Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 17. JULI 2004 
BLAT?I 
INLAND KOPF DER WOCHE IM GESPRÄCH MIT ANTON OSPELT JETZT BÜUHT Diese Woche: Wilde Möhre 
eS;3|i|l<0RF»DER WocHE MÄI h' SCHAAN - Die Möhre, Mohrrübe oder Wilde Rübe (Daucus carota) blüht jetzt vom Juni bis August an Wegrändern, auf Däm­ men und in Heidewiesen. Diese einheimische Blütenpflanze ist eine der zahlreichen weissblühenden Arten der Familie «Dolden-Gewächse» (Apiaceae, Umbelliferae). Die zweijährige Halbroset- tenpflanze kommt auf trockenen, lockeren, sandigen und steinigen, oft wenig bewach­ senen Böden der unteren Hänge unseres Rheintals verbreitet vor, häufig auf Ru- deralstandorten (Wegränder und Schuttplät­ ze) und auf dem Rheindamm. Die Pflanzen werden 30 bis 100 cm hoch. Sie sind Tiefwurzler und bilden eine längli­ che Wurzelrübe. Die Stängel sind oft grau behaart, gefurcht und hohl. Die Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert. Wenn wir Glück haben, finden wir auf den Blättern der Wilden Möhren die auffälligen Raupen ei­ nes wunderschönen Tagfalters, des Schwal­ benschwanzes. Die weissen oder gelblichen Blüten beste­ hen aus vierstrahligen Dolden, zuerst vogel­ nestartig, dann flach. Die grünen Hüllblätter der Blüte sind gross und im Unterschied zu ähnlichen Doldenblütlern fein fiederteilig. In der Doldenmitte befindet sich oft eine schwarzpurpur gefärbte kleine Blüte. In der Nacht krümmen sich die Doldenstiele ein­ wärts. Die Blüten werden von verschiede­ nen Insekten besucht, vor allem von Käfern und Fliegen. Die Früchte sind länglich, beidseits mit vier Reihen Stacheln («Klettfrüchte»). Auch während der Fruchtreife bleiben die Dolden- .stiele einwärts gekrümmt (Vogelnestform). • Die Möhre öder Mohrrübe ist die Wild­ form der Kulturmöhre («Gelbe Rübe») und eine alte, schon den Germanen bekannte Kulturpflanze. Sie enthält ätherische öle und in der Wurzel Provitamin A (Karotin) und Vitamine der B-Gruppe. - Josef Biedermann Diese Völksblatt-Rubrik wird von Josef Biedermann im Namen der Botanisch-Zoo­ logischen Gesellschaft Liechtenstein-Sar- gans-Werdenberg (BZG) betreut. Kontakt:  josef.biedermann@LG-vaduz.li MMKSMU.SJÄ Alpler-Wunschkonzert URNERBODEN - Am Montag, den 9. Au­ gust von 20 bis 22 Uhr präsentieren Beat Tschümperlin und Rosemarie Wolf auf Ra­ dio DRS I das Älpler-Wunschkonzert 2004 live vom Urnerboden. Über 2000 Volksmu- sikfreunde, Älplerinnen und Älpler aus der ganzen Schweiz und aus dem benachbarten Ausland, fahren im August hinauf zum Ur­ nerboden. Urchig und lüpfig geht es dort zu und her mit viel Musik und Tanz. «Bedülü, cheibe, tanze und schwitze». Die einzigarti­ ge Atmosphäre des Älpler-Wunschkonzerts zieht zum dreizehnten Mal ein grosses und begeistertes Publikum an. Für über 2000 Volksinusikfreunde, Älplerinnen und Älpler hat das Datum des Älpler-Wunschkonzerts den Status eines Feiertages erreicht. Hier werden nicht nur Grussbotschaftcn live über den Äther verbreitet, hier präsentiert sich die heutige, sehr lebendige Tradition der 'Älp­ lerszene und Volksmusikfreunde in den schönsten Sonntagsgewändern zum fest­ lichen Höhepunkt der Sommersaison. (PD) 
Das besondere Flair i Anton Ospelt über seine siebenköpfige Familie, seine Kühe und Ferien SCHAAN - Die Goldmedaille für die Ländle-Vollmilch hat Anton Ospelt ein wenig mit Stolz er­ füllt. Und sie gibt dem jungen Landwirt auch Kraft, weiterhin alles dafür zu tun, dass es sei­ nen Kühen gut geht. Stolz ist Anton Ospelt aber vor allem auf eine Person. Weil sie es ist, die ihm Kraft gibt. «Cornelia Hofe r «Natürlich hat mich die Auszeich­ nung für die Milch sehr gefreut, denn irgendwie ist das auch eine kleine Bestätigung für die eigene Arbeit. Das erfüllt einen ein wenig mit Stolz und vor allem gibt es Kraft, auch weiterhin alles dafür zu tun, dass es unseren Kühen gut geht. Schliesslich werden täglich grosse Leistungen von ihnen erwartet und diese können sie nur vollbringen, wenn sie gesund sind und sie sich wohl fühlen.» Anton ' Ospelt weiss, wovon er spricht. In seinem Stall sind nicht weniger als 51 Kühe, die täglich versorgt sein wol­ len und für den jungen Land­ wirt und seine Familie zu­ gleich Unterhalt bedeuten. «Die Kühe sind unser Ein­ kommen, von ihnen leben wir. Ich kann es mir denn auch nicht leisten, unkonzentriert oder unachtsam meine Arbeit zu erledigen. Es ist wichtig, je­ dem einzelnen Tier Aufmerk­ samkeit zu schenken, cjamit man Veränderungen oder Be­ sonderheiten wahrnimmt. Nur so kann ich auf Krankheiten oder auf Veränderungen am Tier sofort rea­ gieren.» Das Trampolin und die Harmo­ nie Einen kurzen Moment hält Anton Ospelt inne. Dann lacht er und sagt: «Die Tiere wachsen einem schon ans Herz, wenn man täglich \ mit ihnen ^ 
be zu seiner Arbeit spürbar, denn auch wenn von Anton Ospelts Sta­ tur Stärke und Ausdauer ausgeht, so ist er vor allem ein feinfühliger, sen­ sibler Mensch. Immer wieder geht sein Blick zu seiner Frau, die bisher schweigend am Küchentisch sass, interessiert zuhörte und mit der Ru­ he, die nur eine Mutter hat, die Tochter tröstete, nachdem diese wei­ nend vom grossen Trampolin vor dem Küchenfenster reinhumpelte. Für einen Augenblick verschwinden Mutter und Tochter im Badezimmer und Anton Ospelt sagt: «Ohne mei­ ne Frau könnte ich den Hof gar nicht führen. Sie hilft jeden Morgen und jeden Abend im Stall und dazu erle­ digt sie sämtli­che 
Büroarbeiten und führt die Buchhaltung. Hätte sie aber keine Freude an der Arbeit oder würde ständig darüber klagen, dass wir nie Ferien haben und täglich hier sein müssen, wäre das alles gar nicht möglich. Ich bin wirklich dankbar, dass wir so gut harmonie­ ren.» Die Gärtneiiehre und die Realität Erneut ist sie zu spüren, diese fei­ ne Seite eines Mannes, der auf die­ sem Hof aufgewachsen ist und es zwar seit Kindsbeinen gewohnt ist, anzupacken - «wir sind fünf Ge­ schwister und sowohl meine beiden Schwestern als auch wir drei Brüder mussten am Mittwochnachmittag und am Wochenende meistens auf dem Hof helfen. Das war irgend­ wie ganz normal und selbst­ verständlich» - gleichzeitig aber auch sagt: «Ich er­ warte von keinem unse­ rer fünf Kinder, dass ei­ nes den Hof überneh­ men wird, auch wenn es sicherlich schön wä­ re, wenn der Fami­ lienbetrieb weiter- g e f ü h r t werden würde. Ich' möchte ihnen den Zeitaufwand, das Angebundensein und vor allem die ständig strengeren Vorschriften in der Landwirtschaft aber nicht zumuten.» Anlon Ospelt sagt dies nicht, weil er selber ursprüng­ lich Gärtner 
te, sich dann aber zum Landwirt mit Meisterprüfung ausbilden liess. um mit seinen Vater zusammenarbeiten zu können. «Im Hinterkopf hatte ich immer den Gedanken, Landwirt zu werden, denn ich liebe Tiere und irgendwie ist es ein schönes Gefühl, mit dieser Arbeit auch einen Beitrag an die Nahrungsversorgung der Be­ völkerung leisten zu können, 
denn Nahrungsmittel brauchen wir schliesslich alle.» Er sagt es vielmehr, weil er kei­ ner ist, der die Augen vor der Rea­ lität verschliesst. «Es gibt immer weniger Landwirtschaftsbetriebe, weil es immer schwieriger wird, damit eine Existenz zu haben. Dazu kommt, dass heute praktisch jeder Handgriff dokumentiert werden muss, was zusätzliche Arbeit be­ deutet. Und weshalb sollte sich ein junger Mensch für einen Beruf ent­ scheiden, der morgens um halb sechs beginnt und meist nicht vor abends um acht, neun endet und der Ferien schon gar nicht zulüsst?> Die Details und der Stolz Anton Ospelt lacht. Sein Blick verlässt für Sekunden die helle Kü­ che und geht hinaus auf die hintere Seite des Hofes. Dorthin, wo.der Gemüsegarten gedeiht, das blaue Trampolin steht und Obstbäume wachsen. Mir gibt die kurze Stille, Zeit, die vielen kleinen, sorgfältig platzierten Details des Raumes wahrzunehmen, und zu realisieren, wie schnell eine Stunde verfliegen kann, in einer Welt, die nicht meine , eigene ist, in der ich aber willkom­ men bin. Dann kreuzen sich unsere Blicke und als könnte Anton.Ospelt meine Gedanken lesen, sagt er: «Meine Frau hat das besondere Flair, aus allem und jedem noch et­ was Spezielleres zu machen, sei es im Haus, im Garten oder \ sonstwo.» Spätestens jetzt wird klar, dass Anton Ospelt vor allem auf 
sei- Anton Ospelt: «Natürlich hat mich die Auszeichnung für die Milch sehr gefreut, denn irgendwie ist das auch eine kleine Bestätigung für die eigene Arbeit. Das erfüllt einem ein wenig mit Stolz und vor allem gibt es Kraft, auch weiterhin alles dafür zu tun, dass es unseren Kühen gut geht.» ANTON OSPELT ÜBER^ÄNTON OSPELT Name: Anton Ospelt Wohnort: Schaan Beruf: Landwirt Darüber freut er sich: Über Bäu­ me, die Obst tragen oder ganz ein­ fach nur in ihrer vollen Grösse in der Natur stehen. Diese Blumen mag er be­ sonders: Alle, die im Garten oder auf den Wiesen blühen. 
Über seine Kinder sagt er: Wir sind stolz auf unsere fünf Kinder und es ist schön, dass auch sie bei der Arbeit anpacken und immer wieder mithelfen, dass alles läuft. Ich wünsche mir, dass sie sich al­ le ihren Berufswunsch erfüllen können und bin überzeugt, dass sie ihren Weg machen werden. t. Das wünscht er sich für die Zu­ kunft: Ich wünsche mir Gesund­ heit für mich und meine Familie. Ich hatte schon drei Mal einen 
Bandscheibenvorfall und diese Schmerzen sind wirklich kaum auszuhalten. Seither ist mir noch viel bewusster geworden, was es heisst, gesund zu sein. Diese Fernseh-Sendung verpasst er nie: Den Wetterbericht höre und sehe ich mir täglich mehrmals an. Viele Arbeiten sind bei uns vom Wetter abhängig und deshalb informieren wir uns sicherlich öf­ ters als andere Leute. Und wenn sich andere darüber ärgern, dass 
am Wochenende das Wetter schlecht ist, freuen wir uns, denn dann haben wir weniger Arbeit... Deshalb vermisst er die Ferien nicht: Bei uns ist es wirklich wunderschön und im Sommer ha­ ben wir das Freibad, den Boden- und den Walensee so nah und im Winter können wir ins Malbun aüf die Skier. Ärgern tu ich 
mich le­ diglich über die Leute, die kurz nach den Ferien schon wieder kla­ gen, sie hätten Ferien nötig...
	        

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