Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DONNERSTAG, 27. MAI 2004 
VOLKS I CDHDT LS V- DAMEN CHEFTRAIN E R BLATT I OlV/n I 
RALF JEGLER I M INTERVIEW 
22 HUNDESPORT Claudia Tschuor mit Cuba bei Agility-IAfeltmeisterschaften SCHAAN - Claudia Tschuor und ihre Berger des Pyrenees-Hündin «Cuba-Li­ bre» (Bild) haben sich für die Agility- Weltmeisterschaften im September in Italien qualifiziert. Agility - eine Hundesportart, die immer po­ pulärer wird. Inzwischen gibt es über 2000 lizenzierte Hundeteanis (Führer und Hund) in der Schweiz und Liechtenstein. In dieser Hundesportart geht es um Schnelligkeit, Ge­ schicklichkeit und Fiihrigkeit. Ziel ist es, in einer möglichst kurzen Zeit einen vorgege­ benen Parcours mit 20 Hindernissen wie Slalom. Wippe, Sprünge, Tunnel usw. feh­ lerfrei zu absolvieren. Gearbeitet wird in vier Leistungsklassen, die wiederum unter­ teilt sind in drei Grössenklassen (Large, Me­ dium, Small - Widerristhöhe des Hundes). Fünf Mitglieder des Agility-Teams Liech­ tenstein, die mit ihren Hunden in der höchs­ ten Leistungsklasse arbeiten, haben sich für die Ausscheidungen qualifiziert, welche über fünf Wochenenden, von Mitte April bis Mitte Mai 2004, stattgefunden haben. Es waren dies: Marcel Magnin mit Kinwa (Lar­ ge), Peter 
Kindle mit Massar (Large), San­ dra Hotz mit Meiriki (Large), Claudia Tschuor mit Cuba-Libre (Medium) und Re­ gula Bersinger mit Shamu (Small). Die vorwiegend ausländischen Agility- • Richter, stellten .technisch schwierige Par­ cours, die von Hundeführer und Hund sehr viel Können, Konzentration und Geschick voraussetzten. Die Mitglieder des AT Liech­ tenstein zeigten insgesamt schnelle und gu­ te Läufe und bewiesen damit, dass sie zur Spitze in der Schweiz und Liechtenstein ge­ hören. Die Large-Teanis hatten allerdings etwas Pech und verzeichneten in den einen oder anderen Läufen Fehlerpunkte, sodass es schlussendlich für keinen der Teams zur Qualifikation reichte. Regula Bersinger in der Kategorie Small machte es bis zum Scliluss spannend. Sie verpasste den 4. Platz um einen Punkt und konnte sich damit ganz knapp nicht für WM qualifizieren. In der Kategorie Medium hingegen setzte sich Claudia Tschuor mit Cuba-Libre durch und gewann die Gesamtwertung ihrer Kategorie. Damit wird sie als Nationalmannschaftsmit­ glied an die WM in Italien reisen. Das Agilily-Team Liechtenstein gratuliert herzlich zu dieser überragenden Leistung und wünscht Claudia und Cuba für die WM in Montichiari vom 24. bis 26. September 2004 viel Erfolg. (Eing.) SKI-ALPIN Josef «Pepi» Strobl fährt nicht mehr für Österreich Der sechsfache Weltcup-Sieger Josef «Pcpi» Strobl hat seine Ankündigung wahr gemacht und startet künftig nicht mehr für Öster­ reich. Der' 30-Jährige hat sich schriftlich vom Österreichischen Skiverband (ÖSV) abgemeldet. Für welche Nation der Speed-Spezialist künftig antreten wird, steht noch'nicht fest. Klar sind hingegen die Gründe für den Schritt des Tirolers: Für Pepi Strobl, einst die grösste Allrounder-Hoffnung im ÖSV und Abfahrtssicger mit der Startnummer 61 in seinem allerersten Weltcuprennen in Val d'Isfcre 1994, gab's keinen Platz mehr im starken ÖS V-Team. (si) 
Überspitzte Form des Lebens Ralf Jegler über Murmeltiere, Glücksmomente und 365 Tage im Schnee SCHAAN - «Ich sehe jeden Tag als neue Chance, eio noch bes­ serer Trainer zu werden», sagt Ralf Jegler. Er hat das erfolgrei­ che DSV-Damenteam verlassen, um die LSV-Damenmannschaft übernehmen zu können. Eine Begegnung. »Cornelia Hote r  . Volksblatt: Ist Ralf Jegler ein gu­ ter Trainer? Ralf Jegler: Ich versuche zumin­ dest, es zu sein! Eines ist klar, als Trainer darfst du nie stehen bleiben und was heute Erfolg bringt, muss nicht zwingend morgen auch noch gut sein. Dieses Bewusstsein ist für mich wichtig. Das höchste Gebot aber ist für mich, meine grenzenlose Freude für das Skifahren weiterge­ ben zu können. Als Trainer muss ich zu einem gewissen Grad ein Vorbild sein und nur wenn ich Professiona­ lität vorlebe, darf ich dies auch von meinen Athletinnen fordern. Ob ich deshalb aber ein guter Trainer bin? Ich sehe jeden Tag als neue Chance, ein noch besserer zu werden. Was macht einen guten Trainer aus? Das ist eine sehr schwierige Fra­ ge. (Überlegt). Die eine Seite unse­ rer Aufgabe ist es, technische Män­ gel oder Fehler von unseren Athle­ tinnen festzustellen und diese auch korrigieren zu können. Anderer­ seits braucht ein guter Trainer auch sehr viel psychologisches Geschick und muss spüren, was die Athletin wann, wie braucht. Ich denke, die­ ser Mix, diese spezielle Kombina­ tion zwischen diesen beiden Seiten sind es, die einen guten Trainer ausmachen, Ein erfolgreicher Ski­ rennfahrer ist noch lange kein Garant für einen erfolgreichen Trainer Hilft es, selber Skirennfahrer ge­ wesen zu sein? Es ist ganz klar, dass man aus ei­ genen Erfahrungen am meisten lernt und es deshalb sicherlich kein Nachteil ist, wenn man als Trainer auf eine eigene Skikarriere zurück­ blicken kann. In meinem Fall ist das nicht so. Ich bin zwar Skirennen ge­ fahren, habe aber schnell gemerkt, dass ich dabei auf keinen grünen Zweig kommen werde und schlug dann die Trainerlaufbahn ein. Für mich war es ein guter Weg und ich bin denn auch überzeugt, dass es kein Allgemeinrezept gibt, denn ein erfolgreicher Skirennfahrer ist noch lange kein Garant für einen erfol­ greichen Trainer, schliesst es aber natürlich auch nicht aus. Mit dem Deutschen Ski-Verband (DSV) sind Sie letzten Winter mehr als nur auf einen grünen Zweig gekommen - weshalb haben Sie das Team um Maria Rieseh und Martina Ertl verlassen? Ich war beim DSV Co-Trainer und für mich war immer klar, dass ich einmal einen Job als Cheftrai­ ner möchte. Ich habe wirklich den ganzen Weg, vom Skiclubtrainer über den Regionalverband bis zum Skiverband durchgemacht. Heute kenne ich sämtliche Strukturen von Grund auf und das ist sicherlich ein Vorteil. Jetzt ist es eine Herausfor­ derung, für ein ganzes Team ver­ antwortlich zu sein, meine eigenen Ideen einbringen und umsetzen zu 
Für Ralf Jegler, hier mit Jessica Walter auf dem Abfahrtsslmulator in Bad Ragaz, ist Skifahren das Schönste. können und mit jungen Athletinnen zu arbeiten. Das war immer mein Wunsch und mein Ziel - jetzt habe ich die Gelegenheit, zu beweisen, dass ich dazu fähig bin. Was wussten Sie über Liechten­ stein und den LSV vor Ihrer Ver­ pflichtung? Meine Mutter sagte mir kürzlich, dass ich in. Malbun meine ersten Murmeltiere gesehen habe! (Lacht). Nein, im Ernst, wenn man ständig im Skizirkus unterwegs ist, weiss man natürlich auch, wie an­ dere Verbände arbeiten und wo sie stehen. Irgendwie ist es eine grosse Familie, die sich kennt und unter­ einander Kontakt hat. Ich lernte vor ein paar Jahren Marcel Heeb und Petra Eberle kennen und durch sie entstand die Verbindung zu Alpin­ chef Klaus Büchel. Bereits im ver­ gangenen Jahr führten wir Ver­ handlungen, damals aber war die Zeit noch nicht reif. Jetzt aber ist der Reifeprozess abgeschlossen? Ja. das kann man wohl sagen! Ich freue mich sehr, dass es nun ge­ klappt hat, denn die Aufgabe reizt mich vor allem, weil uns ein WM- und anschliessend ein Olympiajahr erwarten und solche Winter haben eigene Gesetze, mit unmissver- ständlichen Zielen. Die jungen LSV-Läuferinnen, allen voran na­ türlich Jessica Walter, haben in der abgelaufenen Saison gezeigt, wozu sie fähig sind und ich freue mich, mit dem Potenzial einer Jessi, einer Marina Nigg und einer Sarah Schädler arbeiten zu können, vor allem auch, weil sich dazu auch noch jüngere Athletinnen gesellen. Eines ist aber auch klar, um grosse Ziele erreichen zu können, müssen wir noch viel und hart arbeiten. Das haben Sie bereits vergangene Woche auf dem Gletscher schon wieder getan - könnte Ralf Jegler 365 Tage im Jahr im Schnee sein? Nein, das möchte ich nicht, wirklich nicht. Nach Ab- schluss der Rennsaison freue 
ich mich immer darauf, eine Weile keinen Schnee mehr zu sehen, aufs Rad zu steigen oder auch ein­ mal Golfbälle zu schla­gen. 
Dieser Abstand ist wichtig und es liegt mir auch viel daran, dass die Fahrerinnen für eine Weile auf andere Gedanken kommen. Ist dieser Abstand auch deshalb nötig, weil man sii'h im Skigeschiift in einer eigenen Welt befindet? Absolut, ja. Es ist deshalb auch sehr wichtig, dass man den Kontakt zur «normalen» Welt 
nicht verliert. Das ist viel schwieriger als es tönt, denn sowohl als Athlet als auch als Trainer hat man meistens das Ge­ fühl, sich im realen Alltag zu befin­ den. Das täuscht aber oft, denn der Spitzensport ist natürlich eine über­ spitzte Form unseres normalen Le­ bens. Ich bin froh, mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern Men­ schen um mich zu haben, die mir dies immer wieder unmissverständ- lich zu verstehen geben und mich auf den Boden der Realität zurück­ holen. Skifahren ist ganz einfach geil! Was fasziniert Ralf Jegler an dieser überspitzten Form unseres normalen Lebens? Skifahren ist ganz ein­ fach geil! Was gibt es Schö­ neres, als einen grossen Rie­ senslalomschwung zu ziehen und zu spüren, dass alles.stimmt und alles passt? Das sind speziel le, ganz intensive Gefühle Glücksmoniente. Ich liebe diesen Sport, bin damit aufgewachsen und finde es als Privi­ leg. in der Natur sein z u 
dürfen. Ich sage immer: in den Ber­ gen ist das Leben hart, aber schön. Geschenkt wird dir nichts. Im Gegenteil, um ganz nach oben zu kommen, musst du innrer noch ei­ nen Schritt mehr machen als die an­ dern! Sind Ihre Athletinnen zu diesem Schritt bereit? Ja. absolut! Noch braucht es na­ türlich viele Gespräche, damit bei­ de Seiten wissen, was wir vonein­ ander erwarten können - die Fahre­ rinnen von mir und ich von den Fahrcrinncn. Was ich aber bisher gehört und gesehen habe, stimmt mich sehr positiv. Iis ist aber auch klar, dass wir uns realistische Ziele setzen müssen lind es völlig fehl am Platz wäre, wenn ich nun von einer WM-Medaille im kommen­ den Winter als Ziel sprechen wür­ de. So weit sind wir noch nicht, wenn wir aber täglich diesen einen Schritt zusätzlich machen werden, werden wir so weit kommen!
	        

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