Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

FREITAG, 28. NOVEMBER 2003 
VOLKS BLATT 
IIVII A Rift LANDWIRT IM ÖESCHPRÄCH 1 I M LH I M U EIGENES HEIM NACHRICHTEN Nachtragskredite beantragt VADUZ - Die Regierung hat die sechste Nachtragskredit-Sammelvorlage für das lau­ fende 
Jahr zuhanden des Landtags verab­ schiedet. Die Vorlage umfasst einen Nach­ tragskredit in Höhe von 203 000 Franken und fünf Kreditüberschreitungen im Gesamt­ betrag von 474 000 Franken. Der Gesamt­ umfang der bisher genehmigten und bean­ tragten Nachtragskredite und Kreditüber­ schreitungen beläuft sich auf rund 50 Mio. Franken, was 6.1 Prozent des ursprünglich bewilligten Ausgabenrahmens entspricht. Im Zusammenhang mit dem Fussballlän­ derspiel Liechtenstein - England beantragt die Regierung einen Nachtragskredit von 203 000 Franken. Für Sicherheitsvorkehrun­ gen entstanden an diesem Anlass Gesamtko­ sten von 662 000 Franken. Nach Abzug des bereits vom Landtag genehmigten Darlehens an den Liechtensteinischen Fussballverband und durch den Verzicht der Verrechnung der Leistungen verschiedener Amtsstellen ver­ bleibt ein ungedecktes Defizit von 203 000 Franken, welches vom Liechtensteinischen Füssballverband angesichts seiner prekären Finanzsituation nicht übernommen werden kann. 303 000 Franken der beantragten Kre- ditüberschreitungen oder 64 Prozent entfal­ len auf die Rückerstattung von durch die Re­ gierung gekürzten Pauschalsubventionen an die Gemeinden Schaan und Mauren. Das Hochbauamt hatte bei verschiedenen Ar­ beitsvergaben Verstösse gegen das. Gesetz über das öffentliche Auftragswesen festge­ stellt, welche sich in einer konsequenten Be­ vorzugung von ortsansässigen Offertstellern zeigten. Die Regierungsentscheidungen wur­ den von den Gemeinden mittels einer Be­ schwerde angefochten und der Staatsge­ richtshof entschied aufgrund eines Normen­ kontrollantrags der Verwaltungsbeschwer­ deinstanz, dass für die Kürzung der Pau­ schalsubventionen keine ausreichende ge­ setzliche Grundlage vorhanden sei. Weitere Kreditüberschreitungen werden vor allem im Bereich des Gewässerunterhalts (70 000 Franken) sowie für Analysen und Gutachten zur polizeilichen Ermittlungsarbcit (50 000 Franken) zur nachträglichen Genehmigung durch den Landtag beantragt. (pafi) Schulversuch «Schule und Sport­ förderung» in Vorbereitung VADUZ - Die Regierung hat einen Bericht und Antrag zum Schulversuch «Schule und Sportförderung» zuhanden des Landtags ver­ abschiedet. Das vorgeschlagene Modell sieht vor, dass sportbegabte Jugendliche nach ein­ gehender 
Prüfung durch die Sportverbände und das Schulamt nach der Primarstufe in die Realschule Schaan eintreten können. Die Regierung istsich der Bedeutung des Leistungs- und Spitzensports in unserer Ge­ sellschaft bewusst. Sei längerer Zeit besteht in liechtensteinischen Sportkreisen, be­ sonders seitens einiger Landesverbände, der Wünsch, Schule und leistungsorientierte Sportausübung besser vereinen zu können. Im Sportgesetz sind mehrere Bestimmungen zur Gewährleistung einer zeitgemässen und effizienten Förderung des Leistungs- und Spitzensports seitens des Staates enthalten. Im Spitzen- und Leistungssport werden in der heutigen Zeit an Verbände, Vereine sowie Sportlerinnen und Sportler sehr hohe Anfor­ derungen gestellt, die nur mit aussergewöhn- lichem Aufwand und speziellen Massnah­ men bewältigt werden können. Das vorgeschlagene Modell im Rahmen eines vierjährigen Schulversuches setzt auf den Standort Realschule Schaan. Aufgenom­ men in die Sportklassen werden Schülerin­ nen und Schüler des ganzen Landes.aus allen Schularten •(Oberschule, Realschule, Gym­ nasium), welche jedoch bestimmte Kriterien erfüllen müssen. Der Stundenplan für die Sportschülerinnen und -Schüler soll um sie­ ben Lektionen gekürzt werden. Der Unter­ richt wird mit Leistungszügen, Nachhilfen, Stütz- und Förderkursen sowie Birinendiffe- renzierung für die verschiedenen Leistungs­ gruppen optimiert und angepasst. Den Sport- schülerinnen und -Schülern stehen somit gegenüber heute ungleich bessere Zeitres­ sourcen für die Ausübung ihrer Trainingsein­ heiten und für Wettkampfeirisätze zur Verfü­ gung. (pafi) 
«Grösste Anzahl PS...» Im Gespräch mit dem Liechtensteiner Landwirt Thomas Allgäuer ESCHEN - Vor kureem hat die Regierung den Bericht zur wirt­ schaftlichen Entwicklung der Landwirtschaft in Liechtenstein veröffentlicht. Aus gegebenem Anlass sprach das Volksbiatt mit Thomas Allgäüer, der in Eschen einen Grossbetrieb mit 46 Vieheinheiten führt, Uber seine Erfahrungen als Liechten­ steiner Landwirt, die vergange­ ne und zukünftige Entwicklung der Agrärwirtschaft. und über den eingeschlagenen landwirt­ schaftspolitischen Weg. «Martin Rlsc h  '• Volksblatt: Seit wann-führen Sie den Betrieb hier in Eschen und was umfasst dieser? Thomas Allgäuer: Ausser wäh-. rend meiner Lehrzeit bin ich immer hier tätig gewesen. Seit drei Jahren führe ich den väterlichen Hof selbstständig, wobei ich noch einen Praktikanten beschäftige, der aus Brasilien stammt. Zusammen be­ wirtschaften wir 50 Hektaren Land, wobei 99 Prozent Pachtland ist. In meinem Stall stehen 46 Milch- Kühe. Alles in Allem ist das ein Grossbetrieb. Ich produziere, wie Sie am Marienkäfer-Signet am Ein­ gang ablesen können, nach IP (In­ tegrierte Produktion). Was halten Sie von Bio-Land­ wirtschaft und kommt für Sie ei­ ne Umstellung auf Bio-Produk­ tion in Frage? Mein Nachbar wirtschaftet nach Bio-Richtlinien. Für mich ist eine Umstellung nicht denkbar. Um 50 Hektaren nach Bio-Standard zu be­ wirtschaften, wäre mindestens noch, eine Arbeitskraft nötig. Abgesehen davon, ist die Bodenbeschaffenheit meiner Flächen dazu nicht geeignet. Ich müsste meinen Betrieb voll­ kommen umstellen, weg von der Milchproduktion hin zu Ammenkü­ hen, das heisst Fleischproduktion. Das wäre dann nicht mehr derart ar­ beitsintensiv und ich könnte es eventuell auch ohne zusätzliche Ar­ beitskraft 
bewerkstelligen. Doch das ist kein Thema. Im Moment ste­ hen ganz andere Investitionen an. Apropos Investitionen, der Be­ richt der Regierung Uber die 
Ein-«Wo 
man sicherlich noch mehr tun könnte, ist Im Bereich'der Maschi­ nenparks.» Thomas Allgäuer sieht noch brachliegende Synergien. kommensentwickliing der Land­ wirte zeigt wohl auch deshalb ei­ ne positive .Tendenz auf, weil nicht mehr alle Betriebe im Hin­ blick für die nächste Generation geführt 
werden. Führen Sie Ih­ ren Betrieb auf lange Sicht? Ja. In den nächsten drei Jahren stehen iür meinen Betrieb Investi­ tionen im Umfang von 500000.- Franken an, etwa im Bereich Aus­ lauf für die Kühe, eventuell ein Lauf-Stall. Diese Fragen sind noch offen. In den letzten,Jahren wurden in einigen Betrieben mit Sicherheit gewisse 
Investitionen nicht -ge­ macht, was natürlich positiv auf die durchschnittlichen Einkommen durchschlägt. Von-den rund 
- 120 Betrieben im Land werden in Zu­ kunft einige nicht mehr weiter ge­ führt werden, was den weiter be­ stehenden zu Gute kommen wird. Denn wie der Bericht des Landes zeigt, geht es vor allem den wirk­ lich grossen Betrieben gut, die kleineren und vor allem die Berg­ betriebe bekunden-Mühe. Dank den Direktzahlungen des Landes • kommen jedoch die meisten über die Runden. Für was werden an Ihren Betrieb Direktzahlungen ausgerichtet? Dass man überhaupt Direktzah­ lungen bekommt, muss ein Betrieb nach IP-Standard geführt werden. Das-heisst, die Kühe müssen regel­ mässig Auslauf haben, die Fläche muss nach bestimmten Richtlinien 
bewirtschaftet werden, etwa nur ei­ ne gewisse Menge an Dünger, die vorgeschriebene Fruchtfolge muss eingehalten werden, die Fläche muss im Verhältnis zur Vieheinheit stehen etc. Vieles wird vorgeschrie­ ben, wobei auch zur konventionel­ len Produktion ein gewisser Minder­ ertrag erzielt wird, der da'nn eben­ falls in "den Direktzahliingen ent­ halten ist. Die Direktzahlun'g wird pro Viehstück bezahlt. Der IP-Bauer erhält also nicht einfach Zahlungen ohne Gegen­ leistungen? Nein. Als Landwirt, der nach IP- Richtlinien wirtschaftet, erbringe ich die vorgeschriebenen Leistun­ gen und erhalte dafür.einen Entgelt. Gleichzeitig pflegen die Bauern auch die Kulturlandschaft, was auch im allgemeinen Interesse der Bevölkerung ist, gerade auch in den Berggebieten erweisen sie dem Tourismus einen Dienst. Den Jä­ gern wäre eine Verwilderung hin zu Auenwäldern vielleicht lieber, doch das ist ein anderes Thema. Ist für Sie der im Regierungsbe­ richt von der Schweiz übernom­ mene und angestrebte Vergleichs­ verdienst von 67 000.- Franken pro Arbeitskraft realistisch? Ja, für mich persönlich erscheint dieser Betrag realistisch/Natürlich spreche 
ich hier nur für die Land­ wirte im Tal; im Berggebiet sieht das wieder ganz anders aus. 
Um Direktzahlungen zu erhalten,, müssen die Ländwirte Einblick in* ihre Buchhaltung gewähren. Wie viel Zeit verbringen Sie pro Tag im Büro? Im Durchschnitt wende ich eine Stunde für Büroarbeit auf,, auch um alle Erfordernisse fiir den IP-Stan­ dard zu erfüllen. Viele ältere Bauern hatten zu Beginn Mühe damit; doch eine gute Buchhaltung ist 
gleichzei­ tig auch ein positives Instrument, um einen Betrieb Gewinn bringend zu . führen. Die Büroarbeit lohnt sich al­ lemal, weil Ende Jahr ersichtlich ist, welcher Betriebsbereich rentabel ist. Würden Sie auch in der heutigen Zeit einen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen? Ja, ganz bestimmt. Wenn man Freude an seinem Beruf hat, spielt das Finanzielle nicht die entschei­ dende Rolle. Man hat als Landwirt zwar viele Vorgaben, doch für die Arbeitseinteilung ist immer noch jeder selber verantwortlich. Diese Freiheit möchte ich nicht missen. Man "ist immer noch selber Herr und Meister. Wie sehen Sie die liechtensteini­ sche Landwirtschaft in-der Zu­ kunft? Wie gesagt, werden einige Betrie­ be aufgegeben werden, weil keine direkten Nachkommen da sind, was sich für die weiter bestehenden Be­ triebe positiv auswirken kann, weil mehr Fläche auf weniger Betriebe kommt. Was in naher Zukunft wohl noch zu einem grösseren Problem werden könnte, sind die nicht getä­ tigten Investitionen. Man darf ge­ spannt sein, wie sich diese auswir­ ken werden. Wo man sicherlich noch mehr tun könnte, ist im Be­ reich der Maschinenparks. In Liech­ tenstein sind wohl pro Hektaren die grösste Anzahl PS vorhanden, welt­ weit. Da wären noch Überlegungen nötig, wie man sich innerhalb des Landes besser koordiniert, um das dabei gesparte Geld für anderes frei­ zuhalten. Dank dem Verein Bäuer­ licher Organisationen (VBO) sind wir Landwirte in der Lage," auch ei­ gene Ideen bis auf Regierungsebene vorzubringen und prüfen zu lassen. • Der von der Regierung eingeschla­ gene landwirtschaftspolitische Weg erscheint richtig. Traum vom eigenen Heim Gemeinde Balzers baut günstige Eigentumswohnungen BALZERS - «Die Balzner sind sich gewöhnt, Eigentum zu ha­ ben. Jetzt, wo der Boden knapp wird, haben viele diese . Mög­ lichkeit nicht mehr, dem wollen wir entgegen wirken», erklärt der Balzner Vorsteher Anton Eberle. Aus diesem Grund plant die Gemeinde Balzers im «Sta­ del» eine Wohnüberbauung mit insgesamt 21 Einheiten. Mit dem Bau soll möglichst zügig begonnen werden. «Poris Meter Mit dem Projekt «Wohnen im Park» reagiert die Gemeinde auf die immer knapper werdenden Baulandreserven und den anhalten­ den Bedarf an erschwinglichem und familienfreundlichem Wbhnei- gentum. «Wir erstellen diese Woh­ nungen im Baurecht und können so viel bessere Konditionen bieten, als Immobilienmakler», .betont Anton Eberle. Obwohl in Liechtenstein monientan alles andere als eine 
Die geplanten Eigentumswohnungen sehen auf dem Papier etwas städtisch aus. Durch die spezielle Form und eine grosse Parkanlage soll aber verhindert werden, dass ein unpersönliches «Wohnblock-feeling» aufkommt Wohnungsnot herrscht, sind solch günstige Wohnungen sehr gefragt. Interessenten haben sich schon etli­ che gemeldet. Zehn Wohnungen von den 15, die in einer ersteh Pha­ se erstellt werden, sind schon defi­ nitiv vergeben. Hoher Wohnwert Das geplante Projekt «Wohnen im Park» von der Architektenge­ meinschaft Adrian Christen, Bal­zers 
und Ivan Cavegn, Vaduz, hat eine einzigartige leicht gefaltete Form. Diese soll dem unpersön­ lichen «Wohnblock-Feeling» ent­ gegenwirken, das aufgrund der Grösse sonst entstehen könnte. «Der Wohnwert wird sehr hoch», ist Anton Eberle Uberzeugt. Die Aussicht im «Stadel» sei wunder­ schön. Ausserdem Werde die Zu­ fahrt zu den Wohnungen unterir­ disch geführt: «So entsteht rund um 
das Gebäude eine familienfreundli­ che, grosse Parkanlage mit Fuss- und Radweg, Biotop, Kinderspiel­ plätzen und Erholungsbereichen.» Die Käufer können die Raümeintei- lurig der 6-Zimmer-Maisonette- wohnungen im Rahmen der Wöhn- : baüförderungsvorgaben selber be­ stimmen." Zum Kauf berechtigt sind Balz­ ner Bürgerinnen und Bürger ge­ mäss Gemeindebodenreglement.
	        

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