sein zu können und andererseits ganz spezielle Kundenaufträge aus­ zuführen. Ist das Geschäft mit den Kachel­ öfen eine Mischung aus Tradition und innovativen Ideen? Das könnte man so sagen, denn die Kachelöfen machen wir schon seit den Anfängen unseres Be­ triebs und irgendwie ist es ein ste­ tes Auf und Ab mit diesem Pro­ dukt. Sollte der ölpreis aber noch weiter in die Höhe jagen, werden die Kachelöfen vielleicht in den nächsten Wochen wieder ganz ak­ tuell (lacht). 
Dann müssten Sie vielleicht schon bald Personal aufstocken! Wie viele Angestellte beschäfti­ gen Sie? Wir haben 13 Angestellte, da sind auch Teilzeitangestellte mitge­ rechnet. Eigentlich eine geringe Zahl, wenn man den ganzen Auf­ wand der Arbeit bedenkt. Schön ist aber, dass wir auch einen Lehrling beschäftigen können, denn unser Beruf stirbt je länger je mehr aus und im vergangenen Jahr waren es beispielsweise lediglich vier Lehr­ abgänger in der Region Ost­ schweiz. Weshalb würden Sie einem jun­ gen Menschen raten, den Beruf des Topfers oder des Keramik­ malers zu lernen? Weil es etwas vom Schönsten ist, wenn man mit den eigenen Händen etwas Schönes herstellen kann, das anderen Menschen Freude bereitet. Ist das auch Ihre Faszination? Ja, und für mich ist das Schönste und Speziellste mit Sicherheit, dass bei uns aus einem Klumpen Ton schliesslich etwas entsteht, das an­ deren Menschen Freude bereitet. Ich staune auch heute noch immer jeden Tag über die Endprodukte, die wir dem Kunden liefern oder zum Kauf anpreisen können. Ich wohne ausserdem im gleichen Ge­ bäude und das erlaubt meinen Kin­ dern, mich zu besuchen und mir über die Schultern zu schauen. Da­ bei ertappe ich mich immer wieder, wie ich darüber staune, welche Fas­ zination das. Element Toii auf Kin­ der ausübt und wie kreativ diese damit umgehen.
	        

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