Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DIE KULTURNEWS FÜR LIECHTENSTEIN DONNERSTAG«153AUGUS1¥2004 
Proble Frühzu Kontaktiere bitte unseri Tel. +4 Llschlenslalnlache Post Ai 
LATT •ÜA UtCHTENSTlIN ,v  K1 
* A » T*H« SEITE 21 WIEN EINS Wie der Burgschau­ spieler Peter Simoni- scheck in Bludenz die alten Wiener wieder aufleben liess. 
21 VOLKS BLATT 
NEWS Die Goldene Boos CHUR - Heute Abend lim 22 Uhr spielen Eveline Ratering und Frank Gerber ihr Er- zühlthcaterstiick «Die Goldene Boos» im i Innenhof der Klibühni Chur in der Höflibeiz an der Kirchgasse 14 in Chur. Ausgangs­ punkt dieses hochgelobten Erzähltheater­ abends, der im Mai dieses Jahres im Schlöss- lekellcr Vaduz uraufgeführt wurde, ist die letzte Hinrichtung im Fürstentum Liechten­ stein. Dort wurde 1785 in der Gemeinde Eschen die Räuberin Barbara Erni, g'enannt «die goldene Boos», deren Wirkungsfeld sich vom Bodensee bis nach Chur erstreckte, öffentlich hingerichtet. In einer modernen Moritat erzählt, spielt und singt die Schau­ spielerin Eveline Ratering, zusammen mit dem Musiker Frank Gerber, in der Regie des Schauspielers Ingo Ospclt, das Leben der Goldenen Boos. (PD) Die Filmdiva Monroe als «Grenzgängerin» MÜNSTERLINGEN - Die Psychiatrische Klinik Münsterlingen widmet ihren diesjäh­ rigen «Grenzgänge»-Zyklus der Schauspie­ lerin Marilyn Monroe. Einerseits ein Star, andererseits von psychischen Problemen ge­ quält, war sie selbst eine «Grenzgängerin». Bereits zum 15. Ma| werden die «Grenz­ gänge» der Thurgauer psychiatrischen Klink in diesem Jahr veranstaltet, sagte Margret Maier-Ammann, PR- und Kulturbeauftragte der Klinik. Der Name stehe für die verschie­ denen Grenzen, an denen die Klinik liegt: Wasser und Land, Deutschland und Schweiz sowie Gesundheit und Krankheit stiessen hier aufeinander. Die Veranstal­ tungsreihe widmet sich in jedem Jahr einer Person, die Grosses hinterlas­ sen hat, aber auch Kontakt mit der Psychiatrie hatte. So waren unter an­ derem Robert Walser, Annemarie Schwarzenbach oder Klaus und Erika Mann bereits beim «Grenz- gänge»-Zyklus vertreten. Mit Marilyn Monroe wollen die Veranstal­ ter in diesem Jahr ein breites Publikum in ei­ nem «leichteren Jargon» ansprechen. Drei Wochenenden stehen ganz im Zeichen des Mythos Marilyn. Dabei soll allerdings der Mensch und nicht der Star im Mittelpunkt stehen. Den Auftakt bildet am Sonntag, 15. August um 19 Uhr, eine Einführung in ihr Leben von Peter Schnug aus Düsseldorf. Er gilt als her­ vorragender Marylin-Kenner und -Biograph und hat 
ein Archiv mit über 80 000 Einzel­ stücken über sie zusammengetragen. Vom 27. bis 29. August werden zwölf Fil­ me mit Marilyn Monroe gezeigt, ein Teil da­ von im Freien, wenn das Wetter es zulässt. Den Abschluss des Zyklus bildet am Sonn­ tag, 26. September um 19 Uhr, ein Konzert mit dem David Klein Quintett. Unter dem Motto «My Marilyn» hat der Saxophonist Monroes Filmsongs neu arrangiert. Ergänzt werden alle Veranstaltungen durch eine Foto- Austellung. Vorverkauf für den Einführungs­ vortrag und für das Konzert unter Tel. 071 686 4141 von 17 bis 19 Uhr. (PD) 
WIEN ZWEI Wie der Innenhof der Burg Gutenberg am Samstag mit Wiener Schmankerln belebt werden wird. 
21 
SOMMERMILCH Was es im Milchhof in Schaan für die Besu- cher/-innen der Volks- blatt-Sommeraktion zu sehen gab. 23 
FERNSEHEN Mit welchen Sendun­ gen Sie heute Abend einen gemütlichen Fernsehabend verbrin­ gen können. 27 «Fülle stupider Hoffnung» Peter Simonischek und das Trio Salzburg - Wien - Berlin in der Remise BLUDENZ - Wien um die Jahr­ hundertwende war keineswegs jenes Idyll, das den Touristen gerne verkauft wird. Den Men­ schen war bewusst, dass sie auf einem sterbenden Ast der Weltgeschichte sassen. Der Burgschauspieler Peter Simoni­ schek 
und das Trio Salzburg - Wien - Berlin Hessen am Dienstag diese unruhige Zeit in Musik und Dichtung wiederauf­ erstehen. »Arno Lottie r Den Wienern wird gerne vorge­ worfen, sie lebten in einer verklär­ ten Mozartkugel- und Lippizaner- Vergangenheit, in der Kaiser Franz Joseph und seine Sisi freundlich aus der Kutsche in die kakanische Welt winken. Tatsächlich jagte in der Donaumonarchie eine Krise die andere. Seit 1867 war das Reich auch noch zweigeteilt. Wäh­ rend das Königreich Ungarn ziel­ strebig magyarisiert wurde, befand sich die andere Reichshälfte, die noch nicht mal einen richtigen Na­ men hatte und offiziell «die i'm Reichsrathe vertretenen Königrei­ che und Länder» hiess, insbeson­ dere ab der Wirtschaftskrise von 1873 in innerer Auflösung. In Wien Helen im Reichsrat und auf der Strasse die Nationalitäten über­ einander und über die Juden her, das Land blockierte sich selbst. In 
Peter Altenberg rät: «Du stehst Innerlich vor dem Selbstmord? Kaffeehaus!» Peter Simonischek in der Remise. dieser Atmosphäre des Nieder­ gangs und Verfalls, der «fröhlichen Apokalypse» gab es allerdings eine letzte kulturelle Blüte, oder «Scheinblüte», wie Herman Broch befand. Keine Effekthascherei Simonischek las unaufgeregt, un­ prätentiös und ohne Effekthasche­ rei literarische Texte aus jener Zeit, die teils den Niedergang des Rei­ ches sprachlich vollendet beim Na­ men nannten und teils sich mit ganz anderen Dingen beschäftigend eine 
allgemeine Melancholie und End- zeitstiinmung durchblicken Hessen. Die Texte von Hugo von Hof­ mannsthal, Herman Broch, Karl Kraus, Stefan Zweig, Peter Alten­ berg und Felix Saiten handelten von absterbender Natur, eingehen­ den Beiseln, Tod und Selbstmord, und waren durchdrungen von je­ nem schwarzen Humor, der wohl wirklich typisch wienerisch ist. Das wirklich erstklassige Trio Salzburg -Wien - Berlin spielte mit packen­ der Intensität Werke aus dem Wien' der Zeit, angefangen mit dem rüh­renden 
Walzer des achtjährigen Al­ ban Berg «Meiner lieben Mama», über Zemlinsky und von Werbern bis Brahms. Doch die Hitze in der Remise setzte offenbar allen auf der Bühne zu: Simonischek las ver­ sehentlich gleich zwei Texte dop­ pelt, und die Musiker gerieten bei den ersten beiden Sätzen von Brahmsens Klaviertrio op. 8. ganz leicht ins Wanken, was dem Genuss aber keinerlei Abbruch tat. Den Künstlern gelang es auf beein­ druckende Weise, das Wien der Jahrhundertwende einzufangen. Wiener Lustbarkeiten auf Burg Gutenberg Kultursommer Burg Gutenberg steht im Zeichen von Wien, Wein und Gesang BALZERS - Die Balzner Winzer­ genossenschaft und die Wiener Schrammler 
sorgen schon am Nachmittag von 17 bis 20 Uhr im ersten Teil der Wiener Lust­ barkeiten mit Wein und musi­ kalischen Häppchen für die richtige Einstimmung auf den Liederabend. Um 20 Uhr folgt Teil zwei der Wie­ ner Lustbarkeiten mit dem Bariton Alexander Trauner, den Schramm­ lern 
Steinberg-Havlicek und ihren Gästen. Alexander Trauner begeis­ terte 
letzten Sommer mit seinem Wiener Schmäh auf Burg Guten­ berg. Auch heuer wird er die Kon- • zertbesucher wieder in wiencrisch- weinselige Stimmung versetzen, zu Tränen rühren, Lüste und Gelüste wecken und die Lachmuskeln stra­ pazieren. Raritäten aus Wien Man tausche die zwei mittleren Buchstaben bei Wien und schon ist man dort, «wo die Musi klingt», und zwar beim Wein und beim Wiener Heurigen. Was Steinberg (Traude Holzer, Gesang) und Peter 
Havlicek (Gesang und Kontergitar­ re), Ernesto Schmiedl (Violine) und Roland Sulzer (Harmonika) darbie­ ten, hat nur entfernt mit dem golde­ nen Wien zu tun, eher mit dem «Himmel oder der Hölle» auf Er­den, 
beide erlebt man mitunter in dieser Stadt. Liebhaber der Wiener Lustbarkeit werden bestimmt auf ihre Kosten kommen und einen Abend voller Raritäten aus Wien erleben. Bei unsicherer Wittemng 
finden die Wiener Lustbarkeiten im Balzner Gemeindesaal statt. Kar­ tenvorverkauf: Poststellen Balzers, Vaduz, Schaan und Eschen oder per E-Mail:  949000@post.li und an der Abendkasse. Alexander Trauner, Bariton und das Schrammelduo Steinberg-Havlicek sorgen am Samstag auf Burg Gutenberg mit Wiener Schrammein für Stimmung. - , •«
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.