Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MONTAG, 7. JUNI 2004 VOLKSI I IUI AMR HARMONIEMUSIK VADUZ 1 O BLATTI I IM LMIMLf 
AUSSTELLUNG Ifc AUSSTELLUNG Zerbrechliche Kunst RUGGELL - Auf Einladung des Vereins «Schichtwechsel» konnte Anatoly Vyat­ kin am vergangenen Wochenende ein zweites Mal nach 2000 in Liechtenstein ausstellen. Das Industriegebäude der Pantec AG in Ruggell bot im zweiten lichtdurchfluteten Obergeschoss einen idealen Ausstellungsort. * Reto Öhr ! Unter dein Titel «Do not disturb me» ent- - stand eine raumbezogene Installation der beiden Künstler aus Material, das Anatoly Vyatkin in Arno Oehris Werkstatt vorfand: Besonders feines Papier aus Indonesien, das kaum bemalt werden kann, ohne, es zu zer­ stören, gestaltete er mit Tusche und schuf mit dünnen Stäben zerbrechliche Holzkon­ struktionen, deren Gleichgewicht an einem seidenen Faden hing. Im Kontrast dazu stan­ den wuchtigere Installationen: An einem Ort wurde Holz gehackt und aufgeschichtet, an­ dernorts stand ein Fernseher auf einem Holzturm, der alle Besucher wachrüttelte, als Bilder und Lärm von Sprengungen im Ruggeller Steinbruch aufgeschaltet wurden. Für vier Wochen befindet sich der Künstler aus der Kleinstadt Sarjetschnij (Ural) in Ruggell. Vor vier Jahren stellte Anatoly Vy­ atkin, der 1993 anlässlich eines Kulturaus­ tausches die Bekanntschaft von Arno Oehri machte, bereits in den Pfrundbauten in Eschen aus. Sibirien Liechtensteins Der Titel «Do not disturb me» der Aus­ stellung wurde von vielen wörtlich genom­ men, da sich nur wenige Personen an die Vernissage in die Ruggeller Industriezone begaben. «Ruggell ist wie das Sibirien Liechtensteins», meinte Arno Oehri, als er über den Besueherzuspruch nachdachtc. Zwei Wochen setzte Anytoly Vyatkin dafür ein, seinen Gedanken Struktur zu geben und nicht einfach seinem Wunsch, sich in 
Anbe- Arno Oehri (vorne) und Anatoly Vyatkin zele­ brieren die Zerbrechlichkeit des Lebens. tracht der wunderbaren Kulturlandschaft in einer Wiese zu liegen, zu frönen. Anatoly Vyatkin und Arno Oehri zeigten mit der In­ stallation das Verhältnis von Natur und Kul­ tur und sensibilisierten für die verschiedens­ ten Lärniquellen menschlicher Betriebsam­ keit unserer Umgebung. Auch das Ausstel­ lungsgebäude, in dem High-Tech-Steue- rungsgeräte gefertigt werden, wird nach An­ sicht Arnos mit Blick vom Hohen Kasten als weitere farblose Industriehalle wahrgenom­ men. Doch von unten zeigt sich, wie mit entsprechendem Design ästhetische Bedürf­ nisse befriedigt werden können. Die beiden Künstler platzierten sich mit ihrer Ausstel­ lung gekonnt auf der Schwelle einer Vorstel­ lung von «Natur» und der gestaltenden Kul­ tur. Das neue Konzept des Schichtwechsels, mit den Veranstaltungen nicht an einen Ort fixiert zu bleiben, scheint sehr vielverspre­ chend für neue Ansichten. Der Ausstcl- lungsstockwert bot durch die Verglasung ei­ nen schönen Ausblick auf die verbaute Um­ gebung und den Übergang ins Ruggeller Riet. 
Erfolg für Musikanten Die Harmoniemusik Vaduz in St. Petersburg VADUZ - In St. Petersburg, mit 4,5 Millionen Einwohnern die zweitgrösste Stadt Russlands, fand vom 28. bis 30. Mai das 9. internationale Militärmusikfes­ tival statt. Erstmals war mit der Harmoniemusik Vaduz auch ei­ ne Musikformation aus Liech­ tenstein dabei. An diesem St. Petersburger Festi­ val trafen sich Blasmusikformatio­ nen aus Polen, Deutschland, Mol­ dawien, Russland und aus Liech­ tenstein. Die Einladung an die Liechtensteiner war vor zwei Jah­ ren, anlässlich des HMV-Jahres- konzertes ausgesprochen worden. Damals weilte Oberst Nikolai Us- hapovsky als Gastdirigent in Vaduz und zeigte sich von der musikali­ schen Leistung der Vaduzer sehr angetan. So machte sich denn die HMV am Mittwoch vor Pfingsten auf die Reise. Der erste Tag in der ehema­ ligen Residenzstadt St. Petersburg galt dem Sightseeing und der Ak­ klimatisierung. Am Freitag began­ nen die musikalischen Auftritte. Nach einer Probe für die samstägli- che Marschparade gab die HMV ein Platzkonzert im malerischen Innenhof des Stiftes Peter und Paul. Es sollte zum ersten Highlight wer­ den! An die tausend Zuhörer waren gekommen und spendeten begeis­ terten Applaus, sodass die Vadu/.er erst nach mehreren Zugaben die Bühne verlassen konnten. Marsch-Parade auf dem Nevsky-Prospekt Am Pfingstsamstag fand auf dem 2,5 Kilometer langen Nevksy-Pro- spekt quer durch die St. Petersbur­ ger Innenstadt die grosse Marsch­ parade statt. Das Marschieren und Musizieren verbunden mit Show- einlagen forderte unseren Musikan­ ten alles ab. Sie gaben auch alles und so wurde dieser Auftritt zu ei­ nem überwältigenden Erlebnis. 300 000 Menschen säumten dicht gedrängt die Strecke. Die Liechten­ steiner in ihrer historischen Para­ deuniform wurden überaus herzlich 
Erstmals war mit der Harmoniemusik Vaduz auch eine Musikformation aus Liechtenstein dabei. begrüsst und bejubelt. Die Strecke führte zum Zeritralplatz beim St. Petersburger Winterpalast, wo sich alle Musikkapellen zum Gesamt- chor trafen. Iin Rahmen dieser Schlussdarbietung füllten Melo­ dien aus allen beteiligten Nationen den riesigen Platz. Unter der Stab­ führung von Musikdirektor Ernst Lampert erklang der Liechtenstein- Marsch von A. Büchel, gespielt von über fünfhundert Musikanten. Die einmalige Atmosphäre, die über­ wältigende Zuschaucrkulisse und auch die Sympathiewelle, die den Liechtenlseinern entgegenkam, wurden für jeden und jede zu einem eindrücklichen Höhepunkt seines Musikantenlebens. Gala-Performance im Sportpalast Im Glauben, mit der Parade auf dem Nevsky-Prospekt wohl den Höhepunkt des Festivals hinter sich zu haben, wurden am Sonntag die Vorbereitungen für das Tattoo ge­ troffen, welches am Abend im Sportpalast «Jubileinyi» als «Gala- Performance» stattfand. Dies be­ deutete den ganzen Sonntagnach­ mittag harte Probenarbeit zusam­men 
mit allen beteiligten Formatio­ nen, bis dann um 17 Uhr die Zu­ schauer' eingelassen wurden. Um 18 Uhr begann die dreistündige Show. Was da musikalisch und op­ tisch geboten wurde, das hatten die Liechtensteiner noch nie live miter­ lebt. Als Zuschauer in der Men- schennuisse geriet der Berichter­ statter in Spannung: Wie wird sich wohl die Harmoniemusik Vaduz im Vergleich zu den Militärkapellen präsentieren'.' Am Einzugsportal wurden unsere Flaggen sichtbar, die Speakerin begriisste die Liech­ tensteiner, erklärte dem Publikum, dass 'dies alles Amateur-Musiker und keine echten Soldatesky seien. Unsere Musikanten zeigten sich in Bestform. Die intensive Vorberei­ tung auf das Tattoo im Rheinpark- Stadion anlässlich des bevorstehen­ den Verbandsmusikfestes zahlte sich aus. So stramm und diszipli­ niert hat der Berichterstatter noch nie. Liechtensteiner daherkommen sehen. Beeindruckend war wiede­ rum die Herzlichkeit, mit der die Liechtensteiner vom Publikum empfangen wurden und die positive Resonanz auf ihre Darbietung. Durch die Veranstalter wurde eine 
interne Wertung vorgenommen. Änlässlich der Abschiedsparty aller Teilnehmenden aus allen Nationen, welche übrigens die ganze Nacht beanspruchte, wobei es aufgrund der nördlichen Lage von St. Peters­ burg nie ganz dunkel wurde, erhiel­ ten die Vadu/.er den I. Platz für die Publikumssympathie und den 3. Platz für die musikalische Leistung zugesprochen. Damit waren alle Erwartungen übertroffen. Zufrie­ den und glücklich, und mit einer Einladung nach Moskau und einer weiteren nach Moldawien im Kof­ fer, konnte am Pfingstmontag die Heimreise angetreten werden. Die Harmoniemusik Vaduz hat eine ausserordentliche Herausfor­ derung angenommen und mit Bra­ vour bestanden. Mit ihrem Erfolg in St. Petersburg hat sie ein neues Kapitel Vereinsgeschichte ge­ schrieben. St. Petersburg war wohl mehr als eine Reise wert und wird, so hofft es der Berichterstatter, wei­ tere positive Folgen nach sich zie­ hen. Herzliche Gratulation an alle, die zu dieser sympatischen Präsen­ tation und unseres Landes und meis­ terhaften musikalischen Leistung beigetragen haben. Hansrudi Sele Walser Wege - Identität in den Bergen Ausstellung des Erasmus-Workshops an der Fachhochschule Liechtenstein VADUZ - Architekturstudenten aus Liechtenstein, Glasgow, Graz, Hannover, Prag und Kairo trafen sich zu einem 10-tägigen Erasmus-Workshop an der Fachhochschule Liechtenstein, um $ich mit dem Thema der Re­ vitalisierung alpiner Talschaf­ ten auseinander zu setzen. Fünf Gebiete in der Region wurden in dreitägigen Exkursionen zu Fuss durchwandert und studiert. Als Ba­ sis diente das Wegnetz der alten Walser, welche im 13. Jahrhundert aus dem Oberwallis über das heuti­ ge Graubünden und Liechtenstein bis ins Vorarlberg vorstiessen. Die damalige Besiedelung von Hochtä­ lern und vielen schwer zugäng­ lichen Gebieten der Hochgebirgsre- gion stellt eine einzigartige Migra­ tion im alpinen Gebiet dar. Bilden die Alpen bis heute die Basis des kulturellen Selbstver­ ständnisses in den mitteleuropäi­ schen Ländern, haben sie mit der Industrialisierung und der anhal­ tenden Verstädterung ihre Rolle als traditioneller Lebensraum zuneh­ mend verloren. Abgelegene Regio­ nen sind überaltert und können nicht mehr als vitale Gesellschaften 
Studenten des Erasmus-Workshops auf der Wanderung von Nenzing über den Nenzinger Himmel und das Sa­ relser Joch bis nach THesenberg. weiter bestehen. Damit geht nicht Mit dem Workshop wurden die arbeitet. Die verschiedenen Projek- nur 
der Verlust der Pflege der Land- Möglichkeiten der Wiederbelebung te vom Steg bis zu St. Anton sind schaft oder einer Baukultur, son- von ehemals intakten Talschaften noch bis kommenden Montag an derri eines ganzen kulturellen Erbes studiert und konkrete Modelle des der Fachhochscliule ausgestellt einher. Reagierens durch die Studenten er- (8.30 bis 18 Uhr). (PD)
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.