Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 25. 
OKTOBER 2003 VOLKS I 
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I IIMLMIVU IM GESPRACH MIT CHRISTEL HILTI • • DlSKUSSIO IMS 
RUN D E Brustkrebs: Information und Diskussion VADUZ - In der Schweiz erkranken jährlich ca. 5000 Frauen an Brustkrebs, Tendenz zu­ nehmend. Hochgerechnet auf Liechtenstein wären dies ca. 20 Neuerkrankungen pro Jahn genaue Zahlen sind nicht bekannt. Hormo­ nelle Kontrazeptiva, mit Abstand an erster Stelle die «Pille», sind mit über 70% nach wie vor die favorisierte Verhütungsmethode. Obwohl Studien bis heute 
zwischen hormo­ nellen Verhütungsmethoden und erhöhtem Krebsrisiko keinen Zusammenhang feststel­ len konnten, wird Dr. med. Rainer Wolfinger in seinem Kurzreferat auf bestimmte Situa­ tionen hinweisen, wo das Risiko speziell ab­ zuschätzen und möglicherweise von der Ein­ nahme der Pille abzuraten ist. Im zweiten Teil des Abends Werden Frau­ en von ihren Erfahrungen mit einer Selbst­ hilfegruppe berichten. Christa Quaderer, zu­ ständig für die psycho-soziale Beratung bei ,der Krebshilfe Liechtenstein, informiert da­ rüber, wie und wo die Krebshilfe Krebsbe­ troffene unterstützen kann. Mittwoch, 29. Oktober, 20 Uhr, im Treffpunkt der evangeli­ schen Kirche Ebenholz, Fürst-Franz-Josef- Strasse 11, Vaduz. Der Eintritt ist frei. 
KOPF DER WOCHE Hilti» NACHRICHTEN Evaluationsbesuch von Interpol VADUZ - Von Mittwoch bis Freitag weilte eine Delegation der «ICPO INTERPOL» in Vaduz, um die Laridespolizei und dort spe­ ziell das liechtensteinische nationale Intcr-, pol-Zentralbüro einer Vor-Ort-Prüfung zu unterziehen. Die Delegation wurde von dem Schweizer Roger Sauvain als Vertreter des Interpol-Gencralsckretariates in Lyon (F) ge­ führt, welcher durch je einen leitenden Ver­ treter der luxemburgischen und des kroati­ schen Nationalen Interpol-Zentralbüros be­ gleitet wurde. Der Prüfbesuch ist. Teil des sog. Peer Evaluation Programmes, welches seit einigen Jahren in Europa durchgeführt wurde. Liechtensteins Interpol-Büro ist in­ zwischen das Fünfundvierzigste der insge­ samt 46 Interpol-Büros in Europa, welches diese Woche dieser Prüfung unterzogen wur­ de. Interpol ist eine internationale Organisa­ tion für den internationalen polizeilichen In­ formationsaustausch, deren Mitglied Liech­ tenstein seit 1960 ist und deren heute 181 Mitgliedstaaten je ein nationales Interpol- Büro unterhalten. Der Prüfbesuch wurde mit einem Besuch bei Innenminister Dr. Alois Ospelt abgeschlossen, anlässlich dessen die drei Experten ihre vörläufigen Schlussfolge­ rungen und Empfehlungen mitteilten. Insge­ samt zeigte sich die Prüfdelegation über die heutige organisatorische Lösung des liech­ tensteinischen Zentralbüros begeistert und gratulierte dem Minister zu dieser liechten­ steinischen Lösung und der hohen Professio­ nalität, die hier zum Ausdruck kam. Herr Sauvain kündigte seine Absicht an, die liech­ tensteinische Organisationsform an der nächsten europäischen Regionalkonferenz 2004 in Kiev als ein Modell für die optimale Umsetzung der weltweit geltenden Interpol Service Standards zu empfehlen. Von links: Stephan Gstöhl, Landespolizei, Lei­ ter der Zentralen Polizeilichen Dienste, Poli- zelchef-Steilvertreter Uwe Langenbahn, Lei­ ter von Interpol Vaduz, Roger Sauvain, Spe- cialised Officer des Interpol-Generalsekreta- riates Lyon, Regierungsrat Or. Alois Ospelt, Romain Nettgen, Stellvertretender Generaldi­ rektor der Grossherzöglichen Polizei Luxem­ burgs, Igor Bouikovi, Stellvertretender Leiter der Abteilung für internationale polizeiliche Zusammenairbeit im kroatischen Innenmi­ nisterium. 
Christel Hilti oder die Sache mit der Telefonbeantwortung SCHAAN - Als Sachpoiitikerin kennt man Christel Hilti. Dass die Schaanerin aber seit gut ei­ nem Jahr zusammen mit einer Kollegin die Krebshilfe Liech­ tenstein führt, wissen nur weni­ ge. Ein Besuch. • Cornelia Hof er Es ist ein nebliger Dienstag mor­ gen. Die Welt scheint im Grau ver­ sunken zu sein. Die Temperaturen sind tief. Und die Luftfeuchtigkeit hoch. Und an so einem Tag soll ich ein Interview auf der Geschäftsstel­ le der Krebshilfe Liechtenstein ma­ chen? Gut, der 
Weg von der Schul­ gass ins Malarsch ist nicht weit. An diesem feuchtkalten, grauen Mor­ gen aber zu weit. Unterwegs begeg­ nen mir nur ein paar wenige Men­ schen. Alle hasten sie von irgendwo nach nirgendwo. Vielleicht hat die Frau, die mjr begegnet, Krebs. Oder der Mann auf der anderen Strassenseite, der in seinem khaki­ farbenen Geschäftsanzug und dem schwarzen Aktenkoffer in ein Ge­ schäftshaus hetzt? Und dann stehe ich zum Glück vor der Eingangstür der 
Krebshilfe und drücke den Knopf. Christel Hilti erwartet mich. «Komm rein. Willst du einen Kaf­ fee?», fragt sie mit aufgestellter Stimme. Und schon ist die Frau mit dem frechen Kurzhaarschnitt in der Küche der 3 1/2-Zimmer-Wohnung verschwunden. Ich schaue ihr nach und beobachte ihre flinken Hand­ griffe in der Küche. «Es ist schön, dass du gekommen bist», sagt sie zwischen Kaffeetassen-bercit-stel- len und einem Glas-Wasser-auffül- lcn. Ob es wohl an ihrer modischen Kleidung liegt, dass mein Morgen plötzlich doch noch Farbe erhält? Der schwierige Anfang «Der Anfang bei der Krebshilfe war nicht leicht. Es fiel mir bei­ spielsweise schwer, den Telefonhö­ rer abzuheben und jedes Mal wie­ der von neuem Krebshilfe Liech­ tenstein, Hilti zu sagen. Krebs und Hilfe zusammen, das war nicht nur sperrig, das löste in mir Ängste aus und lähmte mir die Zunge.» Christel Hilti schmunzelt, wenn sie von ihren Anfängen erzählt. In ihrer Stimme liegt aber etwas, das keine Zweifel darüber offen lässt, dass ihr damals nicht zum Lachen zu Mute war. «Ich habe mich oft Christel Hilti über ... ... den Brustkrebsmonat Okto­ ber: Dieser Monat soll das Tabu­ thema Brustkrebs in den Vorder­ grund stellen, die Solidarität mit den Betroffeneri fördern und Frau­ en über die Vorsorgemöglichkeiten informieren. Die Früherkennuhg ist auch bei Brustkrebs entschei­ dend, deshalb ist es wichtig, daSs sich jede Frau informiert, was sie unternehmen sollte. Die monatli­ che Selbstuntersuchung der Brust gilt für die ganz junge wie auch die ältere Frau, was sie darüber, hinaus noch machen kann, sollte sie mit ihrer Ärztin/ihrem Arzt be­ sprechen. ... die Informationsveranstal- tung vom 29. Oktober: Wissen 
Christel Hilti: «Der Anfang bei der Krabshilfe war für mich nicht leicht Es graute mir davor, jedes Mal wieder von neuem «Krebshilfe Liechtenstein, Hilti> zu sagen.» gefragt, was ich hier mache. Plötz­ lich waren sie ganz nah, die Stim­ men aus meinent Bekanntenkreis, die mich gefragt hatten: «Weshalb tust du dir das an?» Einen kurzen Moment wird Christel Hilti ruhig. Sie überlegt. Sucht nach den richti­ gen 
Worten. Dann lacht sie plötz­ lich laut und herzlich und erzählt: «Einmal hab ich gesagt: Krebshilti Liechtenstein, Hilfe.» Wir lachen beide, bevor sie sagt: «Ja, Hilfe hat­ te ich wirklich nötig. Zum Glück konnte ich mir sie holen, wann im­ mer ich sie brauchte.» Die wichtige Begegnung In diese Zeit fiel" auch eine Be­ gegnung mit einer für Christel Hil­ ti 
wichtigen Person. «Es war im Brustkrebsmonat Oktober letzten Jahres und ich organisierte eine Le­ sung mit einer Frau, die an Brust­ krebs erkrankt war und ihre Ge­schichte 
niedergeschrieben hatte.» Jetzt hellt sich das Gesicht meines Gegenübers wieder auf. Und mit aufgestellter Stimme erzählt sie: «Ich fragte die Frau, ob sie im Ho­ tel oder privat untergebracht wer­ den möchte, in der Annahme, dass ich ihr ein Hotelzimmer reservieren konnte. Lieber würde sie privat wohnen, war dann die überraschen­ de Antwort. Jetzt war mein Gäste­ zimmer gefragt und. meine Fähig­ keit, mich auf sie einzulassen.» Die erlösende Ericenntnis Dann sagt sie: «Diese Begegnung hat mir so gut getan. Mit dieser Frau habe ich ganz offen über ihre Krankheit reden können. Wir haben aber auch von Ferien am Meer ge­ träumt und über meine Ängste ge­ lacht. Ihre Lesung am Abend war eindrücklich. Noch eindrücklicher und prägender war für mich aber IM GESPRÄCH MIT CHRISTEL HILTI hilft! lautet das Motto des diesjäh­ rigen Brustkrebsmonats. Es geht aber nicht nur darum, dass betrof­ fene und nichtbetroffene Frauen (und Männer) sich an diesem Abend Informationen holen kön­ nen, der Abend soll auch eine Möglichkeit der Begegnung sein. .... . das Programm vom 29. Oktober: Das diesjährige Pro­ gramm habe ich in Zusammenar­ beit mit der. Selbsthilfegruppe und meiner Arbeitskollegin erarbeitet. Die Frauen aus der Selbsthilfe­ gruppe wünschten sich Aufklä­ rung darüber, ob ein Zusammen-, hang zwischen hormoneller Ver­ hütung und Brustkrebs besteht. Dafür konnten wir den Gynäkolo­ gen Dr. Rainer Wolfinger gewin­ nen. Ich glaube, diese Frage inter­essiert 
viele Frauen. Danach wer­ den Teilnehmerinnen aus der Selbsthilfegruppe übpr ihre Erfah­ rungen mit einer solchen Gruppe berichten und - so hoffe ich - an­ deren Krebsbetroffenen Mut ma­die 
Erfahrung, die ich mit ein paar jungen Frauen 'aus dem Publikum machte. Bei der Begrüssung war mir aufgefallen, dass vor allem jun­ ge Frauen im Publikum sassen. Ich überlegte «interessant, dass sich so junge Frauen für dieses Thema interessieren». Im . Laufe des Abends merkte ich, dass es sich durchwegs um Krebsbetroffene handelte. Die anwesenden Frauen redeten frisch von der Leber weg über ihre Krankheit und ihr Befin­ den - ich sass da, ihre Offenheit machte mich perplex und zugleich freute ich mich. Und seither macht mir das Uuten des Telefons keine Angst mehr und ich sage gerne Krebshilfe Liechtenstein, Hilti.» Ich verabschiede mich. Noch im­ mer zeigt sich die Welt grau in grau. Ich aber bin dankbar, an so ei­ nem Tag ein Interview mit der Krebshilfe gemacht zu haben. chen können, auch einer Gruppe beizutreten oder eine neue zu gründen. Die Information darüber, was 
die Krebshilfe Liechtenstein an Hilfe anbieten kann; schliesst sich als dritter Punkt an. ... das Tabuthema Krebs: Ob der Brustkrebs im Bewusstsein der Öffentlichkeit besser verankert ist, kann ich schlecht beurteilen. Im Moment fällt mir auf, dass es am Fernsehen da und dort Filme und Diskussionen über das Thema Brustkrebs gibt - ob das mit dem Monat OktQber zusammenhängt oder ob ich speziell sensibilisiert bin - weiss ich nicht. Aber generell denke ich, dass die Krankheit Krebs von uns allen verdrängt wird, so gut und so lange es eben geht.
	        

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