Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MONTAG, 29. SEPTEMBER 2003 BLATTIINTERNATIONAL 
SIS 20 BLATT 
I SPLITTER Zehn Tote bei Bomben­ anschlag in Kolumbien BOGOTA - Bei einem Bombenanschlag in Kolumbien sind am Sonntag zehn Menschen getötet und mindestens 48 verletzt worden. Die Behörden machten die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) für den Anschlag im Zentrum der Prövinzhauptstadt Florencia verantwortlich. Der auf einem Motorrad versteckte Sprengsatz wurde mit einer Fernsteuerung gezündet. Zum Zeit­ punkt des Anschlags gegen 4.00 Uhr früh (13.00 Uhr MESZ) waren noch viele Besu­ cher von Bars und Nachtklubs auf den Stras­ sen unterwegs. Das Motorrad war nach Angaben von General Luis Alberto Ardila vor einem viel besuchten Nachtklub abge­ stellt. Unter den Toten sind auch ein neunjäh­ riges Kind und zwei Polizisten. Die 100000 Einwohner zählende Stadt Florencia liegt 380 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bogota. Polizeichef Rafael Parra rief wegen der vielen Verletzten zu Blutspenden auf. , Frauen besetzen Ölbohrplatt- form im Niger-Delta ABUJA - Rund 500 Frauen haben im Niger- Delta eine Ölbohrplattform besetzt, um For­ derungen nach sozialer Hilfe durch die Ölmultis Nachdruck zu verleihen. Wie es am Sonntag in lokalen Berichten hiess, besetz­ ten die in traditionelle Gewänder gekleideten Frauen im Bundesstaat Bayelsa unter Kriegsgesängen die Plattform der Firma Farasole, die für den italienischen ölkonzern Agip nach öl sucht. Sie beklagten, dass Agip eine vor fünf Jahren gegebene Absichtserklä­ rung nicht eingehalten habe, etwas für die Entwicklung der lokalen Bevölkerung zu tun. Die Sprecherin der Demonstrantinnen,. Dumcheitei Aaron, sagte einer vermittelnden Regierungsdelegation, Agip sei seit 38 Jah­ ren in der Gegend tätig, ohne ein nennens­ wertes ziviles Projekt zu Gunsten der Bevöl­ kerung angeschoben zu haben. «Wir sind die Versprechungen von Agip leid», sagte sie. «Wir wollen, dass jetzt gehandelt wird, und deshalb werden wir diese Plattform nicht räumen, bevor nicht all unsere Forderungen erfüllt sind. Wir sind bereit, hier zu sterben.» Drei Chalets im Oberwallis in Flammen EISTEN - Drei zur Zeit unbewohnte Cha­ lets im Oberwalliser Ort Eisten im Saas-Tal haben am Sonntagnachmittag gebrannt. Das Feuer war in einem 
der Gebäude aus unbe­ kannter Ursache ausgebrochen und vom Wind auf die zwei anderen getragen worden. Verletzt wurde gemäss der Polizei niemand. Drei Helikopter und 30 Feuerwehrleute waren im Löscheinsatz. ANZEIGE 
Nichts ging mehr Importleitungen aus Frankreich und der Schweiz unterbrochen BOM/OLTEN - Eine Kettenreak­ tion von Störfällen hat am Sonntag die Stromversorgung in ganz Italien lahm gelegt. Betroffen waren nach Angaben der staatlichen Gesellschaft ACEA 57 Millionen Menschen - das Ausmass war damit grös­ ser als hei dem dramatischen Stromausfall in Nordamerika vor sechs Wochen. Erst allmählich wurde die Versor­ gung im Laufe des Sonntags wieder in Gang gebracht. Hintergrund des Stromausfalls ist die massive Abhängigkeit der italienischen Ver­ sorgung vom Import aus den Nach­ barländern. In der Nacht 
zum Sonn­ tag fielen nahezu gleichzeitig meh­ rere Leitungen aus, die Strom aus der Schweiz und Frankreich nach Italien bringen. So stürzten bei Brunnen im Kanton Schwyz Äste eines Baums auf eine 380-KiIovolt- Leitung der Aare-Tessin AG für Elektrizität (Atel), wie die Gesell­ schaft in Ölten mitteilte. Der Aus­ fall dieser wichtigen Nord-Süd-Lei­ tung über den Lukmanierpass sowie weiterer Leitungen führte zu Überlastungen. Gegen 3.25 Uhr war dann ganz Italien mit Ausnah­ me der Insel Sardinien ohne Strom. Mehr als 110 Züge mit 30 000 Pas­ sagieren waren in der Nacht zum Sonntag stundenlang blockiert. In Rom, wo die Bevölkerung zu einer 
Reisende in Chlasso sassen fest, nach dem Stromausfall In Italien. Nacht der Museen eingeladen war, sassen hunderte von Menschen in der U-Bahn fest. Die Behörden rie­ fen zur Besonnenheit auf. «Natür­ lich gibt es Probleme, aber ange­ sichts der Lage läuft es noch gut», sagte ein Sprecher des Katastro­ phenschutzes, Pasquale Aversa. Krankenhäuser und Notfallzentren arbeiteten mit Notstromgenerato- ren. Papst Johannes Paul II. hielt seine wöchentliche Ansprache im Vatikan bei Kerzenschein. Erst 
gegen Mittag lief die Versorgung in den Städten im Norden wieder an. In Rom fiel der Strom nach der Wiederherstellung jedoch mehrfach erneut aus. Im Süden des Landes waren manche Regionen auch am Nachmittag noch von der Versor­ gung abgeschnitten. Italien hatte schon im Juni in einigen Landestei­ len mit Stromausfallen zu 
kämpfen, als wegen der aussergewöhnlichen Hitze die Stromnetze überlastet waren. ACEA hatte schon gewarnt, 
der Strombedarf in Italien steige stärker, als langfristig gesehen bereitgestellt und importiert werden könne. Nach dem Blackout vom Sonntag mahnten Präsident Carlo Azeglio Ciampi und die Versorger den Bau neuer Kraftwerke an. Auch in der Südschweiz und in Teilen der Stadt Genf fiel der Strom in der Nacht vorübergehend aus. Der Blackout dauerte hier aber maximal anderthalb Stunden und wurde von vielen Menschen gar nicht bemerkt. Der Schweizer Stromkonzern Atel wies die Schuld für den Stromausfall in Italien am Sonn­ tagabend von sich. Atel-Sprecher Rolf Schmid sagte in der «Tages­ schau» des Schweizer Femsehens DRS: «Wir gehen im Moment davon aus, dass der eigentliche Blackout durch die Fehlschaltung eines italienischen Netzbetreibers verursacht wurde.» Die für Ener­ giefragen zuständige EU-Kommis­ sarin Loyola de Palacio erklärte in Brüssel, die geplante Öffnung der, Energiemärkte in der Europäischen Union könnte solche Stromausfälle wie in Italien verhindern. «Die Schaffung eines einheitlichen Marktes würde den elektrischen Zusammenschluss des gesamten (EU-)Gebiets möglich machen und die gegenwärtige Isolierung einiger Länder beenden», erklärte die Kommissarin. Blair unter Druck Premierminister vor stürmischem Jahresparteitag der Labour Party BOURNEMOUTH - Inmitten des Streits um den Irakkrieg hat die britische Labour Party am Sonntag im südenglischen See­ bad Bournemouth ihren Partei­ tageröffnet Tony Blair will aller Kritik auch aus den eigenen Reihen zum Trotz sei­ nen politischen Kurs unbeirrt fort­ setzen. In der Zeitung «The Obser- Ver» bekräftigte er seine Absicht, bei der nächsten Parlamentswahl für eine dritte Amtszeit anzutreten. Der Parteivorsitzende Ian McCart- ney rief in seiner Eröffnungsrede die Mitglieder auf, einen Schluss­ strich unter die Streitigkeiten zu ziehen. «Das Schlimmste, das wir im Moment tun könnten, wäre es, aufzugeben und uns vor den 
not-Tony 
Blair verteidigt weiterhin seine Haltung in der Irak-Frage und gerät in England damit Immer mehr unter Druck. 
wendigen Entscheidungen zu drücken», sagte Blair in dem Zei­ tungsinterview. Zuvor waren in der «Financial Times» neue Umfra­ geergebnisse erschienen, wonach 50 Prozent der Briten für den Rück-. tritt Blairs als Premierminister sind. Laut «Observer» unterstützen auch 40 Prozent der Labour-Party- Mitglieder diese Forderung, und fast 60 Prozent halten die Beteili­ gung am Irak-Krieg im Nachhinein für falsch. Dem hielt Blair in der BBC entgegen, er glaube nach wie vor ganz fest daran, dass der Sturz des irakischen Staatschefs Saddam Hussein richtig gewesen sei. Jeder habe genau gewusst, dass Saddam Hussein den Besitz von Massenver­ nichtungswaffen angestrebt habe. Waffen gefunden Waffenlager im Irak entdeckt Profitieren Sie als i/ i i -Abonnent von Vorzugspreisen 
BAGDAD - US-Soldaten haben bei Saddam Husseins Heimat­ stadt Tikrit naph eigenen Anga­ ben das bislang grösste Waf­ fenlager in der Unruheprovinz entdeckt Darin lagerten neben Mörsergranaten auch Spreng­ stoff sowie 23 Raketen zum Abschuss von Flugzeugen. Die mit der Existenz dieser Rake­ ten in den Händen antiamerikani­ scher Gruppen , verbundenen Risi­ ken haben bislang die Wiedereröff­ nung des Flughafens Bagdad für den kommerziellen Luftverkehr verhindert. Der arabische Fernseh­ sender El Dschasira zeigte am Sonntag Bilder des Waffendepots. Die irakische Zeitung «Al-Sabah» berichtöte ausserdem von einem neuen Massengrab mit 200 Lei­chen, 
das vergangene Woche im Garten einer Villa in Kirkuk ent­ deckt worden war. Die Villa gehör­ te dem Saddam-Cousin Ali Hassan el Madschid («Chemie-Ali»). Wieder Tote ' Nach Angaben des arabischen Senders El Dschasira wurde bei einem Angriff auf einer Schnell­ strasse sUdlich von, Bagdad am Sonntag ein US-Soldat verletzt. Zwei Iraker starben nach US-Anga- ben in der Nacht zum Samstag bei einem Zusammenstoss mit US-Sol- daten im westirakischeri Fallud- scha. Augenzeugen sprachen von vier Toten.. Bei einer Schiesserei mit polnischen Soldaten wurde am Samstagabend 
in der zentraliraki­ schen Stadt Hilla ein Iraker getötet. 
Arnie hat Chancen Schwarzenegger liegt gut im Rennen WASHINGTON •• Der Schauspie­ ler Arnold Schwarzenegger hat nach einer jüngsten am Sonn­ tag veröffentlichten Umfrage beste Chancen, nächster Gou­ verneur des US-Westküsten­ staates Kalifornien zu werden. Danach ist eine klare Mehrheit der Bürger nunmehr entschlossen, den derzeitigen demokratischen Gou­ verneur Gray Davis bei der Wahl am 7. Oktober abzusetzen. Im Feld der Bewerber für die mögliche Nachfolge, über die bei derselben Wahl mit abgestimmt werden soll, liegt der Republikaner Schwar­ zenegger vorn. Die CNN/USA Today/Gallup-Umfrage weicht deutlich von vorausgegangenen Erhebungen anderer Einrichtungen 
ab, die auf Chancen für einen Amtserhalt für Davis und ein deut­ lich knapperes Nachfolge-Rennen hindeuteten. Es ist allerdings die erste Umfrage nach einer Fernseh- debatte der führenden fünf Gouver­ neurskandidaten vom vergangenen Mittwoch, bei der sich Schwarzen­ egger nach Einschätzungen vieler Analytiker gut behaupten konnte. Nach der jüngsten Umfrage wol­ len 63 Prozent der Wähler für eine Absetzung von Davis stimmen. Bei den Nachfolge-Kandidaten führt Schwarzenegger mit 40 Prozent vor dem derzeitigen demokrati­ schen Vizegouverneur Cruz Busta- mente mit 25 Prozent. Schwarzen­ eggers innerparteilicher Kontrahent Tom McClintock kommt auf 18 Prozent.
	        

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