Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DONNERSTAG, 2. OKTOBER 2003 
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3 GEDANKEN Subventionen funktionieren nicht r •> n 
«In einem geschützten Rahmen scheint der Anreiz kostenbewusst und kostengünstig zu sein nicht gross», sagt Landesphysikus Oskar Ospelt (Bild). Das Hausarztsystem ha­ be man vor drei Jahren als Instrument gegen den EWR-Ärzteflug und damit einen ge­ schützten Rahmen für die Ärzte im Inland geschaffen. Wolle ein Gesundheitssystem wirklich Kosten sparen, dürfe man nicht na­ hezu alle Ärzte einbeziehen, wie das im be­ stehenden Hausarztsystem der Fall sei. Dann müsse man andere Gesundheitsnetzwerke schaffen, in denen sich Krankenkassen und Ärzte freiwillig zusammenschliessen und nachweisbar Kosten einsparen. Eine Reihe von Ärzten in Liechtenstein arbeite sehr wohl kostenbewusst; Die gelte es zu beloh­ nen, statt grundsätzlich Subventionen zu zahlen. Achtung Namensgleichheit Das Hausarztsystem brachte nicht nur eine teure Bürokratie für Ärzte und Krankenkas­ sen, sagt Hubert Büchel, Leiter des Amtes für Volkswirtschaft. Als Bremse für Ärzte aus dem EWR habe es nicht genützt, das zei­ ge die Erfahrung. Kleine Hausarztsysteme seien aber weiterhin möglich, dürften aller­ dings nicht mit dem Liechtensteiner Haus­ arztsystem verwechselt werden, auch wenn beide Systeme landläufig denselben Namen trügen. In Artikel 16f hält das neue Kranken­ versicherungsgesetz fest, dass sich zugelas­ sene Ärzte auch in so genannten «Versor­ gungsnetzen» zusammenschliessen können, wie es sie auch in der Schweiz gibt. Rund acht Prozent der Versicherten seien in der Schweiz freiwillig Mitglieder solcher Haus- arztsysteme, erklärt Hubert Büchel. Ansons­ ten gebe es nirgends ein vom Staat verordne­ tes Netz, das vom Staat bezuschusst würde und in dem drei Viertel der Bevölkerung Mit­ glieder seien. Chance für junge Ärzte «Das Hausarztmodell ist ein reines Prä-- miensparmodell, hat die Verwaltungskosten verdoppelt und uns vom Gesundheitssystem der Schweiz weggeführt», sagt Gesundheits­ minister Hansjörg Frick. Und hätte die Re­ gierung den Zulassungsstopp für Ärzte aus dem EWR vor eindreiviertel Jahren nicht er­ wirkt, gäbe es in Liechtenstein 90 statt der jetzt 66 Ärzte. Die Regierung will künftig ' den Bedarf an Ärzten planen und pro Fach­ gebiet festlegen, wie viele Ärzte zu 100 Pro­ zent über die obligatorische Krankenversi­ cherung abrechnen dürfen. Unter diesen Ärz­ ten kann der Patient frei wählen. Geht er zu einem anderen Arzt im In- oder Ausland, übernimmt die Krankenversicherung nur 50 Prozent des Arzthonorars. Arztbesuche im In- und Ausland folgen den gleichen Grundsätzen. Sofern der jewei­ lige Arzt mit dem Liechtensteinischen Kran- kenkassenverband 
einen Tarifvertrag abge­ schlossen hat, zahlt die Versicherung 100 Prozent, falls nicht, 50 Prozent. Diese auf Liechtenstein zugeschnittene Lösung gebe jungen Liechtensteiner Ärzten eine wirkliche Chance, die kein anderes Land biete.. 
Fit für Vorwärtsschritt Regierung will kein Zurückbuchstabieren der Gesundheitsreform VADUZ - Fakten sprechen gegen das. von der VU-Fraktion im Landtag verteidigte Hausarztsys­ tem. «Versorgungsnetze» funk­ tionieren nicht mit Sanktionen, sondern nur mit freiwilligen Ärzten und Patienten. In einem Interview erklärt Gesundheits­ minister Hansjörg Frick zudem, warum sich die Krankenkas­ senprämien mit der Gesund­ heitsreform nicht erhöhen. «Komella Pfeiffe r Volksblatt: Der Regierungschef hat zugesagt, dass die Kranken- kassenpriimien durch die Ge­ sundheitsreform nicht erhöht werden. Wer Ubernimmt dann die zehn Prozent Prämienver­ günstigung fiir Patienten im bis­ herigen Hausarztsystem? Hansjörg Frlck: Den Ergünzungs- bericht zum Krankenversiche­ rungsgesetz haben wir für die 2. Lesung im Landtag nochmals über­ arbeitet. Wir werden hier mit Para­ graph 2 eine volle Kompensation vorschlagen. Die Subvention des Staates von 35 Prozent werden wir 2004 weiterhin gewähren. Hinzu kommen 5,3 Millionen Franken, die bisher als Startfinanzierung ge­ zahlt wurden, womit wir die volle Kompensation finanzieren können. Was sagen Sie zum Vorwurf der Vaterländischen Union, die Re­ gierung habe das Hausarztmo- dell aus dem Bauch heraus Uber Bord geworfen? - «Aus dem Bauch heraus» zu ent­ scheiden, werte ich nicht negativ. In diesem Fall aber ist es tatsächlich- keine Entscheidung «aus dem Bauch heraus», für den Entscheid lagen nämlich eine ganze Reihe von Fakten vor. Das Hausarztsys­ tem der VU-Regierung hat sein Hauptziel verfehlt, den Zuzug von EWR-Ärzten einzudämmen. So ha­ ben 
wir uns für die Revision des gesamten Systems entschieden und auch einen Ärztestopp bis Ende 2003 gegen die Stimmen der VU im Landtag durchgesetzt. Das zweite Ziel war, Kosten zu sparen, was mit dem Hausarztsystem auch nicht erreicht wurde. Inzwischen untermauern auch Zahlen Trends, die wir 2002 bereits erkannten, denn wir haben inzwi­ schen das Versäumnis der VU-Re­ gierung korrigiert und einen Daten­ pool eingerichtet; Über die Tenden­ zen zum starken Anstieg der Ver­ waltungskosten und der Gesund­ heitskosten hatte uns zuvor immer der Liechtensteinischen Kranken- kassertverband informiert gehalten. VU-Fraktionssprecher . Peter Sprenger klagt, die Regierung hätte das Angebot zur Zu­ sammenarbeit nicht ernst ge­ nommen und das. «Nein» zum Hausarztsystem längst beschlos­ sen? Wir haben das Angebot sehr ernst genommen, auch wenn wir das ge­ plante Modell bereits im vergange­ nen Jahr auf die liechtensteinischen Bedürfnisse zugeschnitten zu ent­ wickeln begonnen haben. Die VU hat aber erst eine Woche vor dem Abgabetermin des Erläuterungsbe­ richts zur Gesetzesvorlage ein An­ gebot zur Zusammenarbeit ge­ macht. Jeder weiss; dass sich in ei­ ner Woche keine Revision durch­ ziehen läsSt und so drängen sich doch Zweifel auf, wie ernst das VU-Arigebot gemeint war. Zu ei­ nem solch fortgeschrittenen Zeit­ punkt können wir nicht mehr zu­ rückbuchstabieren, zumal das 
Mo-Gesundheitsmlnister 
Hansjörg Frick: Zahlen untermauern die Trends zu starken Kostensteigerungen im Ge­ sundheitswesen, denn wir haben Inzwischen das Versäumnis der VU-Regierung korrigiert und einen Datenpoöl eingerichtet. ratorium, das im Moment den Zu­ zug von Ärzten stoppt, Ende 2003 fällt. Wo liegt der Unterschied zwi­ schen dem jetzigen Hausärzt­ system und den kleinen Haus­ arztsystemen, wie im neuen KVG in Artikel 16f 
vorgesehen? Da;tragen, zwei unterschiedliche Systeme einfach den gleichen-Na- • men. Die kleinen Hausarztsysteme sind Gesundheitsnetze, wie sie in der Schweiz verstärkt aufkommen, sprich Verbindungen zwischen Ärzten und Krankenkassen, die sich verpflichten, die Behandlung von Patienten koordiniert zu ge­ stalten. Die Zusammenarbeit ist freiwillig, Kosteneinsparungen werden aufgeteilt zwischen Leis­ tungserbringern und Versicherten. Das ist der Ansporn, gewisse Ein­ schränkungen zu akzeptieren. Da­ zu braucht es aber Ärzte und Pa­ tienten, die vom System überzeugt sind. Das Hausarztsystem in Liech­ tenstein stützte sich auf eine ähnli­ che Basis, ausserhalb aber sollte der Gesundheitsmarkt Liechten­ stein unattraktiv sein. Das hat be­ wirkt, dass sämtliche Ärzte ins System mussten, ob sie überzeugt waren vom Hausarztsystem oder 
nicht. Und wie die Erfahrung ge­ zeigt hat, sind viele Ärzte über­ haupt nicht davon überzeugt. Die VU-Landtagsfraktion wollte harte Sanktionen sehen, um das Hausarztsystem auch wirklich durchzusetzen. Wäre das ein Weg? Nein. Sanktionen, würde wieder, »alle Ärzte treffen. Da ist ein Kon­ flikt vorprogrammiert. Ein solches System funktioniert nur auf frei­ williger Basis. Ärzte und Patienten, die nicht davon überzeugt sind, die akzeptieren auch harte Sanktionen nicht. In die Gesetzesvorlage, die in der Oktober-Landtagssitzung in 2. Lesung diskutiert werden soll, haben Sie Verbesserungsvor­ schläge aufgenommen. Welche? Neu sind die «Versorgungsnet­ ze» in Artikel 16f* womit der Kran-" kenkassenverband Gesundheitsnet­ ze 
initiieren kann, wie in der Schweiz. Auch dort sind es Zukunftsmodelle, die weiter ent­ wickelt werden müssen. Neu ist auch Artikel 20c, womit die Regierung die Kassen ver­ pflichten kann, sich an der Durch­ führung und Finanzierung der Ge­sundheitsförderung 
und der Ge­ sundheitsvorsorge zu beteiligen. Neu ist auch die Zahl «20» in Ar­ tikel 23, wonach Versicherte bis 20 Jahre keine Kostenbeteiligung zah­ len 
müssen. Ansonsten bleibt dos Instrument der Kostenbeteiligung, um das Bewusstsein für die Ge­ sundheitskosten zu wecken.- Und natürlich gibt es eine Reihe von Übergangsbestimmungen. Wie lange soll das neue Kran­ kenversicherungsgesetz halten: 20,50 oder nur zwei Jahre? Das neue KVG ist ein auf Liech­ tenstein zugeschnittenes Modell. Wer heute ein neues Gesetz be- schliesst, kann nicht mehr damit rechnen, dass das Problem damit für die nächsten zehn Jahre erledigt ist. Die Zeit, der medizinische Fortschritt - das Tempo ist hoch, die Umstände ändern sich. Dem Moment haben wir Rechnung ge­ tragen, indem wir die Gesetze offe­ ner gestaltet haben. Nun müssen alle Beteiligten aufmerksam sein, um Korrekturen rechtzeitig einfü­ gen zu können, während Ärzte kammer und Kassenverband an­ hand des Datenpools die Kosten­ situation und -entwicklung stets aktuell analysieren können. ANZEIOE Massgeschneidert für Liechtensteins Zukunft: Gratis Inloflyer unter Tel.: 800 22 22 
Die neue Telekommunikationslösung bietet unserem Land alle Möglichkeiten, Ober die Zukunft der elektronischen Kommunikation eigenständig zu entscheiden. Netzintelligenz und technisches Know-how verbleiben in Liechtenstein. Damit wird sichergestellt, dass in diesem wichtigen Bereich in unserem Land auch weiterhin qualifizierte Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Eigenständigkeit und Zukunftsorientierung: Das sind nur einige der vielen Vorteile der neuen Telefonleiösung; zum Vorteil all jener, die In unserem Land ein Telefon benötzen - und das sind fast allel Eins Information der RiQlerunu du FQrsttnlums Liechtenstein
	        

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