Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DIENSTAG, 4. FEBRUAR 2003 BLATT 
I INTERNATIONAL DESTAGIS 
28 IN 
KÜRZE NASA setzt Prioritäten CAPE CANAVERAL - Die US-Raum- fahrtbehörde NASA hat am Montag Prio­ ritäten bei der Ursachenforschung für die «Columbia»-Katastrophe gesetzt: Sie gibt der Theorie Vorrang, Schäden am Hitze­ schild der Raumfähre hätten zu dem Absturz geführt, bei dem alle sieben Astro­ nauten umkamen. NASA-Direktoriumsmit­ glied Bill Readdy sagte am Montag in Cape Canaveral, Ingenieure untersuchten derzeit die möglichen Auswirkungen eines beim Start am 16. Januar gegen die linke Trag­ fläche geflogenen Isolierungsteils, das sich vom Hitzeschulzschild gelöst hatte. «Alle springen auf die Schlussfolgerung, dass dies die Ursache war», sagte Readdy. «Ich bin noch nicht so weit, das zu sagen.» Er fügte hinzu: «Das ist sicherlich der Spitzen­ kandidat jetzt, wir müssen aber noch Dinge ausschliessen.» Er verwies auf einen Inge­ nieursbericht vom zwölften Tag des 16-tägi- gen Shuttle-Flugs, in dem es hiess, von beschädigten kacheln gehe keine Sicher- . heitsgefährdung aus. Gedicht in der U-Bahn LONDON - Gedichte aus den 14 EU-Part­ nerländern begleiten derzeit die Nutzer der Londoner U-Bahn. Der britische Europami­ nister Denis MacShane las zum Beginn der Literatur-Initiative am Montag ein deutsches Gedicht vor. «Wir haben in Europa mehr Poesie als in jedem anderen Teil der Welt», sagte MacShane. dem Radiosender BBC. Auch welches europäische Land den stärks­ ten Sinn für die Kraft der Sprache habe, machte der Minister deutlich: «Ich glaube, die Briten sind die poetischsten Menschen in Europa.» Die lyrischen Werke wurden im gesamten Metro-Netz in der Originalfassung sowie in der englischen Übersetzung aus­ gehängt. Anlass für die Initiative «Gedichte im Untergrund» ist der 30. Jahrestag des . EU-Beitritts von Grossbritannien. Robben zum Abschuss frei MONTREAL - Die kanadische Regierung hat trotz Protesten von Umweltschützern knapp eine 
Million Robhen zum Abschuss . freigegeben. Der Robbenbestand an der Atlantikküste sei in den vergangenen 20 Jahren von 1,8 Millionen auf 5,2 Millionen gestiegen. Die Population sei «reichlich und gesund», hiess es in einer Erklärung des Fischereiministeriums. In den kommenden drei Jahren könnten 975 000 Grönland-Rob­ ben getötet werden. Während der Jagdsaison von März bis Mai vergangenen Jahres seien wegen schlechten Wetters nur 275 000 der Tiere geschossen worden. «Die Robbe ist ein wichtiger Naturrohstoff, der - wenn er sinnvoll ausgenutzt wird - 12 000 Jägern und ihren Familien ein einträgliches Aus­ kommen sichert», heisst es in der Erklärung. Die kanadische Regierung mächt die Rob- : ben unter anderem für das Verschwinden der Kabeljau-Bestände vor der Ostküste verant­ wortlich. Tierschutzvereinigungen warfen der Regierung vor, einen «massiven ; Schlachtplan» ausgearbeitet zu haben. Aal Aalfred darf bleiben f BOCHUM - Der Aal Aalfred muss nach 33 & Jahren in einer Bochumer Badewanne nun p - doch nicht umziehen. Die Behörden hätten K. zugestimmt, dass der Aal weiterhin bei der i' 
Familie'Richter leben könne, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Die Rich- ' ters müssten ihm aber ein Stück Rohr als Rückzugsraum in der Badewanne installie­ ren. Tierärzte hätten den Aal untersucht und festgestellt, dass er wohlgenährt und zufrie­ den sei. NaturschUtzer hatten sich darüber beschwert, dass der Fisch unter nicht artge­ rechten Bedingungen gehalten werde. Dar- | aufhin veranlasste die Stadt Bochum eine § Überprüfung, ob Aalfred nicht etwa in die I Freiheit entlassen werden müsste. 
«Bitterste Stunde» Schröder bietet Union Kooperation an - Rücktritt ausgeschlossen BERLIN * Nach der Schlappe der deutschen Sozialdemokraten bei den Landtagswahlen in Nie­ dersachsen und Hessen hat Bundeskanzler Gerhard Schrö­ der der siegreichen CDU die Zusammenarbeit in Sachfragen angeboten. Eine grosse Koaliti­ on schloss er aus: «Die SPD hat gestern eine ihrer bittersten Stunden erlebt», sagte der Kanzler und SPD-Chef am Montag nach der Präsidiumssit­ zung in Berlin. Dafür trügen seine Regierung und er eine Mitverant­ wortung. «Naturgemäss» werde er ' diese Verantwortung auch überneh­ men. Fortsetzung der Reformpolitik Einen Rücktritt schloss der Kanzler ausdrücklich aus. «Ich denke nicht daran, und andere den­ ken auch nicht daran.» Schröder kündigte die Fortsetzung der rot- grünen Reformpolitik an und bot der Union eine Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheit und Rente an. CDU und CSU erwarten nach eigenen Angaben jetzt von Rot-Grün konkrete Vorschlage für eine gemeinsame Modernisierung Deutschlands. «Die Regierung ist in der Pflicht», sagte CDU-Chefin 
Bundeskanzler Gerhard Schräder: «Die SPD hat gestern eine Ihrer bittersten Stunden erlebt.» Angela Merkel. In der Aussenpoli- tik sei es Schröder kein zweites Mal gelungen, mit der Kriegsangst zu punkten. In der Irak-Krise dürfe Deutschland 
keinen Sonderweg gehen. Schröder hält jedoch am Nein zu einem Irak-Krieg fest. Hessens siegreicher CDU-Minis­ terpräsident Roland Koch sagte, Rot-Grün habe «nicht so viel Zeit, aus den heftigen Ohrfeigen etwas zu lernen». Er verlangte von der 
Regierung «Vorschläge in Geset­ zesform». CSU-Chef Edmund Stoiber forderte einen «Sanie­ rungsplan für Deutschland». Schröder müsse die geplanten Steuererhöhungen zurücknehmen und stattdessen .Sparvorschläge machen. Der Kanzler müsse die notwen­ digen Reformen durchsetzen oder abtreten. Auch die FDP forderte eine Neuausrichtung. Schröder 
müsse seine Politik im Bundestag in einer Regierungserklämng zur Debatte stellen. Neues Vertrauen schaffen Neben Schröder sah auch das SPD-Präsidium eine der Ursachen für die Wahlniederlagen bei der Bundesregierung. Viele Bürger seien unzufrieden. Es komme jetzt darauf an, neues Vertrauen zu schaffen. Keine handfesten Beweise Laut Colin Powell haben die USA nichts Handfestes WASHINGTON/LONDON - US- Aussenminister Colin Powell wird nach eigenem Bekunden dem Weitsicherheitsrat am Mittwoch keinen handfesten Beweis für die Existenz ver­ steckter irakischer Massenver­ nichtungswaffen vorlegen kön­ nen. In einem Beitrag für das «Wall Street Journal» betonte er am Mon­ tag jedoch, dass Irak die Arbeit der UN-Waffeninspektoren behindere. Powell bekräftigte die Entschlos­ senheit der USA, Irak notfalls mit Gewalt zu entwaffnen. Der briti­ sche Premierminister Tony Blair sieht die Entwaffnung Iraks sogar als Existenzfrage für die Vereinten Nationen. an. «Die USA sind bestrebt, Irak auf friedliche Weise 
•*nrrr t. • ' t Äpi &hi i Aussenminlster Colin Powell: 
«DIB USA sind bestrebt, Irak auf friedliche Weise zu entwaffnen.» zu entwaffnen», sagte Powell und fuhr fort: «Wir werden aber auch nicht vor einem Krieg zurück­ schrecken, wenn dies die einzige 
Möglichkeit ist, um Irak seine Massenvernichtungswaffen zu neh­ men.» Regierungssprecher Ari Fleischer sagte, die USA könnten 
mit einer Reihe von Mitteln den Vorwurf untermauern, dass Irak Massenvernichtungswaffen besitze! El Duri nach Powell Wie aus US-Regierungskreisen verlautete, wird Powell dem Sicherheitsrat unter anderem Fotos mobiler irakischer Anlagen zur Herstellung biologischer- Waffen präsentieren. Ausserdem sollen Abschriften abgehörter Gespräche irakischer Funktionäre vorgelegt werden. Nach Powell will der ira­ kische UN-Botschafter Moham­ med el Duri sprechen. Er werde bekräftigen, dass sein Land keine Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida unterhalte. Ausserdem wolle er erneut die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den UN- Inspekteuren verdeutlichen. Streik beendet Chävez sieht sich als Sieger CARACAS - Nach zwei Monaten hat die venezolanische Opposi­ tion den Generalstreik gegen Präsident Hugo Chävez offiziell für beendet erklärt. Die Opposi­ tion kündigte indes ein «neue Phase» der Proteste an. Chävez sieht sich als Sieger. «Unser Kampf wird nun neue For­ men annehmen iind wir werden neue Ziele am Verhandlungstisch verfolgen», sagte der Sprecher des Oppositionsbündnisses Demokrati­ sche 
Koordination (CD), Timoteo Zambrano am Sonntag (Ortszeit). Auch nach dem Ende des am 2. Dezember begonnenen landeswei­ ten Aussiandes würden die Streiks abhängig vom Verlauf der Ver­handlungen 
mit. der Regierung nach Branchen fortgesetzt. Nlederiage der Opposition Chiivez wertete das Ende des Generalstreiks als Niederlage sei­ ner Widersacher. Sie seien mit dem erneuten bösartigen und kriminel­ len Versuch gescheitert, das Land ins Verderben zu stürzen, sagte der Staatsehef in seiner wöchentlichen Radiosendung. Die Protestwelle gegen den Prä­ sidenten Chdvez war in den ver­ gangenen Wochen immer mehr abgeebbt. Die Banken wollten am Montag wieder normal öffnen, die vorübergehend lahm liegende öiproduktion erholte sich nach und nach. 
Absage an Scharon Koalitionsangebot abgelehnt JERUSALEM - Die israelische Arbeitspartei hat Ariel Scha­ rons Bemühungen zur Bildung einer grossen Koalition erneut eine Absage erteilt. Im Falle eines nationalen Notstands und beim Friedensprozess soll der Ministerpräsident aber unter­ stützt werden. Eine Koalition mit der Likud-Par- tei lehne er aus «nationaler Verant­ wortung» ab, sagte Oppositions­ führer Amram Mizna am Montag nach einem Gespräch mit Scharon. Dessen Likud-Block hatte bei der Parlamentswahl am 28. Januar 38 der 120 Knessetmandate gewon­ nen, doppelt so viele, wie die Arbeitspartei. Dennoch benötigt 
Scharon die ehemaligen Sozialde­ mokraten für eine stabile Koaliti­ onsregierung. Mizna hatte bereits zwei Wochen vor der Wahl öffent­ lich eine Koalition mit Scharon ausgeschlossen. Einseitiger Abzug abgelehnt Am Montag machte er eine Regierungsbeteiligung unter ande­ rem davon abhängig, dass Scharon einem einseitigen israelischen Abzug aus dem palästinensischen Gazastreifen zustimmt. Dies soll Scharon abgelehnt haben. Scharon hatte bereits am Freitag mit Son­ dierungen zur Regierungsbildung begonnen, obwohl er von Präsident Mosche Katzav damit offiziell noch nicht beauftragt wurde.
	        

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