Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MONTAG, 28. JUNI 2004 
bSTI SPORT y 
FUSSBALL-EURO 2004 DIE GROSSEIM NATIONEN SIND RAUS 
16 EM-SPLITTER . «Am liebsten Liechtenstein» Portugals Torhüter Ricardo, einer der Hauptverantwortlichen flir das grassierende EM-Fieber in. seinem Heimatland, hegte näch dem Erfolg gegen England für die Runde der letzten Vier einen ganz speziellen Wunsch. Auf die Frage, gegen welches Team er im Halbfinale gerne spielen würde, antwortete der Keeper von Spotting Lissa.- bon: «Am liebsten wäre mir Liechtenstein.» Inzwischen steht zu Ricardos Enttäuschung fest, 
dass im Halbfinale nicht das kleine Fürstentum, sondern Holland wartet, (bo) Frank de Boer verletzt Holland muss im EM-Halbfinal gegen Por­ tugal am Mittwoch sehr Wahrscheinlich auf Frank de Boer verzichten. Hollands Rekord- internationaler, zog sich im Viertelfinal ge­ gen Schweden eine Verletzung im rechten Sprunggelenk zu. (si) Informationssperre Die Suche toach einem geeigneten Nachfol­ ger für Rudi Völler wurde \jon Gerhard Mey- er-Vorfelder, Präsident de? Deutschen Fuss­ ball-Bundes (DFB), zur geheimen Chefsa­ che erklärt. Informationen über den aktuel­ len Stand will er nicht mehr geben. Mayer- Vorfelder weilt noch in Portugal, will aber in nächster Zeit weder zu inhaltlichen Vorstel­ lungen noch zu zeitlichen Abläufen der Neu­ besetzung Auskunft geben , (si) Kein Coach-Duo mehr Schwedens Nationalmannschaft wird nach dem Ausscheiden aus dem EM-Tumier wie geplant künftig nicht mehr von einem Natio- naicoach-Duo geführt. Wahrend Lars Lager­ bäck alleiniger Chefcoach wird, konzentriert sich sein Kumpel Tommy Söderberg von nun an ganz auf die U21 -Auswahl. (si) Ausschreitungen in Paris Frankreichs Scheitern war.ftir einige «Fans» des Equipe tricolore schwer zu verkraften. In der Nähe des Centre Pompidou in Paris gin­ gen bei Ausschreitungen fünf Schaufenster­ scheiben in die Brüche. Zwei Personen wur­ den festgenommen, weil sie leere Flaschen auf Polizisten geworfen hatten, ein weiterer Rowdy wegen Vandalismus. Eine Person musste sich in Spitalpflegc begeben. (si) Über eine Million Zuschauer Der einmillionste EM-Zuschauer sass am Sonntagabend unter den 52 000 beim letzten Viertelfinal zwischen Tschechien und Däne­ mark in Porto. Die 24 Spiele der Vorrunde wurden offiziell von 835 391 Zuschauern besucht. Die ersten drei Viertelfinals zogen rund 140 000 Fans an. (si) Beckenbauer meldet sich «Vielleicht sollte man für die deutsche Mannschaft ein Handicap wie beim Golf einführen. Wir starten dann immer mit zwei Toren Vorsprung.» Bayern Münchens Präsi­ dent Franz Beckenbauer im «Bild»». (si) Figo gekotzt oder gebetet? Nach wie vor ungeklärt ist, was Portugals Topstar Luis Figo getan hat, nachdem er von Coach Luis Felipe Scolari im Viertelfinal gegen England aus dem Spiel genommen worden und unverzüglich im Umkleideraum verschwunden 
war. Figo habe dort seinen Arger über die Auswechslung hinausge­ kotzt, ist die landläufige Meinung. «Er hat dort für die Mannschaft gebetet», glaubt da­ gegen Scolari. Jedenfalls war Figo laut Sco­ lari auch während des Penaltyschiessens in der Garderobe, eine Statue der Jungfrau von Fatima, der portugiesischen Landesheiligen, in den Händen haltend. (si) Hochkonjunktur für Längfinger Taschendiebe haben während der EM Hoch­ konjunktur. Sie tarnen sich zumeist mit Schals und Trikots als normale Fans.- (si) 
Schlussphase ohne «Big Die kleine Welt der grossen fünf Fussballnationen LISSABON - Wenn in dieser Wo­ che die vier erfolgreichsten Mannschaften an der EURO um den Titel spielen, stehen die fünf grossen Nationen Europas ab­ seits. Frankreich, Deutschland, Italien, England und Spanien ha­ ben die Bühne geräumt für Zwerge, die zu Riesen wurden. »Stefan 
Vtm Ist es Zufall oder nicht? Die wun­ derbaren Aussenseiter, die in die­ sem Jahr schon die (Erfolgs-)Kapi- tel in der Champions League schrieben, verdrängten das Estab­ lishment auch an der EURO aus der Bel-Etage des europäischen Fuss­ balls. Sicher,- England hatte im Viertelfinäl gegen.Gastgeber Portu­ gal Pech, und Deutschlands Natio­ nalteam weist derzeit nicht das Po­ tenzial auf, um einen Halbfinal- Platz proklamieren zu können. Doch die anderen drei Grossen, Ita­ lien 
und Spanien, die ihre Spieler (fast) ausschliesslich aus den hei­ mischen Klubs und damit aus den zwei erfolgreichsten Ligen der letz­ ten 15 Jahre rekrutierten, sowie Frankreich zeigten im lusitanischen Sommer 
Leistungen, die ihrer Re-. putation unwürdig waren. 
Kicker-Idole Im Elend: Die vermeintlich «Grossen» Im europäischen Fussball, allen voran Frankreich, müssen Sich an der Europameisterschaft nach schwachen Auftritten mit der Zuschauerrolle begnügen. «Indigne de son rang», bezeich­ nete die «L'Equipe» das Abschnei­ den der «Grande Nation». Mit «un­ würdig» umschrieb die Tageszei­ tung, was am Vorabend der EURO . niemand erwartet hatte; Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und England: alle draussen. Doch die «Big Five» haben sich das frühe Aus mit blutleeren und risikoscheu­ en Auftritten durchwegs selbst ein­gebrockt. 
Teilweise hatte man bei der zögerlichen Spielweise von Franzosen, Italienern und Englän­ dern noch am wenigsten das Ge­ fühl, als würde das Ausscheiden richtiggehend herausgefordert. Die personellen Verfehlungen von Signore Trapattoni wurden im Land des Calcio in den letzten Ta­ gen zur Staatsaffäre, das liegt im Naturellder Italiener. Doch auch das Coaching von Spaniens Inaki Saez, Frankreichs Jacques Santini und Englands Sveii-Göran Eriks­ son Hess reichlich Platz für unbe­ queme Fragen offen. Unter dem Strich waren sie in personellen und taktischen Fragen zu wenig mutig und erzwangen somit das Glück, dessen Fehlen sie hinterher beklag­ ten, ebenso wenig wie Trapattoni. Offenkundig wollten sie alle das Gesicht nicht verlieren; jetzt ste­ hen sie - mit Ausnahme von Eriks­ son - ohne Nationalmannschafts- Job da. 
So freuen sich jene, die ihre Sym­ pathien an andere Mannschaften verteil(t)en. An Equipen, deren Trainer auch unpopuläre Massnah­ men nicht scheuen. Wie Hollands Dick Advocaat, der den Lieblingen der Fans, Roy Makaay und Rafacl vanderVaart, nur wenig Einsatzzeit gewährt und Patrick Kluivert, den Goalgetter der letzten EM, noch nicht eine Minute eingesetzt hat. Oder wie Portugals Luis Felipe Scolari, der schon zwei Wochen vor dem Türriier Mut bewies, indem er die lebende lusitanische Goalie-Le- gende Vitor Baia nicht berücksich­ tigte. Das Volk schäumte vor Wut, doch jetzt ist Vitor Baias Konkur­ rent Ricardo der Held im Gastge­ berland. Der lusitanischen Lichtge­ stalt I, Rui Costa, hat Scolari nach der verlorenen Startpartie eine Er­ satzrolle zugewiesen. Und die Lichtgestalf II, Luis Figo, wurde ge­ gen England trotz ungünstigem Spielstand vorzeitig ausgewechselt. 
Gewiss, es war ein Vabanquespicl, •auf das sich Scolari einliess. Doch bisher ist es aufgegangen. Blasse Superstars A propos Figo: im Gegeasatz 
Zu sei­ nen hochkarätigen Teamkollegen bei Real Madrid ist er im Turnier noch da­ bei - wenn auch stark in der medialen Kritik stehend. Der Spanier Raul dagegen verlicss einmal mehr die (Länder-)Bühne nach schwachen Leis­ tungen durch die Hintertür. Der Eng­ länder David Beckham hob sich vom Rest der «Thrce Lions» einzig ab, weil er zwei Penaltys verschoss. Und Zine­ dine Zidane hatte offenkundig auf die Mannschaftsaufstellung grösseren Einlluss als auf das Spiel der «Bleus». Sie alle konnten die befleckte Seite, die sie mit Real wähnend der Saison ge­ schrieben haben, nicht umdrehen und ein neues Kapitel beginnen. Das galak- tischc Quartett ist das Sinnbild filr die «Big Five», die in Portugal in einer «Small World» lebten. Positive Bilanz Polizei bescheinigt EM-Fans Fairplay 
SPUCK-SKANDAL LISSABON - Nach den ersten zwei EM-Wochen hat die Polizei eine positive Zwischenbilanz' gezogen. Die Zuschauer hätten ebenso wie die Spieler Fairplay bewiesen, sagte Polizeispre­ cher Alexandre Coimbra. Insge­ samt habe es 125 Festnahmen Das grösste Problem sei bisher der Schwarzhandel mit Tickets gewe­ sen. Die-Polizei nahm 58 mutmass­ liche Schwarzhändler fest. Bei den übrigen 67 Festnahmen ging es um Diebstahl, Raub, Körperverletzung oder Drogen. Auch die für die EM 
vorübergehend eingeführten Grenzkontrollen zeigten Wirkung. Nach Angaben der Ausländerbe­ hörde wurden in den vergangenen vier Wochen 3403 Ausländer an der Einreise nach Portugal gehindert. Am Rande der EM wurden zu­ dem in der Algarvc 70 Randalierer festgenommen, unter ihnen 54 Engländer. Die meisten wurden aus Portugal ausgewiesen. Diese Fest­ nahmen werden jedoch nicht in der offiziellen EM-Statistik der Polizei berücksichtigt, weil die Krawalle englischer Hooligans im Badeort Albufeira sich fernab der EM- Spielorte ereigneten. (si) 
SFV-Zentralvorstand erwägt Untersuchung Aufgrund der Vorwürfe, die in Medien im Zusammenhang mit der so genanntem «Spück-Affäre Alex Frei» gegen die Verant­ wortlichen der Schweizer EM- Delegation erhoben werden, wird der SFV-Zentralvorstand an einer ausserordentlichen Sit­ zung Anfang dieser Woche darü­ ber befinden, ob eine unabhän­ gige Untersuchung eingeleitet Werden soll. In der allfälligen Untersuchung würden gemäss einem SFV- Communiquö die Rollen der ofTi- ziellen EM-Delegation und ein­ zelner Mitglieder der techni­ schen Delegation (zu der Natio- nalcoach Köbi Kuhn zählt) durchleuchtet. Man erwartet eine' Antwort auf 
die Frage, «ob Per­ sonen aus diesem Kreis zu irgendeinem Zeitpunkt im Zu­ sammenhang mit den Vorfällen rund um den Disziplinaifall Alex Frei gelogen haben und ob im Hinblick auf künftige Delegatio­ nen an Grossanlässen die ent­sprechenden 
Führungsstrukturen näher zu überprüfen sind». ' Bis zum Entscheid, ob eine sol­ che Untersuchung angeordnet wird, geben die SFV-Verantwort­ lichen 
keine weiteren Stellung­ nahmen ab. Lämmli zog Anwalt Hunziker bei Der Nationalmannschaftssde- legierte Ernst Liimmli bereitet eine Klage gegen SF DRS vor und hat zur Verteidigung .seiner Rechte den Aargauer Rechtsan­ walt Michael Hunziker, den Prä 
1' sidenten des FC Aarau, beiigezo- gen. Lämmli wehrt sich vehe­ ment dagegen, vor dem Auftau­ chen der TV»Beweisc am. Sonn­ tagnachmittag, 20. Juni, etwas von der Spuck-Affäre gewusst zu haben und fürchtet um seinen guten Ruf. Der Aargauer Archi­ tekt hat seinen Anwalt beauftragt, gegen jede Person Klage wegen Persönlichkeitsverletzung einzu­ reichen, die behauptet, Lämmli habe schön vor dem Auftauchen der TV-Beweise gewusst, dass Frei den englischen Spieler Ger- ntrd angespuckt habe. (si)
	        

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