Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MITTWOCH, 24. SEPTEMBER 2003 VOLKS BLATT 
INLAND FLÜCHTLINGE IM IRAK SCHULWEGSICHERUNG SCHULWEGSICHERUNG Zu Fuss zur Schule SCHAAN - Vom 22. bis 26. September werden Schaan's Kinder- und Primarschü- ler nicht nur ihre Schultasche umgehängt haben, sondern auch eine Karte der Aktion «Kindersicher», auf der sie eifrig Smiley- stempel sammeln. Einen solchen Stempel erhalten sie von ihren Lehrpersonen aber nur, wenn sie ihren Schulweg zu Fuss (oder per Fahrrad) zurücklegen. Ziel ist, dass die einzelnen Klassen möglichst viele Smileys sammeln: denn die drei Gewinncrklassen aus den Kategorien «Kindergarten»,«1. bis 3. Klassier» und «4. und 5. Klasse» werden am Freitag einen Preis erhalten. Bis und mit Freitag werden wir täglich zwei Kinder vorstellen, die uns einiges über ihren Schulweg zu berichten haben. Eines ist ih­ nen allen gemeinsam: sie finden die Ak­ tionswoche mit den Smileys toll und hoffen natürlich auf die meisten Stempel. Die Aktionswoche «Zu Fuss zur Schule» ist ein weiteres Projekt der Kommission Schulwegsichcrung, der Schaancr Primar­ schule und Kindergärten sowie der Eltern­ vereinigung Schaan. Johannes geht erst seit wenigen Wochen in den Kindergarten. Im Gespräch ist der 4- Jährige noch etwas schüchtern, doch seine Mama, die ihn auf seinem Kindergarten­ weg begleitet, versichert, dass dies nicht immer so ist. «Ich habe eine Abkürzung über die Wiese gefunden», erzählt er schliesslich, «so bin ich viel schneller bei meinen) Gschpännle und wir gehen dann zusammen in den Kindergarten.» Nina geht meistens mit dem Fahrrad zur Schule. Doch als wir das Mädchen aus der . 5. Klasse treffen, hat sie den Weg von der Bahnstrasse bis ins Resch zu Fuss zurück­ gelegt. Nina mag an ihrem Schulweg die Natur und im Winter natürlich die Erleb­ nisse im Schnee. «Weniger Autos wären schon besser, weil's immer so stinkt, wenn die hier hinauffahren. Ich gehe gerne zu Fuss oder mit dem Fahrrad und schätze, dass unsere Klasse etwa 160 Smileys zu­ sammenbringen Wird.» , (ANZEIGE) 
Interview mit Domenik Wanger, Public Information Officer beim UNHCR in Genf GENF/BAGDAD - «Glücklicher­ welse gab es sehr wenige Flücht­ linge wegen der aktuellen Irak- Krise», sagt Domenik Wanger aus Schaan, Public Information Offleer beim UNHCR. Trotzdem ist die Sichertieitslage im Irak ange­ spannt, so angespannt, dass das UN-Hochkommlssariat für Flücht­ linge nur noch mit begrenzter Anzahl Mitarbeiter dort vertreten sein kann. «Doris Mete r Volksblatt: Seit der Grossoffen­ sive der USA im Irak ist schon fast ein halbes Jahr vergangen. Damals haben Sie in einem Inter­ view gesagt, dass die UNHCR mit rund 600 000 Flüchtlingen aus dem Irak rechnet. Hat sich diese Prognose bewahrheitet? Domenik Wanger: Es handelte sich bei dieser Zahl nicht wirklich um eine Prognose, sondern um die Anzahl Flüchtlinge, auf welche wir uns vorbereitet hatten. Glücklicher­ weise sahen sich aber viel weniger Leute gezwungen, das Land zu ver­ lassen. Wir mussten aber von einem Massenexodus von Zivilisten aus­ gehen, denn nach dem ersten Golf­ krieg im Jahr 1991 sind mehr als zwei Millionen Menschen aus ih­ ren Wohnorten geflüchtet. Weltweit gibt es 3 bis 4 Millio­ nen- Iraker, die ausserhalb ihres Heimatlandes leben. Davon sind etwa 400 000 Flüchtlinge und rund 450 000 befinden sich in einer flüchtlingsähnlichen Situation, das heisst, dass ihnen der Flüchtlings­ status noch nicht anerkannt wurde. Rund 84 0Ö0 Iraker leben in den in­ dustrialisierten Ländern. Flücht- lingsströme in Richtung Europa ha­ ben sich während der aktuellen Kri­ se nie entwickelt. Wie viele Menschen haben wegen der aktuellen Irak-Krise das Land verlassen? Glücklicherweise waren es nur sehr wenige. Wegen zahlreicher Kri­ sen innerhalb des Iraks gibt es aber 
«Die Strategie der Alliierten trug sicher dazu bei, dass die Menschen nicht flüchten mussten», Domenik Wanger, UNHCR Genf. zwischen 750 000 und 1,1 Millionen Binnenvertriebene. Das sind Iraker, die ihren Wohnort' verlassen muss­ ten, aber noch immer im Irak sind. Ausserdem gibt es im Irak auch Flüchtlinge aus anderen Ländern, zum Beispiel Flüchtlinge aus dem Iran und Syrien. Diese sind seit dem Fall des Regimes im Irak ernsthaf­ ten . Sicherheitsproblemen ausge­ setzt. Einige der iranischen Flücht­ linge haben den Wunsch geäussert, in den Iran zurückzukehren. 
Wo liegen die Gründe, dass in die­ sem Irak-Krieg nur wenige Men­ schen aus dem Land geflüchtet sind? Es gibt hier verschiedene Theo­ rien. Die Strategie der Alliierten, grosse Städte zu umgehen und mili­ tärische Ziele zu bombardieren, 
trug sicher dazu bei, dass die Menschen nicht flüchten mussten. Ausserdem ist in der irakischen Bevölkerung so etwas wie «Kriegsmüdigkeit» spür­ bar, es ist ja nicht der erste Konflikt, 
der in dieser Region ausgetragen wird. Zudem gab es eine Zeit lang sehr viele Strassenschlachten, so war es für die Leute ganz einfach si­ cherer zu Hause zu bleiben." Flucht ist sowieso immer das Letzte, was Menschen in Betracht ziehen. Flucht bedeutet, dass man sein Hab und Gut verlässt und dieses danni Plünderern überlässt. Die meisten Menschen bleiben deshalb so lange wie möglich in ihrem Wohnort. ' Sind viele mittlerweile in den Irak zuriickgekehrt? Unser Hochkommissar Ruud Lub- bers hat im Juli den Irak, Jordanien und den Iran besucht und überprüft, 
1 wie erste Rückkehrungen erleichtert werden könnten, Er wollte sicher­ stellen, dass die Leute nicht nur zu­ rückgehen, sondern auch gut reinte­ griert werden können. Dieses Ansu­ chen kam von irakischen Flüchtlin­ gen selber, da viele von ihnen wieder nach Hause wollen. Anfang August sah es dann eigentlich relativ gut aus und so konnte sich ein kleiner Kon-) - voi aus einem Flüchtlingslager in Saudi Arabien auf den Weg nach Hause, machen. Nach dem Attentat auf das UNO-Hauptgebäude am 19. August in Bagdad allerdings, musste dieser gestoppt werden. Seither is( die Lage zu instabil. Grundsätzlich unterstützen wir Rückkehren nur, wenn sie wirklich freiwillig sind, Wir müssen allerdings vorsichtig sein, denn wir wollen momentan auf keinen Fall, dass Gastländer anfan­ gen, Iraker abzuschieben, Inwieweit ist denn der UNHCR noch im Irak vertreten? Wegen der schlechten Sichert . heitslage und den Vorkommnissen vom 19. August sind wir nur nochi mit einer begrenzten Anzahl vori Mitarbeiterinnen und Mitarbeitet im Irak vertreten. Ein Unterstüt­ zungsteam (support unit) befindet sich aber in Amman / Jordanien; Zudem ist für nächste Woche ist eiri Konvoi mit Rückkehrern aus Saudi - Arabien geplant. Primarschüler beim Regierungschef Otmar Hasler stand für Fragen zur Verfügung Gestern Dienstag besuchten Schüler und Schülerinnen der Primarschule Schedenberg Regierungschef Otmar Hasler Im Reglerungsgebäude. Nactt dem sie sich einen Dokumentarfilm über das Fürstentum Liechtenstein angesehen hatten, stand Reglerungschef Otmar Hasler für Fragen zur Verfü­ gung. Der Besuch wurde mit der Besichtigung des Landtagssaals beendet . •
	        

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