Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

FREITAG, 17. OKTOBER 2003 
VOLKS BLATT 
lAflDTCf*LI A ET BOCHE-OPTIMISMUS 
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I EXKLUSIVE INFOS VOM FONDSPLATZ 
11 KOMPAKT Ford mit weniger Verlust im dritten Quartal r 
DEARBORN - Der Autokonzern Ford hat * im dritten Quartal 2003 dank guter Ergeb­ nisse der Finanztochter und des Autovermie­ ters Hertz nur eitlen geringen Verlust ausge­ wiesen. Dies teilte die Ford Motor Company : 
am Donnerstag mit. Dagegen legte der zweit- grösste Autokonzern der Welt im Autoge- schäft weiter Geld zu und schrieb vor allem : in Europa tiefrote Zahlen. Ford ist in den USA und in Europa in heftige Preiskämpfe mit GM, DaimlerChrysler und den anderen Autohersteilern verwickelt und leidet unter massiven Preisrabatten. Das Unternehmen will nach Darstellung von Finanzchef Don ; Leclair trotz des steigenden Wettbewerbs­ drucks in den USA und Europa im Autoge- - schäft auf Vorsteuerbasis wenigstens ein aus­ geglichenes Ergebnis erzielen. Ford stockte seine Prognose für den Jahresgewinn ange­ sichts der starken Leistung der Finanzsparte von 0,70 Dollar auf 0,95 Dollar bis 1,05 Dol­ lar auf. Ford Europe hatte kürzlich Personal­ abbau in Deutschland und Grossbritannien und die Streichung einer Schicht in seiner belgischen Autofabrik in Genk angekündigt. Im dritten -Quartal fielen dadurch bereits Sonderbelastungen'in Höhe von 56 Mio. Dollar an. Ford erwartet im Schlussquartal 2003 zusätzliche hohe Sonderbelastungen von 550 bis 600 Mio. Dollar. Brot wird in der Schweiz voraussichtlich teurer BERN - In der Schweiz wird Brot wegen der kleinen Getreideernte und höherer Lohn-, und Lohnnebenkosten • voraussichtlich auf Ende Jahr teurer. Wie stark die Preise steigen ist offen, der Bäckermeistervcrband gibt sei­ nen Mitgliedern keine Empfehlung ab. Die Qualität der Brotgetreideernte 2003 sei auf Grund des heissen und trockenen Sommers gut bis sehr gut, gab die Schweizerische Brotinformation, am Donnerstag an einem Branchentreffen zum Welttag des Brotes in Münchenwiler bekannt. Anders beim Ertrag: Die 
gesamte Brotgetreideernte 2003 ging wegen des trockenen und heissen Sommers gegenüber 2002 um 22 Prozent auf 415 000 Tonnen zurück. Die grössten Einbussen ver­ zeichneten der Kanton Genf und die Waadt- länder Region La Cöte: Die Erträge brachen hier um 
25 bis 40 Prozent ein. Im Mittelland liegen die Einbussen bei 20 bis 30 Prozent, in den höchsten Anbaulagen bei 10 bis 20 Pro- ' zent. Bei der Brotgetreideernte 2003 handelt es sich laut Brotinformation «um die früheste seit Menschengedenken.» Um die Bedürf­ nisse der Müller und Bäcker bis zur nächsten Ernte zu decken, müssen im ersten Halbjahr 2004 die Importe erhöht werden. Coca-Cola dank starkem Euro- pa-Geschäft mit Gewinnplus • ATLANTA - Der weltgrösste Hersteller von Erfrischungsgetränken, Coca-Cola, hat im dritten Quartal vor allem dank des starken t: Europa-Geschäfts den Gewinn deutlich ge- • steigert. Der Reingewinn ist im dritten Quar- : tal um 12 Prozent auf 1,22 Mrd. Dollar ge- stiegen. Dies teilte Coca-Cola am Donners- ' tag in Atlanta mit. Im Vorjahreszeitraum hat- ' te das Unternehmen einen Gewinn von 1,09 i : Mrd. Dollar erzielt. Der Umsatz stieg von } 5,32 Mrd. Dollar auf 5,66 Mrd. Dollar. Zum Anstieg des weltweiten Getränkeabsatzes i : 
von 4 Prozent habe das Europa-Geschäft mit J einem Plus von 9 Prozent beigetragen, teilte ! > Coca-Cola weiter mit. In Nordamerika sei ; nur ein Absatzplus von 1 Prozent verzeichnet i worden. 
Roche sieht sich vorne Umsatzsteigerung in den ersten drei Quartalen - Wachstumsmotor Pharma BASEL - Der Pharmakonzern, Roche sieht sich der Konkurrenz voraus. Mit einer Umsatzsteige­ rung von acht Prozent auf 23,3 Milliarden Franken lag Roche in den ersten neun Monaten Uber dem Marktwachstum, wie es hiess. Als Hemmschuh erwies sich die Sparte Diagnostics. 2003 soll sich der Betriebsge­ winn dennoch verbessern. Roche konzentriere sich nach dem abgeschlossenen Verkauf der Vita­ min-Division nun ganz auf den Ausbau der Kerngeschäfte Pharma und Diagnostics, sagte Roche-Prä- sident und -Konzernchef Franz B. Humer laut Mitteilung vom Don­ nerstag. Ohne das jetzt vom nieder­ ländischen DSM-Konzern geführte Vitamin- und Feinchemikalienge­ schäft hätte die Steigerung zehn Prozent und in Lokalwährungen gar 19 Prozent auf 21,185 Milliar­ den Franken betragen. Auf Kon­ zernebene betrug das Umsatz­ wachstum acht Prozent auf 23,352 Milliarden Franken. Wachstumsmotor war die Sparte Pharma mit einer Umsatzsteige­ rung von 13 Prozent auf 15,767 Milliarden Franken. In Lokalwäh-^ rungen war dies ein Sprung von 23 Prozent. Etwa die Hälfte des Wachstums ginge auf das Konto des japanischen Cliugai-Konzerns, sagte Roche-Finanzchef Erich Hunziker an einer Telefonkorife- renz. Der Basler Konzern geht für die Pharma-Division weiterhin von einer zweistelligen Zuwachsrate aus, allerdings in Lokalwährungen. Pharma-Chef William Burns ver­ wies unter anderem auf das Krebs­ medikament Mabthera, dessen Um­ satz allein auf rund zwei Milliarden Franken stieg. Auch die Hepatitis- C-Kombinationstherapie Pegasys und Copcgus weise einen steigen­ den Marktanteil auf. Das neue 
Konzernchef Franz B. Humer: «Roche konzentriert sich nach dem abgeschlossenen Verkauf der Vitamin-Division nun ganz auf den Ausbau der Kemgeschäfte Pharma und Diagnostics. Aids-Medikament Fuzeon, das mit einem Umsatz von 25 Millionen die Analysten enttäuschte, brauche noch Zeit, um sich in den Märkten zu etablieren, sagte Burns. Und die Entwicklungspipeline sei gut ge­ füllt, zum Beispiel mit dem Dick­ darmkrebs-Mittel Avastin. Nicht so gut schnitt die Division Diagnostics mit einem Wachstum von einem Prozent auf 5,418 Milli­ arden Franken ab. Divisionschef Heino von Prondzynski führte als Gründe die Wachstumsverlangsa- mung im Diäbetesmarkt sowie den trockenen Biotechmarkt in den USA an. Diagnostics wachse aber immer noch schneller als die Kon­ kurrenz. Ein positiver Effekt wird 
durch die Übernahme des US-Bio- techunternehmens Igen erwartet, welches die Türen zum Immunolo­ giemarkt geöffnet habe. Zu den Ge­ winnaussichten sagte Hunziker, die Betriebsgewinnsteigerung 
werde sich im zweistelligen Prozcntbc- reich bewegen; auch hier allerdings nur in 
Lokalwährungen. Aufgrund der positiven Geschäftsentwik- klung stellte Roche eine leicht hö­ here Betriebsgewinnmarge in Aus­ sicht. Mittelfristig soll die Marge über 20 Prozent betragen. An der Schweizer Börse ent­ wickelten sich die Roche-Papiere im Vorabendvergleich unterschied­ lich. Während die Inhaberaktie mit 169,50 Franken um 1,4 Prozent im 
Plus lag, ermässigten sich die Ge­ nussscheine um 0,2 Prozent auf 110,50 Franken. ANZEIGE PanAlpina Sicav 'Alpina V Preise vom 16. Oktober 2003 Kategorie A (thesaurierend) Ausgabepreis: € 49.70 Rücknahmepreis: € 48.71 Kategorie B (ausschüttend) Ausgabepreis: € 47.70 Rücknahmepreis: . € 46.74 Zahlstelle In Liechtenstein: Swissfirst Bank (Liechtenstein) AG Austrasso 61, Postfach, FL-9490 Vaduz LAFV-G ASTBEITRAG Zentralbankrisiko - das grösste Von Richard A. Werner Letzten Monat stellten wir fest - nach Anwendung des «Revealed Preference» («offenbarte Prä­ ferenz») Ansatzes der Volks­ wirtschaftslehre - dass Zent­ ralbanken ihren Einfluss über die Keditschopfungsmenge zur Schaffung von Wirtschaftszyk­ len, sowie von .Wechselkurs- schwingungen verwendeten. Die Bank 
von Japan kreierte die Fi­ nanzblase der 1980er-Jahre und die darauf folgende Jahrzehnterezes­ sion. Die EZB stürzte Deutschland 2002 in die Rezession. Die ameri­ kanische Finanzblase und Rezes­ sion geht auf das Konto der Federal Reserve. Die asiatische Wirt­ schaftskrise wurde durch die Zen­ tralbanken von Thailand, Korea und Indonesien erzeugt, welche in Zusammenarbeit mit dem IWF und .der Weltbank handelten; Letztere Institutionen haben viel Erfahrung in der Erzeugung von Finanz- und Wirtschaftskrisen in fast 100 Fäl­ len, hauptsächlich in der dritten Welt. Wir stellten dann die naheliegen­ de Frage, wanim Zentralbanken nicht, wie die meisten Regierun­ gen, an stabilem und positiven Wirtschaftswachstum, sowie an Währungsstabilität interessiert sein sollten. Eine Analyse der öffentlich bekanntgegebenen Ziele von eini­ gen Zentralbanken ergab, dass Zentralbanken und internationale 
Organisationen Krisen nicht nur als negativ betrachten, sondern in ih­ nen eine positive Funktion sehen. Laut Bank von Japan ist eine Re­ zession von Vorteil, um eine histo­ rische «strukturellen Transforma­ tion» durchzuführen. Wie der ehe­ malige Zentralbankchef Hayami beteuerte, würde ein Aufschwung Strukturveränderungen verzögern. Die mit Krisen noch erfahreneren Weltbank-Experten haben erklärt, dass «eine Krise eine Chance für Strukturreform» darstellen könne und eine «Gelegenheit [sei], die Besitzstruktur des Landes zu refor­ mieren» (Ciaessens et al„ 2001). Beides geschah in der Tat in fast al­ len Ländern, wo. Zentralbanken Krisen auslösten (einschliesslich Hjalmar Schachts Deutschland). Die «Reform der Besitzstruktur» war immer wieder ein Transfer von einheimischen Besitztümer an aus­ ländische, meist amerikanische Fi­ nanzhäuser. Obwohl die meisten Investoren immer noch davon ausgehen, dass Zentralbanken Teil der Regierun­ gen sind untl daher ähnliche Ziele wie Regierurigen verfolgen - Stabi­ lität von Wirtschaft und . Finanz­ märkten - gehört diese Annahme der Vergangenheit an. In'Miii letzten zwei Jahrzehnten wurde die grosse Mehrheit der Zentralbanken völlig unabhängig und nicht rechen­ schaftspflichtig gegenüber von Re-. 
gierungen und Parlamenten. Dies ist einmalig in der Weltgeschichte. Es bedeutet, dass Zentralbanken nun als eigenständige politische Interessengruppe angesehen wer­ den müssen. Wir dürfen daher auch bei Zentralbanken davon ausgehen, dass 
sie primär Ziele verfolgen, welche ihre eigene Macht und ihren Einfluss stärken. Dass Zentralban­ ken seit Jahren offen gegen sozial­ marktwirtschaftliche Strukturen ar­ gumentieren und handeln sollte da­ her nicht überraschen. Jede Form von Intervention in das freie Spiel' der Märkte, sei es durch staatliche Bestimmungen und Gesetze oder durch Gewerkschaften, Zünfte und kommunales Regelwerk, ist .den Zentralbanken ein Greuel: es redu­ ziert ihren politischen Einfluss. Die krasse, ungehemmte Marktwirt­ schaft maximiert ihn, da darin Zen- . tralbanken zur de facto Regierung werden/ Wenn alleine das Geld herrscht,, dann wird der Produzent und Verteiler des Geldes am mäch­ tigsten. Zentralbanken befürwor­ ten daher «Strukturreformen» und behaupten, dass nur eine freie "Marktwirtschaft wirtschaftlichen Erfolg bringen kann. Wenn man ih­ nen dies nicht glaubt) dann kann die Zentralbank ja etwas nachhel­ fen: eine Rezession in Deutschland, durch Kreditschrumpfung schnell erzeugt, beweist, laut EZB, dass Deutschland tiefschürfende Struk­turreformen 
benötigt. Die Auswir­ kungen sind weitreichend. Investo­ ren versuchen sich seit längerer Zeit durch Diversifikation und Portfoliomanagement von Risiken aller Art abzusichern. Finanzexper­ ten 
identifizierten eine wachsende Zahl von verschiedenartigen Risi­ ken - Währungsrisiko, Kreditrisiko, Liquiditätsrisiko, Managementrisi­ ko, um nur einige zu nennen. Aber das grösste und wichtigste Risiko, welcherti Investoren aller Art stän­ dig ausgesetzt sind, wurde noch nicht erkannt: das Zentralbankrisi- ko. Zentralbankrisiko ist das Risiko der Schaffung von Schwingungen in Preisen, Märkten und Währun­ gen durch Zentralbanken. Es stieg rapide an in den letzten Jahrzehnten und hat heute historisch einzigarti­ ge Proportionen angenommen. Je­ der Sparer ünd Anleger sollte sich dessen bewusst 
sein. Der Verfasser, Prof. Richard A. Werner, Chief Economist, Profit Research Center Ltd., (www.profi- treseiarch.co.jp)   und Sophia Univer­ sität, Tokyo, ist Anlaigeberater und Autor des Bestsellers «Princes of the Yen», welcher nun auch auf Englisch erschien (M. E. Sharpe, New York). . Die alleinige inhaltliche Verant­ wortung für den Beitrag liegt beim Verfasser.
	        

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