Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 27. SEPTEMBER 2003 BLATT 
KULTUR SCHICKSALE VON FRAUEN 
34 RAUMIN STALLATI O N Verwandlung des Lichts FELDKIRCH - Der 1954 in Bombay gebo­ rene Künstler Anish Kapoor zählt zu den prominentesten Vertretern der British Sculpture. Seit den frühen 70er-Jahren wurde sein vielfach prämiertes Werk weltweit ausgestellt (u. a. bei der Bien­ nale von Venedig oder der documenta IX). «GeroH Häuse r Kapoors Werk vereint die spirituellen Tradi­ tionen seiner Heimat und die Idee des Subli­ men westlicher Kunsttradition. In seinen Ob­ jekten und Skulpturen verwischen sich die Grenzen zwischen Malerei und Bildhauerei. Neben der grossen Ausstellung «My Red Homeland» im Kunsthaus Bregenz (KUB), zeigt der Künstler in der Johanniterkirche in Feldkirch eine Installation. Rauminstallation Anish Kapoor zeigt, parallel zur grossen Aus­ stellung im KUB, in der Feldkircher Johanni­ terkirche eine Rauminstallation. Eva Jakob sind die seit Jahren stattfinden­ den Ausstellungen internationaler Künstler/- innen in der Johanniterkirche zu verdanken; das gilt auch für'die jetzige Verbindung zum KUB. Zwischen die freigelegten Grundmau 
1- ern eines Hospizes aus dem 13. Jahrhundert platziert Anish Kapoor seine Rauminstalla­ tion, die in der Schaffung eines dreidimen­ sionalen Körpers das bildhauerische Element zeigt, der durch Spiegelung entstehende Ein­ druck des Immateriellen und der Transfor­ mation weist in die Richtung des Maleri­ schen. Macht beim Betreten der Kirche das Objekt auf den ersten Blick den Eindruck ei­ ner Kugel, in deren polierter Fläche sich die Umgebung spiegelt, zeigt das genauere Hin­ schauen eine konkave Spiegelfläche, welche die Seiten der Kirche, die Fenster z. B. um­ gekehrt spiegelt, das Deckengemälde jedoch seitenverkehrt. Da ausserdem auch der Be­ trachter in der Spicgelform sichtbar wird, entstehen inmitten der aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart reichenden Realität nicht nur Formfragen, sondern auch philoso­ phische, Fragen nach der Wirklichkeit der Realität, des Wahrgenommenen, in die Zu­ kunft weisende Fragen. Verstärkt werden diese Eindrücke durch die Verwandlung des tatsächlichen Lichts in der Kirche in etwas fast Irreales im Bild des Spiegels. Die Arbei­ ten von Anish Kapoor - jene im Kunsthaus in Bregenz zeigen, auf drei Stockwerke verteilt, diese weit Uber rein über das Optische hin­ ausweisende Phänomene verstärkt und um­ fassender - regen beim Betrachter Gedan­ ken, sogar Erfahrungen an, die über die Grenzen des Materiellen hinausragen. Konzert des Vokalensembles Ulrich von Liechtenstein MAUREN - Heute, Samstagabend, den 27. September um 20.15 Uhr, findet im Gemein­ desaal in Mauren ein abwechslungsreiches Konzert statt. Das Vokalensemble Ulrich von Liechtenstein singt ein vielfältiges Pro­ gramm mit Werken vom Madrigal bis zur zeitgenössischen Unterhaltungsmusik, be­ gleitet von Stefan Frommelt, Klavier und Märtin Egen, Kontrabass. Alle Freunde der Vokalmusik sind herzlich zu diesem Konzert eingeladen. Eintritt 20 Franken; Billete an der Abendkasse. 
Neue Klangebenen Jazz im Saumarkt mit dem «New Jazz Quartett» FELDKIRCH - Mit dem «New lazz Quartett» - Bernhard Klas (Sa­ xophon, Klarinette), ingvo Ciau­ der (Piano), Mahdi Milla (Schlagzeug), Stephan Reintha- ler (Bass) - brachte das Thea­ ter am Saumarkt in Feldkirch zeitgenössischen Jazz mit Ei­ genkompositionen von Klas und Milla. Hauser . Das «New» im Namen bezieht sich auch auf «neu ins Leben gerufene Band». Das Überragende aber, und in vielen Teilen auch tatsächlich Neue, ist einerseits das Einbezie­ hen der «Stimmführung zeitgenös­ sischer klassischer Musik in den Jazz» (Bernhard Klas), andererseits der freie Umgang mit den im Jazz oftmals streng gehandhabten har-, monischen Gerüsten. Gefühle - Analyse? Sie stammen alle aus der Region - Bernhard Klas und Stephan Rein- thaler aus Vorarlberg, Mahdi Milla aus Lindau, Ingvo Ciauder aus Liechtenstein - spielen mit grösster Freude, ungeheurer Intensität und grossem Können die Kompositio­ nen - vor allem die von Bernhard Klas - so eindrücklich, dass man sich fragen muss, warum diese Ge­ gend nicht schon längst als Jazzre­ gion Europas bekannt ist. Span­ nend an dieser Formation ist aber darüber hinaus noch, dass sie, trotz aller notwendigen Individualität, eine unglaubliche Gruppendyna­ mik entwickelt, mit (fast) immer 
Das «New Jazz Quartett» entwickelt trotz aller notwendigen Individualität eine unglaubliche Gruppendynamik. sehr gutem Aufeinander-Hören ei­ nen eigenen Sound kreiert. Und da­ bei tummeln sie sich - nicht nur bei Stücken des Schlagzeugers Mahdi Milla, der von seiner Herkunft her der Vater stammt aus Syrien unge­ rade Takte und synkopische Rhyth­ men gut kennt - sowohl in rhyth­ misch wie harmonisch immer wie­ der freien Ebenen. Dass auch unter­ schiedliche Positionen ihren Platz haben und die Musik bereichem, zeigte sich in einem kurzen Disput. Bernhard Klas' Position ist eher die, zuerst zu analysieren, dann das Gefühlsmässige einfliessen zu las­ sen, während Ingvo Ciauder davon spricht, dass die Gefühle zuerst da seien, die Analyse später dazu­ komme. 
Bernhard Klas bezieht die Stimmführung zeitgenössischer klassischer Musik In den Jazz mit ein. Doris Wolters mit Texten von Ingeborg Bachmann SCHAAN - Am Donnerstag, 2. Oktober, 20.09 Uhr, ist die bekann­ te Schauspielerin und Rezitatorin Doris Wolters zu Gast im TaK. Ge­ meinsam mit Saxophon-Legende Charlie Mariano und dem Kontra­ bassisten Dieter Ilg feiert sie Inge­ borg Bachmann. Ingeborg Bachmann, als bedeu­ tendste deutschsprachige Lyrikerin 
seit 1945 gefeiert, entzog sich im­ mer wieder den Erwartungen des Literaturbetriebs. So kündigte sie 
1957 an, künftig keine Gedichte mehr schreiben zu wollen. «Eine einzige Stunde frei sein...» war ih­ re grosse Sehnsucht, die Doris Wol­ ters zum Titel ihres Programms ge­ nommen hat. Grundlage sind Texte aus den Jahren, als die Dichterin aus Klagenfurt von der Lyrik zur Prosa überging. Rund zwei Wochen, bevor sich Ingeborg Bachmanns Todestag (17. Oktober) zum 30. Mal jährt, feiern Doris Wolters, Charlie Mariano 
und Dieter Ilg mit ihrer ausserge- wöhnlichen Hommage. Feiem sie mit! Karten gibt es beim TaK-Vorver­ kauf in der Reberastrasse 10, Schaan, Tel. 237 59 69. Er ist mon­ tags bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Ausser­ halb dieser Zeiten nimmt ein An­ rufbeantworter Kartenwünsche ent­ gegen. Eine Bestellung per E-Mail an  vorverkauf@tak.li ist ebenfalls möglich. Schicksale tibetischer Frauen i Das Haus Gutenberg und dieTUL zeigen Portrait-Photos tibetischer Frauen BALZERS - Das Haus Gutenberg und der Verein «Tibet-Unterstüt­ zung Liechtenstein» (TUL) laden ein zur Ausstellung von Por- trait-Aufnahmen tibetischer Frauen, verbunden mit ein­ drucksvollen Schilderungen ih­ rer Herkunft aus Tibet, ihrer Flucht als Folge der chinesi­ schen Besetzung des Landes und ihrer Aufnahme in der Schweiz. »Gero» Hauta r Frau Taksam Tsewang, Präsidentin der Tibetischen Frauen-Organisa- tion in der Schweiz, wird anlässlich der Vernissage am Freitag, 3. Okto­ ber um 19,30.Uhr im Haus Guten­ berg einen Vortrag über die Situa­ tion der Frauen in Tibet halten. In Liechtenstein lebende Tibeterin- nen, die vor 10 Jahren als Flücht­ linge ins Land kamen, werden bei diesem Anlass tibetische Spezia­ litäten reichen. Misshandlungen Im Rahmen der Flüchtlings-Pro- blematik berührt uns alle das Los politisch Unterdrückter. Dieser Abend bietet authentische 
Informa-Die 
tibetische Nonne Ngawang Sangdrol wurde von den Chinesen wegen politischer Proteste das erste Mal im Alter von 13 Jahren festgenommen und misshandelt tion über die Not eines Volkes, das der Gewalt abschwört. Ein auch im Westen bekannt gewordenes grau­ sames Beispiel für die Unterdrü­ ckung und Misshandlung tibetischer Frauen durch China ist Ngawang Sangdrol. 1977 in. Lhasa geboren, wurde sie erstmals wegen politi­ scher Proteste im Alter von 13 Jah­ ren festgenommen. Neun Monate später wurde sie freigelassen, doch 
1992 erneut verhaftet und wegen «subversiver und separatistischer Aktivitäten» für weitere drei Jahre eingesperrt. Die Haftbedingungen im Drapchi-Gefängnis waren un­ menschlich: «Man hat uns mit Ei­ senstangen geschlagen und uns mit Elektroschocks misshandelt.» Die damals 18-Jährige riskierte jedoch noch mehr. Insgeheim nahm sie mit anderen Nonnen patriotische Lie­ der auf und schmuggelte sie aus dem Gefängnis. Die Folgen waren fatal: Ihre Haft wurde um 6 Jahre verlängert. 1996 und 1998-erfolg­ ten eine zweite und dritte Haftver­ längerung. Der Entlassungstermin wurde auf das Jahr 2014 festge­ setzt. Am 17. Oktober 2002 verfüg­ te das mittlere «Volksgericht» von Lhasa aus medizinischen Gründen ihre Freilassung. Ngawang Sang­ drol lebt momentan in der Schweiz. Bereits in den letzten Monaten hat­ te Peking sieben tibetische Dissi­ denten vorzeitig aus der Haft ent­ lassen. Mit diesen Gesten wollte Chinas Regierung bei den Ameri­ kanern offenkundig für gut Wetter sorgen vor dem Besuch der USA und des Apec-Gipfels in Mexiko von Staats- und Parteichef Jiang 
Zemin. Immer noch aber gibt es in den tibetischen Gefängnissen sehr viele politische Häftlinge. Verlet­ zungen der Menschenrechte sind in Tibet nach wie vor alltäglich. ANZEIGE" lämtelt Schaan/Liechtenstein ' Do, 2.10., 20.09 h,TaK; Schaan Ingeborg > Bachmann ' «Eine einzige Stunde frei, sein.»» : Doris Wolters (Rezitation), Charlle'Marlano (Sax.V ' und Dieter Ilg (Bass) feiern die Dichterin Sbj'12.10V1.7 h,TaK,-"Schaan Charlotte Ringlotte Di; 
14.; Mi; 
15.10., 20.09 h, TaK,' Schaar Andreas Vitäsek . «Doppelgänger» www.tak.il ...immer qut informiert! Vorverkauf Mo-fr, 10-12 +15-18 Uhr I • Telefon (00423) 23/ 59*69 Wj 
l i| • Fax (00423) 237 59 <!1
	        

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