Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 19. JUNI 2004 VOLKS I IIVII A M n FLÜCHTLINGSHILFE BLATT I 
IIVLMIVL/ WIRD 5 JAHRE ALT 
11 In Kürze Verein Flüchtlingshilfe Liechtenstein Griindungsmitglieder • Caritas Liechtenstein • Justitia et Pax • Verein für eine offene Kirche Vorstand • Dr. Martin Batliner • Josy Biedermann • Beatrice Büchel • Marie Louise Eberle, Vorsitz • Charlotte Hipp • Marina Kieber • Dr. Marianne Marxer • Licäur. Philipp Wanger Arbeitsteam • Inge Büsser-Jchle, Buchhaltung, Div. 50 % • Peter Lampert, Administration, Arbeitsvermittlung 100 % • Beatrice Büchel, stellvertr. Leiterin, Hauswirtschaft 30 % 0 Marie Louise Eberlc, Leiterin, ca. 70 % Pikettdienst des Teams rund um die Uhr, Pi­ kettdienst im Haus, ausserhalb der Bürozei- tentwird von Hausbewohnern übernommen. Finanzielle Unterstützung 9 Franken pro Erwachsene/Tag für Lebens­ mittel u. Hygiencartikcl, 3 Franken pro Er­ wachsene/Tag, Taschengeld, 9 Franken für das 1. Kind, 6.50 Franken für das 2. Kind, 4 Franken für jedes weitere Kind/Tag, Kran­ ken- u. 'Unfallversicherung. Bus-Abo, Be­ kleidung vom Hilfswerk nach- Bedarf, Unter­ kunft. Einkommen von Rückkehrern in 5 Jahren ' '' . . Nachbarschaftshilfe: Nettolöhne 5 326 000 Franken Dienstvertrüge: '.Nettolöhne 765 000 Franken Kinderzulagen: M 559 000 Franken Kostenrückerstattung an Land: 2 7.32 000 Franken Auszahlung Motivationsprämien: 1 014 000 Franken Auszahlung bei Rückreise 3 906 000 Franken Die Nachbarschaftshilfe wurde als Bcschäf- tigungsprojekt betrieben. Der Erfolg lag wohl darin begründet, dass sowohl Arbeit­ nehmer als auch Arbeitgeber und unser Land Nutzen und Gewinn erzielen konnten. Aethiopien Albanien Algerien Argentinien Armenien Bosnien-Herzegowina Georgien Irak Iran Kamerun Kasachstan Kosovo Kroatien Lettland Marokko Mazedonien Mongolei Montenegro Polen Rumänien Russland Saudi-Arabien Serbien Tadschikistan Tschechien Türkei Ukraine VR China (Tibet) Weissrussland staatenlos 
1 5 1 1 9 16 2 1 1 1 5 735 1 1 1 118 2 2 1 2 20 1 69 1 4 21 22 1 13 1 
Würde und Achtung 5 Jahre Verein Flüchtlingshilfe Liechtenstein (1998 bis 2004) Asylsuchende nach 
*Nationen' Vom 1 07.1998 bis 29.02.2004 
SCHAAN - Der Verein Flücht­ lingshilfe Liechtenstein feiert sein fünfjähriges Bestehen. Er­ fahren Sie mehr über die Arbeit der Flüchtlingshiife im Land. Es ist zwar ruhiger, aber nicht bes­ ser geworden im Flüchtlingsbe­ reich. Wahrend den Kriegen im Balkan durften die Asylsuchenden Verstündnis und Mitgefühl spüren. Wenn sich heute asylsuchende Per­ sonen melden, weht ihnen ein rauer Wind entgegen. Als selbstständiger Staat und Mitglied von UNO, EFTA etc. hat Liechtenstein nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Eine davon ist die Pflicht, die Menschenrechte einzuhalten und seinen Beitrag auch an das weltweite Flüchtlings­ problem zu leisten/Wird ein Asyl­ gesuch gestellt, so ist unser Land verpflichtet, dieses Gesuch zu prü­ fen. Liegen keine asylrelevanten Gründe vor, wird auf das Asylge­ such nicht eingetreten. Hat die asylsuchendc Person im benach­ barten Ausland bereits ein Asylge­ such gestellt, wird sie in dieses Land zurückgeschickt. Aufgrund des Kosovo-Krieges wurde vielen Familien ein vorüber­ gehender Aufenthalt gewährt. An­ gehörige von Minderheiten leben noch bei uns und hoffen, hier blei­ ben zu dürfen. Staatliche Verfol­ gung, Krieg, persönliche Sicher­ heit, Dienstverweigerung, medizi­ nische Hilfe, wirtschaftliche Not u.a. sind Gründe, weshalb Asylgc- suche gestellt werden. Seit Inkrafttreten des Flücht- lingsgeset7.es ' (1998) wurde ein Asylgesuch positiv entschieden. Zusätzlich erfolgten humanitäre Aufnahmen, u.a. von Angehörigen langjähriger Gastarbeiter. Asylsuchendc in FL werden im Aufnahmezentrum für Flüchtlinge untergebracht. Wenn eine Familie über ein Jahr anwesend ist und der Vater regelmässig arbeitet, besteht die Möglichkeit, eine bescheidene Wohnung zu mieten. Eigenverant­ wortung und Selbstständigkeit wer­ den gefördert und gefordert. Jede erwachsene Person bzw. Familie kauft selber ein, kocht, wäscht, putzt etc. Die Flüchtlingshiife stellt die 
Grundstrukturen zur Verfügung, begleitet und achtet auf die Einhal­ tung des festgesetzten Rahmens. Eryverbstätigkeit Gemäss Gesetz sind die asylsu­ chenden Personen verpflichtet, nach Möglichkeit selbst für ihren 
*115« Aug 02 17» Dez 02 143 *«03 „ •»5 ^J! 0e03 -• 4 95 Die Entwicklung der Asylsuchenden in Liechtenstein seit Juli 1998. Lebensunterhalt zu sorgen. Das Einkommen unterliegt der Lohn­ zession, d.h. die Asylsuchenden er­ halten eine Motivationsprämie von 3 Franken pro Stunde. Der Rest wird von der Flüchtlingshilfe ver­ waltet. Bei der Entlassung aus der Betreuung werden die Aufwendun­ gen mit den Einnahmen verrechnet und Mehreinnahmen ausbezahlt. Die Asylsuchenden wollen arbeiten Arbeit stärkt ihr Selbstbewusst- sein und Selbstvertrauen, gibt ih­ nen ihre Würde als Ernährer der Fa­ milie zurück, setzt eine Tagesstruk­ tur 
fest, ermöglicht mehr Selbst­ ständigkeit, verhindert Depressio­ nen, Aggressionen, Kriminalität, erhält die Rückkehrfähigkeit, kör­ perliche und geistige Fitness etc. Vor allem aber fördert die Erwerbs­ tätigkeit der Asyl suchenden den Kontakt zur Bevölkerung und stärkt Verständnis u. Wohlwollen. Es ist nicht möglich, für alle Asylsuchenden Arbeit zu finden. Trotz fehlenden oder mangelhaften Deutschkenntnissen 
und Berufser­ fahrungen, ungesicherter Identität und ungewisser Aufenthaltsdauer ist es gelungen, über 1000 Arbeits­ einsätze zu vermitteln. Die sinnvol­ le Beschäftigung zahlreicher Asyl- suchenderwar uns wichtiger als ein möglichst hohes Einkommen für einzelne. Pro Arbeitsstunde ver­ langten wir 20 Franken. In diesem Pauschalbetrag waren 
sowohl Arbeitgeber- wie auch Ar­ beitnehmerbeiträge enthalten. Glücklich, wer .? eine liebenswerte Heimat hat. «Warum gibt es keine liechten­ steinischen Asylsuchenden?» Die spontane Antwort jugendlicher Zentrumsbesucher sind verdutze Gesichter und dann «weil es uns gut geht.» Es sind noch keine 100 Jahre her, dass 10 Prozent unserer Bevölke­ rung aus wirtschaftlichen Gründen ausgewandert sind. Wirtschafts- flüchtlingc. Sie konnten mit einem gültigen Pass auf legalem Weg in ein anderes Land einreisen. Damit heute ein .Wirtschaftsflüchlling überhaupt eine Chance hat, sich mehrere Monate im reichen Europa aufzuhalten, ist er gezwungen, ille-. gal und ohne Papiere einzureisen und seine Identität zu verheim­ lichen. Diese Menschen stehen un­ ter grossem Druck. Klar ist, dass wirtschaftliche Not keine Asylge­ währung begründet. Wir können diese Menschen nicht aufnehmen, wir können sie aber während ihres Aufenthaltes begleiten. Unsere Rechtsberatung sieht u.a. ihre Aufgabe darin, auf Wunsch des Asylsuchenden den negativen Ent­ scheid zu prüfen und ihm in aller' Klarheit, aber in einer verständnis­ vollen Atmosphäre seine Situation zu erklären. Wir sehen keinen Sinn darin, falsche Hoffnungen zu we­ cken oder sinnlose Verfahren anzu­streben. 
Erkennen wir jedoch Asyl­ gründe, die eventuell nicht berück­ sichtigt wurden, gehen wir der Sa­ che nach. 20. Juni: Weltflüchtlingstag Asylsuchendc sind Menschen am Rande. Sie sind nirgends willkom­ men, Vorurteile eilen ihnen voraus. Die Mehrheit der Bevölkerung wei­ gert sich, sich auf ihre Probleme einzulassen. Sie sind unbequem, denn sie sind sichtbare Zeichen von Ungerechtigkeit, Machtansprü­ chen, Natur- und anderen Katastro­ phen. Weltweit gilt, dass weder Ig­ noranz noch Arroganz zur Lösung dieser riesigen Problematik beitra­ gen können. Die Zahl der Vertrie­ benen auf der ganzen Welt wird heute auf 45_ Millionen geschätzt. Darin eingeschlossen sind auch diejenigen Menschen, die nicht ihr Land, wohl aber ihren Wohnort ver­ lassen mussten. Liechtenstein ist auf Wohlwollen und Toleranz seiner Nachbarn und grosser Staatengemeinschaften an­ gewiesen. Lassen wir diese Eigen­ schaften auch denen zukommen, die um unseren Beistand bitten. (P.D.) SPENDEN Spendenkonto des Vereins Flüchtlingshiife Liechtenstein Liecht. Landesbank Vaduz Nr. 196.019.75 BEGRIFFE AUS DEM FLÜCHTLINGSWESEN «Drittauständep» Zitat aus der Zeitschrift Kultur vom Juni 2004: «Vor vier Jahr­ zehnten erzeugte die wirtschaftli­ che Hochkonjunktur in Westeuro­ pa einen Bedarf an Arbeitskraft ten, der durch Gastarbeiter aus wirtschaftsschwachen Ländern gedeckt werden sollte: Geschichte der Migration Bereits 1962 unterzeichnete Österreich einen Vertrag mit Spa­ nien, der jedoch praktisch, kaum Auswirkungen hatte. 1964 wurde ein Anwerbeabkommen mit der Türkei abgeschlossen, 1966 ein Vertrag mit Jugoslawien. So be­ gann die Geschichte einer beson­deren 
Form der Migration in das Nachkriegseuropa. Was ist ein Flüchtling? Flüchtlinge sind Ausländer/-in- nen, welche in ihrem Heimatstaat öder im Land, in dem sie zuletzt wohnten, wegen ihrer Rasse, Re­ ligion, Nationalist, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder Wegen ihrer politi-, sehen Überzeugung ernsthaften Nachteilen ausgesetzt sind oder begründete Furcht haben, solchen Nachteilen ausgesetzt zu werden. Illegale Handlungen keine illegalen Menschen Es gibt illegale Handlungen; aber keine illegalen Menschen. Im 
Vordergrund steht der Mensch, der Asyl sucht. In Freiheit, Sicher­ heit und Würde leben zu können, ist ein Menschenrecht. Wer dies . nicht kann, ist zur Flucht aus sei-. ner Heimat gezwungen und muss über kürzere oder längere Zeit in der Fremde leben. Scharnier Die Flüchtlingshiife" betreut die Asylsuchenden in;unserem Land. Für die behördlichen Belange ist das Ausländer- und Passamt zu­ ständig. Die Flüchtlingshilfe sieht sich als Scharnier zwischen den Asylsuchenden und der Bevölke­ rung. Sie setzt sich dafür ein, dass auf. beiden Seiten faire Bedingun­ gen gelten. 
Blaue Strahlen Aus Anlass des Weltflüchtlings- tags werden in der Schweiz diver­ se markante Monumente blau be­ leuchtet. In unserem Land wird das Regierungsgebäude blau an­ gestrahlt. % '
	        

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