Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MONTAG, 20. OKTOBER 2003 VOLKS BLATT 
INLAND GALERIE AM LINDENPLATZ HEUSCHRECKE IM HEUSTRÄFFL NACHRICHTEN Pressemitteilung der Tschechischen Republik Die Tschechische Republik wollte zu keiner Zeit der Verhandlungen über die Vereinba­ rung über die Teilnahme am Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) offene bilaterale Fragen mit einer der Vertragsparteien mit Be­ dingungen der Mitgliedschaft im EWR ver­ binden. Durch die Verhandlungen über die Vereinbarung/ in der eine der Vertragspar­ teien auch Liechtenstein ist, hat sie wieder­ holt ihr Interesse bekundet, diesen Staat an­ zuerkennen. Es.war Liechtenstein/das im April dieses Jahres eine einseitige Erklärung abgegeben hat, die die Anerkennung der Tschechischen Republik und der Slowaki­ schen Republik mit der Notwendigkeit der Lösung vermögensrechtlicher Fragen ver­ bunden hat. Hierauf reagierten die Tschechi­ sche Republik und die Slowakische Republik mit eigenen Erklärungen. In der Zwischen­ zeit fanden bilaterale diplomatische 
Ver­ handlungen statt, wobei die tschechische Seite zur formalen gemeinsamen Anerken­ nung bereit war, jedoch ohne Bedingungen, und weiter zur Rücknahme ihrer Deklara­ tion, falls dieser Schritt auch durch Liechten­ stein erfolgt. Kurz vor der Unterzeichnung der Vereinbarung über die Teilnahme am EWR (9. Oktober) hat jedoch Liechtenstein die Erklärung verschärft und in ihr ange­ führt,, dass "die Regierung des Fürstentums Liechtensteins davon ausgeht, dass alle Ver­ tragsparteien das Fürstentums Liechtenstein als langjährigen souveränen und anerkannten Staat respektieren, der im gesamten Verlauf des 1. und 2. Weltkrieges neutral geblieben ist. Auf entsprechende Weise reagierte auch die tschechische bzw. slowakische Seite, wo­ bei beide Staaten in ihren Deklarationen dar­ auf hingewiesen haben, dass sie einer. Erklä­ rung, die nicht mit dem Gegenstand und Zweck der Vereinbarung über den EWR ver­ bunden ist, keine rechtlichen Wirkungen bei­ messen. Das Aussenministerium hofft, dass die ein­ getretene Situation keinen Einfluss auf die erfolgreiche Erweiterung des EWR haben wird und es gelingt, die gegenwärtigen Pro­ bleme beizulegen. Das Aussenministerium fügt in diesem Zu­ sammenhang hinzu, dass der mögliche Nichtabschluss der Vereinbarung über die Teilnahme am Europäischen Wirtschafts­ raum keinen Einfluss auf die Erweiterung der Europäischen Union haben wird. Deir Botschafter der Tschechischen Republik Josef Kreuter VERANSTALTUNG Musik und Lyrik im Liferaturliaus TRIESEN - Kommenden Samstag, den 25. Oktober, ist um 20 Uhr Turnalar zu Gast im Literaturhaus. Die Musiker und die Schrift­ stellerin Christine Hartmann bieten eine fein komponierte Mischung aus deutschsprachi­ ger Poesie und türkischer Musik von Aydin . Balli (v.oc, saz, du), John Gavin Gillard (git) und Münür Keser.(voc, bendir). Das Litera­ turhaus befindet sich neü an der Dorfstrasse 24, in der Alten Weberei, in Triesen. Turna­ lar, der Kranich, verbildlicht Sehnsucht, Auf­ bruch und Wandlung. Im Zusammenklang zwischen türkischen Liedern und assoziativ dazu entstandener Lyrik verbinden sich Ton und Wort. Über die Harmonie der Melodie hinaus können so verständliche und interpre­ tierbare Wege sichtbar werden, die uns Men­ schen verbinden. Dabei zählt in der Begeg­ nung einzig der Prozess, die Veränderung, die durch Aufeinandertreffen inipulsiert wird. Hinter den Wörtern können sich Bilder finden, die wie Wegweiser in Richtungen 'zeigen, die Erweiterung im Menschsein er­ möglichen. Zu sich findet nur, wer sich (auf sich) verlässt, sich dem anderen überlässt, die Zwischenräume zwischen Gegebenhei­ ten erforscht, den Kranich im eigenen Her­ zen begleitet 
Forschung in der Kunst Georg Malin und Karol Broniatowski in der Galerie am Lindenplatz VADUZ - Galerist Kurt Prantl stellt in der Galerie am Linden­ platz in Vaduz Papierarbeiten von Karol Broniatowski den Skulpturen von Georg Malin gegenüber. Durch die Begeg­ nung konträrer Kunstvorstellun- gen wird die Spannung der Ar­ beiten der jeweiligen Künstler angehoben. «Gero» Hause r  • Georg Mahn zeigt eine enorm dis­ ziplinierte Arbeit bei seinen Buch­ stabenwürfeln, die einfarbigen Gouachen des Bildhauers Karol Broniatowski, entstanden Ende der 80er Jahre, lassen in freier Formge­ bung Dynamik in der Zweidimen- sionalität entstehen. Urformen In seinen Serien von Buchstaben- Würfeln aus massivem Chromstahl setzt sich Georg Malin intensiv mit der Sprache und dem Erkenntnis-. vermögen des Menschen auseinan­ der. Der Künstler sagt dazu: «Jeder Fortschritt und jede Entwicklung setzt auf Speicherung, seien es nur Daten, Fakten, und bei höheren Le­ bewesen Erinnerungen, Einsichten oder Erlebnisse. Mit Buchstaben kann der Mensch das Vergangene speichern. So wurde der Buchstabe zum Baustein kultureller und zivili­ satorischer Entwicklung.» Georg Malin, «der emsthafte Forscher in der Kunst», wie Galerist Kurt Prantl ihn nennt, bindet das opti­ sche Urelement der Sprache, den Buchstaben, ein in die Urform des 
Am Freitagabend eröffneten die Künstler Georg Malin und Karol Broniatowski In der Galerie am Lindenplatz in Vaduz ihre Ausstellung. Von links: Karol Broniatowski, Friedemann Malsch und Georg Malin. Würfels, in den Kubus. Die Galerie am Lindenplatz zeigt neben frühe­ ren Arbeiten, Bronzcskulpturen von 1986, die als Vorläufer der Buchstabenwürfel, die Buchstaben noch wie dem Kubus aufgeprägt er­ scheinen lassen, spätere Werke, die wie aufgelöst hinein in eine leichte • und schwebende Form Wirken. Weg ins Konkrete Broniatowskis Arbeiten auf Pa­ pier liegen sehr nahe an den dyna­mischen 
Bewegungen seiner Skulpturen. «Wie er mit Tusche und Aquarellfarbe diese Formen zustande bringt, ist grossartig», sagt Kurt Prantl. «Es sind keine klar konturierten Körper, sondern es entstehen, durch die auf dem Par pier scheinbaren Bewegungen, Überzeichnungen und Verzerrun­ gen. Das ist das Überraschende, dass es Broniatowski gelingt, ohne Details zu zeigen, eine fantastische Dynamik und Bewegung zu errei­chen.» 
Die neueren Arbeiten von Karol Broniatowski, welche die Galerie am Lindenplatz zeigt, sind lesbarer, die gezeigten Figuren sind durch die Farbe Rosa als Körper besser, erkennbar, die Haare sind mit dunkler Tusche gezeichnet usw. Es ist wie ein Weg ins Konkretere, der allerdings auf Kosten der Dyna­ mik geht. «Je näher man dem Ma­ terialistischen kommt, um so stati­ scher wird es. Die, Abstrahierung führt zu einer Dynamisierung.» machfs Das Thema Heuschrecke - festgehalten im Triesenberger «Heusträffl» TRIESENBERG - Dass er Innen­ dekoration studiert hat, zeigt Giovanni Battista Sedda im Ca­ fe/Restaurant Heusträffl in Trie- senberg mit der liebevollen Ausgestaltung dör Räume. Da­ bei ist das «nur» Nebensache. Hauptsache sind die Bilder des in der Mitte Sardiniens gebore­ nen Künstlers. • Geroll Häuser Ein Heuschreckenschwarm wird in Zeichnungen abstrahierend festge­ halten, dazu kommen Zeichnungen mit Bildern 
des Tierkreises, durch die ein Pferd als Hauptthema führt - kein Wunder, heisst das Pferd doch Cavallo, die Heuschrecke. Ca- valletto, was, so der Künstler, ein sympathischer Wortklang sei. Der besondere Blick Er habe zwar ein gutes künstleri­ sches Erbe, meint Giovanni Battis­ ta Sedda, da auch der Vater Künst­ ler sei, aber: «Ich bin keine wich­ tige Person, ich bin klein», sagt der Künstler. Und so hat er ohne Sponsoren diese Ausstellung ge­ staltet, vermittelt durch Cornelia Schädler, die Pächterin des «Heu- sträffls», die sich schon immer ge­ wünscht hat, Ausstellungen zu ma­ chen. Die umgebauten Räume, früher zur Faschingszeit für ganz andere Dinge benutzt, eignen sich tatsächlich ausgezeichnet für Aus­ stellungen. Giovanni 
Battista Sed­ da, so erzählt er, hat Freunde in Triesenberg, hält sich sehr gerne hier auf, um künstlerisch tätig zu sein. Meist in schwarz-weissen 
Giovanni Battista Sedda zeigt im Triesenberger «Heusträffl» seine abstrahiert dargestellten Heuschrecken- und Pferdezeichnungen. Tusche-Zeichnungen, mit der Fe­ dergestaltet, oder Bleistift-Zeich­ nungen, oft auch mit Henna oder Ocker koloriert, Farben, die er aus der sardischen Erde, gewinnt, das Ganze auf naturbelassenem Papier gezeichnet, präsentiert Sedda ei­ nen ganz besonderen Blick auf die Welt der Tiere und der Tierkreis- zeichen. Das verhalten Wartende der Heuschrecke, das in einen plötzlichen. Sprung übergeht, steht 
den kraftvoll-dynamischen Bewe­ gungen der Pferde gegenüber - Callavo-Cavalletto. Nicht naturalis­ tisch, sondern das 
typische der je­ weiligen Gestalt abstrahierend dargestellt, dort die bizarre Gestalt der Heuschrecken, das Liebens­ werte mit dem fast Erschrecken­ den dieser Tierfigur verbindend; hier das Elegante und Kraftvolle der . Bewegung der Pferde aufzei­ gend. Die Figuren, seien es die 
Heuschrecken oder die Pferde, die Sedda stets aus dem Gedächtnis, also ohne Modell zeichnet, entste­ hen sozusagen 
durch Aussparung — die Figur beleibt weiss und er­ wächst aus der um sie herum ge­ stalteten Umgebung. In Fotoprä­ sentationen zeigt Sedda auch Skulpturen, die er aus sardischem Ton gestaltet hat, die aber leider nicht im «Heusträffl» gezeigt wer­ den können.
	        

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