Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MITTWOCH, 5. MAI 2004 VOLKS I DCOlfMVI POLITIKLEHRGANG BLATTI nCülUlM FORUM 
19 FORUM Chinas langer Schatten Anlässlich der 60. UNO'-Konferenz für Menschenrechte, die gerade in Genf zu Ende ging, brachten die Vereinigten Staa­ ten eine Resolution ein, die Besorgnis über die Menschenrechtsverletzungen in China gegenüber Chinesen und Tibetern zum Ausdruck brachte. Die Mehrheit der in der Kommission vertretenen Länder stimmte gegen diese Resolution. Welche Länder waren das? Spricht man doch von China als dem «Land mit der grössten Ansamm­ lung politischer Gofangener in der Welt!» Es sind vielfach Länder aus dem regiona­ len Umfeld Chinas und solche mit totalitä­ ren Regierungen. Für die Resolution, mit den USA, stimmten u. a. osteuropäische Länder, die selbst jahrzehntelang unter kommunistischer Herrschaft gestanden hatten. Die EU enthielt sich der Stellung­ nahme, offensichtlich aus wirtschaftlichen Interessen. Dass opportunistische Erwä­ gungen diese Haltung bestimmten, darf wohl der Tatsache entnommen werden, dass sich die Europäer sehr wohl in der La­ ge sahen, Resolutionen, die Burma und Kuba verurteilten, mitzutragen. Bei diesen Ländern sieht natürlich wirtschaftlich we­ nig auf dem Spiel. Ein anderes Beispiel, wo internationale Institutionen vor dem chinesischen Re­ gime einen Kotau machen, sei hier zitiert: Heiner Geissler, der bekannte deutsche Po­ litiker, der kürzlich einen  \ielheachteten Vortrag in Liechtenstein hielt, schreibt: «Obwohl nach der Charta des Internatio­ nalen Olympischen Komitees Staaten, die Rassen-, Geschlechts- und Religionsapart­ heid betreiben, zu den Olympischen Spie­ len nicht zugelassen werden dürfen, hat das IOC den Chinesesn sogar die Ausrich­ tung der Olympischen Spiele übertragen. Sie wurden in die Welthandelsorganisation (WTO) aufgenommen, ohne die Religions­ freiheit garantieren zu müssen. Manche hoffen, dass durch die Verbesserung der wirtschaftlichen Beziehungen und die Austragung der Olympischen Spiele der Freiheitsraum in China ausgeweitet wird, auch für die Religionsgemeinschaften. Aber das ist eine faule Ausrede, solange nicht die geringsten Ansätze von Reli- gions- und Meinungsfreiheit erkennbar sind.» Über 50 Milliarden US-Dollar ausländi­ scher Investitionen flössen letztes Jahr nach China. Gewiss ist es begrüssenswert, wenn das chinesische Volk einen wirt­ schaftlichen Aufschwung nimmt und auch die nach hunderten von Millionen zählen­ de Landbevölkerung mit einem Einkom­ men von nur 1 US Dollar pro Tag aus ihrer Rückständigkeit herausfindet. (Obgleich der Transfer von Arbeitsplätzen zulasten westlicher Arbeitnehmer inzwischen Poli­ tiker und Gewerkschaften in Europa und den USA beunruhigt). Doch sollten die Aussichten auf wirtschaftliche Unterstüt­ zung, Absatz- und Gewinnpotenzial im «Reich der Mitte» nicht dazu führen, die Augen vor Unrecht, Gewalt und Men­ schenrechtsverletzungen durch das chine­ sische Regime in Peking zu verschliessen. Vorstand, Tibet Unterstützung Liechtenstein 
Spielregeln erlernen Martha Spiegel-Oehri über kaltes Wasser, Trotzreaktionen und Rita KSeber-Beck MAUREN - Zehn Liechtensteiner und zehn Vorarlberger Frauen starteten gestern Abend im Hotel Montfort zum Politiklehrgang für Frauen. 
Martha Spiegel-Oehri, Vorsitzende der Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann, verriet, ob man das Politi- kerinnen-sein erlernen kann und weshalb 
man auch nach einer Niederlage den Kopf nicht in den Sand stecken sollte. »Cornelia Hote r Volksblatt: Kann man das Politi- kerinnen-sein erlernen? Martha Spiegel-Oehri: Es ist klar, dass es kein Allgemeinrezept gibt, das verrät, wie man eine gute Politikerin wird. Dieses gewisse Et­ was hat man oder eben nicht. Es hat sicherlich viel mit der eigenen Per­ sönlichkeit und der eigenen Ge­ schichte zu tun. Wenn man aber das Interesse und den Willen hat, sich für und in der Öffentlichkeit zu en­ gagieren und bereit ist, die Politik zum wichtigsten Hobby zu ma­ chen. ist man meiner Meinung nach auf sehr gutem Wege. Ist der Politikichrgang für Frau­ en, der heute Abend in Feldkirch beginnt, eine Eltappc auf dem Wege zu diesem Ziel? Unbedingt! Ich freue mich sehr, dass dieser Lehrgang auf so grosses Interesse gestossen ist und mit zehn Teilnehmerinnen aus Vorarlberg und zehn Frauen aus Liechtenstein schnellstens ausgebucht war. Ich finde es ganz wichtig und setze mich auch sehr dafür ein. dass Frauen auf" ihrem Weg in die Politik oder in öffentliche Ämter unter­ stützt und begleitet werden. Denn nur so werden wir es eines Tages schaffen, politisch nicht mehr untervertreten zu sein. Ich habe vor 12 Jahren selber erlebt, was es heisst, ins kalte Wasser geworfen zu werden. Und diese Erfahrung wünsche ich keiner Frau und auch keinem Mann. Sie sprechen Ihre eigene Land- tagskandidatur an. Ja, ich wurde damals kurzfristig angefragt. Rückwirkend muss ich sagen, dass ich mir nur teils be- wusst war, was mich erwarten wür­ de, stellte mich aber zur Verfügung, weil ich das Gefühl hatte, es sei wichtig, dass wir Frauen uns auch für unsere Anliegen einsetzen. Wenn ich heute zurückblicke, möchte ich diese Erfahrung über­ haupt nicht missen, obwohl ich nicht gewählt wurde. Ich machte damals verschiedene wertvolle Er­ fahrungen, die mir später in ande­ ren Bereichen des Lebens zugute 
r'\- Im Hotel Montfort in Feldkirch eröffnete Regierungschef Otmar Hasler gestern den 2. Politiklehrgang für Frauen. Martha Spiegel-Oehri begrüsste die 22 Frauen und Informierte sie über den Kursverlauf. kamen. Hieraus habe ich aber auch entschieden, mich künftig für Frau­ enfragen und -anliegen zu engagie­ ren. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, kam die Trotzreaktion der Martha Spiegel-Oehri? Ja, in einem gewissen Sinne schon, denn ich war mir während des gesamten Wahlkampfes be- wusst gewesen, dass auch eine Nichtwahl das Resultat sein könn­ te. Und dieses Bewusstsein finde ich auch ganz wichtig für eine Kan­ didatin. denn, 
wenn man sich einer Herausforderung stellt, muss man auch mit den Konsequenzen umge­ hen können. Für mich war an­ schliessend ganz einfach klar, dass es für mich eine andere Aufgabe gibt, in der ich mein Wissen und mein Engagement einbringen könnte. Öfters ist es aber doch so, dass sich die Frau ein öffentliches oder ein politisches Amt gar nicht zutraut. Ja, das erlebe ich auch heute noch sehr oft, dass mir Frauen sa­ gen: «Nein, das kann ich doch nicht!» Und das, obwohl sie mit beiden Beinen im Berufsleben ste­ hen oder das Familienleben regeln. Deshalb finde ich Frauen wie bei­ spielsweise Regierungschef-Stell­ vertreterin Rita Kieber-Beck 
ungemein wichtig und auch beeindruckend. Sic stellt auch auf internationalem Parkett ihre Frau und hat in den letzten Jahren immer wieder wichtige Kontakte für unser Land geknüpft. Solche Beispiele zeigen, dass wir uns nicht verstek­ ken müssen, auch wenn es natürlich noch immer so ist, dass eine Politi­ kerin kritischer beurteilt wird, als ihr männlicher Kollege. Und deshalb sollen die Frauen im Politiklehrgang auch 
die Spielregeln erlernen, wie sie sich sicher auf dem politisch glatten Parkett bewegen können. Um wciche konkreten Regeln handelt es sich dabei? Es geht um verschiedene Aspek­ te. Einerseits ist es die Öffentlich­ keitsarbeit, die die Frauen kennen lernen werden, denn Mcdienkon- takte aufbauen und nutzen, ist ein ganz wesentlicher Bestandteil einer Politikerin. Dann geht es um die Rhetorik und damit um das Argu­ mentieren und Überzeugen in Dis­ kussionen und Debatten und ganz wichtig ist uns auch das Mentoring- Programm. Dabei treffen politisch unerfahrene Frauen auf politisch erfahrene, die sie künftig begleiten und jeweils mit Rat und Tat zur Sei­ te stehen. Die Frauen werden in diesem Lehrgang, der sechs ver­ schiedene Module umfasst, über den politischen Alltag informiert und lernen Grundwissen bzw. -re­geln 
kennen. Das Selbstvertrauen soll gestärkt werden und Argumen­ tationstechniken 'werden trainiert. Zielsetzung des Kurses ist es, dass sich Frauen Ziele setzen und selbst- bewusst Entscheidungen treffen und Ideen umsetzen. Und genau das ist es auch, was ich uns Frauen wünsche! ANZEIGE Lifestyle- Cider im Trend Gemessen Sic unseren Saft mal in einer anderen Umgebung. Auch in Pubs, an der Bar oder in der Disco ist dcrMöhl-Saftcin cchtes Trink-Erlebnis. M#HL Tradition uit 1893 " Mosterei Möhl A0.9320Arbon,Tel,07I 447 4074 Info Ober Sift.HersteUmn:  www.roothl.ch Erdbeeren Spanien/Italien primo gültig von Mittwoch, 5. Mai bis Dienstag, 11. Mai 2004 
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