Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

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LIECHTENSTEIN 
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JT LIECHTENSTEIN -. V-W • SEITESI 5 GAUKLER Wer lind was am Wo­ chenende in der Feld- kircher Altstadt wieder gaukeln wird und wie lange. ^5 VOLKS BLATT 
NEWS i*aufu<tt K.y yr o Archäologen finden offenbar älteste Ohrringe der lAfelt PEKING - Chinesische Archäologen haben mehrere Paare Ohrringe gefunden, die sie für die ältesten der Welt halten. Die Jade-Ohr­ ringe seien zwischen 7500 lind 8200 Jahre alt. Sie wurden an der Ausgraliiingsstälie der Xinglongwa-Ktiltur in der Stadt Chifeng in der Inneren Mongolei gefunden, wie die chi­ nesische Nachrichtenagentur Xinhua am Montag berichtete. Die Schniuckpaare seien im Gewicht und in der Grösse nahezu iden­ tisch und hätten einen Durchmesser von 2,5 bis 6 Zentimetern. «Es ist kaum vorstellbar, dass Menschen früher ohne moderne Werk­ zeuge zu solch einer Meisterleistung im Stande waren», sagte Liu Guoxiang, Leiter des Archäologenteams der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. Weil die ausgegrabenen Ohrringe ziemlich gross seien, hätten die Träger vermutlich grössere Löcher in den Ohrläppchen gehabt und schon vor mehr als 7500 Jahren gewusst, wie Entzündungen behandelt werden, sagte Tang Chung, Experte l'iir Jade-Kultur. (sda) 18. Gauklerfestival FELDKIRCH - 100 Zauberer. Musikanten, Akrobaten und Jongleure aus 15 Ländern und drei Kontinenten werden am 30. und 31. Juli am 18. Gauklerfestival in der histori­ schen Innenstadt von Feldkirch teilnehmen. Die Organisatoren rechnen mit rund 20 000 Besuchern. • (sda) Jazzquartett - Live at sunset mm ZÜRICH - Mit kleiner Verspätung traten Shorter/Hancock/Holland und Blade am letzten Donnerstag auf die'Bühne im Hof des Landesmuscums in Zürich. Ein tosender Be- grüssungsapplaus liess erkennen, dass die vier Stars mit Spannung und Wohlwollen er­ wartet wurden. Improvisation war eines der Hauptthemen des Jazzabends. Mit ihrem phänomenalen Abstraktionsvermögen und feinfühligen Interplays suchten die vier Mu­ siker auf teilweise experimentelle Art Neu­ land zu gewinnen. Herbie Hancock (Piano), Dave Holland (Bass), Wayne Shortcr (Sax) und Brian Blade (Schlagzeug) boten rhyth­ mische Spielereien. Der Abend bot Über­ raschungen von melancholischem Spiel über schwerfällige Virtuosität bis hin zu harmoni­ schen Kraftfeldern, die verschiedene Jazz­ richtungen anschnitten. Wer Herbie Hancock einmal live erleben möchte, kann sich den Abend des 7. Mai. 05 reservieren. Dort spielt er im Quartett ab 20 Uhr im grossen Ton­ hallesaal in Zürich. (st) 
ERFOLG Wie der Film «Fahren- heit 9/11» von Michael Moore in den USA an­ gekommen ist und was die Medien sagen. 1 § 
ALTERNATIVE Inwiefern Alternativ­ medizin Schulmedizin ergänzen kann und um­ gekehrt, auf unserer Gesundheitsseite. 
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FERNSEHEN Was es heute Abend im Programm der ver­ schiedenen Fernseh­ sender zu sehen gibt, auf Seite' 
19 Das Herz ist gespalten Premiere der Birtwistle-Oper «The lo Passion» auf der Bregenzer Werkstattbühne BREGENZ - Die am Aldeburgh Festival am 11. Juni mit gros­ sem Erfolg uraufgeführte Oper «The lo Passion» von Sir Harri- son Birtwistle war nun endlich an den Bregenzer Festspielen, dem Ko-Auftraggeber, zu erle­ ben. In Anwesenheit des Kom­ ponisten hatte am Sonntag ein bewegendes Stück Musikthea­ ter über Menschen in einer zwanghaften Beziehung Pre­ miere. ' Arno töHle r Das Bühnenbild ist zweigeteilt: Das Innere des Backsteinhauses (die Sphäre der bedrängten Frau) und die Strasse davor (die Sphäre des sie bedrängenden Mannes) werden gleichzeitig bespielt; die Hauptfiguren werden jeweils durch zwei Sängerinnen bzw. Sänger und eine Schauspielerin bzw. einen Schauspieler verkörpert. Die Grundkonstruktion der Ge­ schichte. die Gleichsetzung eines Urlaubsflirts auf einer griechischen Insel und der anschliessenden Be­ drängnis der Frau, die ihre Ruhe will, durch den liebestollen Mann mit der Verführung los durch Zeus und deren anschliessender Demüti­ gung durch Hera mag etwas be­ müht sein, doch ist diese Oper so suggestiv intim, dass man in das Innenleben der Protagonisten, na­ mentlich der Frau, völlig hineinge­ zogen wird; das Objektive, das Plausible verliert jede Bedeutung. Die eigentliche Handlung, das, was in Lerna passiert ist, geht der 
Die alten 
Götter verfolgen die Protagonistin In ihren 
Träumen: Das 
Urbild der bedrängten und gedemütigten Frau wird in einem imaglnierten griechischen Mysterienspiel erschreckend lebendig. Oper voraus. Das Urlaubsflirtpaar hat die alten Götter geweckt. Das Geschehene passiert wieder und wieder Revue, in wilder Verschrän- kung der Ebenen Mythos, Traum und Realität. Mann und Frau teilen sich einander ausschliesslich über Briefe mit, die deklamiert, gelesen, beantwortet, erneut gelesen wer­ den; eine direkte Auseinanderset­ zung findet nur im Traum statt; die Personen von lo und Hera ver­ schmelzen. Das zyklische Moment 
wird - für Birtwistle typisch - durch fortwährende Wiederkehr musikalischer Motive unterstrichen sowie durch die Einbeziehung des Wechsels Tag/Nacht und der Mondphasen. Das um den Klarinettisten und musikalischen Leiter Alan Hacker erweiterte Diotima String Quartet erzeugte eine bedrückend dichte Atmosphäre der Entfremdung, der Leere, des Liebesentzugs und der Angst, Bei manchen Pianissimo-Stellen 
mpsstc man genau hinse­ hen, um sich zu überzeugen, dass tatsächlich noch gespielt wurde. Die Ausstattung von Alison Chitty, die hervorragende Regie von Ste­ phen Langridge, die ausserordentli­ che gesangliche Leistung von Ciai­ re Booth, Amy Freston, Sam McEl- roy und Richard Morris sowie die Schauspieler Teresa Banham und Joseph Alessi taten ein Übriges, um den Zauber des Stücks wirksam werden zu lassen. «Fahrenheit 9/11» weckt viele Emotionen Michael Moores Film spielte bereits 100 Millionen NEW YORK - Noch bevor «Fah­ renheit 9/11» in Europa ange­ laufen ist, hat der Film von Mi­ chael Moore in den USA als fi­ nanziell erfolgreichster Doku­ mentarfilm aller Zeiten längst mehr als 100 Millionen Dollar eingespielt. Ob der Streifen auch sein Ziel er­ reicht, als erster Film ein Massen­ publikum zur Abwahl eines amtie­ renden Präsidenten zu motivieren, wird sich nach der US-Wahl am 4. November zeigen. Aus dem öffent­ lichen Bewusstsein lässt sich die Dokumentation, deren Produk­ tionskosten bei gerade einmal sechs Millionen Dollar lagen, schon jetzt nicht mehr wegdenken. Mehr als die Hälfte aller Ameri­ kaner (56 Prozent) will den Film sehen. Über das Internet kann der knapp zwei Stunden lange Film schon jetzt heruntergeladen wer­ den, legal und illegal. Moore hat mit Videopiraten kein Problem, «solange sie nicht versuchen, aus 
meiner Arbeit Profit zu schlagen», wie er dem schottischen «Sunday Herald» erklärte. «Ich habe diesen Film gemacht, weil ich die Welt verändern will. Je mehr Leute ihn sehen, desto besser.» Am Wochenende lief der Film laut der Zeitschrift «Variety» in den USA in mehr als 2000 Sälen - eine Verbreitung/die sonst nur hoch be­ wertete Spielfilme finden. In Mil- waukee im Staat Wisconsin sahen hunderte Zuschauer den Film ko­ stenlos, nachdem mehrere Sponso­ ren ein örtliches Kino für die Be­ reitstellung bezahlt hatten. Einer, der Spender, der knapp 4500 Dollar für drei Vorstellungen aufbrachte, sagte denr «Milwaukee Journal Sentinel», er sei ein «überzeugter Unabhängiger», für den das An­ schauen des Films eine «emotiona­ le Erfahrung» gewesen sei. Emotionen löst der Politstreifen bei vielen Zuschauern und Kriti­ kern aus. Moores Werk wird in Ver­ rissen der politischen Rechten bei­ spielsweise mit den Filmen von Le-ni 
Riefenstahl verglichen. Eine Website der Gruppe Patriotische Amerikaner gegen ein Antiameri­ kanisches Hollywood fordert eine Anklage wegen Hochverrats gegen den 50-jährigen Regisseur. «Fahrenheit 9/11» sei «reine antiamerikanische Propaganda», die die Gegner des Landes ermuti­ gen und ihnen psychologische Hil­ festellung geben werde, heisst es auf der Website. «Fahrenheit 9/11» habe ganz bestimmt nicht die Auf­ gabe, ein Dokumentarfilm für al|e Zeiten zu werden, urteilt Kritiker David Edelstein für  slate.com,  ein­ en von Microsoft betriebenen Onli­ ne-Magazin. Der Streifen sei «ein Akt von Gegenpropaganda» und letztlich «ein legitimer Missbrauch von Macht». Keine juristischen Einwände Dass Moore Präsident George W. Bush nicht mag, sei bekannt, schreibt A.O. Scott in der «New York Times». Der Film sei eine «ungebärdige Übung in 
demokrati-Dollar 
ein scher Eigeiidarstellung», in der Moore «bedenkenlos auf der Gren­ ze zwischen Dokumentation und Demagogie herumtrampelt». Moo­ re selbst sehe seinen Film nicht als Reportage, meint Dev Chatillon, früher Anwalt der Zeitschrift «The New Yorker» und jetzt Leiter des Expertenteams, das Moore ange­ heuert hat, um die Behauptungen des Films auf ihren Wahrheitsge­ halt und wohl auch ihre juristische Angreifbarkeit hin zu überprüfen. «Die Fakten müssen stimmen, ja, aber dies ist der Blick eines Einzel­ nen auf die Ereignisse der Gegen­ wart. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es jedermanns Recht ist, die Handlungen seiner Regierung unter die Lupe zu neh­ men», sagt Chatillon laut «New York Times». «Wir sind jedem einzelnen Wort, buchstäblich jedem Wort, in diesem Film 
nachgegangen und haben si­ chergestellt, dass es stimmt», sagt Joanne Doroshow, Anwältin und selbst Filmemacherin. (AP) i 
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