Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MONTAG, 9. AUGUST 2004 
VOLKSI COnDT OLYMPIA-ERINNERUNGEN BLATT I Ol V/II I SICHERHEIT KOSTET VIEL GELD 
10 OLYMPIA-SPLITTER Fahnenträger Roger Federer I Roger Federer wird am kommenden 
Freitag , an der Eröffnungsfeier der Olympischen } Spiele in Athen die Schweizer Fahne ins ; Stadion tragen. Der Weltbeste 
Tennisspieler und Schweizer (Sportler) des Jahres 2003 ist ] vom Führungsteam von Swiss Olympic er- \ koren 
worden. «Das ist für mich eine grosse i Ehre, ich bin unheimlich stolz. Das macht mir noch mehr Lust, nach Athen zu kom- j men», kommentierte Federer am Samstag- i abend - wenige Stunden vor seinem 23. Ge- i burtstag- seine Wahl. Federer ist Nachfolger ' von Thomas Frischknecht, der die Schwei- ! zer Delegation an den 
letzten Sommerspie- ; len in Sydney angeführt hatte, in Atlanta war ' es der Handballer Stefan Schärer. (si) * WTA verzichtet auf Boykott Die weitbesten Tennis-Damen werden trotz ' der Nicht-Nominierung von AncaBarna und ! Marlene Weingärtner an den Olympischen ; Spielen in Athen (13. bis 29. August) teil- ; nehmen und auf den angedrohten Boykott i des Turniers verzichten. . (si) \ Olympiaverzicht von Gaudio Der Argentinier Gaston Gaudio (ATP 9) ; muss wegen Verletzungen an der rechten Schulter und der rechten Ferse auf eine Teil- | nähme in Athen verzichten. Nach dem For- fait des French-Open-Siegers und dem i schon länger feststehenden Out von Guiller-  ; mo Coria (ATP 3) ruhen die argentinischen ; Medaillenhoffnungen nur noch auf David , Nalbandian (ATP 5), der jedoch ebenfalls j angeschlagen ist. (si) ] Spezial-Flugzeug für Pferde Die ersten 29 Olympia-Pferde sind in einem j Spezialflugzeug in Athen eingetroffen. Den } Transport aus Luton nutzten neben den Rei- • tem aus Grossbritannien auch die Teams aus \ Kanada, Brasilien, Thailand und von den • Niederländischen Antillen. Einer der ersten i Besucher der eingetroffenen Pferde warGrie- chenlands Premierminister Karamanlis. (si) 10 000 Olympia-Taxis 10 000 speziell gekennzeichnete Olympia- Taxis sollen bei der Bewältigung von Trans- • portproblemen rund um die Wettkampfstüt- . • ten von Athen helfen. Die Vereinigung der, 3 «Taxifahrer von Attica» erklärte, dass für al- ; Je Fahrzeuge Klima-Anlagen und ein exzel- • lenter Zustand Pflicht seien. Als Bonus für j ihren speziellen Olympia-Einsatz dürfen die ? Fahrer pro Tour ein Zusatzentgelt von drei \ Euro verlangen. (si) ? v Kein Alkohol Das olympische Dorf ist «trocken». Alkohol i ist auf dem Gelände nicht erhältlich, Essen i und Getränke dürfen eigentlich nicht mit aufs Gelände gebracht werden. Selbst aus ; dem Speisesaal darf nichts mitgenommen * werden. Die australische Schützin Susie Ba- ? logh hat allerdings einen Weg aus der Absti- . < nenz gefunden - wie immer gehörte eine Flasche Scotch-Whisky zu ihrem Gepäck: : «Ich trinke täglich ein Gläschen.» (si) ! Geschmacklose Witze ' 
f Der griechischen Polizei machen ge- i schmacklose Witzbolde zu schaffen. Am < späten Samstagabend ist in der Stadt loanni- j na im Nordwesten Bombenalarm ausgelöst i worden, nachdem ein Unbekannter vor ei- j nem Gebäude der Militärverwaltung einen Koffer abgestellt und dem Wachposten zu- ; gerufen hatte: «Ahmed holt ihn gleich ab.» j Anti-Tcrror-Experten untersuchten den i Koffer, fanden aber nur Zeitungen. Nach j Angaben der Polizei gibt es derzeit pro Tag mindestens vier solche Zwischenfälle, (si) Noch mehr Geld Die Einnahmen des IOC steigen auch im > Bcreich Sponsoring weiter an. Die elf Top- Partner zahlen bis Peking 2008 insgesamt 693 Millionen Euro in die IOC-Kasse, (si) j 
Olympia-Schützen erinnern sich Rückblick auf 1960, 1972, 1984 und ein Ausblick auf Athen 2004 VADUZ - Dreimal nahmen bis­ her insgesamt sechs Liechten­ steiner Kleinkaliber-Schützen an Olympischen Spielen teil. Franz Oehri, Remo Sele und Theo Schurti erinnern sich und vergleichen ihre Schiesstätig­ keit mit der heutigen Zeit. «Martin Trendl e 1960 reisten Gustav Kaufmann senior und Quido Wolf selig nach Rom. 1972 war Liechtenstein mit einer Dreier-Delegation der Kleinkaliber-Schützen in Mün­ chen vertreten: Louis Frommelt, Franz Oehri und Remo Sele. 1984 in Los Angeles kam Remo Sele zu seinem zweiten Olympischen Ein­ satz und auch Theo Schurti war dabei. Franz Oehri, der auch heute noch mit seinem Olympia-Gewehr von 1972 schiesst, war mit seinem damaligen 26. Rang zufrieden, ob­ wohl er lächelnd anfügt: «Am Tag vorher wäre es besser gegangen.» Remo Sele klassierte sich im 81. Rang, was International kein Top- Resultat war. «Schon damals wur­ de hoch in den 590ern geschossen, allerdings war der Zehner etwas grösser». Hautnah dabei waren die Liechtensteiner beim Münchncr Attentat. «Wir wohnten nur zwei Blocks neben den Israelis und sa­ hen Helikopter einfliegen und Krankenwagen fahren». Remo Sele erlebte 1984 in Los Angeles «das grösste Tief in meiner Schiesskarriere». Von den Trai­ nings und Wettkänipfen her war er sich Punktzahlen zwischen 590 und 594 gewohnt. Es resultierten aber nur «576 oder 578 Ringe», woran sich Sele nicht mehr genau er­ innert. «Ich konnte damals einfach 
Drei ehemalige Liechtensteiner Olympiateilnehmer (von links]: Remo Sele 1972/1984, Theo Schurti 1984 und Franz Oehri 1972. nichts machen, ich weiss nicht, woran es lag». Nach dieser Olym­ piade habe er immer weniger am Schiessen teilgenommen. Theo Schurti blieb die Hitze von Los Angeles 1984 in Erinnerung. «Schon vor dem ersten Sonnen­ schein mass eine Thermosäule 35 Grad. Beim Schiessen musste man im Kessel die Luftströmung beach­ ten. Die ersten drei Passen liefen für Schurti nicht optimal, dann gab es ansprechende 98, 97, 98. «Am Anfang irritierte mich der Lichtein-lall 
und es war wohl auch etwas Nervosität» sagte Schurti. Was bringt Geissmann in Athen? Theo Schurti wünscht dem Plank­ ner Olympiateilnehmer Oliver Geissmann «einen Rang im ersten Viertel». Franz Oehri meint: «Mit über 590 Punkten ist Geissmann bei den Leuten und kann unter die ersten 30 kommen». Hei einem gu­ ten Wettkampf sieht Remo Sele «einen Rang zwischen 10 und 20» für Geissmann. 
Einig sind sich die drei ehemali­ gen Olympia-Teilnehmer, dass heu­ te der Trainings- und Wettkanipf- aufwand bedeutend höher ist. Man müsse das Schiessen profinuissig betreiben und auf vieles verzichten. Neben dem mentalen Bereich zähle auch die körperliche Fitness, wobei nicht das Krafttraining gemeint ist. Einen Tipp hat Franz Oehri zum Scliluss parat: «Während dem Schiessen soll man keinesfalls hin­ ten hinhören und auch nicht nach rechts oder links schauen». Das teuerste olympische Paket aller Zeiten Sicherheit für 1500 Millionen Franken in Athen ATHEN - Die umfangreichen mi­ litärischen Sicherheitsmass- nahmen zum Schutz der Olympi­ schen Sommerspiele in Athen sind bereits in vollem Umfang in Kraft getreten. Die Kosten dafür werden auf 1,5 Milliarden Franken veranschlagt. 35 Schiffe der griechischen Kriegs­ marine und Dutzende Patrouillen­ boote der Küstenwache kontrollie­ ren seit dem 1. August die Ägäis so­ wie alle Küstenabschnitte vor den Olympia-Anlagen. Eine tschechi­ sche ABC-Waffen-Kompänie ist auch als erste Nato-Einheit im Gast­ geberland der Sommerspiele einge­ troffen. Insgesamt 70 000 Sicher­ heitskräfte werden bei den Sommer­ spielen im Einsatz sein, um Terror­ anschläge zu verhindern, das grösste Aufgebot aller Zeiten. Ende Juli wurde das Übcrwa- chungssystem «C4I» in Betrieb ge­ nommen. «Das System funktioniert einwandfrei», sagte ein Sprecher des Ministeriums für Öffentliche Ordnung in Athen. Es hat 250 Milli­ onen Euro gekostet. 1500 Kameras, ein vollständig unabhängiges Kom­ munikationssystem sowie zahlrei­ che elektronische Kontrollsysteme gelangen dabei zum Einsatz, um ei­ ne «möglichst hohe Sicherheit für Athleten, Offizielle und Besucher» der Athener Spiele zu gewährleisten. AWACS-Radarflugzeuge ab 10. August aktiv Die Zusammenarbeit mit der Na­ to und internationalen Geheimdiens­ten 
steht auf der Basis modernster Technologie. Am 10. August wird die Nato auch ihr Frülnvarnsystem mit AWACS-Radanflug/.eugen über Athen aktivieren. Damit sollen An­ griffe aus der Luft abgefangen wer­ den. Bei Entdeckung einer «ille­ gal» fliegenden Maschine kann ein Krisenstab binnen 20 Minuten ih­ ren Abschuss beschliessen. Rund Noch 4 Tage TM® ATHENS 2004 um Athen sind zahlreiche Luftab­ wehrsysteme vom Typ Patriot in­ stalliert. . Das auf die Abwehr von Angrif­ fen mit chemischen, biologischen und atomaren Waffen spezialisierte Uno-Bataillon ist in der Hafenstadt Halkfda (90 km nordöstlich von Athen) stationiert, teilte das zustän­ dige Nato-Kommando in Neapel mit. Der Einheit gehörten Soldaten aus Belgien, Tschechien, Ungarn, Italien, Polen und Spanien an. Sie 
würden die griechische Armee im Fall eines Terrorangriffs unterstüt­ zen. Die Nato betonte in ihrer Er­ klärung, dass die griechische Re­ gierung die Verantwortung für die Sicherheitsmassnahmen bei den Spielen behalte. Verschärfte Grenzkontrolle Derweil haben die griechischen Behörden bereits Anfang Juni Gei­ gerzähler aus US-Beständen an Landesgrenzen und neuralgischen Punkten installiert. Die insgesamt 32 Geräte dienen zur Ortung von radioaktivem Material. Seit zwei Monaten werden zudem sämtliche Wettkampfstätten und Olympia- Anlagen von Sicherheitsexperten bis in den letzten Winkel kontrol­ liert und bis zum Beginn der Spiele für nicht akkreditierte Personen ge­ sperrt. Auch die Behörden der angren­ zenden Länder haben ihre Mass­ nahmen verschärft. Die Grenzen zu Albanien, Mazedonien, Bulgarien und der Türkei werden verstärkt kontrolliert, um die Einreise krimi­ neller oder terroristischer Gruppie­ rungen nach Griechenland zu ver­ hindern. Seit fast drei Jahren werden die griechischen Einsatzkräfte geschult und trainiert. Die Operationen «Trojanisches Pferd», «Gordischer Knoten», «Regenbogen 2002» und «Schild des Herkules» waren nur einige der Massnahmen, mit denen der Ernstfall wie beispielsweise ei­ ne Flugzeugentführung, ein Angriff mit biologischen Waffen oder ein 
Zwischenfall im Hafen von Piräus simuliert wurden. 19 Tage vor Be­ ginn der Spiele hatte in Athen die «Alarmstufe Rot» begonnen. Dies ergibt sich aus einem als «geheim» eingestuften Schreiben des Polizei­ präsidenten Griechenlands, Fötios Nasiakos. An diesem Sicherheits­ programm nehmen allein in Athen 19 502 Polizeibeamte und 10 422 Militärs der eigens zu diesem Zweck gebildeten Olympia-Divi- sion teil. Der Plan unter dem Code- Namen «Polydeukes» beschreibt die Schutzmassiiahmen für rund 6000 offizielle Besucher, 10 500 Athleten und 21 500 Medienschaf­ fende. Kritische Stimmen Auch Kritik an den Sicherheits- programmen ist zu hören. Die Zei­ tung «Avgi» kritisierte den Ent­ scheid der konservativen Regierung heftig, «amerikanischen Truppen die Olympiatür zu öffnen und die Spiele noch mehr zu militarisie­ ren.» Ungeachtet der scharfen Massnahmen versuchen auch Geg­ ner der Spiele immer wieder, die Sicherheitskräfte zu «ärgern». Drei Mal innerhalb von sieben Tagen fuhr kürzlich eine Führe mit drei­ stündiger Verspätung ab. Die 445 Passagiere der «Romilda» mussten ausgeschifft werden. Zuvor hatte ein Unbekannter behauptet, eine Bombe sei an Bord installiert. Spürhunde durchsuchten das Schiff. Nach Angaben der Polizei gehen täglich im Durchschnitt vier solche Anrufe ein. (si)
	        

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