Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DIE KULTUR I M EWS FÜR LIECHTENSTEIN 
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NEWS aoocuT» 
1: Altes Kino Mels MELS - Das Alte Kino Mels bietet von En­ de April bis Saisonende ein abwechslungs­ reiches und spannendes Programm für jeden Geschmack. Theater «Am Seil abelo» Der Tod - oftmals ein Tabuthema. Der Schauspieler und Musiker Philipp Gali/.ia hat mit «Am Seil abelo» eine Totengräber­ ballade geschrieben, die so heiter wie tief­ gründig ist und auf wahren Erlebnissen be­ ruht. Mit Liedern von Res Wepfer vom Pfan­ nestil Chammer Sexdeet,  www.galizia.ch , Freitag, 30. April, 20.15 Uhr. Theater «Gspässigi Gspäss, oder?» Eigenproduktion des Alten Kinos unter der Regie von Hans B. Hobi (Sargans), der auch die Texte von Karl Valentin und Carlo Man- zoni in die Mundart übersetzt hat. Wer Sinn für höheren Blödsinn hat, wird Spass an die­ sen Spüssen haben. Samstag, I. Mai (Pre­ miere), Donnerstag, 13. Mai, Freilag, 14. Mai, Freitag, 21. Mai, Samstag, 22. Mai, je­ weils um 20.15 Uhr. Theater Comart Die von Albi Brunner geleitete Zürcher Schule für Theater, Mime, Tanz (Comart) geht mit ihrer zwölften abendfüllenden Ei­ genproduktion auf Tournee. Die achtköpfige Abschlussklasse zeigt drei in Form und In­ halt komplett unterschiedliche Kreationen, www.comart.org ,  Donnerstag, 6. Mai. 20.15 Uhr. Konzert Clara Moreau Mit Clara Moreau, Sängerin und Akkorde- onistin, erwacht das grosse französische Chanson zu neuem Leben. Auf ihre unnach­ ahmliche Weise interpretiert sie facetlenreich Lieder von Boris Vian, Jacques Brei, Serge Gainsbourg, Charles Aznavour und vielen anderen,  www.clara.moreau.ch ,  Samstag, 8. Mai, 20.15 Uhr. Konzert Stern & Tonband Die CH-Poprock-Szene boomt, Mundart im Speziellen. Der Aargauer Adrian Stern legt mit «Stern» ein besonders gelungenes Album mit Liedern auf Schweizerdeutsch vor. !m Vorprogramm lässt die einheimische Tonband ihr Stromgitarrengewitter aufs Pu­ blikum los,  www.adrianstem.ch und www.tonband.biz ,  Samstag, 15. Mai, 21 Uhr. Theater «To See Or Not To See» Jean-Louis Danvoye aus Belgien gehörte zu den Begründern des Duos Les Founambu- les. Mit seinem ersten Solostück provoziert er nun wieder LachstUrme auf Bühnen in ganz Europa. Danvoye ist ein Meister der Pantomime, ausgestattet mit einer besonders reichen Fantasie. Freitag, 4. Juni, 20.15 Uhr. Frauentag Die 14.-Juni-Organisatorinnen vernetzen Sarganserländerinnen: Bäuerinnenverein, Frauenarbeitsgemeinschaft Sarganserland (Fags), Frauenforum, Miirlifrauen, Sargan- serlünder Frauentage, Tageselternverein, www.ostschweizerinnen.ch und 14.-Juni- Team stellen ihre Angebote vor und laden zum Austausch ein. Montag, 14. Juni, ab I8.3Ö Uhr. (Eing.) 
TAKIIMO Was es im TaKino in den nächsten Tagen für Filme zu sehen gibt, le­ sen Sie heute auf Seite 35 
PROGRAMM S Was es mit dem Pro­ gramm «S» von Coira- son auf sich hat und wo diese auftreten, lesen Sie auf Seite 
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ZENSIERT Wie ein neuer DVD- Player Filme von Se­ quenzen «befreit», die nicht für Kinder geeig­ net sind. 
38 «Von zu Hause fort...» Kriegstagebuch des Pfarrers Tschugmell präsentiert TRIESEN - 23 Jahre nach dem Tod von Pfarrer Fridolin Tschug­ mell konnte Sigf Scherrer das Buch «Während der Messe san­ gen die Granaten» vorstellen. Auf geschichtliche Ausführun­ gen von Peter Geiger Hess Sigi Scherrer Fridolin Tschugmell je­ weils mit der Verlesung von Zi­ taten zu Wort kommen. • Roto Oehr i Fridolin Tschugmell ging noch ins Gymnasium, als er 1915 in die Ar­ mee einberufen wurde. In Liech­ tenstein aufgewachsen, musste er als österreichischer Staatsbürger in der kaiserlich-königlichen Armee seinen Wehrdienst leisten. Im Alter von knapp zwanzig Jahren brach er mit ungebrochenem Patriotismus auf, um für sein Land zu kämpfen. Geschichte von unten Nach kurzen Einblicken in den geschichtlichen Kontext durch Pe­ ter Geiger las Sigi Scherrer jeweils Zitate, die einen guten Einblick in die Gefühlswelt des jungen Gym­ nasiasten geben. Zu Beginn zeugen Notizen aus dem Frühling 1915 da­ von, wie Fridolin Tschugmell un­ belastet in den Krieg zog und klei­ ne Freuden aus dem Soldatenalltag zog: «Heute sah ich ganz nahe, wie man ein Maschinengewehr ausein­ andernimmt. ... Es war dies zum 
Peter Geiger (von links), Marco Nescher vom Alpenland-Verlag und Rolf Spoerry bei der Bucftpräsentation. ersten Mal, dass ich dies sah». Sei­ ne Erfahrungen an der Front und ei­ gene Verletzungejr'veränderten die Ansichten, di^er in seinem Tage­ buch notiertdC nachdem er unter an­ derem wegen Splittern in der Hand wieder operiert werden musste. Späterer Seelsorger Fridolin Tschugmell war bekannt als Seelsorger und Dorfhistoriker, der für die Namens- und Familien­ forschung in Liechtenstein bis zu seinem Tod 1981 unverzichtbare Einsichten und Darstellungen bei­gesteuert 
hatte. Dass er in jungen Jahren schon etwas Herausgebens- wertes aufs Papier brachte, konnte durch die Recherchen von Sigi Scherrer ans Tageslicht befördert werden. Peter Geiger warf anhand der Tagebuchnotizen die Frage auf, ob Fridolin Tschugmell aufgrund der Kriegserfahrung den Entschluss zum Theologiestudium fasste. Es steht fest, dass ihm die Kriegserfah­ rungen zu schaffen machten, so­ dass sein Heimweh ob der Sinnlo­ sigkeit des Krieges stetig wuchs. Die Aussage «Ich wünsche mir, 
verwundet zu werden, um endlich wegzukommen von hier» belegt seine innere Not und die Verände­ rung seiner Sichtweise, wenn er be­ merkt, dass sein Patriotismus fast vollständig verloren gegangen sei. Die Tagebuchnotizen geben kein Bild eines jungen Helden, sondern liefern erfahrungsnahe Bilder eines späteren 
Pfarrers und Historikers, die in ihrer einfachen Darstellung und in Verbindung mit dem Wissen um die Kriegswirren von 1915-18 eine lesenswerte Perspektive eröff­ nen. «Zmittst im Gjätt uss» Berndeutsche Texte im Schlösslekeller Vaduz VADUZ - Zur Mundartlesung im Schlösslekeller ist am vergange­ nen Dienstag der berndeutsche Autor Guy Krneta nach Vaduz ge­ reist. Er las aus seinem zwei­ sprachigen Buch «Zmitts im Gjätt uss / Mitten im Nirgendwo». «Martin Rlsct i «Und dann schaut man sich die Leute an. Und denkt, wären das jetzt die, mit denen ich abstürzen wollen würde?» - Eine der vielen Fragen und Überlegungen, um die im Buch von Guy Krneta erzählt wird. In Berner Mundart vom Au­ tor selbst vorgetragen, wurden die Besucher der Lesung durch eine wilde (Gedanken-)Reise geleitet. Um die Figur eines Reiseleiters, der mit seiner Gruppe an einem Flughafen übernachten muss, weil man den Abflug verpasst hat, öffnet sich Krnetas Erzählfeld. Er habe die Figur des Reiseleiters erfunden, um seinen zahlreichen Kurzge­ schichten einen Erzählrahmen zu bieten, wie Krneta nach der Lesung dem Publikum erklärte. Der Reise­ leiter fungiert gleichsam als Schar­ nier, 
um das sich die Geschichten wenden und drehen. 
«I weit nid müesse Reiseleiter syy begann Guy Krneta bei seiner Mundartlesung seines Textes «Zmittst (m Gjätt uss». Ein Wort gibt das nächste, die war­ tende Reisegruppe hat sich viel zu erzählen. Der Zuhörer oder Leser er­ fährt die humorvollen Episoden der Reisenden indirekt über die Erzäh­ lung des Reiseleiters, der gehört ha­ be, wie jene und jener dies und das gesagt hätten. In rasantem Tempo wechseln Perspektiven, Geschich­ ten. Ziellos folgt man den wunderbar humorvollen Erzählungen mit Ab­ schweifungen und Brüchen. Zum Beispiel Christoph, ein Lehrer, der 
überall Probleme wittert, oder Iris, die sich ihre Reise zum Geburtstag schenkt, obwohl sie noch gar nicht Geburtstag hat. Marcel, der mit sei­ ner Grossmutter eine letzte Reise plant, nach England, weil seine Grossmutter kurz vor dem Tod nur noch Englisch spricht, diese aber dann ohne ihn geht, das heisst, stirbt. Krneta las am Dienstag die bem- deutsche Fassung seines Texfes, wobei man an seinem Vortragen hö­ ren könnte, was ihn so fasziniert am 
Dialekt: der Rhythmus, der Sound. Nicht nur der Berner Dialekt sei, so - Krneta, nah am Rap, was vielleicht auch die momentane Popularität von Mundarttexten erklären könnte. Dass Krneta die Übersetzung seiner Texte nicht selbst macht, ist eine ungeschriebene Abmachung zwi­ schen ihm und seinen Schriftsteller­ kollegen, wie Krneta verriet. Bei ei­ nem Test.hätten sie festgestellt, dass, von allen Übersetzungen eines Textes, sie durchgehend diejenige Übersetzung des Autors selbst am schlechtesten bewerteten. Übersetzt hat Krnetas «Zmittst im Gjätt uss» Uwe Dethier mit «Mitten im Nir­ gendwo», wo sich der besagte Rei­ seleiter auch schon befunden hat, weil er es strikt ablehnte, seinen Reisen ein Ziel zu geben. Wer in Gedanken auf Reisen gehen möchte oder für eine geplante Reise noch ein Buch sucht, dem empfiehlt sich Krnetas Buch als Reiselektüre. Vielleicht ist dann besonders auch die berndeutsche Textfassung ein probates Mittel gegen Heimwehge­ danken. Guy Krneta, «Mitten im Nir- gendwo»/«Zmittst im Gjätt uss». Erschienen im Aufbau Taschen­ buch Verlag 2003.
	        

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