Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MITTWOCH, 26. NOVEMBER 2003 BLATT 
IN LAN D FORUM 
mTSCHAFTSBER,CH T NACHRICHTEN - V Christbaum aus Mauren vor dem Regierungsgebäude VADUZ - Erstmals wird in diesem Jahr während der Advents- und Weihnachtszeit vor dem Regierungsgebäude in Vaduz ein Christbaum im Lichterglanz erstrahlen. Der Christbaum wurde von der Gemeinde Mau­ ren zur Verfügung gestellt. Gestern Dienstag wurde die, Tanne vom Maurer Gemeindevor­ steher Freddy Kaiser (rechts im Bild) Regie­ rungschef Otmar Hasler (links) vor dem Re­ gierungsgebäude übergeben und anschlies­ send aufgerichtet. Ab dem nächsten Wochen­ ende wird der Christbaum mit hunderten von kleinen elektrischen Kerzen erstrahlen. Die Regierung möchte in Zukunft jedes Jahr eine liechtensteinische Gemeinde einladen, den Christbaum für das Regierungsgebäude zur Verfügung zu stellen; (pafl) LED hilft weltweit VADUZ - In der Sitzung vom 24. November 2003 hat der Stiftungsrat des LED ein neues Projekt und die Weiterfinanzierung von acht Projekten mit einem Gesamtbetrag von 964 106 Franken beschlossen. Beim neuen Pro­ jekt handelt es sich um ein Kinderdorf für Aidswaisen in Sambia. Die Schule und die Krankenstation des • neuen Dorfes stehen auch den umliegenden Dörfern zur Verfü­ gung. Das Dorf wird den Betrieb über Ge­ müseanbau und Fleischproduktion für die Hotels der nahen Hauptstadt Lusaka weitge­ hend selbst finanzieren können. In Mali unterstützt ein Projekt die Bevölkerung im Kampf gegen die Wüstenbildung. Kleine Dämme, Steinwälle und Büsche tragen dazu bei, dass das kärgliche Regenwasser langsa­ mer abfliesst und der Wind weniger An­ griffsfläche hat. In den so geschaffenen Mikroklimaverhältriissen verlängert sich die Anbauzeit. Vier Projekte werden in Nicaragua weiter­ geführt. Bei zwei davon geht es um eine Ver­ änderung der landwirtschaftlichen Produk­ tionsmethoden von Kleinbauern, so dass sie auf weniger Land mehr produzieren können und den Wald schonen. Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung setzen fast im­ mer bei Mutter und Kleinkind und beim Wasser an. Wasser ist die Hauptursache von Krankheiten in der 3. Welt. Der LED unter­ stützt zum zweiten Mal eine Kampagne zur Verbereitung der kostenlosen Wasseirentkei-' mung durch die Sonne. Mit Wasser gefüllte Plastik-Flaschen werden sechs Stunden an die pralle Sonne gelegt bis das Wasser bakte­ riologisch rein ist. Diese Kampagne läuft in ganz Zentralamerika. In Sucre/Bolivien wer­ den Jugendliche aus ärmsten Verhältnissen in handwerklichen Berufen ausgebildet. Viel von ihnen benötigen zusätzlich psychologi- sche Betreuung. Und im Tiefland von Boli­ vien ermöglicht der LED jungen Frauen Mittelschulbildung. Ausser den Projekten beriet der Stiftungs­ rat auch die Jahresplanung für das Jahr 2004, die der Regierung vorgelegt wird. Im kom­ menden Jahr werden Projekte im Umfang von fast 8 Millionen 
Franken durchgeführt. Ausserdem soll sich die Zahl der Mitarbei­ tenden im Ausland mindestens verdoppeln. In der Öffentlichkeitsarbeit in Liechtenstein werden wiederum die Themen Afrika und fairer Handel im Zentrum stehen. 
Bericht ztir wirtschaftlichen Entwicklung der liechtensteinischen Landwirtschaft Ö 
...(- . • VADUZ - «Die Auswertung der landwirtschaftlichen Buchhal­ tungen ist ein zentrales land­ wirtschaftspolitisches Instru­ ment», sagte gestern Regie­ rungsrat Alois Ospelt bei der Präsentation des Berichts über die wirtschaftliche Entwicklung 2002 der Landwirtschaftsbe­ triebe in Liechtenstein. Zur po­ sitiven Entwicklung der Land­ wirtschaft sagte er, dass sich diese direkt auf die Massnah­ men des Agrarpaketes 2001 zu­ rückführen lasse. . * Martin Bisch / pafl 
- Seit drei Jahren lässt die Regierung eine umfassende Auswertung der landwirtschaftlichen Buchhaltun­ gen vornehmen. Mit der jetzt "zum dritten Mal vorliegenden Auswer­ tung lassen sich wertvolle Aussa­ gen über die wirtschaftliche Ent-\ Wicklung 
der Landwirtschaft in Liechtenstein machen. . 96 % der Betriebe wurden in die Analyse einbezogen. Bei der Methodik der Auswertung wurde darauf geachtet, dass diese mögliehst gut .mit den schweizerischen Zahlen der For-. schungsanstalt Tänikon vergleich­ bar sind. Struktur und Intensität Die Strukturen der liechtensteini­ schen Landwirtschaft haben, sich gegenüber der Auswertung 2001 nur geringfügig verändert. Die durchschnittliche Betriebsgrösse der Betriebe liegt bei'27,7 ha land-. wirtschaftliche. Nutzfläche und einem Grossviehtierbesfand von 
Julius Ospelt, Amtsleiter Landwirt­ schaftsamt. ' 30,7. Im Vergleich zur Schweiz sind in Liechtenstein im Tälgebiet die Nutzfläche und der Tierbestand pro Betrieb wesentlich grösser, im Bprggebiet etwa gleich. Typisch für Liechtenstein ist der sehr hohe Pachtanteil von 96 % an der gesam­ ten Betriebsfläche. Im Vergleich dazu ist der Pachtflächenanteil- in der Schweiz mit 46 % wesentlich geringer. In Liechtenstein wird et­ was extensivere Landwirtschaft be­ trieben als in der Schweiz. . Rohertrag und Direktzahlungen Gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2001 hat der Rohertrag, um .7 % im Talgebiet und-um 4 % im. Bergge­ biet zugenommen. Diese Entwick­ lung sei insbesondere auf.die Mass­ nahmen des 'Agrarpaketes 2001 zurückzuführen, wie gestern die Berichterstatter einhellig betonten. Ein sehr wichtiger Teil des Gesamt- • röhertrages sind die Direktzahlun­gen. 
Im Jahr 2002 machen diese im Berggebiet55 %, im Talgebiet 29 % • des Gesamtrohertrages aus. Einkommen und Arbeitsverdfenst Um die Landwirtschaft mit ande­ ren Wirtschaftssektoren verglei­ chen zu können sind insbesondere das landwirtschaftliche Einkom­ men und der Arbeitsverdienst je Fa­ milieneinkommen heranzuziehen. Das Einkommen beträgt 2002 im Durchschnitt. CHF 70 500.- (2001 noch 62 600.-), dies entspricht einer .Zunahme von 12,6 %. In der Schweiz war das land wirt­ schaftliche-Einkommen, in der sel­ ben Periode rückläufig (2002 CHF 51 500.-). Zwischen Berg- undTai- gebiet besteht nach wie vor ein sehr grosser Unterschied.' Im Durch­ schnitt beträgt das Tal-Einkommen CHF 
78 000 - pro Betrieb, im Ber- gebiet stagniert das Einkommen bei CHF45 400-. . Um das .landwirtschaftliche Ein­ kommen mit dem von Angestellten • im Industrie- und Dienstleistungs­ sektor vergleichen zu können, muss der 
Arbeitsverdienst je Familienjah- resarbeitseinheit berechnet werden, dieser ist auch deshalb angestiegen, weil weniger unentlöhnte Fapiiline-: angehörige in den Betrieben mitge­ arbeitet haben. Der Arbeitsverdienst im Jahr 2002 beträgt im.TalgebieL durchschnittliche CHF _ 60 900.- (+19 %) und im Berggebiet CHF 39 400.-. Beim Arbeitsverdienst ! wird der .in der Schweiz, erhobene 'Vergleichslohn des Industrie- und Dienstleistungssektors von CHF 67 000.-. angestrebt. 
Fazit «Die Rahmenbedingungen für die grösseren Betriebe im Land sind gegeben», meinte Klaus Bü­ chel abschliessend zu den vorge­ legten Zahlen, "welche im Allge­ meinen eine positive Tendenz auf­ weisen. Für die kleineren Betriebe welche .im Durchschnitt weniger • verdienen als jene in der Schweiz müsse das vorhandene 
Zahlenmate- Klaüs Büchel, Ingenieurbüro für Agrar- und Umweltberatung. rial noch weitergehend analysiert werden, um die Ursachen für die weniger positive Entwicklung ver­ stehen zu können. Julius Qspelt be­ tonte, dass es wichtig sei,' auch weiterhin statistische Daten zu sammeln, um die landwirtschaftli­ che Entwicklung auch für die Zu­ kunft positiv beeinflussen zu kön­ nen, gerade auch* in Anbetracht, dass die Milchpreise in den nächs­ ten 5 Jahren voraussichtlich um 20 Rappen sinken werden. FORUM Edite Lösungen sind gefragt Elternurlaub: Beitrag zur Vereinbarung von . Familie und Beruf oder Scheinlösung? Die Richtlinie 96/34-EG des Rates vom 3. Juni 1996 (!) über deren Umsetzung in die liechtensteini­ sche Gesetzgebung der Landtag-, diese Woche zu entscheiden hat, legt Mindestanforderungen für El­ ternurlaub und für Freitage zur Pflege von Familienmitgliedern fest! Die Regierungsvorlage sieht im Falle der Geburt eines Kindes Anspruch beider Eiternteile auf dreimonatigen unbezahlten Eltern­ urlaub vor. Der Arbeitsplatz soll er­ halten bleiben, und wo dies unmög­ lich ist, soll eine gleichwertige oder ähnliche Beschäftigung ermöglicht werden. Ausserdem soll Arbeitneh­ menden im Falle der Erkrankung eines in Hausgemeinschaft leben­ den Familienmitgliedes Pflegeur­ laub im Umfang von bis zu drei Ta­ gen gewährt werden. Gemäss Regierungsvorlage über die Abänderung der entsprechen­ den Gesetze sollen lediglich die ab­ soluten Mindeststandards dieser Richtlinie übernommen werden. . Die Regierung überlässt es. den liechtensteinischen Sozialpartnern, weitergehende, - branchenspezifi­ sche Regelungen in die Gesamtar­ beitsverträge aufzunehmen. Aus Sicht des LANV lassen je- doch die Haltung der Wirtschafts­ verbände und das bestehende Kräf­ teverhältnis zwischen den Sozial­ partnern keinerlei Ve.rhandlungs- spielraum für über das Gesetz hin­ ausgehende, branchenspezifische Regelungen' hinsichtlich des El- , ternurlaubs zu. Zudem ist ein be­ trächtlicher Teil der liechtensteini­ schen Arbeitsplätze nicht durch 
Gesamtarbeitsverträge abgedeckt. I)as Ziel der Richtlinie, die Ver­ einbarkeit von Familie und Beruf, kann nur dann erreicht werden, wenn alle Arbeitnehmenden - un­ abhängig von Geschlecht, Nationa­ lität oder finanzieller Leistungsfä­ higkeit - Elternurlaub in Anspruch nehmen können. Unbezahlter E|- ternurlaub hingegen verfehlt dieses Ziel klar, da sich schon heute zu­ mindest ein Elternteil aus Familien mit höheren Einkommen Unterbrü­ che in der Erwerbstätigkeit zum Zweck der Kinderbetreuung leisten kann. In einkommensschwachen Familien'dagegerisind Mütter viel­ fach gezwungen, direkt nach Ab­ lauf der Karenzfrist wieder einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, woran sich mit der Einführung des unbezahlten Elternurlaubs nichts ändern wird. . .. Das Argument der Regierung, bezahlter Eltemurlaub könne den Arbeitgeber dazu veranlassen/nach Vermeidungsmöglichkeiteri zu su­ chen und weniger juiige Arbeitneh­ mer einstellen, teilen wir nicht, da nie gefordert wurde, dass der Ar­ beitgeber alleirie die Kosten des El­ ternurlaubs zu tragen" hat. -Zudem entscheiden sich Paare heute erst spät für Kinder; die Jugendarbeits­ losigkeit (unter 25 Jahre) wird so­ mit kaum beöinflusst. Die Haltung der beiden Wirt- schaftskammern GWK und LIHK, die sogar das in der Regierungs­ vorlage vorgesehene Rückkehr­ recht des Arbeitnehmers an seinen Arbeitsplatz- ablehnen, würde' das Gesetz ad absurdum führen, da aus 
Angst vor beruflichen Rückschrit­ ten und Arbeitslosigkeit-niemand wagen, würde, Elternurlaub in An­ spruch zu nehmen. Nach Ansicht der Regierung ist Elternurlaüb weder durch den Ar­ beitgeber, noch durch die Familien­ ausgleichskasse (FAK) finanzier­ bar, folglich soll (entgegen den EG- Nachbarländern) der Mindeststan­ dard übernommen werden. Wie so oft wurde nie nach Komprbmisslö- sungen gesucht, die den Staat, Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermassen in die .Verantwor­ tung nehmen. Wir. könnten uns etwa ein Modell mit reduzierter Lohn- fortzahlung vorstellen, anteilsmäs- sig finanziert durch die FAK, Steuergelder und Arbeitgeber. Umsetzung der EG-Richtlinien Wirtschaftsfördernde EG-Richt­ linien • werden in Liechtenstein meist sehr schnell umgesetzt. Hin­ gegen werden EG-Richtlinien, mit dem Ziel, soziale Standards in den Mitgliedsstaaten zu verbessern, oft mit grossen Verspätungen und nur mit den in der jeweiligen Richtlinie geforderten absoluten Mindestan­ forderungen in das liechtensteini­ sche Recht übernommen. Argu­ mentiert wird gerne, dass derartige Richtlinien für unser Land nicht grösse'nverträglich sind oder die Standortvorteile beeinträchtigen. Wir betrachten es nicht als Stand­ ortvorteil, sondern als Fürifer-und- Weggli-Politik, wehh wirtschafts­ fördernde EU-Richtlinien unver­ züglich Übernommen werden, Richtlinien . zur Angleichung der 
sozialen Standards hingegen als ne­ gative Faktoren für den Wirt­ schaftsstandort abgetan und hin­ ausgezögert werden. Mut zur Zu­ kunft zeigt sich darin, auch in wirt­ schaftlich schlechteren Zeiten so­ zial- und gesellschaftspolitische Probleme zu erkennen und echten: Lösungen zuzuführen. Liechtensteiner Ärbeitnehmerverband FORUM Unter der Rubrik «Forum» ver­ öffentlichen wir Zuschriften und Beiträge von Verbänden, Vereinen, Aktionen und Institu­ tionen. Das «Forum» drückt aus, dass die in den Beiträgen geäusserten Meinungen nicht mit der Haltung der Zeitung: übereinstimmen müssen. Für die Rubrik «Fohim» bitten wir, die 3000-Zeichen-Marke nicht zu überschreiten. - ANZEIGE Ich engagiere mich • v für Sie und Ihre Firma. Sprechen Sie mit mir. .. Roland Schlegel. . • Rrmenkundenberater Rheintal " Telefon 071 226 32 08
	        

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