Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MITTWOCH, 7. JULI 2004 
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14 Kompakt Bankkunden reklamieren weniger ZÜRICH - Der Schweizerische Banken- ombudsman hat im letzten Jahr erstmals we­ niger Reklamationen von Bankkunden er­ halten. Die Anfragen sind aber komplexer und damit arbeitsintensiver geworden. Miss­ stünde ortet die Schlichtüngsstelle' bd den Gebühren. «Wir sind nicht unglücklich dar­ über, dass der bisheri­ ge Trend" mit Zu­ wachsraten zwischen 10 und 30 Pro- ,, zent ein En­ de gefunden hat», sagte Bankenom- budsman Hänspeter Hüni (Bild) an der Jahrcsmcdienkonferenz am Dienstag in Zürich. Insgesamt seien mit 2113 schrift­ lichen und telefonischen Anfragen rund 4 Prozent weniger eingegangen als im Jahr zuvor. Weil die Anliegen aber immer viel­ schichtiger geworden sind, bedeutet der Rückgang nicht weniger Arbeit für die acht Festangestellten der Ombudsstclle. Inner­ halb der letzten fünf Jahre hätten die Briefe," .welche die Stelle jährlich an die Banken ge­ schrieben hat, von 732 auf 1282 zugenom­ men, verdeutlichte Häni. - . Nach wie vor einen Missstand macht der Ombudsman bei den BankgebUhren und -spesen aus. Die Streitsummen sind dabei zwar relativ gering, doch dahinter stehen oft frustrierte Kunden, welche sich ohnmächtig und der grossen Bank ausgeliefert fühlen, wie Martin Tschan, stellvertretender Bankenombudsinan, sagte. Genau aus die­ sen Gründen war die Ombudsstclle im Jahr 1992 von den Banken ins Leben gerufen worden. Doch mit den zunehmenden Effi- zienzsteigerungen der Banken gerade im Kleinkundenbereich verschwinde die Ver­ trauensbeziehung zwischen Kunde und Bank, so Tschan. Der Kunde fühle sich im­ mer mehr als «Quantitfi ndgligcable» und sehe sich seinerseits nicht mehr zur Rück­ sichtnahme oder Grosszügigkcit verpflich­ tet. Der Bankenombudsman rechnet deshalb, damit, dass die Streitigkeiten und die Zahl der Beschwerden wieder zunehmen werden. Zwar würden sich die meisten Institute im Zusammenhang mit Gebühren und Spesen um Transparenz bemühen, so Tschan. Gleichzeitig würden aber immer mehr Dienstleistungen angeboten oder durch eine • Gebühr belastet. Im Gebührcndickicht fin­ det sich der Kunde nicht mehr zurecht. Zu­ dem sei es nicht zulässig, aus Kostenspar- gründen die Änderungen von Gebühren oder Spesen im Massengeschtift nur noch im Internet zu publizieren (sda) Streik stoppt Ölförderung ABUJA - In Erwartung eines angekündig­ ten Streiks hat Elf Nigeria seine öl- und Gasproduktion in dem wcstafrikanischen Land eingestellt. Das Management fürchte um «die Sicherheit von Leben und Eigen­ tum», sagte ein Firmenspnicher am Dienstag in Abuja. Bei Arbeiterprotesten im Mai vergangenen Jahres wurden rund 260 Menschen als Geiseln genommen. Das Tochterunternehmen des französischen Konzerns Total fördert täglich 235 000 Bar­ rel öl und 5,3 Millionen Kubikmeter Erd­ gas. Der Produktionsstopp betrifft damit rund zehn Prozent der gesamten ölproduk- tion Nigerias. Die Gewerkschaft NUPENG will nach Angaben ihres stellvertretenden Vorsitzenden Elijah Okougboh erreichen, dass einheimische Beschäftigte die gleichen Konditionen wie Ausländer erhalten. Vertre­ ter der Arbeiter, des Unternehmens ynd der Regierung trafen sich am Dienstag in Port Harcourt zu Verhandlungen. Nigeria ist weltweit der siebtgrösste Öl-Exporteur und der grösste in Afrika. Wegen der gespannten Lage im Irak und anderen arabischen Staa­ ten rückt die Ölförderung in Afrika zuneh­ mend in den Blickpunkt der westlichen Ölimporteure. (AP) 
Bessere Bedingungen Die Reinigungsbranche hat GAV - Arbeitsbedingungen für Personal geregelt ZÜRICH - Die Arbeitsbedingun­ gen des Putzpersonals sollen verbessert werden. Erstmals tritt In der Deutscftschweiz ein Gesamtarbeitsvertrag (GAV) in Kraft. Er betrifft mehrere hun­ dert Reinigungsfinnen mit Uber 20 000 Beschäftigten. Das Image der Reinigungsbranche in Bezug auf soziale Mindestleis­ tungen und -löhne ist in der Schweiz eher schlecht. Gemäss ei­ ner Studie der Universität Bern ar­ beiten in der Schweiz rund 100000 Menschen, vorwiegend Frauen und hauptsächlich 
Ausländer - als" Putz- personal. Etwa 50000 von ihnen sind gemäss Schätzungen des Branchenverbandes Allpura bei Reinigungsfirmen beschäftigt. Bis­ lang waren die Beschäftigten bei Reinigungsfirmen keinem GAV unterstellt. Dies hat sich am 1. Juli 2004 geändert. Seither gilt ein Ver­ tragswerk, das unter anderem Löh­ ne, Arbeitszeit, Feiertags- und Fe- rienansprüchc, Lohnfortzahlungen bei Krankheit sowie Mutterschafts- ürlaub für die Deutschschweizer Reinigungsfirmen regelt. GAV nicht für kleine Firmen Der GAV gelte für alle Unterneh­ men, die Personal im Umfang von mindestens 600 Stellenprozent be­ schäftigen, sagte am Dienstag Ben­ no Locher, Sekretär der Paritäti­ schen Kommission der Reinigungs­ branche in der Dcutschschweiz an einer Mcdienorientierung in Zü­ rich. Dies betrifft mehrere hundert Finnen mit über 20 000 
Beschäftig-Ole 
Arbeitsbedingungen des Pubpersonals sollen verbessert werden. Erstmals tritt in der Oeutschschwelz ein Gesamtarbeitsvertrag (GAV) In Kraft. ten. Allerdings sei das Ziel, auch kleinere Firmen zur Einhaltung des GAV zu bewegen. •- Der Mindcstlcihri liegt neu zwi­ schen 3000 und4500 Franken brut­ to. je nach Qualifikation,' Arbeit und Dieiistjahre. Die Arbeitszeit wurde von den gängigen 44 Stunden pro Woche auf 43 Stunden reduziert; 
Äb nächstem Jahr ist eine 42-Slun- den-Woche vereinbart worden. Die Gefahr, dass der Wettbewerb auf dein Buckel der Arbeitnehmer er­ folge, sei mit dem vom Bundesrat aTsallgemeiri gültig erklärten GAV abgewendet worden, sagte Andre Kaufmann von der-Gewerkschaft GBl. Die Arbeitgeberseite erhofft 
sich gleich lange Spiesse für die Be­ triebe, insbesondere auch im Hin­ blick auf die Personenfreizügigkeit mit der EU. Die Einführung des GAV dürfte gemäss Locher bei den Unternehmen zu Kostenauswirkun­ gen in 
der Höhe von 2 bis 15 Pro­ zent führen. Wichtig sei der konse­ quente Vollzug des GAV. (sda) LÄFV-GÄsf BEITRAG 
' * M * • * Zinsentspannung nach FED-Entscheid Gastbeitrag von Ruedi Flückiger, AFM Advanced Fund Management AG Land 
Brutto Inland Produkt (BIP) 
Konsumenten Preis Index <C PI) 
Arbeitslosen Quote 
10-jährige Staatsahleihen USA 4.80 3.10 5.60 4.46 Eurotand 1.30 2.50 
9.00 4.27 Deutschland 0.70 1.80 10.50 4.24 Schweiz 1.50 1.10 
3.80 2.81 Japan 5.60 -0.50 
4.60 1.76 Stand der Daten: 31.03.2004 Mai2Q04 Mai 2004 
06D7.2004 Die Handelsbilanz der Schweiz konnte im Mal 2004 mit einem deutlichen Plus zum Vormonat abschllessen. Die Schweizer Industrie konnte ihre Erholung fortsetzen. Mit ei­ nem Plus von 4,5 Prozent im lahresvergleich konnte sie die Produktion im 1. Quartal 2004 mehr als erwartet steigern. Die Umsätze legten im selben Zeit­ raum um 5,3 Prozent zu. Auch die Bcstcllungscingängc la­ gen mit plus 9,8 Prozent ebenfalls deutlich 
höher als im Vorjahres­ quartal. Insgesamt hat die Industrie die positiven Vorhaben der Vorlaufs- indikatoren bestätigt. Die Handels­ bilanz der Schweiz konnte im Mai 2004 mit einem deutlichen Plus zum Vormonat abschliessen. Der Aussenhandel entwickelt sich mit hoher Aktivität. Dieser Trend sollte sich auch fllr die kommenden Mo­ nate fortsetzen. Darauf deutet auch der OECD Leading Indicator In­ dex. Die Volatilität am Schweizer Markt hält weiter an. Die Schwei­ zer Nationalbank hat bereits am 17. Juni 2004 vor dem FED Entscheid ihr Geldzinsband für den 3-Monats- Liborsatz um 25 Basispunktc über­ raschend . erhöht. Dadurch wurde 
Zinskorridor wieder an das Nor­ malband von 0 bis 1 Prozent ange­ glichen. Die Auswirkung auf die Märkte war aber eher marginal. Le­ diglich die Renditen im kürzen Laufzeitenbereich haben leicht an­ gezogen. Die längeren Laufzeiten haben nach dem FED-Entscheid leicht nachgegeben. Der Spread zu den EUR-Bundcsanlcihen liegt bei 143 Basispunkten. Die 10-jilhrigen Eidgenossen rentieren aktuell bei 2,81 Prozent. Europa kann sieb nicht entziehen Auch der Kapitalmarkt in Europa konnte sich nicht dem FED-Ent­ scheid entziehen. Bereits Wochen vor der Sitzung des FED warteten alle Marktteilnehmer gespannt auf dessen Zinsentscheid. Auph im Eu­ roraum gaben die Renditen mit län­ geren Laufzeiten nach. Die Indu­ strieproduktion in Deutschland konnte einen deutlichen Anstieg verzeichnen. Auch die Auftrüge in Italien zeigten eine Zunahme auf. Aufgrund dieser Daten setzt sich ei­ ne gewisse Dynamik im europäi­schen 
Industriesektor ein. Dies zeigt auch der ZEW-Index, welcher im Juni 2004 einen leichten Anstieg der Konjunkturerwartung in Deutsch­ land verzeichnete. Damit wurde der Abwärtstrend gestoppt, welcher die letzten 
fünf Monate in Folge nach unten gerichtet war. Für das Euro­ land zeigt hingegen der ZEW-Index noch keine Erholung an. Die zehn­ jährigen Bundesanleihen rentieren aktuell bei 4,24 Prozent. Rekorddefizit in den USA Die Zinserhöhung des FED um 25 Basispunkte wurde mehrheitlich von den Marktteilnehmern erwar­ tet. Der FED-Präsident Alain Greenspan zeigte damit auf, dass er mit kleinen Zinsschrittcn die Infla- tionsgefahr eindämmen möchte. Nach diesem Zinsentscheid gaben auch in den USA die Renditen mit längeren Laufzeiten nach. Mit ei­ nem Rekorddefizit von 144 Milliar­ den US-Dollar schloss die Leis­ tungsbilanz der USA für das erste Quartal 2004 ab. Dadurch kam der amerikanische Dollar gegenüber 
dem Euro und dem Schweizerfran­ ken wieder unter Druck. Die zehn­ jährigen US-Trcasuries rentieren aktuell bei 4,46 Prozent. Optimistisches Japan Japan zeigt sich für die weitere Konjunkturentwicklung optimis­ tisch. Dazu beigetragen hat auch die Haltung der Regierung, eine Stabilisierung der öffentlichen Fi­ nanzen und Defizite zu erreichen. Zudem wurde das Bankensystem gestärkt. Dies wurde indirekt von der Ratingagentur S&P mit einer Hochstufung der grössten japani­ schen Banken bestätigt. Die Zins­ märkte haben die guten Wirt­ schaftsnachrichten bereits verarbei­ tet und tendieren seitwärts. Die 
10- jährigen Anleihen rentieren aktuell bei 1,76 Prozent. Verfasser: Ruedi Flückiger, AFM Advanced Fund Management AG Die alleinige inhaltliche Verant­ wortung für diesen Beitrag liegt beim Verfasser.
	        

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