Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

s SAMSTAG, 20. DEZEMBER 2003 VOLKS BLATT r 
KOPF DER WOCHE IM GESPRÄCH MIT MICHELLE KRANZ J. WOFÜR SIND SIE DANKBAR? Heinz Gassner 
KOPF DER WOCHE 5 ; • 
m {? -i \ '^i'K ' %—*jw fy, A« k & Ich bin dankbaf\ däss ich hierlind nicht im Irak auf die Welt gekömmeii bin! So'wie ich denken wahrscheinlich.viele in unseren Brei­ tengraden. «Wo man hinfällt»: istdoch eher dem Zufall zuzuschreiben und da doch nicht alles so selbstverständlich ist, bin ich wirk­ lich dankbar fün vieles/ was bei uns schon normal ist. Die Familie und die guten Freun­ de, welche mir den nötigen Rückhalt geben, oder die Gesundheit, welche Voraussetzung für den Leistungsalltag ist, sind sicherlich die wichtigsten. Es ist doch wunderbar, in einer so guten Zeit (da haben nur schon unsere Eltern ande­ res erlebt) und in einem stabilen Umfeld, wo v 
man sich frei, bewegen,oder, entfalten kann,, <' zu leben. Inrn^m^r;ünä'iin Besonderen- In-' r j^der Weihnachtszeit^wo.* btei^tiiiis' iülesv l Überfluss angeboten wifd, ist es durchaus ei­ ne Notwendigkeit, wenn nicht gar eine Ver- - pflichtung, aus Dankbarkeit Menschen zu helfen, die diese Möglichkeiten nicht haben oder nie erleben dürfen. Heinz Gassner Wollen auch Sie unter der Rubrik «Dankbar» Ihre Gedanken formulieren? Senden Sie Ihren Beitrag (maximal 1000 Zeichen) inkl. Foto bit­ te an: mbicdermann@volksblntUi. P 125 9 JAHRE VOLKSBLATT •i ü % '• 
Ereignisse der letzten 125 Jahre GLEICHKLANG IM SCHRITT SCHAAN, 
21. Oktober 
1925 - Vor ungefähr zwei Monaten konnte man in diesem Blatte lesen, dass sich in Schaan ein Turnverein gründen werde, jedoch seither drang nichts mehr hinüber in die Öffentlichkeit und alle diejenigen, .welche ein warmfühlendes Herz für das Turnwesen ihr eigen nennen, mussten annehmen, dass die entfachte Flamme gar zu bald wieder erloschen sei. Nicht doch! Ganz in aller Stille, wie es der Türner Brauch ist, hat sich eine ganz ansehnliche Zahl junger Leute zu einem Vereine zusammengeschlos­ sen und wer an einem Donnerstag oder Samstag zwischen 8 bis 10 Uhr abends bei dem, von Herrn Arnold Thöni den Turnern bereitwilligst zur Verfügung gestellten Linde­ saal in Schaan vorübergeht, wird hören, wie sich die junge Tumerschar im Gleichschritt übt. Das ist kein regelloses Dahertrappeln, sondern ein Gleichklang im Schritt. Auch bei den Freiübungen: Nicht sinn- und planlos Ar­ me und Beine schleudern sieht man, sondern jede Übung wird streng nach den turnerischen Gesetzen, taktmässig, eingelernt. Kein Voraus oder Hintennach wird da geduldet, sondern zu gleicher Zeit strecken sich die Beine vor, seit- und rückwärts, dabei die Arme vor-, auf- und seitwärts schwingend - eine stramme Zucht und Ordnung herrscht hier unter der jungen Tlimerschar. Montag: Durchgebrannt 
Die Ferienverkäuferin Michelle Kranz oder sie, die ihren Traumjob gefunden hat CHUR - Michelle Kranz, hat Kunstgeschichte und Englisch studiert Dann machte sie sich auf, ihren eigenen Weg zu fin­ den. Und fand den Traumjob. • Cornelia Hoter Die Büroräumlichkeiten von «Graubünden Ferien» sind unser Treffpunkt. Überall sind Poster, Prospekte und Hochglanzmagazi­ ne, die die meisten Sonnentage oder die höchsten Berggipfel an­ preisen. Immer sind es Bilder von tief verschneiten Winterlandschaf­ ten oder von strahlenden Sommer­ tagen, die das Titelblatt der ver­ schiedenen Hefte zieren. «Komm,. wir machens uns im Sitzungszim­ mer bequem», holt mich plötzlich eine aufgestellte, fröhliche Stimme von meiner Kurzreise durch den Ferienkanton Graubünden zurück in den Kantonshauptort. Und-schon bewegen wir uns vom vorderen in den hinteren Teil des Raumes. Das ansteckende Lachen Auch hier fehlen die grossen Poster an der Wand nicht. Es sind aber nicht die beeindruckenden Landschaften und die witzigen Werbesprüche, die den Raum mit einer speziellen Atmosphäre füllen. Und es mir wohl sein lassen. Viel­ mehr ist mein Gegenüber dafür ver­ antwortlich. Die junge Frau; die ich erst seif ein" paar Minuten 
1 kenne und von der ich noch' nicht viel mehr weiss, als dass sie als Liech­ tensteinerin das Bündnerland ver­ kauft. Doch ihr Lachen ist ansteckend. Ihre gute Laune nicht aufgesetzt. Und ich seh sie genau vor mir, die Menschen in den hintersten Sei- tentiilerns des Graubündens, denen Michelle Kranz auf ihren Reisen durch den Ferienkanton begegnet ist, wenn sie erzählt: «Gestern war ich mit einer Gruppe von Rei­ sejournalisten in Scuol.und da ist einem der Besucher aufgefallen, dass die Hauseingänge immer auf der Nordseite sind und er. wollte wissen, weshalb das so ist. Ich hatte natürlich keine Ahnung und dann haben wir uns auf die Suche nach Einheimischen gemacht, die uns erklärten, dass auf der Süd­ seite früher die Ställe gewesen seien, weil das Heu dort besser trocknet. Deshalb sind die Ein­ gänge anscheinend auf der Nord­ seite.» Michelle Kranz über... ... die Pfadi: Für mich ist diese Organisation eine der absolut sinnvollsten und ich bin selber seit meiner Kindheit dabei. Heute ar­ beite ich im Vorstand und freue mich, dass ich dieser Organisation damit etwas zurückgeben kann, für all die unvergesslichen Erleb­ nisse und Erfahrungen, die ich als Kind machen konnte. ... den Freitagabend im Winter: Dann fahren mein Freund und ich jeweils Richtung Savognin, wo wir eine ganz kleine Ferienwoh­ nung haben. Die Winterwochen­ enden verbringen wir fast immer dort und es gibt für uns wirklich nicht viel Schöneres als ein Wo­ chenende im Schnee. 
Michelle Kranz: «Zur Zelt bin ich wirklich wunschlos glücklich, denn momentan habe Ich meinen Traumjob. Das war aber nicht immer so. Auch ich musste meinen Weg zuerst finden.» Die fröhliche Art Und genau das ist es; was Mi­ chelle Kranz an ihrem Job als Kommunikationsfachfrau faszi­ niert: die Begegnungen und die Ge­ spräche mit den Menschen, denn «dass das Engadjh die meisten Son­ nentage hat und der Kanton 1000 Berggipfel, das weiss zwischen­ zeitlich jeder. Dass man hier aber auch so genannten Schneemachern bei der Arbeit zusehen oder im Inu- it-Stil im Iglu übernachten kann, wissen die wenigsten.» Berüh-, rungsängste kennt die Unterlände- rin denn auch nicht. Einerseits aus ganz praktischen, sprachlichen Gründen, weil sie beispielsweise ihr Englisch- und Kunstgeschich- tenstudiuin im zweisprachigen Kanton Fribourg absolvierte, Spa­ nisch einfach mag und Romanisch gerade lernt. Andererseits und vor allem aber, weil ihre offene und fröhliche Nätiflr es auch ihren Gegenübern leicht macht, von sich und ihrem Alltag zu erzählen. Ge­ nau so, wie sie es über sich tut. «Zur Zeit bin ich wirklich wunsch­los 
glücklich, denn momentan habe ich meinen Traumjob.» Einen ganz kurzen Moment überlegt Michelle Kranz und dann sagt sie: «Das war aber nicht immer so. Auch ich musste meinen Weg zuerst finden.» Das strahlende Gesicht Wieder lacht Michelle Kranz und wieder haften ihren Worten etwas Leichtes, Beschwingtes bei. «Un­ ser Kunstgeschichte-Lehrer war ge­ nial. Ich habe dieses Fach geliebt und weil es mich so faszinierte und interessierte, entschied ich mich dann für das Kunstgeschichiestu- dium.» Die Unitage und eine kurze Zeit als Gymilehrerin waren Statio­ nen auf dem Weg der Michelle Kranz. Halte, an die sie gerne zu­ rück denkt. «Ich habe bewusst das Alter zwischen 15 und 19 Jahren gewählt. Das Unterrichten hat mir Spass gemacht und ich kann mir durchaus vorstellen, irgendwann einmal in diesen Beruf zurückzu­ kehren.» Vorerst aber hat Michelle Kranz auf ihre Neugierde und ihre Offenheit vertraut «Kommunikation IM GESPRÄCH MIT MICHELLE KRANZ 
• war schon immer etwas, was mich interessierte und faszinierte.» In ei­ nem grossen Schweizer Unterneh­ men in Bern lernte die Liechten­ steinerin eine neue Welt kennen und «schnell habe ich gemerkt, dass man sich in diesem Bereich nur mit einer guten Ausbildung durchsetzen kann.» Diese gehört heute genau so der Vergangenheit an wie der an­ schliessend kurze Abstecher in eine Grossbank in Zürich und eine An­ stellung bei der Schweizer Armee in der Kaserne in Spiez. «Zurück­ blicken ist immer viel einfacher und heute kann ich Uber diese Zeit lachen. Damals aber war es nicht immer einfach gewesen, Geduld zu haben und weiterhin an die Chance zu glauben.» Dass sie es dennoch getan hat und die Möglichkeit beim Schopf packte, muss Michelle Kranz nicht mehr sagen. Das verrät ihr strahlendes Gesicht. Und das ist die bessere Werbung für das Bünd­ nerland als all die farbigen Poster, beeindruckenden Landschaftsbil­ der und witzigen Werbesprüche. ... heimlichen Ehrgeiz: Früher war ich eine leidenschaftliche Skifahrerin und dann hab ich die Skis einmal mit einem Brett aus­ getauscht. Anfangs wars zwar ziemlich schwierig, aber ich war mit Freunden unterwegs, die das Snowboarden beherrschten. Das hat mich motiviert, denn ständig hinterher fahren machte nicht wirklich Spass. ... einen TVaum: Eigentlich bin ich zur Zeit wirklich wunschlos glücklich, aber ein paar Träume hab ich trotzdem ... Einer davon braucht aber ein bisschen mehr Zeit, als es die normalen Ferien zulassen. Ich würeje nämlich ger­ ne einmal um die ganze Welt rei­ sen und 'überall, wo es Schnee gibt, snowboarden!
	        

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