Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DIENSTAG, 6. JULI 2004 VOLKS| 
||y||^y^|^|Q VERKEHRSDISKUSSION BLATTI lIVkfTlVlS EINE ERSTE BILANZ «Man kann die Leute nicht ins Tram zwingen» . Regierungschef-Stellvertreterin Kieber-Beck überdie Verkehrsdebatte VADUZ - Die vier Informatiansveran- staltungen zum Verkehr waren er­ folgreich und Haben den breiten öf­ fentlichen Meinungsbildungspro- zess angeregt Währenddem die grundsätzlichen Heraustonleningen Im Vferfcehr anerkannt und unbe­ stritten sind, sind die vorgestellten lösungsansätze sehr unterschied­ lich. Regiemngschef-Steifvertreterin Rita Kieber-Beck nahm gegenüber dem Volksblatt in Form einer Bilanz Stellung zu den Veranstaltungen. • Peter Mndle Volksblatt: Die Regierung hat in kompaktem Zeitraffer eine Reihe, von Informationsveranstaltungen zum .Thema Verkehr durchgeführt, um den öffentlichen Mcinungsbil- dungsprozess anzuregen. Ist dies Ih­ rer Ansicht nach gelungen? Rita Kieber-Beck: Ein solcher Pro- zess wird natürlich Uber eine längere Zeit andauern und es ist noch nicht ab­ sehbar, wie sich die 
Diskussion weiter­ entwickeln wird. Wenn wir aber Zu­ nächst' die Informationsveranstaltun­ gen in den Gemeinden betrachten, so denke ich, dass es uns gelungen ist, den ersten Schritt für eine, öffentliche Mei­ nungsbildung zu vollziehen. Das Inter­ esse bei den Zuhörerinnen und Zuhö­ rern war sehr gross. In vielen angereg­ ten Diskussionen habe, ich persönlich den Eindruck gewonnen, dass die Leu­ te diesen Schritt und insbesondere die offene Vorgehensweisc schätzen. Der Meinungsbildungsprozess muss aber" weitergehen und neben der Bevölke­ rung, den Gemeinden und der Wirt­ schaft auch die regionalen Behörden einbeziehen. Veranstaltungen waren Erfolg Sie werten die Veranstaltungen also als Erfolg? Ich denke schon. Ziel war ja, die Leu­ te in die Diskussion mit einzubeziehen. Mit den Veranstaltungen- konnten wir das sicherlich enreichen. Wichtig scheint mir aber, dass dieses Interesse, das jetzt geweckt wurdet auch positiv genutzt werden kann. Das heisst, dass sich die Leute auch untereinander mit diesem,Thema beschäftigen, miteinan­ der, diskutieren und sich so allmählich eine Tendenz abzeichnet, wo die Bevöl­ kerung die Schwerpunkte in der künfti­ gen Verkehrspolitik setzen möchte - im öffentlichen Verkehr oder im Individu- alverkehr. Liechtensteins Verkehrssys­ tem wird immer eine Mischung aus In- dividual- und öffentlichem Verkehr sein und bleiben. Um in der Zukunft den prognostizierten Verkehrszuwachs be­ wältigen zu können, müssen hohe In­ vestitionen getätigt werden. Deshalb muss in einem Grundsatzentscheid der. Schwerpunkt 
gesetzt werden. Wenn ijiesef Prozess, der jetzt ange­ regt wurde, weiter an Kraft gewinnt und vielleicht sogar eine Eigendyna­ mik entwickelt, dann haben wir unser Ziel mehr als erreicht. Während unter den Referenten grundsätzlich Einigkeit hinsichtlich der eigentlichen Problematik be­ steht, so gehen die Lösungsvor­ schläge doch stark auseinander. Der VCL beispielsweise macht sich fiir ein Tram stark. Kann das die Lö­ sung fiir Liechtenstein sein? Ein Tram ist sicherlich eine von mehreren Varianten, ob es aber letzt­ lich die beste Lösung ist, scheint mir 
fraglich. Ein Tram, das im bestehen­ den Strassenrauni verkehrt, hat eine zentrale Schwäche: Es fahrt ja mit dem restlichen Verkehr mit und ist da­ her von denselben Problemen betrof­ fen wie der übrige Verkehr. Der Fahr­ plan könnte nicht eingehalten werden; aus Sicherheitsgründen könnte das Tram hur mit geringer Geschwindig­ keit verkehren. Letztlich würde das Tram das bestehende Strasscnsystcm instabil machen und langfristig zum Verkehrskollaps beitragen. Nur konkurrenzfähige Projekte realistisch Es sei denn, man schafft dem Tram den nötigen Platz auf der Strasse. Das heisst aber mit anderen Worten, dass man neue leistungsfähige Ersatzstras­ sen baut und gleichzeitig die Leute vom Auto ins Tram zwingt. Das könn­ te nur gelingen, wenn die Politik mit sehr restriktiven Massnahmen das Auto benachteiligt, um das Tram attraktiver zu machen. Das ist für Sie keine Alternative? Eine Verkehrspolitik, die der Bevöl­ kerung mit dem Zeigefinger vorschrei­ ben will, wie man sich. fortbewegen soll, ist zum Scheitern verurteilt. Wenn Liechtenstein.sich irgendwann dazu entschliessen sollte, den prognos­ tizierten Mehrverkehr mit einem neuen öffentlichen Verkehrsmittel zu bewälti­ gen, dann muss dieses die Leute über­ zeugen können und aus eigener Kraft konkurrenzfähig sein. Die Menschen sollen das neue Verkehrsmittel nutzen, weil es eine echte Alternative zum Auto ist, weil es schnell, komfortabel und sicher ist. Nicht aber, weil sie müssen und dazu gezwungen werden. Eine Verkehrspolitik mit dein Zeigc- • finger bringt uns nicht weiter, denn ei­ ne vermeintliche Lösung mit sehr re­ striktiven Massnahmen, Vorschriften und Beschränkungen würde vom Stimmvölk wohl ohnehin deutlich ab­ gelehnt. Eine Verkehrspolitik mit dem Zeigefinger führt uns in die Sackgasse. Das heisst, wir müssen einen anderen, realistischen Weg gehen. Und der wäre Ihrer Meinung nach? Wie bereits mehrfach erwähnt, muss die Politik die Bevölkerung eng in die Verkehrspolitik einbinden, wenn wir irgendwann wirkliche Fortschritte er­ zielen wollen. Wenn es in Liechten­ stein in 20 bis 30 Jahren rund 60 Pro­ zent mehr Verkehr gibt, wird es uns wenig nützen, wenn wir eine Schubla­ de voller gescheiterter Projekte haben, aber im Verkehr ersticken. Keine Verkehrspolitik mit dem Zeigefinger Das Ehrlichste, was die Politik in die­ ser Phase tun kann, ist, die Bevölkerung zu informieren, fiir die gesamte Proble­ matik zu sensibilisieren und sie dann zu fragen, fiir welche Art von Massnah­ men sie grundsätzlich bereit ist. Dabei stehen schwerpunktmüssig sowohl der Individualyerkehr als auch der öffentli­ che Verkehr offen. Ein Gesamtver­ kehrskonzept und konkrete Projekte können erst im Anschluss an diese grundsätzliche Debatte erstellt werden. Wo sehen Sic die Zukunft für Liech­ tensteins Verkehr? Im Individual- verkehr oder im öffentlichen Ver­ kehr? 
Regierungschef-Stellvertreterin Rita Kieber-Beck zieht Bilanz nach der Initiierten Verfcehrsdiskussion: Eine Verkehrspo­ litik, die der Bevölkerung mit dem Zeigefinger vorschreiben will, wie man sich fortbewegen soll, ist zum Scheitern ver­ urteilt. Die Zukunft für unseren Verkehr liegt in einer Lösung, mit der wir die Herausforderungen des prognostizier­ ten Wachstums von Bevölkerung und Wirtschaft bewältigen können. Eine Lösung, welche die Grundlagen schafft für weiteren Wohlstand und für künftige Lebensqualität. 
Eines zeigt die von der Regierung in Auftrag gegebene Studie dabei deut­ lich: Wenn Liechtenstein auf ein neues öffentliches Verkehrsmittel setzt, dann muss es eine Lösung mit Eigentrassee, also eigener und strassenunabhängiger Fahrspur sein. Im Bereich des Öffent­ lichen Verkehrs hat in Liechtenstein nur 
eine solche Eigentrassee-Lösüng das Potenzial, um eine echte Alternative zum eigenen Auto werden zu können. Denn, wie bereits gesagt,- die Verkehrs­ politik sollte die Menschen nicht in ein neues Verkehrsmittel zwingen müssen. Das neue Verkehrsmittel müsste aus ei­ gener Kraft überzeugen können. ANZL-IOl-Die Bilanz **" 
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