Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

FREITAG, 23 JULI 2004 
VOLKS I BLATT I 
WIRTSCHAFT MANNESMANN PROZESS LAFV-G ASTBEITRAG 
8 KOMPAKT Ferienbudget noch schmaler FRANKFURT - Das Ferienbudget der Deutschen ist in diesem Jahr noch schmaler als in der vergangenen Saison. Knapp ein Drittel der Deutschen wollen oder müssen 2004 weniger für die schönsten Wochen des Jahres ausgeben. Dies ist das Resultat einer veröffentlichten Umfrage der Dresdner Bank. Im vergangenen Jahr hätten nur 29,4 Prozent Sparabsichten bekundet. Trotz bes­ serer konjunktureller Aussichten blieben die Konsunienten «auch beim Urlaub zurück­ haltend». erklärte der Tourismus-Experte der Dresdner Bank, Hans-Peter Muntzke. Deutlich spendabler seien jüngere Leute, die sogar zunehmend bereits seien, sich für die Urlaubsfreuden zu verschulden. Während insgesamt nur 4 Prozent der 1255 Befragten einen Kredit oder die Überziehung des Kon­ tos für die Ferien akzeptabel landen, gingen Jüngere deutlich sorgloser mit ihren Finan­ zen um, ergab die Studie. (sda) Bauern schlagen Alarm BERN - Die Bauern und Gemüseproduzen­ ten schlagen mit Blick auf die laufenden WTO-Agrarvcrhandlungcn Alarm: Sie fürchten Opfer des geplanten Abbaus von Zöllen und Subventionen zu werden. Der Entwurf verunmögliche eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft. Bei den Verhandlungen dürfe die Schweiz deshalb keine Konzessionen eingehen. Der Entwurf für das Rahmenabkommen im WTO-Agrar- dossier sei unausgewogen, destruktiv und inakzeptabel, sagte der Vizepräsident des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV), Nationalrat John Dupraz (FDP/GE)^ am Donnerstag in Bern. Das Papier sei einseitig auf die Interessen der Agrarexporteure aus­ gerichtet. Die Anliegen der Staaten mit einer multifunktionalen und ökologischen Land­ wirtschaft hingegen würden völlig ausge­ blendet. Die wichtigen nicht handelsbczoge- nen Interessen wie Landschaftspflcge, Ressourcen- und Umweltschutz oder Ernäh­ rungssicherung fehlten im Papier der Welt­ handelsorganisation (WTO). Der geplante radikale Abbau von Zöllen und Subventio­ nen würde die Bauern eliminieren. (AP) Markante Leistungssteigerung CH1ASSO - Der kombinierte Güterverkehr befindet sich auf dem Vormarsch. Das Bahn- iransportunternehmcn Hupac verzeichnete für das erste Halbjahr 2004 eine markante Leistungssteigerung. Im Vergleich zur Vor­ jahresperiode stieg das Verkehrsvolumen um 14,4 Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag in Chiasso mitteilte. Im transal­ pinen Verkehr, dem Kerngeschäft der Hu­ pac, stiegen die Sendungen um 9,5 Prozent auf 169 099. Der noch in der'Aufbauphase stehende nicht-transalpine Verkehr steigerte die Kapazität sogar um gut einen Drittel auf 43 454 Sendungen. Der Verkehr auf der «Rollenden Autobahn» legte um 28 Prozent auf 12 625 Sendungen zu. Seit der Überwin­ dung der Infrastrukturprobleme im Tunnel Monte Olimpino II gehe es auch in diesem Geschäftsfeld wieder bergauf, hiess es in der Mitteilung. Unter dem Strich stieg das Verkehrsvolumen um 14,4 Prozent auf 225 178 Sendungen. Hupac-Direktor Bern­ hard Kunz bezeichnete die Entwicklung als erfreulich. «Wir sind unserem Ziel der Ver- kehrsverdoppelung innerhalb von sieben Jahren wieder ein gutes Stück näher gekom­ men», sagte er. Voraussetzung dazu seien allerdings weitere Fortschritte bei Qualität und Effizienz. (sda) Vergleich mit Musikindustrie NEW YORK - Die kostenlose Musik- tauschbörse iMesh hat sich im Streit mit der Musikindustrie auf einen Vergleich geeinigt. Das Unternehmen zahlt wegen Urheber- rcchtsverlet/.ungen 4,1 Mio. Dollar Scha­ denersatz an Musikverlage. Künftig,werde iMesh sein Angebot so umgestalten, dass nur noch der legale Austausch von Titeln möglich sei, teilte der Branchenverband RI­ AA mit. Im Gegenzug zieht die Musikbran- clic eine im September vergangenen Jahres eingereichte Klage gegen das Urfternehmen zurück. (sda) 
Keine Moral- und Werturteile Freisprüche im Mannesmann-Prozess DÜSSELDORF - Das Düsseldorfer Landgericht hat am Donners­ tag Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und die anderen An­ geklagten im Mannesmann- Prozess vom Vorwurf der Un­ treue freigesprochen. Nach sechsmonatiger Verhand­ lungsdauer sah das Gericht keine Belege für ein strafbares Handeln und folgte damit den Anträgen der Verteidiger. Bei den umstrittenen Millionenprämien für Ex-Mannes- mann-Chef Klaus Esser sei gegen das Aktienrecht Verstössen 
worden, was aber nicht st'rafbar sei, sagte Richterin Brigitte Koppenhöfer in der Urteilsbegründung. Die Staats­ anwaltschaft hatte für die sechs An­ geklagten Haftstrafen bis zu drei Jahren beantragt. Es gilt als wahr­ scheinlich, dass sie gegen das Ur­ teil Revision beim Bundesgerichts­ hof einlegen wird. Auf der Anklagebank sassen ne­ ben Ackermann und Esser der ehe­ malige Mannesmann-Aufsichtsrat­ schef Joachim Funk. Ex-IG-Metall- Chef Klaus Zwickel und zwei wei­ tere Mannesmann-Mitarbeiter. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen vor. die 180 Milliarden Euro teure Übernahme von Mannesmann durch das britische Mobilfunk- unternchmen Vodafone Anfang 2000 genutzt zu haben, um Mana­ gern und Ex-Vorständen ungerecht­ fertigte Abfindungen in Höhe von fast 60 Millionen Euro zuzuschie­ ben. Das Gericht sei nur für die Be­ wertung der strafrechtlichen Rele­ vanz zuständig, betonte die Richte­ rin. «Es hat keine Moral- und Wert­ urteile zu fällen. Wir sind kein Scherbengericht für die Wirtschaft. Wir bewerten nicht die deutsche Unternehmenskultur. selbst wenn die Beweisaufnahme Anlass zu Verwunderung gab», sagte sie. Keine Belege für Käuflichkeit von Esser Bei den Prämien für Esser sei ge­ gen das Aktienrecht Verstössen worden, sagte die Richterin weiter. «Es bestand kein Untcrnehmensin-CHEF 
OER Die Urteilsverkündung im Mannesmann-Prozess löste einige Protestkundgebungen aus. teresse der Mannesmann AG an ei­ ner Anerkennungsprämie für Es­ ser.» Alles, was Esser als Vor­ standsmitglied geleistet habe, sei bereits durch sein Gehalt abge­ deckt. Doppelte Bezahlung Die besondere Vergütung' stelle sich als doppelte Bezahlung dar. Dieser Verstoss gegen das Aktien­ recht sei aber nicht strafbar, da es sich um keine gravierende Pflicht­ verletzung des Aufsichtsrats han­ delte. Es gebe keine. Belege für eine Käuflichkeit Essers. Der Vorwurf, dass sich Ackermann. Zwickel und Funk zu Werkzeugen Essers hätten machen lassen, sei nicht haltbar. 
Noch vor dem Urteil nah Richterin * 
' Koppenhöfer eine persönliche Er­ klärung ab. Noch nie in ihren 25 Dienstjahren sei derart versucht worden, auf das Urteil Einfluss zu nehmen. «Das reichte von Telefon­ terror bis zu offenen Drohungen», sagte sie. «Dass sich sämtliche Stammti­ sche melden, war nicht überra­ schend. Überraschend war. wer an den Stammtischen Platz genom­ men hat.» Zu den «Stammtisch- rechtsexperten» hätten auch Politi­ ker gehört, die Straftatbestände wie «Sauerei, Schweinerei und Perver­ sion» erfunden hätten. Verteidi­ gung und Angeklagte hätten ver­ sucht, die Presse zu instrumentali­ sieren. «Das mag ihr Recht sein. 
Ob es ein gutes Recht ist. sei da­ hingestellt. Dass das auch von Sei­ ten der Staatsanwaltschaft ge­ schieht. war mir neu. Das halle ich für unangebracht.» (sda) PanAlpina Sicav Alpina V Preise vom 22. Juli 2004 Kategorie A (thesaurierend) Ausgabepreis: € 46.50 •Rücknahmepreis: € 45.58 Kategorie B (ausschüttend) Ausgabepreis: € 44.70 Rücknahmepreis: € 43.74 Zahlstelle in Liechtenstein: Swisstirst Bank (Liechtenstein) AG Austrasse 61, Postlach, FL-9490 Vaduz •- A (sV&Ö A S T B E l,TR A G 
mm Klassischer Aktienzyklus! Hanspeter Öhri, Senior Portfoliomanager LGT Capital Management AG Trotz vieler geopolitischer und wirtschaftlicher Widrigkeiten läuft der Aufschwung an den wichtigen Aktienmärkten seit März 2003 nach klassischem Muster ab. Die Chancen stehen gut, dass sich nach dem Inter­ mezzo der letzten Monate eine zweite Welle nach oben ausbil­ det und Aktien besonders aus konjunktursensitiven Branchen gute Kursgewinne bringen. Was meinen wir mit klassischem Muster? Die Börse läuft der Kon­ junktur voraus. Sie beginnt ihre ers­ te Aufschwungphase am Tiefpunkt der Wirtschaft. Fallende Zinsen und eine Ausweitung der Kurs-Ge- winn-Verhältnisse unterstützen Ak­ tien und ermöglichen einen breiten Anstieg. Diese Phase dauert im Schnitt der letzten fünf Zyklen rund ein Jahr. Die Phase II wird durch Zinsängste eingeleitet. Ein deutlich besseres wirtschaftliches Umfeld wird durch steigende Zinsen und eine Kontraktion der Kurs-Gewinn- Verhältnisse überkompensiert. Der Markt erleidet Rückschläge. Diese zweite Phase ist kürzer - oft nur 
halb so lange - wie die erste. Die letzte Aufschwungphase schliess­ lich ist getrieben von Gewinnen. Diese sind die Triebfeder für Kapi­ talumschichtungen aus Obligatio­ nen in Aktien. Der Markt ist aber nicht mehr homogen, solidem spe­ kulativ und selektiv. Aus heutiger Sicht lässt sich leicht erkennen, dass dieses Muster sehr gut auf die aktuelle Hausse passt, die im März 2003 begonnen hat und nunmehr seit März dieses Jahres in der Pha­ se II steckt. Aber eben: im Nachhinein sind wir stets alle schlauer. Doch der Blick in die Zukunft erfordert Er­ fahrung und auch einen Schuss Phantasie. Denn die Umstände sind immer anders als in der His­ torie und verstellen einem den Blick auf die treibenden Kräfte. Um in diesem Dschungel von In­ formationen nicht verloren zu ge­ hen, bedienen wir uns der vernetz­ ten Analyse von Marktpreisen und der relativen Stärke dieser Preis- trends. Daraus lässt sich beobach­ ten, welches Lager an den Finanz- märkten Anhänger gewinnt oder verliert - mit dem Ziel, daraus zu 
schliessen, welches ökonomische Szenario sich durchsetzt - und nicht umgekehrt! Was passt nun zur Erwartung, dass wir kurz vor einer gewinnge­ triebenen Haussephase stehen? Einerseits ist es die Geldpolitik der USA, wo klar signalisiert wird, dass bewusst inflationäre Risiken in Kauf genommen werden, um die Konjunktur ja nicht zu bremsen. Andererseits sind es die Marktin- ' Formationen, die wir von der relati­ ven Stärke der Branchen bekom­ men. Hier sind es zyklische Sekto­ ren wie Auto, Kapitalgüter, Energie und zunehmend auch Konsumbran- chen, welche aufgrund zunehmen­ der relativer Stärke darauf hindeu­ ten, dass die Gewinndynamik an­ hält und nicht nur auf Restrukturie- rungserfolgen beruht - wie von vie­ len befürchtet. Und was ist diesmal anders? Für einmal sind es nicht die USA, son­ dern Asien mit China, die den ak­ tuellen Aufschwung ausgelöst ha­ ben. Hier treten vereinzelt Zweifel auf, ob sich der Aufschwung fort­ setzten kann. Die teilweise kräfti­ gen Rückschläge sind bis heute 
allerdings in normalem Rahmen abgelaufen. Noch ist das Thema für uns tragfällig, und es wäre ein sehr atypischer Verlauf des Megatrends China, wenn er hier bereits abbre­ chen würde. Anders als in einem «normalen Konjunkturzyklus» ist auch die Versehuldiingssituation in den USA. wo bis heute weder der Staat noch der Konsument Verbes­ serungen erzielt hat - im Gegenteil. Was den Aufschwung fragil und anfällig macht! Es gibt also nach wie vor genügend Gründe, sich Sorgen zu machen. Die Börse hat sich aber als erstaunlich robustes und adaptives Gebilde bewiesen und sich kaum anders verhalten als in der Vergangenheit. Dies macht uns zuversichtlich, dass ein zwar spekulativer - eher kurzer - aber dennoch interessanter Aufschwung an den Börsen bevorsteht. Verfasser: Hanspeter Öhri, Senior Portfoliomanager LGT Capital Ma­ nagement AG Die alleinige inhaltliche- Verant­ wortung für diesen Beitrag liegt beim Verfasser. -
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.