Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 15. MAI 2004 VOLKSI IIV11 A lVin IM GESPRÄCH MIT OLGA SEGHEZZI <1 <f BLATTIIIM 
LAY IM L/ WASSERGUSSE 
I I WASSERGÜSSE Die Güsse Sebastian Kneipps Güsse sind ein einfaches Mittel und doch mit einer überraschend nachhalti­ gen 
und grossen Wirkung verbunden. Hier hat also das ansonsten vielge­ scholtene Giesskannenprinzip wirklich seine Berechtigung. Das Besondere an Kneipps Güssen liegt dar­ in, dass durch einen gebundenen, fast druck­ losen Wasserstrahl (wie er nämlich auch aus einer herkömmlichen Giesskanne kommt) ein Temperaturreiz nahezu ohne Reiz auf die Druckrezeptoren in der Haut ausgeübt wird. Die Entfernung zwischen Schlauch­ mündung und Haut sollte etwa 10 bis 15 Zentimeter betragen. Die Wasscrtemperatur liegt beim kalten Guss zwischen 10 und 15 Grad, beim Warmguss zwischen 36 und 38 und beim heissen Guss um 40 Grad. Die Dauer des kalten Gusses beträgt im Allge­ meinen etwa 30 Sekunden und kann beim trainierten «Kneippianer» auch länger aus­ gedehnt werden. Sobald jedoch ein heftig- schneidendes Kältegefühl empfunden wird, ist der Guss zu beenden. Nach dem Guss trocknet man die Haut nicht ab, sondern streift das Wasser lediglich mit den Händen ab. Danach zieht man sich sofort an und regt die Durchblutung durch Bewegung an. am besten durch schnelles Gehen. Knieguss Man beginnt an den Zehen des rechten Fusses, führt den Wasserstrahl über den l ussrticken zur Ferse, von dort an der Wade hoch bis eine Handbreit über die Kniekehle. Dort verweilt man etwa 5 Sekunden und achtet darauf, dass das Wasser wie ein Man­ tel die ganze Wade bedeckt. Dann führt man den Wasserstrahl an der Innenseite der Wa­ de wieder zurück zur Ferse. Dasselbe wiederholt man am linken Bein. Zum Schluss gie.sst man hintereinander beide Fusssohlen kurz ab. Wirkung: Tonisiert und kräftigt die Venen, schlaffördernd, ablei­ tend, durchblutungsfördernd, blutdrucksen­ kend, Stärkung der Beckenorgane und des Nasen-RachenraiNtis. Zu empfehlen bei Krampfadern, Einschlafstörungcn. Kopf­ schmerzen, Bluthochdruck. Schenkelguss Man beginnt wie beim Knieguss am Fuss­ rücken des rechten Fusses, geht dann zur Ferse, langsam an der äusseren Rückseite des rechten Beines hoch bis zum Gesässmus- kel und verweilt dort 5 Sekunden. Dann führt man den Schlauch zur Leistenbeuge und verweilt dort wieder 5 Sekunden, bevor man an der inneren Seite des rechten Beines wieder zurück zur Ferse geht. Am linken Bein führt man den Schlauch in gleicher Weise. Zum Abschluss giesst man beide 
- Fusssohlcn nacheinander kurz ab. Wirkung: Stärker als der Knieguss. durchblutungsför­ dernd, entstauend, ionisierend und kräfti­ gend auf die Venen, blutdrucksenkend und stabilisierend. Zu empfehlen bei Krampf­ adern, Hämorrhoiden, Bindegewebsschwä­ che, Zellulitis, leichten arteriellen Durch­ blutungsstörungen. Kaltes Armbad Zuerst den rechten, dann den linken Arm mit der Hand voraus bis zur Mitte des Ober­ armes in ein entsprechend grosses Wasch­ becken mit möglichst kaltem Wasser eintau­ chen. Die Arme je nach Verträglichkeit zwi­ schen 6 und 30 Sekunden kreisend bewegen: Danach die Arme nicht abtrocknen und für- Wiedercrwürmung sorgen. Wirkung: Erfri­ schend, blutdruckregulierend, durchblu­ tungsfördernd. Zu empfehlen bei körper­ licher und geistiger Müdigkeit, Kopf­ schmerzen. ( 
ch) 
Olga Seghezzi über weisse Pillen, selbst gemachte Salben und weiche Knie SCHAAN - «Es brauchte die Schmerzen am eigenen Körper, bis ich mich Intensiv mit der Kneipp-Methode auseinander setzte», sagt Olga Seghezzi. Und heute ist sie Vizepräsidentin des Kheipp«Vereins. »Cornelia Hofer Volksblatt: Am Montag ist der internationale Kncipp-Tag. Wer war Sebastian Kneipp, der 1821 im Allgäu geboren wurde? Olga Seghezzi: Sebastian Kneipp stammte aus bescheidenen Verhältnissen und es war ein gros­ ses Glück, dass er ein Stipendium für ein Priesterseminar erhielt. Er hatte grosse gesundheitliche Pro­ bleme und die Ärzte gaben ihm kaum Übcrlebenschancen. Darauf­ hin begann er sich intensiv mit der Wasserbehandlung nach Dr. Sig­ mund Hahn zu befassen. Er kombi­ nierte und verfeinerte die verschie­ denen Anwendungen und ergänzte sie mit Heilpflanzen. Insgesamt basiert seine Lehre auf fünf Pfeilern. Ja, bald erkannte Kneipp nämlich auch die Bedeutung gesunder Er­ nährung und reichlicher Bewe­ gung. Später, als Priester, lag ihm dann der Seelenfrieden der Men­ schen am Herzen und so entstand eine ganzheitliche Gesundheitsvor- sorge lind ein Behandlungskonzept, das auf fünf Säulen ruht: Wasseran­ wendung. Ernährung. Bewegung, Heilkräuter und Lebensordnung. Eine ganzheitliche Gesundheitsvorsorge Eigentlich etwas Einfaches, das jederman befolgen könnte. Ja. und manchmal denke ich. vielleicht ist es zu einfach und zu billig, als dass die Leute sich damit auseinander setzen möchten. Das Ziel ist simpel: die Kneipp-Metho- de möchte den Körper stärken und damit Krankheiten vorbeugen, ge­ sundheitliche Störungen auf natür­ liche Weise und ohne schädliche Nebenwirkungen beheben. Sic ist einfach anwendbar und kann von allen Menschen zu Hause durchge­ führt werden. Lassen sich die Leute lieber Me­ dikamente verschreiben, als sel­ ber einen Beitrag an die Gesund­ heit zu leisten? Es ist sicher so, dass man heute viel schneller zu einem Arzt rennt, sich eine kleine weisse Pille 
ver­Olga 
Seghezzi: «Ich kann wirklich voll 
und ganz hinter der Kneipp-Methode stehen 
und es gibt nichts Schöne­ res, als wenn mir Jemand sagt: du, dieser Wickel oder Jener Wasserguss hat mir geholfen, es geht mir wieder gut­ schreiben lässt und erwartet, dass man am nächsten Tag wieder ge­ sund Ist. Ich möchte aber betonen, dass die Kneipp-Methode eine Er­ gänzung zur Schulmedizin und nichts anderes ist. Es ist auch keine Ideologie, 
sondern ein Weg zum persönlichen Wohlbefinden. Früher war es sicherlich 
so, dass man öf­ ters auf Hausmittel, Wickel oder selbst gemachte Salben und Öle zu- rückgriff. Wir legen denn auch Wert darauf, immer wieder Kurse zu diesen Themen anzubieten und damit einen kleinen Beitrag dafür zu leisten, dass Bewusstsein für die Eigenverantwortung zu wecken. Kneipp-Methode ist eine Ergänzung zur Schulmedizin Waren Sic sich dieser Verantwor­ tung immer schon bewusst? (Lacht). Nein, überhaupt nicht! Ich hatte zwei Erlebnisse, die für mich prägend waren. Das eine war nach meiner Heirat, -als ich plötz­ lich nicht mehr nur für mich, son­ dern für vier Personen zu kochen hatte und mir klar war, dass mein Mann und die Kinder von mir ab­ hängig waren, was die Ernährung betraf. Klar, entscheidend war für sie in erster Linie, dass es gut war, was ich kochte. Ich machte mir aber auch Gedanken über den Vita- mingehalt der Speisen, achtete auf 
eine ausgewogene und nahrhafte kost, die vielseitig, war und mög­ lichst naturbelassen. Damals wuss- te ich aber noch nicht wirklich viel Uber die Kneipp-Mcthoden.. Nach­ dem die Kinder aber aus dem Haus waren und ich einen Bandscheiben­ vorfall erlitt, sollte sich dies än­ dern... Ein Bandscheibenvor­ fall, der alles veränderte ... und Olga Seghezzi zog aus, um die Kneipp-Methode. zu erler­ nen? Es brauchte die Schmerzen am eigenen Körper, bis ich mich inten­ siv damit auseinander setzte. Für. mich war eine Operation die letzte Station, vorher wollte ich einfach alles andere ausprobieren und ich war überzeugt, dass es einen ande­ ren Weg geben würde. 
Es war eine lange Zeit, die viel Geduld und Ausdauer abverlangte, aber ich bin froh, dass ich sie durchmachen musste und auch durchgestanden habe, denn heute sehe ich vieles mit ganz anderen Augen. Und heute engagieren Sie sich im Kneipp-Verein Liechtenstein? Ja, und das verdanke ich in erster Linie meinem Mann. Nachdem die Kinder nämlich aüsgezogen Waren, besuchte ich 
Kurse, Seminare und 
teilweise auch Ausbildungen jeg­ licher Art. Neben der Gesundheit ist es nämlich aüch das Theater, die Kunst, das Schreiben, das Malen und was es sonst noch alles gibt, das mich interessiert. Irgendwann fragte mich mein Mann, ob ich ei­ gentlich mein gesamtes Wisseii nur für mich behalten wollte oder ob ich es vielleicht aüch weitergeben und damit auch anderen Menschen helfen oder zumindest eine Freude machen möchte. Von dieser Seite hatte ich mein.Tün noch nie hinter­ fragt; denn bisher hatte ich nie das Gefühl' gehabt, sonderlich yiel zu wissen und der Gedanke, vor einer Gruppe Menschen zu stehen und dann auch noch etwas zu sagen, lös­ te statt einem Lächeln-weiche Knie aus... Statt einem Lächeln im Gesicht, bekam ich. weiche Knie ... und jetzt führen Sic zum Bei­ spiel Wickelkurse durch oder lei­ ten als. Vizepriisidcntin d|ie GV? Ja, und auch wenn ich vorher noch immer nervös bin, freue ich mich heute auf diese Aufgaben. Denn ich kann-wirklich voll uhd ganz hinter der Kneipp-Methode stehen und es gibt nichts Schöne­ res, als wenn mir jemand sagt: du, dieser Wickel-oder jener - Wasser- guss hat mir geholfen! 
- Zehn Weisheiten von Sebastian Kneipp Mit 10 Regeln zu einem gesunden Leben - Gesundheit kann man nicht kaufen 1. Gesundheit kann man nicht kau­ fen. Man muss sich täglich neu um sie bemühen und mit einer gesun­ den Lebensweise für ihre dauerhaf­ te Erhaltung sorgen. Nehmen Sie jeden Tag als ein Neubeginn, öff­ nen Sie sich dem Neuen und seien Sie bereit, zu lernen. 2. Toleranz und Hilfsbereitschaft im Umgang mit allen Mitmenschen schaffen eine ausgeglichene le­ benswerte Umgebung. Jeder Ein-, satz für das Allgemeinwohl stärkt die soziale Gesundheit der Ge­ meinschaft und schenkt Vertrauen in die eigene Kraft. 
3. Zeigen Sie jcderrTag Verantwor­ tung durch ökologisches Verhalten. Bei kritischem Einkauf von Le­ bensmitteln, Haushaltswaren; bei sparsamem WaSscr-.'oder Energiei- verbrauch z. B. haben wir es selbst. in der Hand, an einer gesunden Umwelt mitzuwirken. 4. Üben Sie Bescheidenheit und Zufriedenheit. Freuen Sie sich über die kleinen Dinge, versuchen Sie, deren Schönheit 2u erkennen und betrachten Sie die Natur mit allen Kreaturen als Geschenk. 5. Suchen Sie sich einen sanften Ausgleich zu Stress und' Anspan­nung. 
Musik hören oder selber mu­ sizieren, lesen und malen beispiels­ weise, Entspannungs- oder Atem- trairting bringen Erholung und neue Kraft. 6. Leben ist Bewegung. Suchen Sie Bewegung wann immer esjnöglich ist; Treppensteigen, Rad fahren, Gymnastik, Tanzen usw. Treiben • Sie Sport, jedoch ohne übertriebe­ nen Leistungsanspruch. 7. Stärken Sie sich täglich mit ein­ fachen . Kneipp-Anwendungeii. Wechselduschcn, Arm- oder Fuss- büder 
"vertreiben Unplisslichkcit und trainieren das Immunsystem! 
8. Ernähren Sie sich nach den Prin­ zipien der Vollwerternährung:' So natürlich wie möglich, mit viel Frischkost, Getreide und nativen •Pflanzenölen. 9. Genussgifte, wie Nikotin, Alkö- hol oder auch Zucker, sind für ein genussvolles Leben nicht notwen­ dig. Gehen Sie also bewusst und verantwortlich mit sich um, denn jedes Übertnass fordert sein Tribut an Lebensqualität. 10. Lernen Sie, mit Ihrer Energie zu haushalten und sie kreativ ein­ zusetzen, sowohl im täglichen Le­ ben, als auch in der Freizeit.
	        

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