Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

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ZAHLEN Wie die SBB im Jahr 2003 wieder schwarze Zahlen schreiben konn­ te. 10 BLMTINEWS Neue Hoffnung ZÜRICH - Neue Hoffnung auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag im Maler- und Gipser­ gewerbe: Am Donnerstag trafen sich die Spitzenvertreter von Gewerkschaften und Arbeitgeberverband. Die GBl kehrt zurück an den Verhandlungstisch. Die Vertragspar­ teien haben vereinbart, die Verhandlungen über einen neuen GAV unverzüglich wieder aufzunehmen. Es herrsche Einigkeit darüber, dass die Branche möglichst bald wieder über einen allgemeinverbindlichen Gesamtar­ beitsvertrag verfügen müsse. Der Konflikt dreht sich um die Frühpensionierung für Ma­ ler und Gipser. Der Schweizerische Maler­ und Gipserunternehmer-Verband (smgv) stellte unlängst die GBl vor die Tür und woll­ te nur noch mit der Syna verhandeln. Die GBl hatte daraufhin einen Streik auf 26. April 2004 angekündigt. (sdai Emmi spricht von signifikantem Gewinn-Anstieg SEMPACH - Der Luzerner Milchkonzern Emmi hat den Gewinn im vergangenen Jahr signifikant gesteigert. Der Verwaltungsrat beantragt eine Erhöhung der Dividende. Auch der Umsatz, ist 2003 um 35 Prozent auf I879 Mio. Franken gestiegen. Emmi-Ver- waltungsratspräsident Fritz Wyss informierte die Delegierten der Zentralschweizer Milch­ produzenten (ZMP)am Donnerstag über den Jahresabschlus.s; die ZMP 
sind Mehrheitsak­ tionäre von Emmi. Detaillierte Zahlen wollte Wyss noch nicht bekannt geben. Sie werden am 22. April an einer Medienkonferenz ver­ öffentlicht. 2003 sei das Jahr der erfolgrei­ chen Integration der nach dem Zusammen­ bruch von Swiss Dairy Food akquisierten Finnen, sagte Wyss. Die Mitarbeiter-Zahl stieg im vergangenen Jahr von 1950 auf 2520. Emmi - laut Wyss «eines der innova- tivsten Unternehmen Europas» - will weiter­ wachsen. Für das laufende Jahr ist ein Um­ satz. von 1940 Mio. Franken anvisiert. Da der Schweizer Markt gesättigt ist. will man vor allem im Ausland zulegen. (sda) Erneut weniger Inserate in der Schweizer Presse im März BERN - Die Werbeflaute in der Schweizer Presse dauert an. Im Mär/, ist das Anzeigen­ volumen gegenüber dem Vorjahr um weitere 3,3 Prozent gesunken. Die Stellenanzeigen in der 
Tages-, Wochen-, und Sonntagspresse brachen um weitere 15,9 Prozent ein, wie die WEMF AG für Wcrbemedienforschung am Donnerstag bekannt gab. Bei den kommer- ziellen Inseraten belief sich der Rückgang auf 0,7 Prozent. Bei der Publikumspresse er­ gab sich ein Minus von 16 Prozent. Betroffen waren vor allem die Westschwcizer Zeitun­ gen mit einem Minus von 32,3 Prozent. In der Deutschsdiweiz sank das Volumen um 8,2 Prozent. In der Finanz- und Wirtschafts- presse lag das Inseratevolumen um 8,5 Pro­ zent unter dem Niveau von Mürz 2003. Bei der Fachpresse betrug der Rückgang 4,9 Pro­ zent. Die Spezialpressc dagegen konnte ihr Inseratevolumen um 14,0 Prozent steigern. Von Januar bis MUrz musste die Tagespresse ein Minus von insgesamt 7,0 Prozent hinneh­ men, wie die WEMF weiter mitteilte. Die Sonntagspresse verlor im ersten Quartal 2004 sogar 12,4 Prozent. (sda) 
BÖRSE Weshalb die Schweizer Aktien am Donnerstag wieder fester geschlos­ sen haben. 12 
BIN LADEN Was El-Kaida-Chef Osama Bin Laden laut Medienberichten Euro­ pa angeboten haben soll. 24 
GEISELN Weshalb das Geiseldra­ ma im Irak in Italien Entsetzen auslöste und Japan aufatmen konnte. 24 Reichtum ist ein Traum Ein neues Buch zeigt Gesichter und Fratzen des Geldes VADUZ - Ein Wirtschaftsmann, der vier Bücher geschrieben hat, stellte am Donnerstag sein neues Essay vor: «Reichtum - Metamorphosen eines Mensch­ heitstraums». Hans Haumer, Präsident der CapitalLeben Ver­ sicherung, erzählt vom Unter­ grund des Reichtums. • Komella Pleitle r Volksblatt: Herr Haumer, wa­ rum erzählen Sie am Schluss Ih­ res Buches das Märchen «Hans im Glück»? Hans Haumer: Weil Hans statt eines Goldklumpens die Liebe ge­ winnt. Das Märchen fordert uns ja auf. Gold in Liebe zu tauschen. Was macht Sie reich und glück­ lich? Jeder braucht zum Überleben na­ türlich auch Materielles. Nur gilt es. Geld auch mit Bescheidenheit zu verwenden. 
Die Geldgier, sprich, sich nur am Geld und seinen unbegrenzten Möglichkeiten zu orientieren, ist dem Glück und der Seele abträglich. Ein Mensch, der ausgeglichen lebt, hat vielleicht auch Gold, bemüht sich aber um die eigentlichen Werte: die der See­ le. des Geistes, der Menschlichkeit. Der Reichtum meines Lebens ist das Gefühl, ein erfülltes Leben ge­ führt zu haben. In den schwierigen Nachkriegsjahren durfte ich Aus­ bildung geniessen. Kunst lernen - was ja damals nicht selbstverständ­ lich war. Ich hatte das Glück, schon früh einen guten beruflichen Start zu haben. Dazu kam das Glück, ei­ ne liebevolle Ehe zu führen und ei­ ne Familie zu haben. Und ich hatte das Glück, in verantwortungsvollen Positionen 
soziale und kulturelle Verantwortung zu übernehmen. Sie haben Ihren Vater verloren als Sie drei Jahre alt waren. Wachst das Glückspotenzial des Menschen mit mehr Mitverant­ wortung? Mein Vater fiel im Zweiten Welt­ krieg. Die Zeit nach dem Krieg war in Österreich wirklich hart und ich habe mit 13 Jahren als Nachhilfe­ lehrer für Latein zu arbeiten begon­ nen. Ja, ich habe früh gelernt, Ver­ antwortung zu übernehmen und finde, die richtige Art der Verant­ wortung, wenn sie kein Kreuz wird, ist eine süsse Last. Verantwortung, etwas gemeinsam mit anderen Menschen zu erreichen, macht mich glücklich. «Engagierter Reichtum für das Projekt Mensch» ist ein Schlüs­ selbegriff Ihres Buches. Wie viel mehr davon braucht die Welt? Hier stocke ich, weil die Welt sehr viel Engagement von vielen, vielen Menschen und Gruppen kennt, weil es unglaublich viel 
so­Hans 
Haumer ist ein erfolgreicher Wirtschaftsmann und ein Lebensphilosoph. Wer möglichst schnell reich werden will, sollte die Hnger von seinem neuen Buch lassen. ziales und kulturelles Engagement gibt - und es trotzdem immer noch so viel zu wenig ist. Es gibt immer noch so viele harte Herzen, die man erweichen müsste. Viele unglaubli­ che Unmenschlichkeiten können wir kaum begreifen. Es geht also um Ethik und ich muss gestehen, dass mir unsere Gesellschaft manchmal zu wertfrei ist. Wirtschaftlich vertrete ich die li­ berale Seite, weil Einzelne und Gruppen mit freien Bewegungs­ möglichkeiten mehr erreichen kön­ nen. Jedoch ist Freiheit - genau wie Zeit und Geld - nur wertvoll, wenn sie voller Werte ist. Es kann jemand noch so tüchtig sein, wenn er nicht Anstand und Charakter hat, wird er irgendwann für irgendwen ein Pro­ blem. Das «Projekt Mensch» heisst Engagement im Sinne von Zivil­ courage bei gleichzeitiger Selbst­ kritik gegenüber der eigenen Per­ son. Sic zitieren Arthur Schopenhau­ er, der den Reichtum mit dem Wasser des Meeres vergleicht Je mehr man davon trinkt, desto mehr Durst hat man. Wenn jemand den Trieb nach Macht und Reichtum an sich hat, gibt es keine Grenzen mehr. Das ist im Menschen drinnen, wenn es kei­ ne «Checks and Balances» gibt und die Liebe fehlt, die ja n\it der Liebe zu dem Potenzial beginnt, das in der eigenen Person steckt. Liebe ist 
zudem verbunden mit Respekt gegenüber anderen Menschen und der Lebensumwelt. Die Ethik, die dem Leben und der Erhaltung des Lebens dient, bedeutet viel mehr als Geld. Geld als Brecheisen der Macht kann dieses Prinzip dennoch schwerst verletzen. Dem zu begeg­ nen, muss das «Projekt Mensch» eine umfassende und ehrliche Be­ mühung jedes Einzelnen sein. Die Performance des fett gepolsterten Portfolios ist per se auch wichtig, jedoch nicht genug, um die Welt weiterzubringen. Egoismus und Habgier gehören aber heute zum Lebensstil? Dass Habgier zum Massenphä­ nomen wurde, hat mit der Massen­ kultur zu tun, der Massenkommu­ nikation, der Mobilität, der Globa­ lisierung. Sicherlich ist die Ten­ denz eine starke Materialisierung der Gesellschaft. Dafür arbeiten die Menschen bei den Top-Firmen 18 Stunden am Tag und trauen sich kaum mehr, ihr Büro zu verlassen. Der 
Wettbewerb im Markt verlangt Leistung. Trotzdem glaube ich, dass die Habgier nicht überall do­ miniert. Ich denke, dass viele Men­ schen ganz gern reich wären, es aber eher als einen Traum betrach­ ten, der für sie nicht erfüllbar ist, und das so akzeptieren. Ich bin op­ timistisch, dass es eine Gegenbe­ wegung gibt: dass letztlich doch der Überlebenswille der Mensch­heit 
durchschlägt, der auf einer um­ fassenderen Definition des Men­ schen basiert, als ihn zur reinen Gelderzeugungs- und Geldver­ brauchsmaschine zu machen. Wenn Sie in Ihrem Buch ökono­ mische Modelle darstellen, sich mit der Psyche des Menschen befassen, Macht, Neid, Angst of­ fen legen und daneben den sinn­ vollen Umgang mit Reichtum skizzieren, was wollen Sie errei­ chen? Mein Ziel ist, dass Menschen, die Verantwortung für Geld und dabei oft das Geld anderer tragen, und dieses Geld auch in gewisse Rich­ tungen lenken können, sich immer mehr dessen bewusst werden, wie wichtig es ist, Geld einem guten Geist zuzuführen. Ein Beispiel: Mi- crosoft-Chef Bill Gates hat bislang 25 Milliarden Dollar für Ziele der Bildung und der medizinischen Be r treuung* armer Menschen in aller Welt gestiftet. Es gibt viele Bei­ spiele. Liechtenstein hat eine Reihe von Stiftungen für wohltätige Zwecke. Doch auch Liechtenstein könnte sich stärker damit ausei­ nander setzen, dass die Verantwor­ tung für Geld eine 
Verantwortung für die Allgemeinheit ist. Hans Haumer, «Reichtum - Metamorphosen eines Mensch­ heitstraums», 2004, Verlag Kre- mayr & Scheriau/Orac, Wien.
	        

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