Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DIENSTAG, 24. FEBRUAR 2004 VOLKSI 
||V|| A IVin SKINHEAD-VORFALL BLATTI HvLMIMlS SZENE IN LIECHTENSTEIN 
5 SKINHEAD-SZENE Spass, Saufen, Sex und Fussball Der Liechtensteiner Skinheadszene gehören rund 40 zumeist jugendliche Männer und Frauen an. Ein grosser Teil davon sind laut Ludwig Frommelt vom Amt für Soziale Diens­ te Mitläufer, die vor allem durch ihre Klei­ dung Aufsehen erregen, sonst aber relativ harmlos sind. «Die Szene ist nicht organi­ siert», betont Ludwig Frommelt, «auch die ideologische Ausrichtung ist nicht bei allen Skins in Liechtenstein gleich, der Grössteil ist aber rechtsorientiert». Den Mitgliedern gehe es meist um Abgrenzung von den Erwachse­ nen, Saufen, Provokation und Gewalt. Vor al­ lem die Zugehörigkeit zu einer Clique sei für die Skins sehr wichtig. Gewaltbereit sind laut Ludwig 
Frommelt vor allem die Männer: «Frauen spielen bei den rechtsextremen Skin­ heads eine untergeordnete Rolle. Es kann aber Hahnenkämpfe um die Frauen geben, das untereinander, aber auch mit Ausländern». Zürcher «Schlägertouristen» Bei den Hauptakteuren der Schlägerei vom Samstag handelte es sicji um so ge­ nannte Oi!-Skinheads t 
die extra aus Zürich angereist waren. Oi!-Skins sind nicht poli­ tisch ausgerichtet, also weder rechts- noch linksextrem, ihr Motto lautet: Spass, Saufen, Sex 
und Fussball. Wie ein Pressesprecher der Kantonspolizei Zürich bestätigte waren einige der Beteiligten der Polizei bekannt. Einer der Burschen sei bereits bei einer De­ mo in Rapperswil aufgefallen. Ausserdem waren Mitglieder der Gruppe an den Demos gegen das Weltwirtschaftsforum in Davos beteiligt. Die Liechtensteinische Landespo­ lizei hat bei der Kantonspolizei Zürich um Rechtshilfe angesucht. Wie ist die Szene entstanden? Die Skinheadbewegung entstand in den Jahren 68/69 in Grossbritannien. Die Skins waren geprägt von einem working class-Be- wusstsein. Skinhead sein bedeutete, einer re­ bellischen und aggressiven Jugendbewegung anzugehören. Farbige Skinheads waren da­ mals in England keine Seltenheit. Neben* Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Strasscngangs, spielte die wöchentlich statt­ findende Schlacht in den Fussballstadien mit gegnerischen Fans eine grosse Rolle. Skinhe­ ads verstanden sich auch als Gegenpol zur- von Studenten geprägten, friedlichen - Flo- wer Power-Bewegung, deren Weltbild war den Jugendlichen der proletarischen Unter­ schicht fremd. 
Neue Art von Gewalt Der interimistische Polizeichef Martin Meyer zum Skinhead-Vorfall in Schaan VADUZ - «Die Kombination Skin­ head-Auftritte und Fasnacht stellt ein Novum dar», sagte Martin Meyer, interimistischer Chef der Landespolizei, gestern nach dem schweren Skinhead- Vorfall vom Samstag in Schaan. • Martin Frommelt Volksblatt: Kam der Skin-Be- such aus der Schweiz und Deutschland überraschend? Martin Meyer: Der Skinhead- Besuch aus der Schweiz kam inso­ fern überraschend, da die Kombi­ nation Skinhead-Auftritte und Fas­ nacht ein Novum darstellt. Bisher war man sich Skinhead-Ausschrei­ tungen bei Grossanlüssen wie Fuss- ball-Spiele 
und Rockkonzerte ge­ wöhnt. Hätte man derartige Überle- 1 gungen vor letztem Wochenende öffentlich diskutiert, wäre dies ver­ mutlich wieder als Angstmacherei ausgelegt worden. Können Sic Näheres zur Identität der Skins sagen: Handelt es sich um szenebekannte Personen? Bei der Schlägerei handelte es sich einerseits um ca. 20 linksge­ richtete gewaltbereite Skinheads aus der Schweiz und aus Liechten­ stein und andererseits um 30 Mit­ glieder der liechtensteinischen Skinhead-Szene. Weitere Details werden aufgrund der laufenden Er­ mittlungen nicht bekannt gegeben. Wie intensiv beobachtet die Lan­ despolizei die Skinhead-Szene? Die Landespolizei beobachtet die Skinhead-Szene trotz beschränkter Personalressourcen sehr wachsam und legt grösstes Augenmerk dar­ auf, wie sich die Szene entwickelt. Dabei steht die Landespolizei in engem Kontaktaustausch mit St. Gallen und mit Vorarlberg, um den gemeinsamen Kriminalitätsraum im Dreiländereck wirkungsvoll be­ kämpfen zu können. Eine öffentli­ che Podiumsdiskussion, welche 
«Ein Novum»: Martin Meyer, Interimistischer Chef der Landespolizei zum Vorfall vom Samstag. demnächst in Liechtenstein stattfin­ den wird, wird dies verdeutlichen. Wie gross ist die Szene in Liech­ tenstein? Wie sind ihre Verbin­ dungen zu ausländischen Skins? Hierzu gibt die Landespolizei aus ermittlungstaktischen Gründen kei­ ne Auskunft. Was macht die Landespolizei jetzt aufgrund des jüngsten Vor­ falls: Wird der Skinszene ver­ stärkt -Aufmerksamkeit ge­ schenkt? . j. i , Die Liaridespolizei wird auch zu­ künftig mit grösster Entschlossen­ heit gegen sämtlichen Extremismus - Rechts- als auch Linksextre­ mismus - im Land vorgehen. Die Landespolizei wird diesen Gruppie­ rungen keine'' Plattform im Land bieten, um sich entfalten zu können. Augenzeugen haben sich schok- kiert über die Gewaltbereitschaft 
der Randalierer geäussert, die auch Polizeibeamte attackiert ha­ ben: Ist dies ein grundsätzliches Phänomen, das die Exekutive zu­ nehmend feststellt? Es ist richtig,-dass bei diesem Einsatz und auch bei anderen Ein­ sätzen Ubers Wochenende, Polizei­ beamte attackiert und tätlich ange­ griffen worden sind und sich leich­ te Verletzungen zugezogen haben. Nicht zuletzt aus diesem Grund er­ mittelt die Polizei gegen Körper­ verletzung und gegen Widerstand gegen die Staatsgewalt. Tendenziell konnte in der Vergangenheit mehr Respektlosigkeit gegenüber Exeku- tiv-Beamten festgestellt werden (z.B. Bespucken von Polizeiautos, Beschimpfungen). Muss in Zukunft verstärkt mit «Kriminalitäts-Tourismus» aus dem Ausland gerechnet werden? Ich hoffe, das wird nicht der Fall sein. Liechtenstein ist aber keine In­sel. 
Kriminalität macht auch vor un­ serem Land nicht Halt, deshalb müssen die Sicherheitsorgane flir" zukünftige Aufgaben und Anforde­ rungen gewappnet sein. Das hat auch die Einbruchsserie im vergan­ genen Herbst gezeigt, welche von Kriminaltouristen verübt worden ist, und welche von der Landespoli­ zei zwischenzeitlich geklärt werden konnte. Wie ist der Einsatz vom Samstag aus Sicht des interimistischen Po- lizeichefs verlaufen? Trotz zahlreicher ferienbedingter Absenzen ist es der Landespolizei gelungen, die Lage innert Minuten mit einem Grossaufgebot in den Griff zu bekommen und die Situa­ tion erfolgreich zu bereinigen, was mich sehr stolz macht. Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welche beim Einsatz mitgewirkt und das Wochenende durchgearbeitet haben. . ANZEIGE Hinter d'Fassada I i Frauen in der FBP >- • < >, r . "A'e V • . , lÄ'" 1 ?v «>•» v £ %>C v I", ' . ^ vJL« r 
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