Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

FREITAG, 25. JUNI 2004 VOLKSI IIVII 
ALVIN 20 JAHRE FRAUENSTIMMRECHT BLATTI I 
IM LMIV 
U EFTA-MINISTERTAGUNG 
7 FRAUEN STIMMRECHT Dagmar Bühler- Nigsch: Für mich ist das Frauen­ stimmrecht etwas Selbstverständ­ liches, 
da ich nichts anderes kenne, seit ich wählen darf. Den langen Kampf ums Frauen­ stimmrecht kenne ich hauptsächlich aus dem Film «Die andere Hälfte». Ich kann mich jedoch noch an das Quadratschädel Plakat der Dornröschen erinnern und die ge­ waltigen Reaktionen darauf; das hat mir Eindruck gemacht. Ich finde, für Frau und Mann sollte es selbstverständlich sein zur Wahl zu gehen und sich zu beteiligen. Von Frauen wünsche ich mir> dass sie sich mehr' zutrauen, selbstsicherer auftreten und sich freiwillig für politische Ämter engagieren. Von der Gesellschaft erwarte ich aber auch, dass man Frauen eine Chance gibt sich ein­ zubringen und sie auch wählt. Es sollte ge­ nau wie bei Männern selbstverständlich sein aktiv mitzuwirken, so müsste man gar nie über Quoten reden. Ich hoffe, dass Frauen künftig in politischen Gremien gleichmässig vertreten sind, und mit ihrer weiblichen Sichtweise eine Meinungsvielfalt erzeugen können. Meinen Kindern möchte ich diese Werte vermitteln, damit sie mit dieser Selbstverständlichkeit aufwachsen und sich in 20 Jahren nicht vorstellen können, dass es einmal eine ungleiche Verteilung von Mann und Frau in der Politik gab. Dagmar Biihlcr-Nigsch ist Vorstands­ frau der infra (Informations- und Kon­ taktstelle für Frauen) 
... und gleiche Pflichten 20 Jahre Frauenstimmrecht: Emerita Büchel, eine Frau der ersten Stunde ZEUGEN GESUCHT Zeugenaufruf TRIESEN - Am Donnerstag, 24. Juni, in derZcit zwischen 12.15 IJhr und 12.30 Uhr, fuhr ein Lenker mit FL-Kcnnzeichen auf der Landstrasse von Triesen nach Balzers und fiel durch seine Uberhöhte Geschwindigkeit sowie durch gröbste Gefilhrdung Dritter auf. Beim Täterfahr/eug handelt es sich um einen blauen Kleinwagen. In der besagten Zeit überholte der Fahrzcuglenker eine korrekt fahrende Motorradlenkerin mit überhöhter Geschwindigkeit rechts und hielt dabei den notwendigen seitlichen Sicherheitsabstand nicht ein. Anschliessend fuhr er auf einen sil­ bernen Personenwagen auf gnd hielt auch hier keinerlei Sicherheitsabstand ein. Perso­ nen, welche Angaben zur Fahrweise oder zur Identität des Lenkers machen können, wer­ den gebeten, sich bei der Landespolizei unter der Nummer. 236 71 1 zu melden. (lpt1) LESERMEINUNG Schwangerschaftsabbruch? Man redet derzeit wieder viel von Schwan­ gerschaftsabbruch. Es soll in Liechtenstein bis zu 50 jährlich geben. Den jungen Frauen versucht man zu helfen, eine Entscheidung zu finden, das ist unbedingt notwendig, doch noch wichtiger wäre es, schon dem.Klein- kind beizubringen, was Verantwortung ist, ihm klar zu machen, dass man seinen Trie­ ben nicht einfach freien Lauf lassen kann, dass man sich beherrschen lernen muss, dass man z. B. nicht mutwillig ein Tier quälen, anderer Gut beschädigen oder gar zerstören, andere verleumden darf, auch dann nicht, wie es in der Politik so oft geschieht, wenn man glaubt, damit Vorteile für sich und für andere herauszuholen. Nur Vorschriften schaffen das nicht, es braucht Liebe, Ver­ ständnis, Geduld, entsprechendes Vorbild. Und da sind die Eltern gefordert;Wie soll denn der halbwüchsige Mensch in der Pu- pertät seinen wirren Gefühlen Herr werden, wenn er damit allein gelassen wird? Hat er aber Verantwortung gelernt und findet er Ge­ hör, dann wird es nicht so weit kommen, dass man an Schwangerschuftsabbruch denkt oder ihn sogar ausführt. Es gibt dann noch genug Fälle, die Beratung brauchen. Herta Batliner, Vaduz 
RUGGELL- Es gibt wohl wenig Frauen in Liechtenstein, die sich sofort nach dem Erreichen des Stimm- und Wahlrechts so stark in der politischen Arbelt engagiert haben und auch heu­ te voll Schwung und Überzeu­ gung mit dabei sind, wie die heutige Regierungsrats-Stell- vertreterin Emerita Büchel aus Ruggell. «Martin frömmel t Es war damals eher üblich, zuerst bei den neu gegründeten Frauen­ gruppierungen der Parteien die ers­ ten politischen Erfahrungen zu sammeln. Für Emerita Büchel war immer klar: Frauen und Männer treffen beim Einstieg in die politi­ sche Arbeit die gleichen Bedingun­ gen an. Sie machte nie einen Unterschied zwischen Frauen- und Männerpolitik. Gleich nach dem Erlangen des Stimm- und Wahl­ rechts wurde sie als Delegierte der Ortsgruppe Ruggell gewählt. Es brauche beide, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Emerita Bü­ chel heute: «Ich war von Anfang an voll integriert. Ich hatte auch nie den Eindruck, dass man meine Ideen nicht ernst nimmt.» Die eine oder andere skeptische Äusserung habe sie zwar schon zu hören be­ kommen, allerdings hätte sie sol­ che Äusserungen nicht gleich auf 
Eine Frau der ersten Stunde: Büchel aus Ruggell. 
Regierungsrats-Stellvertreterin Emerita die Goldwaage gelegt, so die enga­ gierte Ruggellerin. «Die Männer haben halt <Konkurrcnz> bekom­ men und mussten erst, lernen, mit dieser Situation umzugchen», sagt sie mit einem verschmitzten Lä­ cheln. 
1995 wurde Emerita Büchel die erste Obfrau der FBP-Ortsgruppe Ruggell. Sie ist auch heute noch die einzige Frau im elfköpfigen Obleu- te-Gremium. «Ich habe Freude an diesem Amt und fühle mich wohl, dass die Gleichberechtigung so ge­lebt 
wird», hält sie fest. Sie ver­ hehlt allerdings nicht, dass es oft auch schwierig ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen oder un­ bequeme Massnahmen durchzuset­ zen. Seit dem Jahre 2001 ist Emerita Büchel Regierungsrats-Stellvertre- terin. Es sei eine grosse Herausfor­ derung, bei der ihr ihre langjährige politische Erfahrung zu Gute, kom­ me, sagt Emerita Büchel: «Ein­ blick in die Regierungsarbeit zu ha­ ben, an der Front dabei zu sein, ver­ schiedene Aufgaben zu überneh­ men, das alles fordert zwar sehr grossen Einsatz,. andererseits ist dies aber auch persönlich berei­ chernd.» Partnerschaftliche Politik Vielleicht gerade auch weil sie eine so starke Verfechterin einer partnerschaftlichen Politik ist, hat sie sich von Anfang an auch bei den Frauen jn der FBP engagiert. «Ich möchte den Frauen Mut machen, sie unterstützen. Meine Erfahrun­ gen sind bis heute durchwegs posi­ tiv. Der Sprung in die Politik ist nicht schwierig: nicht für Männer und auch nicht für Frauen.» Emerita Büchel scheint ihrer Zeit voraus zu sein. Sie lebt seit 20 Jah­ ren das, was viele Frauen teilweise immer noch einfordern: Eine part­ nerschaftliche Politik, mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten. Laufende Gespräche über Freihandel Regierungsrat Ernst Walch an der EFTA-Ministertagung in Montreux VADUZ - Die ordentliche Friih- jahrstagung des EFTA-Rats auf Ministerebene fand gestern Donnerstag unter dem gemein­ samen Vorsitz von Bundesrat Joseph Deiss und Aussenminis- ter Ernst Walch statt. Island war durch Aussenminister HalldörÄsgrimsson und Norwegen durch Tone Skogen, Staatssekretä­ rin für Handel und Industrie vertre­ ten. Der liechtensteinischen Dele­ gation gehörten Prinz Nikolaus von Liechtenstein, Botschafter in Brüs­ sel, Norbert Frick, Botschafter in Genf und Botschaftsrätin Doris Frick an. Die Minister diskutierten Entwicklungen in Europa sowie globale Entwicklungen, die Ein- fiuss auf die EFTA Drittlandpolitik haben. Sie bestätigten die bisherige Freihandels- und Zusammenar­ beitspolitik, die darauf abzielt, die Wettbewerbsfähigkeit der Unter­ nehmen der EFTA-Staaten zu er­ halten und zu steigern sowie zu ei­ nem offenen und fairen multilatera­ len Handelsumfeld beizutragen. Gleichzeitig erklärten die EFTA- Minister ihre volle Unterstützung für das im Juli zu verabschiedende Rahmenabkommen über die weite­ ren Verhandlungen zur WTO-Do- ha-Agenda. Mit EU-Kommissar Franz Fischler diskutierten sie ne­ ben den aktuellen Entwicklungen in Europa vor allem die erforder­ lichen Schritte, um die WTO-Ge- spräche voranzubringen. Bei ver­ schiedenen Verhandlungen zum Abschluss neuör Freihandelsab­ kommen konnten im vergangenen halben Jahr Fortschritte erzielt wer­ den. So konnten die Freihandels­ verhandlungen mit Libanon abge­ schlossen werden, Das Freihan­ delsabkommen wurde anlässlich des Ministertreffens zusammen mit dem libanesischen Handelsminister Marwan Hamadeh unterzeichnet. Die EFTA-Staaten gehen davon 
Botschafter Prinz Nikolaus von und zu Liechtenstein, Aussenminister Ernst Walch, Norbert Frick und Doris Frick von der FL-Vertretung In Genf anlässllch der EFTA-Mlnlstertagung in Montreux. aus, dass im zweiten Halbjahr 2004 Freihandelsabkommen mit Tune­ sien und Ägypten unterzeichnet werden können. Dies sind weitere Schritte für die EFTA-Staaten, um an der künftigen Euro-Mediterra­ nen Freihandelszone teilhaben zu können. Die Verhandlungen mit den Staaten der südafrikanischen Zollunion SACU (Botswana, Leso­ tho, Namibia, Südafrika und Swasi­ land) sollen trotz Verzögerungen ebenfalls möglichst bald abge­ schlossenwerden. Im Mai 2004 wurde von den EF­ TA-Staaten und Südkorea eine "ge­ meinsame Studiengruppe einge­ setzt, die am Ministertreffen im De­ zember über die Ausgestaltungs- möglichkeiten eines Freihandelsab­ kommens zwischen diesen Staaten berichten soll. Erste expiratori­ sche Freihandelsgespräche werden noch vor der Sommerpause mit Thailand geführt werden. Ebenfalls sollen Kontakte mit anderen Mit­ gliedern des ASEAN-Verbundes 
sowie Japan gepflegt werden. Als mögliche weitere künftige Partner für Freihandelsabkommen wurden Albanien, Algerien, der Golfkoope- rationsrat, die Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) und die Ukraine genannt. Die EWR-EFTA-Minister zeig­ ten sich erfreut über die Erweite­ rung des EWR. Der in diesem Zu­ sammenhang vereinbarte neue EWR Finanzmechanismus soll - zusammen mit dem entsprechen­ den norwegischen "Finanzmecha­ nismus - dazu beitragen, wirt­ schaftliche und soziale Ungleich­ heiten im gemeinsamen Markt zu mindern. Die Minister stellten mit Genugtuung fest, dass die Umset­ zung von EWR- Rechtsakten zügig voranschreitet. Des Weiteren unter­ strichen sie, die Beteiligung der EWR EFTA Staaten in EU Ageh|u- ren baldmöglichst zu regeln. Mit Sorge nahmen die Minister zur. Kenntnis, dass die EU zunehmend gewillt zu sein scheint, wirtschafts­politische 
Schutzmassnahmen zu ergreifen. Auf den Abschluss der Bilateralen Abkommen II zwischen der Schweiz und der EU reagierten sie mit grosser Zufriedenheit. Die EFTA-Minister trafen mit dem EF- TA-Parlamentarierausschuss zu­ sammen. Bei diesem Treffen war Liechtenstein durch die Landtags­ abgeordneten Jürgen Zech und Pe­ ter Kranz vertreten. Ebenfalls fand traditionellerweise ein Treffen der EFTA-Minister mit dem EFTA- Konsultativkomitee statt. In diesem Komitee, welches sich aus Vertre­ tern der nationalen Arbcitgeber- und Arbeitnehmerverbände zu­ sammensetzt, nahmen Josef Beck, Geschäftsführer der Liechtensteini­ schen Industrie- und Handelskam­ mer sowie Albert Jehle vom Liech­ tensteinischen Arbeitnehmerver­ band teil, Bis heute haben die EF- TA-Staaten zusätzlich zu ihren Freihandelsabkommen mit der Ell 13 weitere Freihandelsabkommen abgeschlossen. (pafl) 4 rhwS-r
	        

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