Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DONNERSTAG, 6. NOVEMBER 2003 VOLKS BLATT 
LANDESMUSEUM 
ERINNERUNG IST GEGENWART UND ZUKUNFT 
37 BLICKPUNKTE Spuren in die Zukunft Wie zu einem Kristall sind die zwei Kultur­ denkmäler, das alte Landesmuseum und das Verweserhaus, mit dem modernen Neubau im Schlossberg zusammen, gewachsen: zu. einem «Ort der gemeinsamen; Erinnerung, der Gegenwart atmet Und Spuren in die- Zukunft legt», sagt Norbert . Hasler. «Geschichte ist nicht wiederhölbar, wir kön­ nen sie aber interpretieren und mit Zeugnis­ sen belegen», beschreibt der Direktor des Liechtensteinischen Landesmuseums'seinen Auftrag. ' ftl Norbert Hasler Für Nachwuchs-Wissenschaftler Von der Keilschrift bis zur E-Mail können Kinder, ip der- Sonderausstellung «immer und überall» die Geschichte der Kommuni­ kation selbst .ausprobieren. «Interaktive Erlebnisse für Kinder bringen Leben iii ein Museum, das .Raum gibt für Erfahrungen." «Kinder und Jugendliche brauchen Orte, wo sie sich als Nachwuchs-Wissenschaftler ver­ suchen und entdecken können», unter­ streicht Ausstellungsmanager Arthur Brun­ hart den umfassenden Bildungsauftrag des Museums. Seltenes auf dem Estrich ' Als Verwalter des Museumsdepots ist Thomas Müssnef verantwortlich für die Konservierung und Restaurierung der liech­ tensteinischen Kulturgüter Auf dem EJstrich eines alten Vaduzer Hauses hat er ein Modell von S.chloss Vaduz gefunden, darin, in der Stickstoffkämmer keimfrei gemacht und selbst restauriert. Mit der Wiedereröff­ nung wird auch das seltene Schloss-Modell im Landesmyseum zu sehen sein:: . . . . | Loren* Frömmelt Für Notfall und Alltag Die Sicherheit der Ausstellung wie der Menschen im Museum liegt dem Museums­ techniker Lorenz Frommelt am Herzen. Genau kontrolliert er-das Klima in den Aus- stellungsbereicheri «Siedeln», das in der Verantwortung der Archiiologen liegt, und hat den prachtvollen Luchs im Bereich «Nutzen» im Blick, den die Mitarbeiter den Naturkundlichen Sammlung betreuen. 
Insider im Hintergrund Liechtensteinisches Landesmuseum -Teil 6: Sechs Mitarbeitet mit zwei Dutzend Berufen VADUZ r Was hinter den Kulis­ sen passiert, wissen meist nur Insider. So auch im Liechten­ steinischen Landesmuseum. Elf Jahre wären die wertvollen Ori­ ginale weggesperrt, die ab 29. November wieder zu sehen sind. Die . neue Ausstellung macht Kulturgeschichte, Lan­ deskunde und Naturkunde'zum Erlebnis. Was dahinter steckt? 90 Prozent der Museumsarbeit läuft, von- der Öffentlichkeit unbemerkt ab. • Komella Ein Event-Manager will Norbert . Hasler nicht sein, auch wenn das neue Liechtensteinische Landes-.' museums ein grosses'Ereignis für' Liechtenstein ist. Norbert Hasler handelt vielmehr als feinsinniger Wissenschaftler'mit Gespür fürs. Detail, der auf Nachhaltigkeit setzt , und nicht auf Strohfeuer. Fünf hek­ tische Jahre der Planung und • Umsetzung gehen für den Direktor des Landesmuseüms.nun'zu Ende. In fünf Wochen wird "das neue Land'esmuseum wieder eröffnet, nachdem - Bauarbeiten an einer benachbarten Grossbaustelle- 1992. Spalten' in -das"historische Mauer­ werk des alten Landesmuseüms in Vaduz gerissen hatten und die letz­ ten - Originale der liechtensteini­ schen Kultur- und Naturgeschichte in klimatisierten Depots ver­ schwunden waren; In Aktion für die Wissenschaft Am 30. November rückt das .Landesmuseum mit seiner Wieder­ eröffnung erneut ins Rampenlicht. Die vergangenen Jahre nutzte Nor­ bert Hasfer auch, um Lücken in der . Sammlung zur liechtensteinischen Kulturgeschichte zu schliessen, intensiv zu forschen und.neue wis­ senschaftliche • Erkenntnisse - zu publizieren.' In Fachkreisen besitzt der Kunst- -historiker als Experte für sakrale Kunst des Mittelalters einen 
Am 30V November rückt das Liechtensteinische Landesmuseum mit seiner Wiedereröffnung Ins Rampenlicht ist frei, seiner Neugier näehzuspü- tenstein. Bedingt kann sich er sich ren auf seiner Reise clurch die Welt auch eine Eventkultur im Museum seiner Vorfahren. Sechs Leitbegrif- vorstellen:  : 
Der. .Kulturmafiager fe und Leitobjekte führen zu Schwerpunkten des" Lebens:.^Sie­ deln, Schützen, Herrschen; Feiern, Schaffen, Nutzen. . «Die Ausstellung ist das Schau­wünscht 
sich ' ein • modernes Museum. Staunen mit den Äugeh­ und «Finger dran» heisst es daher im Landesmüscum in der Sonder­ ausstellung «immerund überall» - fenster des Museums», sagt Nor- - extra für Kinder und Jjunggebliebe- bert Hasler. und wühlt sorgfältig . ne. . - ' . - ; Exponate und Dokumente aus. Das - Museum ist soziales Gedächtnis 
Gutes Klima in alten Mauern -der Gesellschaft und Ort der Iden­ tität, so der Direktor, der auch die Funktion -des Konservators inne hat. Das Ländesmuseum ist also auch Park mit- Attraktionen. Und mit den Themen «Feiern» und - «Schaffen» wird es zum Kulturla­ boratorium. " Mitmach-Ausstellung: «Immer und überall» Arthur Bhmhart, seit Beginn ider konzeptionellen Planungen für das neue Museum vor rund drei Jahren wissenschaftlicher Mitarbeiter, im Die sechs Menschen Im Liechtensteinischen Landesmuseum haben zig Berufe: Reto Hasler, Thomas Müssnßr, Lorenz trommelt, Arthur Brunhart, Nadja Burtscher, Norbert Hasler (von links). Namen. In letzter Zeit brauchte der ; Museum, hat sich der Ethnologe Landesmuseums-Direktor ' jedoch vor allem 
- Verhandlungsgeschick: als . Administrator, Organisator, Finanzchef und Chefdiplomat, uip mit Regierung, Ämtern, dem" Stif­ tungsrat über. das LandeSmuseum ' und dessen Neustart zu entscheiden. Die Ausstellung. Ist - das Schaufenster Kenner sehen Museum und neue Ausstellung bereits als Publikums- magnetert. 
Der Miiseumsbesucher 
und Historiker dem 19. und 20. Jahrhundert verschrieben,. als die Vereine zu «feiern» begannen und sich die bäuerliche Gesellschaft im «Schaffen» zur In'dustriegesell- schaft entwickelte. Zugleich stu­ dierte "er an der Universität Basel Kuiturmanagement mit' Schwer­ punkt Museologie.' . Die Wiedereröffnung des Lan- desmuseums sieht" der Ausstel­ lungsmanager als attraktives und denkwürdiges Ereignis für- Liech-Für, 
Museumstechniker Loren* Frommelt hat der Titel der Sonderausstellung- «immer und überall» gleich zweifache Bedeu­ tung. Zum einen greift er helfend ein,, wenn .im Museums-Kinder- land im" modernen Neubau tech­ nisch etwas klemmt: - damit die Rohrpost ankommt und das Inter­ net funktioniert. 
Zum anderen ist es der Sammlungstechniker, der immer und Überall vom Keller "bis unters Dach seine Augen schwei­ fen lässt. Er ist der Mann für den , Notfall und für" den Alltag im Lari- desmuseum. - «Die Besucher sollen, sich im . Museum wohl fühlen», sagt Lorenz Frömmelt und kontrolliert,-ob die Vitrinen mit den kostbaren Origi­ nalen auf Hochglanz sind, das Klima im' Museum und die Beleuchtung stimmen. - •: Ein offenes Museum Wenigerer die technischen als für die kieinen menschliche Kat­ astrophen; und Notfälle ist das Multi-Talent Nadja Burtscher Ansprechpartnerin. Wer auf die junge,  : 
blonde Frau in den -Museumsräumen-trifft, darf getrost auch kritisch Feedback geben. «Für mich ist das Museum wie ein kleines Hotel»; sagt die Triesnerin, die das'Geheimnisvolle liebt, w.enn im Verweserhaus die Holzböden leicht knarren. ] "Eigentlich ist ' Nadja Burtscher Chefin des Aufsichtspersonals und Chefsekretärin. Wie auch in ande­ ren Museen üblich, erfüllen .die Mitarbeiter im. Landesmuseum viele Berufe. Wie früher als Mana­ gerin eines Hotejs versteht sie sich als Gastgeberin mit allen Pflichten: Sie ist die freundliche Stimme am . Miiseums-Telefpn, vertritt den . Direktor bei Terminen und versorgt Interessenten mit Blichern aus der Bibliothek. . 
Kreative Köpfe, - geschickte Hände Ein gutes .Äuge,- um die Museumsstücke für das Bildarchiv ins rechte Licht zu setzen, hat der Museums-Fqtograf Reto Hasler. Arn Royal .Melbourne-Institute of Technology, verfeinerte er seine fotografische Kunstfertigkeit. In seinem Fotostudio in Triesen doku-, mentiert er mit seiner Digitalkame- , ra 'die   
(Kulturgüter 
Liechtensteins. Was zu Archiv, Ausleihe, Repro­ duktion dazu gehört, sind natürlich ° eine präzise geführte Fotothek und Bilddokumentatior.. 
Reto Haslers Fotografien sind in den Publikatio­ nen des Museums zu sehen. Und schön sö manches Foto aus dem Museums-Bildarchiv lieferte Ver- . gleichsmaterial für Forschungspro­ jekte oder die authentische Restau-' rierung von Museums-Öbjekten. Klimakiste-um Kfimakiste ver- lässt zurzeit hiit den Museürns- schätzen per Lieferwagen das Museümsdeppt in Triesen, um in Vaduz hinter den Museumsmaüern zu verschwinden. Mit neun ange­ henden Museumstechnikern der Fachschule^ .für Museums- und Ausstellungstechnik Gelsenkir­ chen baut Museums-Restaurator . Thomas Müssher die Sonder- und Dauerausstellung im neuen Lan­ desmuseum auf. • Eine. Arbeitsgruppe kontrolliert und erstellt das Ausgängsinventar der Exponate, für die Ausstellung," eine andere verpackt und transpor­ tiert sie, zwei Gruppen leisten die innenarchitektonische" und Hand­ werkliche .Gestaltungsarbeit. So ; manches Original lässt sich nur mit ausgetüftelten. Spezialkonstruktio- nen yom Fleick bewegen, wie die 800 Kilo schwere Grabplatte von , Rofenberg. Woanders neu zu begin­ nen,ist für alle Mitarbeiter des Lan* desmuseums eine einschneidende Erfahrung. Der. lang ersehnte Event •der Wiedereröffnung des, Museums. steigt am 30. November. FACTBOX Dps war der letzte Teil unserer Serie • über das Liechtensteini­ sche Landiesmuseum, das Ende. Monat wiedereröffnet . wird. .«Tag der offenen Tür» vom 30. November bis 5. Dezember 03.
	        

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