Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

FREITAG, 25. JUNI 2004 &RI WIRTSCHAFT 
BMW MIT INNOVATIONEN LAFV-G ASTBEITRAG 
14 KOMPAKT Viacom übernimmt VIVA Media FRANKFURT/KÖLN - Der drittgrösste amerikanische Medienkonzern Viacom übernimmt die Mehrheit am Kölner Musik­ sender .und TV-Produzenten Viva Media. Damit kommen nicht nur die beiden wich­ tigsten Musiksender auf dem deutschen Markt - MTV und VIVA - unter ein Dach. Der US-Konzem sichert sich gleichzeitig auch den Zugriff auf eine der erfolgreichs­ ten deutschen TV-Produktionsgesellschaf- ten, die Viva-Tochter Brainpool. Sie produ­ ziert unter 
anderem Comedy-Formate wie «TV-total» und «Ladykracher», aber auch die Harald-Schmidt-Nachfolgesendung «Anke Late Night». Viacoms Co-President Tom Freston sagte am Donnerstag in Frank­ furt am Main: «Der Erwerb von VIVA Me­ dia ist ein bedeutender strategischer Vor- stoss, der unsere Position in Deutschland nachhaltig ausbaut.» Die Bundesrepublik sei als grösster TV-Werbemarkt ein Schlüs­ selfaktor für die Wachstumspläne des Kon­ zerns in Europa. (sda) Deutsche Post strafft Unternehmensstruktur BONN - Die Deutsche Post strafft ihre Konzernstruktur und legt ihre Tochterfirmen DHL, Danzas und Euro Express in Deutsch­ land zusammen. Davon seien «organisato­ risch» rund 4Ö00 Arbeitsplätze betroffen, sagte ein Sprecher der Post am Donnerstag in Bonn. Er bestätigte damit einen Bericht der Tageszeitung «Die Welt». Das Vorgehen erfolge aus wirtschaftlichen Gründen und auch kündenorientiert im Zuge des. Kosten­ senkungsprogramms «Star». Für den Grossteil der betroffenen Mitarbeiter werde es andere Arbeitsplätze im Konzern geben, sagte der Sprecher. Inwieweit es zu Kündi­ gungen komme, sei unklar. Unterm Strich würden voraussichtlich insgesamt rund 1600 Stellen wegfallen. Die Post stimme ihr Vorgehen eng mit der Dienstleistungsge­ werkschaft ver.di ab und habe, dazu auch schon eine gemeinsame Vereinbarung ge­ troffen, erläuterte der Sprecher. ' (sda) 
1 Defizit abbauen PARIS - Die Wirtschaft Frankreichs wird in diesem Jahr neuen Schätzungen zufolge deutlich kräftiger wachsen als bisher ange- • nommen. Das Wachstum dürfte damit zu ei­ nem stärkeren Abbau des Haushaltsdefizits beitragen. Das französische Statistikinstitut Insee rechnet mit einer Zunahme der Inves­ titionen in diesem Jahr. Das Insee erhöhte deshalb seine Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) deutlich auf 2,3 Prozent von zuvor 1,7 Prozent. Finanz­ minister Nicolas Sarkozy sagte am Donners­ tag vor dem Parlament in Paris: «Frankreich schlägt sich besser als die. Menschen ge­ glaubt haben. Wir kommen aus der schlimmsten Abwärtsentwicklung seit der Rezession 1993.» Er kündigte an, zwei Drit­ tel aller zusätzlichen staatlichen Einnahmen in den Abbau des Haushaltsdefizits investie­ ren zu wollen. (sda) Ölpreise steigen LONDON - Wegen eines drohenden Ex­ portstopps in Norwegen sind die ölpreise am Donnerstag gestiegen. In London wur­ den für August-Lieferungen der Nordsee- Sorte Brent im frühen Handel 35,18 Dollar (29,11 Euro) gezahlt. Dies waren 18 Cent mehr als am Vortag. Die Sorte Light Sweet . Crude kostete im vorbörslichen elektroni­ schen Handel mit 37,70. Dollar. 13 Cent mehr. Wegen eines Streiks der norwegi­ schen ölarbeiter hatten die Arbeitgeber die Aussperruhg der Beschäftigten auf allen Förderstätten angekündigt. Damit würden laut Arbeitgeberverband OLF praktisch alle Exporte zum Erliegen kommen, ölhändler Bellew von Prudential Bache sagte, ein Ex­ portstopp werde Europa stärker treffen als die USA. Branchenexpcrtcn verwiesen allerdings auch darauf, dass in vergangenen Arbeits­ konflikten in Norwegen die Regierung ein­ geschritten war und die Tarifpartner zu einer schnellen Einigung ge?wungen hatte, (sda) 
BMW Münchner setzten auf für Laien verständliche Innovationen MÖNCHEN - Mit dem neuen ler-BMVU wollen die Münchner erstmals seit den siebziger Jah­ ren wieder in den Markt der Kompaktklasse einbrechen. Viel war 
am Abend der Weltpremie­ re am Mittwoch in München von «Eroberung» die Rede, von Marktanteilen die man im Golf­ segment den Mitbewerbern ab­ nehmen will. Für die Kompaktklasse «wurde noch nie so ein hoher technischer Aufwand getrieben», pries BMW- Marketing-Vorstand Michael Ganal das Modell. Nur bei einem Thema waren 
die Münchner zurückhal­ tend: Was die geplanten. Verkaufs­ zahlen angeht. Ganal wollte sich nicht .-einmal auf die von einem Sprecher bestätigten bis zu 200 000 Stück im Jahr einlassen. Auch die Frage, ob der 1er nicht doch Kon­ kurrenz im eigenen Haus auf Kos­ ten teurerer Modelle mit sich bringt, kann Ganal nicht mehr hö­ ren: «Wenn es so wäre, halten wir einen Fehler gemacht.» Doch als das neue Modell in ei­ nem zur Party-Lounge umfunktio­ nierten Teil des Münchner Flugha­ fen begleitet von Lichtshow herein­ rollte, war schnell klar:. Der Kom­ paktwagen wird nicht nur bei der Konkurrenz wildern, sondern ver­ mutlich auch kräftig beim eigenen, 2000 Euro teureren, Stummelheck- Modell 3er compact, von dem BMW zuletzt über 55 000 Fahrzeu­ ge im Jahr absetzte. Ganal wollte sich nicht äussern, ob der compact beim Modellwechsel der 3er-Reihe ab 2005 überhaupt einen Nachfol­ ger erhält:. «Das werden wir se­ hen.» Iii den neuen 1er steckten die BMW-Entwickler bereits viele In­ novationen, die künftig auch die umsatzstarke 3er-Reihe kennzeich­ nen werden. Beide neuen Reihen wurden gleichzeitig entwickelt und verfü­ gen aus Kostengründen über 
zahl-Mit 
dem neuen ler-BMVU wollen die Münchner wieder In den Markt der Kompaktklasse einbrechen. reiche gleiche Komponenten bei Fahrwerk, Antrieb und Elektronik. Das fünftürige ler-Einstiegsmo- dell 116i mit 115 PS kostet 19 800 Euro - gut 800 Euro mehr als ein vergleichbar motorisierter fünftüri- ger VW-Golf. . Sonderrabatte in der hart um­ kämpften Kompaktklasse, wie der­ zeit beim Golf, mit kostenloser 
Kli­ maanlage, schliesst Ganäl aus: «Wir glauben, dass wir richtig ge­ preist haben.» Bei den Innovatio­ nen setzt BMW für den jer nicht nur auf Fahrstabilitätssysteme, son­ dern verstärkt auf Entwicklungen, die sich dem Laien schon beim Hinsehen erschliessen. So ist der Neue etwa serienmässig mit so ge­nannten 
Runflat-Reifen ausgestat­ tet: Sie sind vor. Platzen sicher, selbst bei völligem Druckverlust kann der Fahrer noch 150 Kilome­ ter mit Tempo 80 fahren. Ein ..Ersatz- oder Notrad gibt es im 1er nicht mehr, dafür eine elektronische Warnanzeige, damit der Fahrer die Reifenpanne über­ haupt bemerkt. Kehrseite für den Kunden: Für Winterreifen, die die komplizierte Elektronik unterstützen, sind zwi­ schen 836 und 1252 Euro fällig. 'Weitere Neuerung des 1er: Es gibt einen Startkno.pf zum Anlassen. • Der Falirzeugschlüssel kann als solches kaum noch bezeichnet wer­ den und sieht aus wie dessen bishe­riger 
Fcrnsteuerungs-Plastikgriff ohne Stahlstift; Funkferngesteuerte Zentralver- riegelung ist serienmässig, ebenso, dass sich jeder «Schlüssel» die per­ sönlichen Einstellungen für Spie­ gel, Radio und Klimaanlage merkt und wieder herstellt. Hinterherfahrende Autofahrer werden möglicherweise für das neue zweistufige Bremslicht dank­ bar sein, dass bei Vollbremsungen warnend grell aufleuchtet. Überfal­ lig scheint auch die Erfindung, dass die Fahrzeugbatterie bei Defekten oder angelassenem Licht dank Not­ abschaltung immer noch genug Saft für das nächste Mal Anlassen übrig lässt. (AP) LAFV-GASTBEITRAG Mangelnde Produktivität erklärt nicht Japans Rezession Gastbeitrag von Richard A. Werner, ProfitFundCom AG Vaduz In den letzten Beiträgen betrachte­ ten wir das weitverbreitete Argu­ ment, dass die japanische Rezes­ sion (wie auch die deutsche schwa- . Che Wirtschaftsperformancc in den vergangenen Jahren) durch die Wirtschaftsstruktur zu erklären ist, so dass tiefschürfende Strukturrc- formen durchgeführt worden müs­ sen. Eine Analyse der Produktivität wird meist als Hauptbeweis für die­ se These herangezogen. Aber kön­ nen Produktivitätszahlen wirklich die Performance der japanischen (sowie der amerikanischen und eu­ ropäischen) Volkswirtschaften er­ klären? Amerikanische Statistiker kamen 1997 in einer Studie von 11 Indu­ strieländern zum Schluss, dass drei Länder höhere Produktivität auf­ wiesen als die US, nämlich Japan, Italien und Schweden. Sie fanden auch, dass über einen längeren Zeit­ raum hinweg, nämlich von 1975 bis 1995, die Vereinigten Staaten weit schlechtere Produktiviätszahlen als fast alle anderen Länder 
aufwiesen (das Land; fand sich am viert­ schlechtesten Rang der elf Länder). Warum ist diese Tatsache wenig be­ kannt, und warum wird immer mit hoher amerikanischer Produktivität geprahlt? Der britische Economist schrieb neulich, dass die Produkti­vitätsdebatte 
«von einem dichten statistischen Nebel» umgeben ist. «Es gibt viele Wege, die Produkti­ vität zu messen. Amerika wählte die Schmeichelhafteste, die Euro- Zone die am wenigsten Schmei­ chelnde». Aufgrund einer Datenanalyse schloss der Economist, dass «die Zahlen zweifellos zeigen, dass die Deutschen, Franzosen und Hollän­ der (aber nicht die Briten) produk­ tiver sind, wenn sie tatsächlich an ihren Arbeitsplätzen sind». Eine Studie von Gordon (1999) zeigte, dass in den USA «nach Ein­ beziehung des Effekts des Kon­ junkturzyklus alle Produktivitätan­ stiege sich auf die Produktipn von Computern beschränken, ohne Net­ togewinne in anderen Teilen der Wirtschaft.» Weitere Verzerrungen entstanden hier allerdings durch die Methode, welche in den USA gewählt wurde, um Firmenausgaben für Software , und IT zu messen: Es wird als In­ vestition klassifiziert, welches zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt (und daher bei Produktivitätsberechnun­ gen verwendet wird). Preisanstiege im Software-Bereich 
werden auch meist als Anstieg der Produktqua­ lität (daher der Produktivität) ge­ messen. Eine Bundesbankstudie 
belegte allerdings, dass deutsche Investitionen im IT nicht hinter de­ nen in den USA zurückstehen, wenn sie tatsächlich auf gleicher Basis gemessen werden. Im Gegensatz dazu fand eine viel-publizierte Studie von Hayashi and Prescott (2002), dass Japans Wachstum seit der frühen 1990er Jahre auf einen externen Produkti­ vitätschock zurückzuführen ist, und nicht schwacher 
Nachfrage. Hayas­ hi und Prescott nahmen einfach axiomatisch an, dass alle Produk- tionsfaktoren voll beschäftigt wa­ ren. Dann stellte sich in ihrer Berech­ nung heraus, dass das Gesamtpro- duktivitätswachstum in Japan während der 1990er-Jahre signifi- cant fiel, nämlich von 2.4 % im Zeitraum von 1983 bis 1991, auf nur 0.2% im Zeitraum von 1991 bis 2000. Allerdings hielt diese Studie nicht seriöser Prüfung stand. So zeigten Fukao und andere (2003), dass Hayashi und Prescott einfach fälschlich die fallende Faktorauslas­ tung als Produktivitätsabfall ausga­ ben. Wenn ihre Berechnungen an die fallende Faktorauslastung ange- passt wird, dann zeigt sich, dass das japanische Produktivitütswachstum in den 1990ern kaum Fiel (im 
Gegensatz zu Hayashi und Pres- cotts Reduktion von 2.2 Prozent­ punkten Reduktion fanden Fukuao et al. nur 0.2 Prozentpunkte). Eine weitere Studie von Jorgen- son und Motohashi (2003) legte Wert auf vergleichbare statistische Definitionen, z.B. für die Behand­ lung von Grund und Boden, sowie für Software- und IT-Ausgaben. Die Autoren fanden, dass Japans Produktivitätswachstum in den 1990er-Jahren sogar anstieg, wäh­ rend es in den vorherigen fünfzehn Jahren fiel. Wir müssen daher feststellen, dass Japans Rezession der 1990er Jahre nicht durch fallende Produk­ tivität oder Produktiviütswachstum erklärt werden kann. Gastbeitrag von Prof. Richard A. Werner, Verwaltungsrat Profit- FundCom AG, Vaduz (www.profit- fund.com)  und Autor des Bestsel­ lers «Princes of the Yen» (M. E. Sharpe, New York). Die alleinige inhaltliche Verant­ wortung dieses Beitrags liegt beim Verfasser.
	        

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