Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MONTAG, 22. DEZEMBER 2003 BLATT 
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E8CH,CHTE N 9 NACHRICHTEN Der neue Ustinov ist da „Die Zweifel halten die Menschheit zusammen 
4 Hennin?, v. VogcKwg und hmo l'chrcnse im Ce^piücli mit Sir Peter Ustinov ricrtirJ ltc»j V.-Lij SCHAAN - Seit Samstag ist in den liechten­ steinischen Buchhandlungen das Neueste über Sir Peter Ustinov zu bekommen: «Die Zweifel halten die Menschheit zusammen» heisst das Buch, in dem der Unicef-Bot­ schafter, Schauspieler und Autor aus seinem Leben und übersieh erzählt. Das 145-Seiten- Buch auf hochwertigem Papier weist 25 Fo­ tos und Zeichnungen auf. Die beiden Kultur­ journalisten Henning v. Vogelsang (FL) und Timo Fchrensen (D) hatten den weltberühm­ ten Schauspieler in seinem Haus in der Wcst- schweiz besucht und ihn zu seinem Leben, seinen Ansichten und Erfahrungen befragt. In seinen oft den typischen Ustinov-Schalk erkennen lassenden Antworten lässt er tief in sein Wesen und seine Anschauungen Ein­ blick nehmen, erziihlt von seinen Wurzeln und seinen Begegnungen mit berühmten Kollegen, Staatsoberhäuptern, dem Papst oder nennt unverblümt seine Abneigungen oder Favoriten bei Persönlichkeiten der Zeit­ geschichte. Ein lesenswertes, amüsantes und aufschlussreiches Buch. «Die Zweifel halten die Menschheit zu­ sammen». Henning v. Vogelsang und Timo Fehrensen im Gespräch mit Sir Peter Usti­ nov. Gerhard Hess Verlag, Ulm. ISBN 3- 87336-193-0, CHF 21.-. 
Gewitter Vital Banzcr hatte Kummerspeck. Kummerspeck, den er sich seil dem Ende seiner letzten Beziehung langsam angefuttert hatte. Er stand nackt vor seinem grossen Wand­ spiegel und prüfte bei seinem Gegenüber kritisch den Bauchan­ satz. Dass er immer noch trauerte, war schlimm genug; dass er dabei aber langsam die Formen eines Mehlsackes annahm, musste auf­ hören. Er zog ein weites T-Shirt über seinen Bauch, spannte sich ei­ ne Bermudas-Shorts darunter, holte sein Velo aus dem Keller und trat in den sich verdunkelnden  (Tag 
hin­ aus. Gewitterwolken zogen sich zusammen, und es schien sich et­ was Gewaltiges anzubahnen. Vital, war unbeeindruckt und strampelte wie wild in Richtung Vita-Par- cours. Noch während der Fahrt begann es zu regnen. Völlig durchnässt kam er am Waldrand an und stellte das Rad an einen Baum. Er fühlte sich wie neugeboren. Der strömen­ de Regen hatte seinen Trübsinn weggespült. Er kickte seine feuch­ ten Sportschuhe in den nächsten Busch und begann barfuss in den 
LIEBESGESCHICHTEN-FINALISTEN als zuvor, trat auf eine feuchte Wurzel und rutschte darauf aus. Er überschlug sich und traf dumpf auf dem Waldboden auf. Nach langer Dunkelheit spürte er, wie ihn etwas am Ärmel zupfte. Er schlug die Augen auf und sah ein bezauberndes Geschöpf vor sich knien. Ein wunderschönes Ge­ sicht mit strahlend blauen Augen, umrahmt von langem, feuchtem Haar, von dem Wasser wie Perlen herunter tropfte, sah auf ihn herab. Es hatte ein nasses Leibchen an, unter dem sich zwei Wölbungen abzeichneten, die vor ihm zu schweben schienen. Verdattert wollte er etwas von sich geben, doch die vollen Lippen der hüb­ schen Frau verschlossen ihm den Mund. Er wusste nicht, wie ihm geschah, liess sie jedoch gewähren. Dann endlich, mit klopfendem Herz, zog er sie zu sich heran und vergrub seine Hände hinter ihrem Rücken im nassen Stoff. Der Re­ gen fing an stürmischer zu werden und ein Blitz zuckte am Himmel. Vital begann zu frösteln und bekam Hühnerhaut, obwohl ihm gleich­ zeitig immer heisser wurde. Die Äste der Bäume stöhnten im Wind und bewegten sich hin und her. Das 
menschenleeren Wald zu. rennen, vorbei an den Vita-Parcours-Schil- dern. Die Tannennadeln quollen zwischen seinen Zehen hervor und es federte bei jedem Schritt. Dann blieb er stehen, hielt seine Zunge an einen Baumstamm und liess sich das daran herunterrinnende Wasser in den Gaumen gleiten. Ge­ stärkt vom kühlen Nass, begann er wieder zu sprinten, noch schneller 
Wasser strömte mittlerweile wie aus Kübeln auf sie herab, und sie begannen immer feuchter zu wer­ den. Der Donner krachte und be­ gann, alle Geräusche zu überdeck­ en. Das Laub, das der Sturm her­ umwirbelte, bewegte sich auf und ab, immer schneller, bis ein Blitz in eine nahe Tanne einschlug, sich ein Funkenregen ergoss und sich auf dem Waldboden verteilte. Während Vital sich erschöpft im Moos aus­ streckte, sprang das hübsche We­ sen auf und verschwand lachend im Gehölz. Diese plötzliche Liebe, dieses Gefühl, das ihn auf einmal überkam, war sostark, dass es sei­ ne ganze Energie absorbierte und er nicht mehr vermochte, der Frau zu folgen. Und er sah sie nie mehr wieder. . Jede freie Minute verbringt Vital seitdem im Vita-Parcours und dreht dort seine Runden. Ausgemergelt und hohläugig springt er durch den Wald, in der Hoffnung, seine gros­ se Liebe noch einmal fcu treffen. Die Leute nennen ihn schon «Vital- Parcours», den Spinner. Wer weiss, vielleicht trefft ihr ihn einmal, draussen beim Robinson-Spiel- platz im Triesner Forst. Edgar Bargetze, Tricsen Der Sommer, der ein Frühsommer war «It's so easy to fall in love ...», summte ich von der Arbeit nach Hause fahrend, «its summer timc», setzte ich das «medley» fort. Es ist Sommer, erst Anfang Sommer, so wunderbar, träumte ich vor mich hin. «Ich muss dir etwas sagen», sag­ te er, als er zu mir in den Swim­ mingpool stieg. «Später», sagte ich und küsste ihn leidenschaftlich auf seinen grossen, markanten Mund. «Lass uns um die Wette schwim­ men», lachte ich und pflügte durch das glitzernde Wasser. Er folgte mir mit kräftigen Zügen. Aus den Augenwinkeln sah ich seine harten Muskeln durch die sonnengebräun- te Haut schimmern. Wie liebte ich diese Arme, die mich letzte Nacht ganz fest hielten, als wollten sie mich nie mehr loslassen. Mein Körper erschauerte in der Erwar­ tung, auch heute Nacht wieder in die Sterne katapultiert zu werden. Dieser Mann war der Wahnsinn! 
Ich konnte es noch immer nicht glauben, dass ich mit ihm zusam­ men war. Vor einem Jahr, als ich ihn bei der Geburtstagsparty mei­ ner Freundin kennen lernte, hätte ich mir nicht träumen lassen, die­ sen Typen je näher kennen zu ler­ nen. Und jetzt waren wir täglich zusammen. Auf, unter, neben, vor und im Bett. Während ich spiele­ risch durch das silberne, beinahe regenbogenfarbene Wasser kraulte, immer darauf bedacht, dass ich ei­ ne Nasenlänge vor diesem Traum- mann war, schweiften meine Ge­ danken ständig ab. Es fing an mit einer Einladung zum Kaffee, der ein «Bellini» war. An einem verregneten Sonntag­ nachmittag im Mai. «Sekt macht mich unberechenbar», sagte er. «Und mich verantwortungslos und verrückt», lachte ich übermütig, keck und frivol. Es gab nicht viel zum Reden, eher zum Spüren, Haut an Haut. «Es passiert nur, was du willst», sagte er. Was sollte ich denn anderes wollen als er, dachte ich noch und versank in seinen 
• Kissen. «Dies sind die schönsten Sonntage seit Jahren», sagte er zwischen Siesta, Bergtouren in Re­ kordzeit auf den Pfänder, Nacktba­ den im Bodensee, am Abend Essen gehen in Bregenzer Kultlokale, an­ schliessend Caipirina trinken im Freien und die lauen Sommeraben- de geniessend, und danach noch «shaken» im Lift bis zum 12. Stock seines Appartements. Der Blick über die Stadt bis zum deutschen Bodenseeufer war unbeschreiblich, leicht und zauberhaft, besonders mit dem zarten Hauch seines Atems im Nacken und seinen un­ beschreiblichen Händen auf den Schenkeln. «Ich habe genug», sag­ te Stephan neben mir. «Noch nicht», sagte ich, «vier Längen sind noch drin.» «Du bist so anders», sagte er vorgestern, «du bist eine, ganz besondere Frau.» Ich weiss, dachte ich und schmunzelte. Du wirst mich noch vergöttern, wenn du mich erst besser kennst. Mich wirst du nicht mehr los, nicht wenn ich es nicht will. Natürlich sagte ich ihm das nicht. Er muss nicht al­les 
wissen. Müssen Männer alles erfahren? Besser nicht, Frauen brauchen ihre Geheimnisse. «Komm auf einen Prosecco», hatte er mich gestern angerufen. «Ich ha­ be keine Zeit», teilte ich ihm mit. «Nur ein Glas Prosecco», versuch­ te er mich zu überreden. Prosecco, das war unser Codewort. Prosecco! Das passt zum Sommer, dachte ich. Prosecco und Stephan, welche Kombination! Meine Arme schlugen an den Rand des Swimmingpools. Ge­ schafft. Ich hatte ihn tatsächlich um eine Sekunde geschlagen. Den Supersportier! Schwimmen ist schliesslich meine Stärke. Das wusste er vor kurzem noch nicht. Umso grösser seine Überra­ schung! Seine dunklen Haare tropften. Er strich sich eine nasse Strähne zurück und sah mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an. «Annika, ich muss dir etwas sa­ gen», sagte er. «Meine Frau will mich zurück!» Anna Bereuter, Bregenz SATZ " LITHO 
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