Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DIENSTAG, 11. FEBRUAR 2003 VOLKS I BLATT I 
CDHDT SKI-WM 2003 örv/n I IN ST. MORITZ 
16 WM-SPLITTER VERLEGUNG. Der Männer-Slalom vom Sonntag ist von der Frauen- auf die Männer-Abfahrtspiste verlegt worden, auf ^jicr^b'ereits die Kombinationsslaloms der Männer und Frauen stattfanden. Alle Betei­ ligten, Organisatoren, Jury und Host Broad- caster (SF DRS), waren mit dieser Verle­ gung, von der man sich ein attraktiveres Rennen verspricht, einverstanden. ***** MISS WM 
1974. Still und fast unbemerkt ist die Miss WM 1974, Linda Esser, nach St. Moritz zurückgekehrt. Die Holländerin, die den Titel vor ihrer Schwester Katusha gewann, wusste damals gar nichts von die­ ser Ehre. Nicht nur den Journalisten war die attraktive Rennfahrerin aufgefallen. Erwin Stricker, der forsche Hans-dampf-in-allen- Gassen aus Italien, der durch seine Stürze berühmter geworden war als durch seine Erfolge, hatte ebenfalls ein Auge auf sie geworfen. Seit über 25 Jahren heisst Linda Esser Frau Stricker. ***** MISS NO NAME. Mit einer Spezialak- kreditierung weilt Lise-Marie Morerod, die einzige Schweizer Medaillengewinnerin von 1974, in St. Moritz. An den ersten Tagen benützte die Waadtländcrin, die vor 29 Jahren das Schweizer Skiteam vor einer totalen WM-Pleite 
rettete, die Medaille als «Passepartout» und kam damit überall hin. Jetzt stattete sie das OK doch noch mit einem offiziellen Ausweis aus und schrieb darauf «No Name 157». ***** 2 HUNDERTSTEL. Im ORF-Studio ver­ las Moderator Christian Nehiba ein Gratula­ tionsschreiben eines Österreichers an Mar­ lies Oester: Gratuliere für den 3. Rang und die Bronzemedaille. Aber hätten Sie nicht zwei Hundertstel langsamer fahren können? ***** ZUSCHAUER. Schon vor den letzten, vier Rennen, darunter den beiden Riesensla- . loms mit den Titelverteidigern Mike von Grünigen und Sonja Nef, hat St. Moritz sein WM-Ziel von 100 000 Zuschauern beinahe erreicht. Einschliesslich Montag sind 89 500 Besucher gezählt worden. MEDAILLENSPIEGEL Der Medaillenspiegel der alpinen Ski-WM in St. Moritz (nach 6 Rennen): Gold Silber Bromt Gesamt 1. Österreich-3 3 
0 6 2. USA . 1 2 1 
4 3. Kanada 1 0 
0 1 Kroatien 1 0 0 1 3. Norwegen 0 2 1 3 4. Schwciz 0 
I 2 3 WM-RESULTATE Kombination der Frauen St. Moritz. Kombination Frauen, Schlussklassement: I. Janica Kostelic (Kro) 2:41.23. 2. Nicole Hosp (Ö) 0,06 zurück. 3. Marlies Oester (Sz) 2,20. 4. Marlies Schild (O) 2,22. 5. Maria Ricsch (De) 2,97. 6. Martina, Ertl (De) 3,39. 7. Julia Mancuso (USA) 3,67. 8. Jessica Lindell-Vikarhy (Sd) 3,68. 9. Sarka Zahrobska 
(Tsch) 3,88. 10. Resi Stiegler (USA) 4,02,11. Emily Brydon (Ka) 4,21, 12. Lea Dablc (Sin) 4,35. 13. Caroli­ ne Lalive (USA) 5,07. 14. Oenevitvc Simard (Ka) 5,19. 15. Frün/i Aufdcnblaucn (Sz) 5,86.16. Carolina RuizCastillo (Sp) 7,50.17. Maria B. Simari Birkner (Arg) 8,04. 18. Hedda Bemt- sen (No) 8,30. 19. Dagny Kristjansdottir (lsl) 10,04. 20. Kelly Vaniicrbcck (Ka) 11,21. 21. Macarena Simari Birkner (Arg) 12.77. Abfahrt (Piste Engladlna, 2583 m, 550 m HD, 31 Tore, Kurssetzer Jan Tischhaustr/FlS): 1. Janetie Hargin (Sd) 1:18,14. 2. Lindcll-Vikaiby 0,04 zurück. 3. Hosp 0,11.4. Ricsch 0,24. 5. Christine Sponring (ö) 0,34. 6. Isabelle Huber (De) 0,44.7. Vanderbeek 0,53; 8. Mancuso 0,55.9. Dabic 0,59. 10. Brydon 0,63. II. Aufdenblatten 0,66. 12. Kostelic 0,67. 13. Lalive 1.00. 14. Genevifcve Simard 1,10. 15. Catherine Borghi (Sz) 1,22. 16. Oester 1,34. - Ferner: 18. Zahrobska 1,34. 19. Schild 1,69. 21. Stiegler 1,79. 23. Karen Putzer (Ii) 1,93. 24. Ertl 2,0129 Teilnehmerinnen. Slalom: I. Kostelic 1:22,82. 2. Hosp 0.62. 3. Schild 1,20. 4. Oester 1.51. 5. Eni 2,05.6. Stiegler 2,90. 7. Zahrobska 3,01.8. Ricsch 3,40. 9. Mancuso 3.79. 10. Brydon 4.25, - Ferner: 13. Lalive4,74. 17. Aufdenblatten 5,87.-21 Fohrcrinnen klassiert', ausgeschieden u.a. Hargin, Sponring und Borghi. 
«Profitieren nur menschlich» Swiss-Ski-Direktor Jean-Daniel Mudry über die Partnerschaft mit dem LSV ST. MORITZ - Die Zusammenar­ beit sei ausgezeichnet, Swiss- Ski profitiere von den Liechten­ steiner Athleten und er wün­ sche sich eine Medaille für die LSV-Läufer, sagt Jean-Danlel Mudry. Der Direktor von Swiss- Ski betont im Volksbatt- Gespräch die gute Partner­ schaft zwischen seinem und dem Liechtensteinischen Ski­ verband (LSV). «Helm ZBchbauer, St. Morit i Volksblatt: Herr Mudry, was Ist der Grund für die Zusammenar­ beit zwischen Swiss-Ski und dem LSV?" Jean-Daniel Mudry: Für ein Trainingsteam braucht es mehrere Athleten, die im Moment beim LSV nicht vorhanden sind. Mit weniger als fünf Läufern eine Welt­ cupmannschaft aufzustellen lohnt sich ganz einfach nicht, und daher hat der LSV das Abkommen mit Swiss-Ski. IM MOMENT GIBT ES KEINE PROBLEME Profitiert auch Swiss-Ski von die­ ser Gemeinschaft? Ja sicher. Die Liechtensteiner Athleten sind rein menschlich gesehen eine Bereicherung und somit immer herzlich willkommen. Aus dieser Sicht profitieren wir, sonst nicht. Gibt es, wie in fast jeder Partner­ schaft, auch Probleme? Im Moment gibt es keine Proble­ me. Wir haben eine Vereinbarung, dass der LSV dem Schweizer Ski­ verband eine Kostenbeteiligung bezahlt, die aber lange nicht deckend ist, und so sind wir sehr grosszügig. Wie werden die Liechtensteiner Athleten bei Swiss-Ski integriert? 
Da müssen Sie die Athleten sel­ ber fragen. Aus meiner Sicht fühlen sich Birgit Heeb-Batliner, Marco Büchel und Markus Ganahl sehr wohl, daher würde ich sagen, die Integration ist optimal. DIE INTEGRATION DER LIECHTENSTEI­ NER IST OPTIMAL Gian Gilli wird neuer Leistungs­ sportchef bei Swiss-Ski. Wird sich unter ihm an der Zusam­ menarbeit etwas ändern? Nein, denn die Zusammenarbeit wird zwischen den Direktionen beider Verbünde durchgeführt und es gibt keinen Grund, etwas zu 'ändern. Das heisst, die Partnerschaft wird auch zukünftig bestehen? Die Vereinbarung wird von Jahr zu Jahr erneuert und wir sind sehr gerne bereit, auch in Zukunft- auf diese Art zusammenzuarbeiten. Wie bitter wiihre es für Swiss- Ski, wenn nun ausgerechnet ein Liechtensteiner Liiufer einem Schweizer bei der WM eine Medaille wegschnappt? Das wünschen wir uns. Das wäre, die Qittung, dass unser Training gut ist. Ich würde Marco, Birgit und auch Markus eine Medaille sehr gönnen. ICH WÜRDE MARCO, BIRGIT UND MAR­ KUS EINE MEDAILLE WÜNSCHEN Profitiert Swiss-Ski auch von den Liechtensteiner Sportlern und welche Funktion haben sie inner­ halb.der Mannschaft? Das ist wahrscheinlich sehr 
Jean-Danlel Mudry, Direktor Swiss-Ski: LSV ist ausgezeichnet.» 
•Die Zusammenarbeit mit dem unterschiedlich und von der Per­ sönlichkeit jedes Athleten abhän­ gig. Jemand, der auf der Ostseite des Rheins aufgewachsen ist, ist ja nicht viel anders als jemand, der 
auf der Westseite aufgewachsen ist. Es ist kein Mentalitätsunterschied zu erkennen und daher gibt es kei­ nen Grund, dass es Spannungen geben könnte. «Der Stein fiel gleich zweimal» Marlies Oesters Entschädigung für Enttäuschungen und Verletzungen ST. MORITZ - Diese Medaille hat sich Marlies Oester redlich verdient. Komblnations-Dronze entschädigt die Berner Obfcrlän- derin für den jahrelangen Kampf gegen Enttäuschungen und Verletzungen, die das einst grosse Skitalent immer wieder zurückgeworfen hatten. »David Bamold, St. Morit z Die Schweizer Skifans rieben sich die Hände. Marlies Oester holte sich an der Junioren-WM 1995 in Voss (No) die Titel in der Kombi­ nation und im Slalom - die Nach­ folgerin von Vreni Schneider, deren glanzvolle Karriere sich dem Ende neigte, schien gefunden. Nur * zehn Monate nach jenem Doppel­ sieg stellte die Adelbodnerin auch im Weltcup ihr Potenzial unter Beweis; im Nachtslalom in Sestri£- re belegte sie hinter Sonja Nef Platz 2. Sechs Jahre Warten Zu jenem Zeitpunkt hatte sich niemand vorstellen können, dass es bis Januar 2002 dauern würde, bis 
Marlies Oester Hess sich nie unter­ kriegen. Marlies Oester wieder ganz oben sein würde. Sechs Jahre musste sie sich gedulden, bis wieder ihre gros­ se Stunde schlug, und sie im Sla­ lom in Berchtesgaden - ex-aequo mit der Amerikanerin Kristina Koznick - ihren ersten Weltcup- Sieg feierte. Dazwischen hatte sie mehr mit Verletzungen von sich reden gemacht. Unter anderem 
sorgten ein Handbruch und zwei Schlüsselbeinbrüche dafür, dass ihre Karriere gewaltig ins Stottern geriet. «Es ist nicht so einfach, nach Verletzungen zurückzukom­ men. Jene Zeit hat mich aber auch geprägt. 
Ich bin viel reifer gewor­ den, habe gelernt, zurückzu­ stecken. Ich musste mich immer wieder von Neuem motivieren.» Dass die ausgebliebenen Erfolge in dieser Phase mit dem knapp ver- passten Gold in der Kombination bei der WM 1997 in Sestrifere im Zusammenhang stehen, verneint Marlies Oester - obschon sie damals bittere Tränen geweint hatte. «Längerfristig hatte dies keine Nachwirkungen. Ich konnte dies gut wegstecken.» Erinnern an jene Abfahrt, in der sie auf den letzten 500 m alles verspielte, mag sie sich aber noch, bestens. So, als wärs gestern gewesen, erzählt sie von ihrer Fahrt im Schlussab­ schnitt, bei dem sie noch vor allen Medaillengewinnerinnen gelegen hatte, am Ende aber nur Fünfte geworden war. «Ich weiss noch, in welcher Kurve ich die entscheiden­de 
Zeit cingebüsst habe. Das hatte mich brutal genervt. Ich gab keine Interviews und ging sofort zur Dopingkontrolle.» Vor dem entscheidenden Slalom- Lauf in St. Moritz habe sie weder an Sestrifcre noch an die Olympi­ schen Spiele gedacht, bei denen sie, ebenfalls in der Kombination, Vierte geworden war. Jener Wett­ kampf lasse sich ohnehin nicht mit dem an dieser WM vergleichen, zumal der Slalom vor der Abfahrt ausgetragen worden sei. Ausser­ dem hatte sie fast anderthalb Sekunden hinter der drittplatzierten Martina Ertl gelegen, so dass sich die Enttäuschung ohnehin in Gren­ zen hielt. Ums9 grösser ist nun die Freude über die erste Medaille an einer Grossveranstaltung. «Mir ist ein extrem grosser Stein vom Herzen gefallen», sagte eine strahlende Marlies Oester. «Im Ziel hatte ich vorerst gedacht, ich hätte mehr Vorsprung. Als ich aber sah,   dass.es nur zwei Hundertstel waren, da ist der Stein gleich noch einmal gefal­ len.» f
	        

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