Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 7. 
AUGUST 2004 VOLKS | 1|^| Q KOPF DER WOCHE BLATTI IIV L.#nlULS WAS JETZT BLÜHT WAS JETZT BLÜHT Diese Woche: Wald-Weidenröschen 
KOPF DER WOCHE PLANKEN - Die Hochstauden des Wald­ oder Schmalblättrigen Weidenröschens (Epilöbium angustifolium) sind mir mit ihr ren aufrechten BlUtentrauben beim Rund­ gang von Planken über den Bärenboden nach Oberplanken aufgefallen. Diese Lichtpfjanze bevorzugt frische, nährstoffreiche Lehmböden und kommt in Waldlichtungen, auf Geröllhalden, an Weg­ rändern und Ufern von der "Rilebene bis et­ wa 1800 m vor. " In Liechtenstein kennen wir 14 Arten der Gattung Weidenröschen, die zur Familie der Nachtkerzengewüchse (Fam, Onagraceae) gehören. Die 50 bis 150 cm hohen, aufrechten Stängel sind meist unverzweigt und kahl. Alle Blätter sind lanzettlich, bis 15 cm lang und 1 bis 3 cm breit, ganzrandig und unter- seits bläulich grün. Die Blüten sind "in einer endständigen, vielblütigen, aufrechten Traube angeordnet. Die rosa- 
bis purpurroten Krön- oder Blü­ tenblätter sind bis 15 mm lang und breit ab­ gerundet oder ein wenig ausgerandeL Durch die Folge des Aufblühens von un- ' ten nach oberi ist die Fremdbestäubung gesi­ chert, die von Sprenger, dem Begründer der Blütenökologie, bei diesen Weidenröschen- Blüten erstmals erkannt wurde. Bestäuber sind Hautflügler, besonders Bienen. Die Weidenröschen sind wichtige Bienenfutter­ pflanzen. Die Früchte sind dünne, lange, fachspalti- ge Kapseln. Die winzigen Samen werden mit Schinnchen aus einem langen Haar­ schopf weit verbreitet; sie fliegen bis Uber 10 km und besiedeln so als Lichtkeimer in kurzer Zeit Kahlschlagflächen. Junge Triebe und Blätter aller Epilöbium- , Arten sind als Gemüse verwertbar. Tee aus den 
gerbstoffreichen Blättern wird in der Volksmedizin als wirksames Mittel gegen gutartige Prostata-Beschwerden empfohlen. Josef Biedermann Diese Volksblatt-Rubrik wird von Josef Biedermann im Namen der Botanisch^ Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein- Sargans-Werdenberg (BZG) betreut. Kontakt:  josef.biedermanh@LG-vaduz.li KURS Nothilfekurs VADUZ - Möchten Sie in den nächsten Wo­ chen Ihren Führerschein machen? Möchten Sie Ihre Kenntnisse im Bereich der Nothilfe auffrischen und ergänzen? Haben Sie viel­ leicht eine Unfallsituation erlebt und waren sich nicht sicher, ob Sie dabei richtig gehan­ delt haben? Es 
gibt viele Gründe, demnächst wieder einen Nothilfekurs zu besuchen - machen Sie mit! Die Samaritcrlehrer des Sa- maritervereins Vaduz, Angelika und Jürgen Schwarz, führen im August 2004 einen Not­ hilfekurs durch. 
Kursbeginn ist Montag, der 23. August. Die weiteren Kursdaten sind je­ weils Mo/Mi/Fr/Mo/Mi von 19.30 bis 21.30 Uhr. Kursort: Samariterheini Vaduz (ober­ halb Feuerwehr Vaduz). Kurskosten: 120 Fr. Anmeldung, Tel. 392 20 72 oder per E-Mail an  sv.vaduz@adon.li . Wir freuen uns auf Ih­ re Anmeldung und Teilnahme. (PD) 
Die Sonne und das Wasser ' 
\ Gaby Schädler oder der Dreh- und Angelpunkt im Freibad Vaduz Gaby Schädler: «Sonne und Wasser, das sind ganz klar meine Elemente. Ich Hebe die Wärme, genauso wie Ich es schätze, einen Sprung ins Wasser tun zu können. Abzutauchen. Und alles Überflüssige loszuwerden.» VADUZ - Die Sonne und das Wetter sind die Elemente von Gaby Schädler. Und im Freibad Vaduz ist sie im Element. • Cornelia Hote r «Sonne und Wasser, das sind ganz klar meine Elemente. Ich liebe .die Wärme, genauso wie ich es. schätze, einen Sprung ins Wasser tun zu können. Abzutauchen. Und alles Überflüssige loszuwerden.» Gaby Schädler strahlt. Ihre Augen leuch­ ten und ihr Blick geht in Richtung Schwimmbecken, wo an diesem Dienstag um 9 Uhr bereits unzähli­ ge Schwimmerinnen und nur ein paar wenige Schwimmer dahinglei­ ten. «Das ist jeden Morgen so und im Moment sind noch gar nicht al­ le da.» Und während mir die junge Frau mit dem frechen blonden Kurzhaarschnitt von ihrer Arbeit im Freibad in Vaduz erzählt, rufen vie­ le eintretende Badegäste: «Guten Morgen, Gaby, wie geht's?», aus einer Ecke winkt eine ältere Frau und Gaby Schädler winkt zurück und sagt: «Sie kommt jeden Tag, ob die Sonne scheint oder die Regen­ tropfen vom Himmel fallen», und auch für die Bademeister ist sie die Anlaufstation: 
«Gaby, hast du ei­ nen Kugelschreiber und ein Blatt Papier?» Von Kugelschreibern und Sugus Für einen kurzen Moment ver­ schwindet Gaby Schädler im Kassa- häuschen und bevor sie mit Kugel­ schreiber und Schreibblock zurück­ kehrt, verrät sie einem Mann mit ei­ ner Punktekarte, wie er 
die Karte in den Automaten stecken muss, einer Mutter mit drei Kindern hilft sie mit dem Kinderwagen und zwei Mäd­chen 
gibt sie Tischtennisschläger und Ball und sagt: «Viel Spass.» Dass ihr die Arbeit selber auch Spass macht, muss Gaby Schädler nicht betonen. Das sieht und spürt man.' Da ist keine Frage zu viel. Kein Gang zu lang. Kein Einsatz zu schwierig. Geradeso, als ob sie 
mei­ ne Gedanken lesen könnte, sagt sie: «Mein Kabäuschen ist Dreh- und Angelpunkt des Freibads. Den Weg zu mir finden alle. Die, die etwas fragen wollen. Die, die reklamieren. Und die, die ein Pflästerli brauchen. Wenn Kinder irgendwo 
bluten oder eine kleine Wunde haben, kommen die Mütter auch zu mir. Nicht das Pflästerli, sondern ein Sugus wirkt dann Wunder!» Von Zufällen und Unterbrächen Erneut lacht sie. Und ich mit ihr. Zwischenzeitlich hat Gaby Schäd­ ler wieder auf einem der roten Plastikstühle Platz genommen und sich einen Schluck schwarzen Kaf­ fee gegönnt. Entspannt sitzt sie mir gegenüber 
und es ist diese Mi­ schung von innerer Ruhe und Aus- geglichenheit und grenzenlos scheinender Lebenslust, die mich an meinem Gegenüber fasziniert. Wenn Gaby Schädler spricht oder auf meine nächste Frage wartet, lässt sie den Eingang des Freibads nicht aus den Augen. Und immer wieder springt sie kurz auf, ver­ kauft Eintrittsbillette, füllt Punkte­ karten neu auf oder gewährt Res­ taurant-Lieferanten Eintritt. Nach jedem Unterbruch weiss sie aber noch ganz genau, wo unser Ge­ spräch unterbrochen wurde. Und nahtlos knüpft Gaby Schädler wie­ der dort 
an, wo sie aufgehört hat. Das ist auch jetzt nicht anders. «Angefangen hat alles ganz zufiil-• 
lig. Letzten Sommer hatte ich kei­ nen Job und Bademeister Renö Ott wusstc das. 
Eines Abends um halb elf klingelte das Telefon. Bereits am nächsten Tag war ich im Ein­ satz. Und seither bin ich hier.» Von Knöpfen und Gästen Für einen kurzen Moment wird Gaby Schädler ruhig. Ihr Blick geht zum Eingang, der mit jedem Au­ genblick belebter wird. «Komm, wir reden in meinem Kabäuschen weiter», sagt sie und steht auf. Während sie jeden Handgriff genau kennt und flink erledigt, bestaune ich-die verschiedenen Knöpfe, die grün, gelb und not leuchten, lache über die witzigen Fotos der Frei- badangestelltcn und studiere die verschiedenen Eintrittspreise für das kühle Nass. Ein weiterer An­ sturm ist vorbei und Gaby Schädler sagt:. «Manchmal ist es unglaub r lieh; was dich die Leute fragen. Das Erstaunlichste an meinem Job aber ist, 
dass ich fast immer genau spü­ re, wie die Stimrrfung bei den Ba­ degästen ist. Es ist nämlich über­ haupt nicht so, dass alle gut gelaunt und aufgestellt zu uns kommen. Manchmal ist es wirklich so, dass etwas in der Luft liegt und es mich am Abend überhaupt nicht über­ rascht, wenn die Bademeister zu mir sagen: «Heute hatten wir einen mühsamen Tag, die Leute  \Varen aggressiv und ungeduldig.» An sol­ chen Tagen bin ich froh, wenn ich zu Hause meine Haustür hinter mir verschliessen kann und mich nie­ mand mehr etwas fragt oder etwas von mir will. Diese Ruhe schätze ich sehr, auch wenn ich es sonst lie­ be, viele Menschen um mich zu ha­ ben und ständig in Bewegung zu sein.» 
Jetzt geht der Blick Gaby Schäd- lers über den Eingang hinaus auf den Parkplatz vor dem Freibad. Und auch wenn das Dach den Weit­ blick versperrt, scheinen ihre Ge­ danken in die Ferne zu schweifen. Von Auszeiten und Lebensqualität Die kurze Stille scheint Gaby Schädler Raum und Zeit zu geben, um auch eine andere Seite einer Frau preiszugeben, die in ihrem Le­ ben auch schon ganz dunkle und schwere Momente durchgemacht hat. «Bevor ich hier angefangen ha­ be, gönnte ich mir ein halbes Jahr lang eine Auszeit. Ich musste näm­ lich wieder lernen, zu mir selber zu Finden. Mich selber wahrzuneh­ men. Und Altes loszulassen. Das erste Mal in meinem Leben bin ich jetzt auch ganz allein und das Wichtigste für mich ist, mit mir und meinem Tun zufrieden zu sein und jeden Augenblick voll auszuleben. Ich mache keine Pläne für irgend­ wann später, sondern lasse alles auf mich zukommen, damit ich offen sein kann für die Zukunft. Das ist für mich Lebensqualität. Lebens­ qualität, die ich schätze.» Von Mut und Lebensfreude Dass all dies viel Kraft und auch Mut gekostet hat, wird aus den Worten Gaby Schädlers deutlich „spürbar. Gleichzeitig werden ihre Erzählungen auch von einer Le­ bensfreude geprägt, die echt und ansteckend ist. Und wenn die Sonne und das Wasser die Elemente der Gaby Schädler sind, so ist es für mich an diesem Dienstagmorgen, als ob die Sonn6 nur für mich leuchtet und das Wasser nur mich erfrischen würde.
	        

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