Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 8. FEBRUAR 2003 VOLKS I BLATT I 
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 3 0 JAHRE LGll I IM L.MIV 
U UMWELTSCHUTZ IN FL 
9 LGU-PROJEKTE Ein aktuelles Projekt SCHAAN - Wichtiger Teil der LGU-Arbeit sind die Projekte. Sie setzen positive Impul­ se, erreichen die Menschen und sind ein aktiver Beitrag zu einem anderen Umgang mit Umwelt und Natur. Projekt: Sympathiekampagne «Lebendiger Alpenrhein» Die Sympathiekampagne hat zum Ziel den Alpenrhein von Chur bis Bregenz als Lebensraum und Lebensader ins Bewusst- sein der Öffentlichkeit zu bringen. Mit der Sympathie sollen die Chancen für Revitali­ sierungen am Rhein wachsen. Die Kampa­ gne bietet die Möglichkeit den Alpenrhein zu erleben und zu verstehen. Aus Anlass des UNO-Jahrs des Süsswassers wurde das Pro­ jekt lanciert. Es wird von fünf Umweltorga- nisationen (aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein) gemeinsam getragen. Rhein beim Ellhorn, Januar 2003. Langfris­ tig soll der Rhein wieder freier fllessen kön­ nen. Infos:  www.lebendigerrheln.org STATEMENTS Meinungen zur LGU «LGU bedeutet aus meiner Sich$ Erhaltung unseres attraktiven Lebensraumes, nachhal­ tige Entwicklung im Ausgleich von Wirt­ schaft - Gesellschaft - Umwelt, liebe Freundinnen und Freunde, verlässliche Part­ ner des VCL.» Georg Sele, Präsident VCL «Umwelt ist auch Mitwelt. Wie wir Men­ schen brauchen auch die Ressourcen Boden, Wasser, Luft und die natürlichen Lebensge­ meinschaften Anwälte, die ihre Interessen vertreten. Die LGU wirkt als kompetente Anwältin. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitar­ beiter setzen sich seit dreissig Jahren für die nachhaltige Entwicklung unseres Landes und eine gute Zusammenarbeit in der Regi­ on ein. Das braucht Mut und Ausdauer. Ich gratuliere zum kleinen Jubiläum und wün­ sche der LGU weiterhin Frauen und Män­ ner, die sich im Dienst der Gesellschaft engagieren, damit auch unsere Enkelkinder und die künftigen Generationen in einer gesunden Welt leben und sich über die Wun­ der der Natur freuen können.» Josef Biedermann, CIPRA- und BZG-Priisidiumsmitglied «Die LGU hat sich in unzähligen Aktionen für die Erhaltung des natürlichen Lebensrau­ mes und damit auch für uns Bewohner/-innen eingesetzt. Sie hat Grossartiges geleistet und vielen Leuten Mut gemacht, für die gleichen Ziele einzustehen. Ich gratuliere ihr herzlich zum Jubiläum und wünsche weiterhin viel Energie, Ausdauer und Mut. Gerade letzteres ist heute nötig, bläst der LGU" mit ihrer Beschwerdelegitimation doch manchmal ein rauher Wind ins Gesicht. Leider wird sie von einigen 
Politikern als Bedrohung wahrge­ nommen. Diese sehen ihre wirtschaftlichen Interessen eingeschränkt und übersehen dabei, dass die Erhaltung der natürlichen Grundlagen die Basis allen Wohlbefindens ist. Die LGU arbeitet aus Überzeugung und ist nicht auf wirtschaftliche Vorteile bedacht. Gerade deshalb kann sie sich auch in Zukunft glaubwürdig für unsere Natur einsetzen.» Helmuth Marxer, Solargenossenschaft 
«Es gibt nur eine Erde» Die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) ist 30 Jahre alt SCHAAN - 30 Jahre können ein Anlass sein zurückzuschauen. Die LGU will jedoch vorwärts schauen, formulieren, was zu tun ist, welche Ziele erreicht werden müssen. Im Volksblatt­ interview sprechen Alexander Hauri (Geschäftsführer LGU) und Silvy Frick-Tanner (Präsi­ dentin LGU) über Vergangenes und Zukünftiges. »Lucas Ebne r  • Volksblatt: 30 Jahre LGU: Was soll sich in den nächsten 30 Jah­ ren in puncto Umweltschutz ver­ ändern? . Alexander Hauri: Wir alle haben im Bereich Umweltschutz etwas erreicht: Rauchende Kami­ ne, schäumende Flüsse, ungeklärte Abwässer gehören bei uns der Ver­ gangenheit an. Das ist ein Erfolg. Leider wird dieser Erfolg aufge­ fressen von unserem immensen Ressourcenverbrauch, der durch unseren Lebensstil entsteht. Die Herstellung und der Konsum unse­ rer Produkte, die Transporte unse­ rer Waren, die Flugreisen in unsere Ferien usw. sind mit immensem Energie- und Ressourcenverbrauch verbunden. So viel, dass es für den Planeten «Erde» nicht mehr tragbar­ ist. 
Wir überlasten ihn, fischen die Meere leer, verändern das Klima 
Alexander Hauri: Ich habe diese Weisheit, nicht, es ist eine Aufgabe der Gesellschaft. Es geht ganz sicher nur über eine Sensibili­ sierung der Bevölkerung und über Lenkungsmassnahmen, das heisst finanzielle Anreize. AUF BEQUEMLICH­ KEITEN VERZICHTEN Wir werden auch nicht darum her­ umkommen, uns Gedanken zu machen, auf welche unserer Bequemlichkeiten wir bereit sind zu verzichten. Ganz klar ist es die Poli­ tik, die dabei die Führung hat. Es ist Aufgabe der Politik zu reagieren und Massnahmen durchzusetzen. Sie muss erkennen, was auf uns 'zukommt und entsprechend mutig reagieren. Patentrezepte und klare Zeitpläne gibt es nicht. Eindeutig ist nur, dass es eilt, dass gerade wohlha­ bende Staaten eine besondere Ver­ pflichtung haben und grosse Schritte unternommen werden müssen. Gibt es besondere Highlights oder grösste Erfolge der LGU? Alexander Hauri: Grosse Erfol­ ge für die LGU lese ich als Erfolge für Natur und Umwelt. Es geht nicht um eine persönliche Bedürf­ nisbefriedigung einzelner 
Expo- Die Präsidentin der LGU: Silvy Tanner-Frick. und brauchen vom Kapital auf, statt von den Zinsen zu leben. EIN ANDERES BEWUSSTSEIN In puncto Umweltschutz muss sich in den nächsten 5 Jahren ein anderes Bewusstsein durchsetzen. Es bedeu­ tet nicht mehr nur zu schützen und zu erhalten - das natürlich auch - aber die Entwicklung auf eine neue Basis zu stellen, eine nachhaltige Entwick­ lung zu erreichen. Der Schutzgedan­ ke ist in den Köpfen drin, niemand behauptet mehr, dass es unnötig sei, Räume, Tiere und Pflanzen zu schüt­ zen. Der nächste Schritt ist der vom Schützen zum massvollen Nutzen der Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Da stehen uns allen grosse Veränderungen und Schritte bevor - in den nächsteh 10 bis 30 Jahren. Im Land darf man sich nicht an den Prognosen eines starken Wachstums orientieren, sondern man muss die Frage stellen, wie man das Wachstum reduziert,.unsere Ansprüche reduziert und echte Werte für die Zukunft erhält. Das ist DIE Aufgabe für die Entscheidungsträgerinnen und -trä­ ger und den Umweltschutz.» Wie wollen Sie diese Ziele erreichen? 
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nenten. Das Thema Erfolg ist im Umweltbereich ein heikler Punkt, denn nur weniges ist messbar. Wie sollen wir Sensibilisierung für ein Umweltproblem messen? Fahren mehr Leute Bus, weil die Verbin­ dungen besser sind, oder vielleicht auch, weil seit Jahren auf die nega­ tiven Folgen bzw. Ineffizienz des privaten motorisierten Verkehrs. hingewiesen wird? In der Geschichte der LGU ist sicher die Verhinderung der Rhein­ kraftwerke ein grosser. Erfolg für die Natur. Zu welchem Teil dies der LGU zuzuschreiben ist, ist dabei unwichtig. Weitere Erfolge sind das neue Naturschutzgesetz, das seit 1996 in Kraft ist, die Abstimmung über die Verkehrsinitiative in 2002, denn dank ihr wurde das Thema breit diskutiert und zur Zeit die Erarbeitung eines Gesetzes für nicht-ionisierende Strahlung. Wie schaffen Sie es / wollen Sie'es schaffen, die Menschen in Liech­ tenstein für" Umweltschutzthc- men zu sensibilisieren? Alexander Hauri;'Es ist schwie­ riger geworden, die Menschen für dieses Anliegen zu gewinnen. Das liegt möglicherweise daran, dass gut sichtbare 
Umweltbeeinträchtigun­ gen weniger geworden sind. Vor allem aber liegt es wohl daran, dass 
Alexander Hauri, Geschäftsführer der LGU. es nicht mehr nur die anderen - Fir­ men, Gemeinden, usw. - sind, die etwas tun müssen, sondern die ein­ zelnen Menschen. Wir müssen unser Verhalten hinterfragen und ändern. Wir versuchen es, indem wir das Thema präsent halten, informieren und kommunizieren, Forderungen an die Entscheidungsträgerinnen und -träger stellen und mit ihnen in Kontakt 
bleiben, Projekte initiie­ ren, sensibilisieren, auf Kinder und Jugendliche zugehen und uns für die 
Natur und Umwelt wehren, ohhe Rücksicht auf politische oder wirtschaftliche Interessen. Frau Tanner, was füf ein^JRoIle spielt die LGU in Liechtenstein? Silyy Frick-Tariner: Die LGU ist ein unabhängiger Verein, der sich seit Jäifren für einen Umfassenden Schutz und die Förderung einer zukunftsfähigen Nutzung der natür­ lichen Lebensgmndlagen von Men­ schen, Tieren und Pflanzen einsetzt Sie ist die einzige regierungsunab- •hängige Organisation Liechten­ steins, diel^ifh, mit allen Bereichen des Urrtweltschutzes befasst. . Ihre Aufgabe ist es, die Menschen für ein umweltverträgliches Handeln zu sensibilisieren u.a. durch Infor- • mationen, anschauliche Projekte und Argumente, aber auch für eine ausgeglichene politische Auseinan­ dersetzung zu sorgen, bei . der . Umweltinteressen gleichwertig wie wirtschaftliche und soziale Anliegen einbezogen werden. Es ist eine 
inte­ ressante, aber auch aufreibende Auf­ gabe. 
Die Themen sind oft unpo­ pulär, tangieren Wirtschaftsinteres­ sen und Individualinteressen glei- chermassen und eine nachhaltige Lösung der Probleme erfordert viel­ fach ein Umdenken oder gar ein Ver­ zicht auf lieb gewordene Gewohn­ heiten. Die Sachverhalte und Zusammenhänge im Umweltbereich sind 
kompliziert und müssen auf verständliche Art vermittelt werden, um überzeugend darzustellen, dass wir selbst, aber vor allem unsere Nachkommen einen Gewinn an Lebensqualität haben werden. FINGER AUF WUNÖE PUNKTE LEGEN Die Ansprüche an die LGU als Nichtregierungsorganisation sind vielschichtig. Sie sollte politische Entscheidungsfindungen hinterfra­ gen, den Vollzug dieser Entschei­ dungen begleiten, den Finger auf wunde Punkte legen und sich nicht instrumentalisieren lassen. Dass sie Sprachrohr für jene ist, die aus irgendwelchen Gründert nicht wil­lens 
oder nicht in der Lage sind, ihre Anliegen offen auszusprechen, zeigt sich an diversen persönlichen Gesprächen auf der Geschäftsstel­ le. Sie ist also Informationsträge­ rin, Kritikerin, Problemindikatorin; Bündnispartnerin 
und rückt so in ein Spannungsfeld zwischen Kooperation und Konfrontation. Sind Sie mit dieser Rolle, zufrie­ den bzw. würden Sie gerne eine andere Rolle spielen? Silvy Frlck-Tanner: Diese Rolle ist eine Herausforderung und erfüllt 
eine wichtige Aufgabe bei der Gestaltung und Entwicklung eirtfer demokratischen Gesellschaft. Als mir das Amt der LGU-Präsi- dentin angeboten, würde, habe ich dieses Amt gerne angenommen im Bewusstsein, in einem engagierten und motivierten Teanv mitarbeiten und gemeinsam etwas in Bewe­ gung bringen zu können. Was wünschen Sie beide sich ftir die Zukunft der LGU? Silvy Frick-Tanner: Dass es uns gelingen wird, immer mehr Men­ schen für die Umweltproblematik zu sensibilisieren, mitzudenken und ihre Anliegen 
offen zu diskutieren. Dass die LGU weiterhin unterstützt wird von engagierten und motivier­ ten Frauen und Männern. Dass sich das Bewusstsein, dass wir nur eine Welt haben, die es auch für unsere Nachkommen zu erhalten gilt, in allen Köpfen festsetzt. Alexander Hauri: Dass es sie nicht mehr braucht, .weil alles erreicht ist. Und dann wünsche ich uns, die Weisheit das zu erkennen ; und den Mut, die Konsequenzen zu ziehen und zu gehen. ANZEIGE' ! die Sotargenossenschaft die Botanisch-Zoologische Gesellschaft der Verkehrsclub Liechtenstein der 
Ornithologische Landesverband die CIPRA International gratulieren der LGU zum 30-jährigen Jubiläum und vvunsrheil .weh in Zukunft viel Mut. Ideen uml Irfnle, beim !   ins.it,! für Boden, luft und Wasser.
	        

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