Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 25. OKTOBER 2003 BLATT 
UNLAND 
COMING-OUT-DAY LIEBESGESCHICHTE COMING-OUT-DAY «abgeblitzt!» VADUZ - Heute Abend findet im Schlössle- keller Vaduz der liechtensteinische Coming- . out-day, organisiert von flay Liechtenstein statt. Xaver und Jules (Bild) — alias Franz 
7, Schnider und Hans Ueli Schlaepfer - sind immer wieder gern gesehene und gehörte Gäste in Liechtenstein. Dem FLay, der Verei­ nigung Schwuler und Lesben in Liechten­ stein, ist es zu verdanken, dass die beiden auch mit ihrem neuen Programm «abge­ blitzt!» das aridere Liechtensteiner Ufer an­ steuern. «Tiefschürfendes ist bei uns be­ kanntlich Programm», erläutert Xaver, «wenn schon Krise, dann richtig Krise. Wir leiden grossartig!» Und dies wie immer un­ ter der Regie von Dominik Flaschka. «abge­ blitzt» ist eine, musikalische Revue, die den Bogen VqnJJehiager und Chanson zum Pop zieht und ein sinnliches Wellness-Vollpro­ gramm für Herz, Hirn, Kitschadern und Lachmuskcln bietet. Anschliessend an das Kabarett-Programm findet die traditionelle Coming-out-party statt, «abgeblitzt.!» findet am Samstag. 25. Oktober statt, für- und Bar- ölTnung: 19.30. Beginn: 20 Uhr. Coming-out- party: ab 22 Uhr. Vorverkauf: PostcoriTcr der Liechtensteini­ schen Post AG  (www.postcorncr.li oder Tel: +423 239 63 66). Ebenso besteht die Mög­ lichkeit, am jeweiligen Aufführungstag ab 19 Uhr über +423 230 10 40 mögliche Restkar­ ten zu beziehen. WEITERBILDUNG Glasschmelzen für Einsteiger GAMS - Im Glass-Fusing Kurs wird ge­ zeigt, wie mit Glas gestalterisch umgegan­ gen werden kann, um Teller, Schale, Ascher oder Vase herzustellen. Der Kurs 138 beginnt am 4. November um 19 Uhr beim Werden- berger Glas Design in Garns Leitung Hedy Gnehm, insgesamt zwei Abende zu drei Stünden. Anmeldung und Auskunft bei der Erwachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan, Telefon 232 48 22 oder per E-Mail info@stein-egerta.li . F •125'D JAHRE VOLKSBLATT Ereignisse der letzten 125 Jahre TRIUMPHALER EMPFANG FÜR DIE HARMONIEMUSIK ESCHEN ESCHEN, 18. Juli 1974 - Dass im einfa­ chen Volke auch heute noch kulturelle Leis­ tungen geschützt und geehrt werden, haben am letzten Montagabend die Bewohner von Eschen ausdrücklich bewiesen. Den am Mu­ sikwettkampf in Reute bei Weingarten sieg­ reichen Musikanten der Harmoniemusik Eschen und- ihrem tüchtigen 
1 Dirigenten Al­ bert Frommelt, wurde von der Bevölkerung im Gemeindesaal ein triumphaler Empfang bereitet. Die halbe Dorfbevölkerung war beim Gemeindesaal versammelt, als die tap­ feren Musikanten in ihren neuen schmucken Uniformen, begleitet von den Turnerinnen, Trachtenmüdchen und dem Männerchor, un­ ter klingendem Spiel von der Presta aus über den Kohlplatz zum Gemeindehaus mar­ schierten. Dort trug die Harmoniemusik, trotz angeschlagener Verfassung nach den dreitägigen Festlichkeiten in Deutschland, noch einige Musikstücke vor. Montag: Alte Rheiri- brücke eingestürzt 
«Was, du bischt schwul?!» Gedanken eines jungen Liechtensteiners zum heutigen Cofiiing-out-day Ja, genau. Das bin Ich. Schwul. Dazu noch achtzehn Jahre jung, in Ausbildung, Liechtensteiner und anonym. Aüs Anlass des heutigen Coming-Out-day wur­ de Ich gebeten über mein Coming-Out in meinem persön­ lichen Umfeld zu schreiben. Ich weiss es noch so genau als wä­ re es gestern gewesen, als ich vor circa eineinhalb Jahren meiner bes­ ten Freundin bei einem Spazier­ gang auf einmal sagte: «Du hör mal zu, ich bin schwul.» Dass sie ein klein bisschen erschrak, kann man ja wohl nachvollziehen. Jedenfalls war sie die erste Person, die von meiner Homosexualität erfuhr. Somit war schon ein wichtiger Schritt getan, und etwas noch viel Wichtigeres kam.ins Rollen. Mein Coming-Out. Langsam aber immer mehr erzählte ich es meinen Freun­ den. Immer Unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit. Nie­ mand sonst sollte wissen, dass ich, ... hüs'tcl ... , na ihr wisst schon, schwul bin. Etwa zwei Monate nachdem ich es meiner besten Freundin erzählt hatte, waren nun langsam meine Ehern an der Reihe. Als erstes meine Mutter. Eines Abends trat ich zu ihr in die Küche. Sie kochte gerade Tee und sah er­ schrocken auf, als ich stotternd ver­ suchte, mich nun endlich zu outen. Nach meinem vor lauter Nervosität verhacktcn 
Satz: «Mama i bi schwul» - fühlte ich mich wenigs­ tens ein bisschen freier. Obwohl die Reaktion ein: «Aber sos gots dr scho no guat?» war, hatte ich es wenigstens geschafft* ehrlich ge­ genüber meiner Mutter zu bleiben. Als sich meine Mütter wieder ge­ fangen hatte, redete sie auf mich 
Wohl noch Zukunftstraum für viele homosexuelle Frauen und Mähner, sich so öffentlich wie diese zwei zu ihrer Liehe zu bekennen. ein, dass ich mir doch bloss einbil­ den würde ein Homo zu sein, oder es bloss eine Phase meiner Pubertät sei. Ihr war natürlich nicht entgan­ gen, dass ich schon seit einiger Zeit auffällig viele Bücher über Homo­ sexualität in meinem Zimmer Jier- umlicjgen hatte. Enttäuscht über ihre Reaktion, (welche ich irgendwie vorausge­ ahnt, aber doch als besser erhofft hatte) verliess ich den Tränen nahe die Küche, stürzte in mein Zimmer, warf mich auf mein Bett und heul­ te. Meine. Mutter kam ins Zimmer und wollte wissen, ob dies mein voller Emst sei. Nach der Bejahung dieser Frage hielt sie mir einen Vor­ trag darüber, dass das-ia. unserem Dorf und in Liechtenstein über­haupt, 
einfach unmöglich sei. Wie. igh. mir das überhaupt vorstelle, wollte sie wissen: Zwei Männer die 
: zusammen sind, bei uns im Dorf? Ich wüsste auf ihre Fragen keine Antworten. Detlnoch wollte ich meine Homosexualität, zumindest vor ihr, nicht verstecken. Zu lange hatte ich dies schon getan. Von meinen Freunden bekam ich viel Unterstützung. Eine Freundin ging sogar mit mir an den «Christopher Street Day» 2002 in Zürich, wofür ich ihr immer noch sehr dankbar bin. Der Einstieg in die Szene ist nämlich nicht immer einfach. Aber schön war der «Christopher Street Day» für uns in jeder Hinsicht! Langsam aber bestimmt setzte ich mein Coming-Out fort. Mit der 
Zeit hatten auch mein Vater und meine Geschwister davon erfahren. Für meinen Vater ist es immer noch ein mühsames Thema, über wel­ ches er nicht gerne spricht. Sein Sohn schwul? Nicht wirklich ein­ fach für ihn. Meiiier Schwester war es egal, da icH für sie immer noch derselbe sei. Nur mein Bruder hatte Mühe damit und ist bis jetzt noch nicht Wirklich glücklich mit der Si­ tuation. Doch ich hatte damals schon den Wunsch akzeptiert, geliebt und vor allem schwul sein zu dürfen. In die­ sen eineinhalb Jahren ist viel pas­ siert: - Meine Mutter hat gelernt damit besser umzugehen, es fürs Erste zu akzeptieren, erste Bezie­ hungen- mit Männern, Herz­ schmerz, usw. Aber am wichtigsten . war. die Freiheit die ich fühlte, wenn 'ich mit meinem jeweiligen Freund durch irgendeine Stadt spa­ zierte, seine Hand hielt, in seinen Armen war, ihn küsste und zeigen konnte, ja ich liebe ihn, ich lieben einen Mann, ja ich bjn offiziell schwul! Klar, auch dort wird blöd geguckt, getuschelt "üsw. Aber zu­ sammen ist man stark. Zusammen ist es einem völlig egal, was Hinz und Kunz denken. . In Liechtenstein gibt es einen Verein für Lesben und Schwule. Go to  www.flay.li wenn du Hilfe, jer manden zum Reden oder Tipps zum Coming-Out brauchst, sind sie für dich da! Tja, wie gesagt, ich bin jetzt achtzehn,; schwul und fühle mich gut dabei. Nur die Gesellschaft sollte ihre Abneigung gegen uns nochmals überdenken. Auch wir haben das Recht auf ein normales Leben. Auch in einem Land wie Liechtenstein! Heute noch anmelden... Volksblatt-Schreibwerkstätte: Es sind noch einige Plätze frei 1 
SCHAAN - «Liechtenstein sucht die Liebesgeschichte 2003» läuft wie am Schnürchen. Ta'g- lich «trudeln» beim Volksblatt neue Liebesgeschichten aus ganz Liechtenstein ein. Und dann gibt- es da ja noch die Volksblatt-Schreibwerkstätte... In der Liebe und im Krieg gibt es keine Regeln. Das mag, glaubt man der alten Weisheit,"vielleicht stim­ men, auf «Liechtenstein sucht die Liebesgeschichte 2003» lässt sich das aber nicht eins zu eins ummün­ zen. Das Regelwerk ist im Fälle von «Liechtenstein sucht die Liebesge­ schichte 2003» zwar kurz, dafür aber unkompliziert: Schreiben Sie einfach Ihre ganz persönliche Lie­ besgeschichte nieder und senden Sie diese samt Foto an die E-Mail- Adresse schreibstar@ volksblatt.li. Der Umfang der Geschichte sollte dabei rund 2500 Zeichen nicht über­ schreitend Der Einsendeschluss ist der 22. November 2003. Und das 
Machen Sie es wie die junge Dame auf unserem Bild. Schreiben Sie ihre ganz persönliche Liebesgeschichte nieder... Mitmachen lohnt sich! Immerhin darf sich der Sieger, der am 17. De­ zember in Triesen ermittelt wird, über einen Harlekin-Buchgutschein in der Höhe von 2000 Franken" freu­en. 
Zudem werden die 30 schönsten Geschichten als Buch erscheinen. Und wer hat nicht schon mal davon geträumt, dass er- einen selbstge­ schriebenen Text ins Bücherregal 
stellen kann? Apropos Triesen: Eine Jury wird dabei aus den acht besten Geschichten die Liebesgeschichte 2003 wählen. Aber aiieh der Rest des Abends wird im Zeichen der Liebe stehen. Der bekannte Liech­ tensteiner Gitarrist Kurt Ackermann wird den Abend mit den schönsten Love-Songs aus 30 Jahren umrah­ men. Für alle Unentschlossenen bie­ tet das Volksblatt zudem eine einma­ lige Dienstleistung an. Am kom­ menden Dienstag veranstaltet das Volksblatt eine Schreibwerkstätte zum Thema «Liechtenstein sucht die Liebesgieschichte 2003». Dort. weiden Volksblatt-Redaktoren eini­ ge 
Tricks und Tipps verraten. Tricks und Tipps, die Sie in Ihrer Ge­ schichte dann umsetzen können! Wie man sich zur Volksblatt- Schreibwerkstätte anmelden kann? Nichts leichter als das: Ein kurzes Mail an   chofer@volksblatt.li genügt. Also: Worauf warten Sie noch? Schreiben Sie Ihre Geschichte nie­ der.. ? ' • ' • • « . • « •' .•-- 
l •-» ' / • *- l;.'• .!.V V. 
1 .f/   k 
.• i < t.-j. i
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.