Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MITTWOCH, 16. JUNI 2004 VOLKS I BLATT| 
INLAND IGH-FALL IM GESPRÄCH MIT JOHANNES KITTL HOSPIZ-ABC Palliativ-Pflege aus der Praxis SCHAAN - Heute Abend um 20 Uhr fin­ det im Rathaussaal Schaan im Rahmen der Vortragsreihe «Palliativ-Care» der dritte Abendvortrag statt. Referentin ist Angelika 
Feichtner, Pflegedienstleiterin am stationären Hospiz in Innsbruck. Ein Hospiz-ABC. Hospizarbeit Die Hospizarbeit wirbt für eine partner­ schaftliche und multidisziplinäre, professio­ nelle und fantasievolle Zusammenarbeit al­ ler in der Sterbebegleitung Tätigen. Der ganzheitliche Ansatz umfasst körperliche, psychische, soziale und seclsorgliche Be­ dürfnisse des Sterbenden und auch der An­ gehörigen und Trauernden. Die verschiede­ nen Professionen arbeiten ebenso wie haupt- und ehrenamtliche Helfer zum Wohl des Sterbenden Hand in Hand. Die Beglei­ tung ist unabhängig von der sozialen oder materiellen Situation, dem religiösen Be­ kenntnis und der Herkunft des Sterbenden. Palliative Care Unter Palliative Care versteht man die um­ fassende, ganzheitliche Behandlung, Pflege und Begleitung schwerstkranker und ster­ bender Menschen. Sie sollen mit ihren Schmerzen, krankheitsbedingten Leiden, Ängsten und Bedürfnissen nicht allein ge­ lassen werden. Die Angebote zielen auf kör­ perliche, psychische, soziale und seelsorgli­ che Bedürfnisse der Patienten und ihrer An­ gehörigen. Stationäre Hospizarbeit Die stationäre Hospizarbeit begleitet umfas­ send schwerstkranke und. sterbende Men­ schen, die keiner Krankcnhausbehandlung mehr bedürfen, für die aber eine ambulante Versorgung im Haushalt oder in der Familie nicht möglich ist. Stationäre Hospize bieten eine mcdizinisch-pflcgerische, psychosozia­ le und seelsorgliche Begleitung der Kranken rund um die Uhr. Ambulante Hospizarbeit Die ambulante Hospizarbeit bildet die Basis und den Schwerpunkt der Hospizangebote. Durch individuelle, psychosoziale Unter­ stützung versuchen meist ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, den Kranken das Sterben in gewohnter Umgebung zu ermög­ lichen sowie deren Angehörige und Freunde zu entlasten. Teilstationäre Hospizarbeit (Tageshospiz) Teilstationäre Hospizarbeit (Tageshospiz) bietet eine Ergänzung zur ambulanten Hos­ pizarbeit. Schwerstkranke haben hier die Möglichkeit, tagsüber Aufnahme zu finden. Durch zusätzliche Angebote wird der Ge­ fahr sozialer Isolation entgegengewirkt. Auf diese Weise finden auch pflegende An­ gehörige und Freunde zusätzliche Ent­ lastung. Palliativmedizin Das Wort stammt von «palliare» und heisst: mit einem Mantel bedecken oder umman­ teln. Palliativmedizin ist die angemessene medizinische Versorgung von Patienten mit fortgeschrittenen, nicht heilbaren Erkran­ kungen. Sie sorgt für Schmcrzthcrapie und Linderung quälender Begleiterscheinungen. Hauptziel der Behandlung ist die Erhaltung maximal möglicher Lebensqualität. Palliativstation Palliativstationen sind Abteilungen eines Krankenhauses. Dort können Patienten auf­ genommen werden, die eine palliativmedi­ zinische und -pflegerische Versorgung benö­ tigen. Der Leiter ist ein Arzt mit Erfahrun­ gen und Kenntnissen in der Palliativmedi­ zin. Das Pflegepersonal muss über Erfah­ rungen und Kenntnisse in der Palliativpflege verfügen. Sterbebegleitung im Hospiz Die. Sterbebegleitung im Hospiz ist eine Hauptaufgabe von ehrenamtlichen Mitar­ beitern. Sie versuchen, den Patienten aul seinem Weg zu begleiten, die Einsamkeit zu erleichtern, Gespräche zu ermöglichen oder ganz einfach «nur» bei ihm zu sein (ch) 
Frage der Souveränität Aussenminister Ernst Walch zur laufenden IGH-Vorverhandlung in Den Haag DEN HAAG/VADUZ - In der Vor­ verhandlung der Klage Liech­ tenstein gegen Deutschland vor dem 
Internationalen Gerichts­ hof (IGH) in Den Haag kann heute Liechtenstein seine Posi­ tion darlegen. Aussenminister Ernst Wach und die zuständige Aussenamtsmitarbeiterin Katja Gey informierten gestern über den aktuellen Stand. ' Martin Walch stellte eingangs gewisse Me­ dienmeldungen richtig, dass Deutschland selbst die Klage nicht zurückweisen, sondern nur Antrag auf Zurückweisung stellen könne. Ebenfalls stellte Walch klar, dass noch nicht am Freitag über die Zu­ lassung der Klage entschieden wer­ de. Wie im Volksblatt vom 12. Juni berichtet, wird dies einige Monate in Anspruch nehmen. Frage der Souveränität Am Montag hatte Deutschland vor dem IGH Gelegenheit, sich zu erklären. Wie Ernst Walch sagte, sei aufgefallen, dass sich Deutsch­ land vor allem auf die vermögens­ rechtliche Seite konzentriert habe. Es wurde moniert, die Forderungen Liechtensteins seien zu wenig sub­ stantiiert und die Dritttbetroffeneri, die Tschechei und Slowakei, seien nicht miteingeschlossen. Dies aber ist laut Walch nicht die liechten­ steinische Hauptachse, die be­ kanntlich auf die Souveränitätsan­ erkennung ausgerichtet ist. Deutschland habe es vermieden, sich auf diese Frage einzulassen. 
Informierte in Vaduz über die laufende IGH-Vorverhandlung In Den Haag: Aussenminister Ernst Walch. «Hätten sie es können, dann hätten sie dies auch gemacht», so Aussen­ minister Walch. Deutschland führte schliesslich auch an, dass der Sach­ verhalt in eine Zeit zurückreiche, in der es den IGH noch nicht gegeben habe und dass der IGH deshalb nicht darüber befinden könne. Weiters ist die deutsche Seite der Auffassung, dass Liechtenstein die Tschechei und die Slöwakci ankla­ gen müsste. Dies ist jedoch wiede­ rum nicht möglich, weil beide Län­ der nicht IGH-Mitglieder sind. 
Wie Ernst Walch sagte, hat Deutschland auch jetzt wieder aus­ drücklich betont, dass die Bezie­ hungen zwischen den beiden Ländern ungeachtet dieser Klage sehr gut seien. Der Aussenminister wies erneut darauf hin, dass Deutschland selbst vorgeschlagen hat, den Fall vor dem IGH klären zu lassen. Entscheid der Regierung Mario Frick war richtig In diesem Zusammenhang sagte 
Ernst Walch, dass der Entscheid der Regierung Frick, diesen Weg zu be­ schreiten, richtig gewesen sei. Ein Staat müsse bestrebt sein, die Sou­ veränität und die Eigentumsrechte der Bürger zu schützen. Auch die Vörgängerregierung sei zum Schluss gelangt, dass wenn man' diese Frage völkerrechtlich klären wolle, dann müsse man dies jetzt machen. «Wenn man sich jetzt nicht, wehrt, bedeutet dies, dass man dies akzeptiert», so Ernst Walch. «Das Lachen gehört zum Leben» Johannes Kittl über den Humor im Hospiz und die Tränen bei der Arbeit SCHAAN - Johannes Kittl ist Pflegedienstleiter des Helga- Treichl-Hospiz in Salzburg. Manchmal fliessen bei seiner Arbeit Tränen. Oft und gerne lacht der 47-Jährige aber bei der Arbeit. Eine Begegnung. • Cornelia Hote r  • - Volksblatt: Wie oft lachen Sic bei der Arbeit? Johannes Kittl: Oft und gerne! Das Lachen und der Humor gehö­ ren bei uns zur Arbeit mit Men­ schen und in unserem Hause pfle­ gen und fördern wir beides. Ich spüre auch immer wieder, dass es sowohl für das Pflegepersonal als auch für unsere Patienten sehr wichtig ist, lachen zu können und lachen zu dürfen. Denn eines ist klar: auch wenn der Tod bei unserer Arbeit stets Begleiter ist, so geht es trotzdem immer um das Leben. Und das Lachen gehört zum Leben. Wie pflegen und fördern Sic das Lachen und den Humor im Hcl- ga-Trcichl-Hospiz? Dazu gibt es verschiedene Ansätze und zwar zum einen ganz kleine, ein­ fache wie ein Tageswitz oder einfach auch einmal eine Drehung um die ei­ gene Achse... (lacht). Oft entstehen auch lustige und humorvolle Situa­ tionen im Austausch und der Begeg­ nung mit unseren Patienten. Bewusst organisieren wir immer wieder Vor­ träge oder Seminare zum Thema «Humor in der Pflege» Wir versu­ chen auch mit Veranstaltungen wie «Kunst im Hospiz» oder Vernissa- gen, der Öffentlichkeit ein positives Bild von einem Hospiz zu vermitteln. 
Johannes Kittl: «Auch wenn der Tod bei unserer Arbeit stets Begleiter Ist, so geht es trotzdem Immer um das Leben. Und dazu gehört das Lachen.» Wie dünn ist das Eis zwischen Lachen und Lächerlichkeit? Diese Schicht ist ganz sicher ziemlich dünn und deshalb ist es auch so wichtig, zu spüren und zu wissen, wo die Grenze ist und wann Lachen und Humor fehl am Platz sind. Entscheidend ist, dass dieses Lachen vom Herzen kommt, und mit viel Empathie eingesetzt wird. Notwendig ist aber, dass wir die Menschen, die im Hospiz sind, nicht auf ihre Krankheit und auf ihr Sterben re­ duzieren. In den meisten Fällen er­ lebe ich es tagtäglich, dass sich die Leute über einen Spass freuen und gerne lachen und immer wieder höre ich die Worte: «Ich habe im­ mer viel und gerne gelacht. Es ist schön, 
dass ich dies auch jetzt noch tun kann.» Weshalb lallt es uns Aussenste- henden dann so schwer, Hospiz 
und Humor in Verbindung brin­ gen zu können? Die meisten Menschen bringen eine positive, fröhliche Grundstim­ mung mit einem Hospiz nicht in Verbindung, weil für sie das Ster­ ben und der Tod etwas Negatives, Trauriges und Dunkles sind. Un­ heilbar krank zu sein, macht Angst und löst keine guten Gefühle aus. Im Gegenteil. So lange das Sterben und der Tod zudem auch Tabuthe­ men sind und wir nicht bereit sind, uns damit auseinander zu setzen, wird sich dies kaum ändern. Und das Paradoxeste daran ist, dass nie­ mand 
daran vorbei kommt, und nichts so sicher ist, wie früher oder später der eigene Tod. Möchten Sie mit Ihrer Hospizar­ beit auch einen Beitrag dafür leisten können, um dieses Tabu brechen zu können? Das ist sicherlich eines der Ziele 
unserer Arbeit. Mir geht es aber in erster Linie darum, in meinem Tun echt zu sein. Ich will keine Rolle spielen, sondern das leben, woran ich glaube und wofür ich einstehe. Ich mache diese Arbeit, weil ich dankbar bin für all die Erfahrun­ gen, die ich täglich machen darf. In der Hospizarbeit geht es nie um Oberflächlichkeiten, sondern im­ mer um die Tiefe eines Menschen. Und da erlebe ich es auch immer wjeder, dass man über den Humor zu Tränen kommt oder von Tränen zum 
Humor. Und diese Momente sind es, die zählen. Gibt es Momente, in denen Ihnen das Lachen bei Ihrer Arbeit ver­ geht? Natürlich! Es gibt viele Situatio­ nen, die einen tief berühren und wo auch die eigenen Tränen flies­ sen, aber das dürfen sie auch. Ich denke, man muss sich bei der Ar­ beit mit schwerstkranken und ster­ benden Menschen bewusst sein, (lass jeder Tag eine Auseinander­ setzung mit sich selber ist. Des­ halb ist es auch so wichtig, seine eigenen Grenzen einerseits zu ken­ nen und andererseits setzen zu können. Die Geschichte oder das Schicksal meines Gegenübers ist nicht meine Geschichte und mein Schicksal. Mitgefühl und Ver­ ständnis dafür, das brauche ich bei meiner Arbeit, aber es nützt weder dem Patienten, noch mir selber, wenn ich sein Leiden übernehme. Helfen kann ich nur wenn ich innerlich neutral bleiben kann, sonst vergeht nämlich nicht nur mir, sondern auch meinem Gegen­ über das Lachen!
	        

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