Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MITTWOCH, 10. SEPTEMBER 2003 V° 
LK S I IISILAND NACHR?CHTEN 
Z INTERV,E W BLATT NACHRICHTEN Neue «Green Cards» für die USA VADUZ - Auch in diesem Jahr findet in den USA wieder eine Verlosung von Aufenthalts­ bewilligungen, so genannten Green Cards, statt. Anders als in früheren Jahren kommt erstmals ein neues System zur Verteilung der Green Cards zur Anwendung: das Electronic Diversity Visa Entry Form (EDV Entry Form). Der Bewerber/die Bewerberin miiss neu auf der Website  www.dvlottery.state.gov   alle verlangten Informationen zu seiner Per­ son vollständig angeben, um an der Verlo­ sung teilzunehmen - unvollständige Bewer­ bungen werden nicht berücksichtigt. Die ge­ nannte Website ist vom l. November bis zum 30. Dezember 2003 aufgeschaltet. Der Be­ werber erhält eine elektronische Bestätigung der eingegebenen Anmeldung. Schriftliche Bewerbungen und Einsendungen werden bei der diesjährigen Verlosung nicht mehr ak­ zeptiert. Zu beachten ist des Weiteren, dass jeweils nur eine Bewerbung pro Person zu­ gelassen ist, andernfalls erfolgt der Aus­ schluss aus der Verlosung. Dieses neue Sys­ tem wurde vom Departement of State einge­ führt, um die Bewerbungen effizienter auf­ nehmen und Betrügereien besser ausschlies- sen zu können. Ein weiterer Vorteil dieses Systems besteht darin, dass die Green Card- Verlosung gezielter vor Missbrauch durch Personen geschützt werden kann, die 
- eine Gefahr für die Sicherheit der Vereinigten Staaten darstellen könnten. Das neue Bewer­ bungssystem ist einfach, zugleich aber auch strikt: Es erfolgt eine computergenerierte, • zufällige Lottericzichung. Die Gewinner werden zwischen Mai und Juli 2004 benach­ richtigt und.erhalten dann weitere Instruktio­ nen. Insgesamt werden auf diese Weise 50 000 Visa pro Jahr verlost, die für Länder reserviert sind, die eine geringe Anzahl Im­ migranten nach den USA aufweisen. Da­ durch soll der gesamte Immigrantenfluss di- versifiziert werden. Weitere Informationen sind auf der angegebenen Website zu erhal­ ten oder können beim Amt für Auswärtige Angelegenheiten bezogen werden. Kontakt: Amt für Auswärtige Angelegenheiten Chris­ tine Stehrenberger. (paflj Nationalratspräsident aus Österreich auf Besuch VADUZ - Auf Einladung von Landtagsprä­ sident Klaus Wanger weilt Andreas Khol, Präsident des Nationalrates der Republik Österreich, am 11. und 12. September 2003 zu einem Freundschaftsbesuch in Liechten­ stein. Andreas Khol wird anlässlich seines Besuches am Donnerstagabend (18 Uhr) auf Veranlassung des Präsidenten der CC-Verei­ nigung des konsularischen Korps in Liech­ tenstein, Honorarkonsul Werner Tabarelli, ei­ nen Vortrag zum Thema «Die neue Verfas­ sung für Europa» im Auditorium der liech­ tensteinischen Fachhochschule in Vaduz hal­ ten. Am Freitagvörmittag, 12. September, fin­ det ein Arbeitsgespräch mit Landtagspräsi­ dent Klaus Wanger und weiteren Vertretern des Landtags sowie ein Höflichkeitsbesuch bei Regierungschef Otmar Hasler statt. Zum Abschluss seines Liechtensteinbesuches trifft Andreas Khol noch mit Fürst Hans- Adam II. zu einem Vieraugengespräch auf Schloss Vaduz zusammen. (pafi) 
Hohes Sicherheit! ;niveau Interview mit Polizeichef-Stellvertreter Uwe Langenbs fiiy zum Waffengesetz POLIZEIMELDUNG Sachbeschädigung in Vaduzer Lokal VADUZ - Wie die Landespolizei gestern mitteilte, entstand am vergangenen Freitag, den 6. September, durch einen randalieren­ den Mann in einem Vaduzer Lokal ein Sach­ schaden in Höhe von 2500 Franken. Laut Po­ lizeisprecher Markus Kaufmann war offen­ bar Eifersucht das Motiv für die Tat. Dies be­ stätigte auch der Geschäftsführer des Lokals. Der junge Mann beschädigte in seinem An­ fall mehrere Stühle und eine Glasvitrine. Die Landespolizei hat den Täter inzwischen er­ mittelt. Dieser legte ein umfassendes Ge­ ständnis ab. Angeblich ist der Täter bereits vorbestraft. "Dies wurde von der Landespoli­ zei jedoch nicht bestätigt. (Ipfl/tm) 
SCHAAN - Zu 18 Monaten be­ dingt, ist ein Mann kürzlich ver­ urteilt worden, weil er bei ei­ nem Familienstreit durch eine geschlossene Zimmertüre fast seinen Stiefsohn erschossen hätte. Seine Frau wurde mit ei­ ner Geldbusse bestraft, weil sie die Polizei mit einer Langwaffe bedrohte. Uwe Langenbahn, stellvertretender Chef der Lan­ despolizei gibt Auskunft, wie es zu solchen Zwischenfällen kom­ men kann. »Doris Meie r  ' Volksblatt: Michael Moores Do­ kumentarfilm «Bowling for Co- lumbine» hat weltweit hohe Wel­ len geschlagcn. Moore themati­ siert darin das Waffengesetz und die Waffenlobby der USA und weist beispielsweise darauf hin, dass man in den Vereinigten Staaten teilweise schon bei• der Eröffnung eines Bankkontos ein Gewehr als Geschenk bekommt. Ist es in Liechtenstein auch so einfach, zu einer Waffe zu kom­ men? Uwe Langenbahn: Die Vor­ schriften für den Erwerb von Waf­ fen sind je nach Waffenart sehr ver­ schieden. Wer eine Schusswaffe ab einem'Kalibcr von 5mm und mehr eftverben möchte, muss volljährig, sein und darf persönlich keinem Waffenverbot unterliegen. Ein sol-, ches Waffenverbot kann von der Regierung unter verschiedenen REGIERUNG KANN WAFFENVERBOT ERTEILEN Voraussetzungen verfügt werden, wenn Grund zur Annahme besteht, dass die Person sich selbst öder Dritte gefährden wird, besonders dann, wenn die Person Waffen be­ reits missbräuchlich oder fahrlässig verwendet hat 
oder durch Gewalt­ tätigkeit aufgefallen ist. Im vergangenen Februar schoss bei einem Familienstreit ein Mann mit einem Revolver durch eine geschlossene Zimmertüre und traf dabei fast seinen Stief­ sohn. Wie kommt es, dass jemand einfach eine geladene Faustfeuer- waffe 
zu Hause rumliegen hat? Das Waffengesetz 
v schreibt Waf­ fenbesitzern vor, dass sie Waffen und Munition sicher zu verwahren haben. Natürlich ist es nicht mög­ lich, alle Waffenbesitzer im Lande ständig zu kontrollieren, ob sie ihre Waffen sicher aufbewahren. Was bestimmte Menschen veranlasst, geladene Waffen zu Hause aufzu­ bewahren, können letztlich nur die­ se selbst beantworten. Das häufigs­ te Motiv mag dabei die Angst vor WIR KÖNNEN NICHT ALLE WAFFEN­ BESITZER STÄNDIG KONTROLLIEREN gewaltsamen Einbrechern sein, auch wenn solche Taten bei uns eher selten sind. Dass es Menschen gibt, die unter bestimmten Umstän­ den oder in bestimmten Verfassun­ gen 
ihre Waffen zu widerrecht­ lichen oder gar verbrecherischen Zwecken benutzen, kann leider nie­ mals ausgeschlossen werden. 
Waffen kaufen ist In Liechtenstein eigentlich kein Problem: Wer volljährig ist und keinem persönlichen Waf­ fenverbot unterliegt bekommt problemlos einen Waffenerwerbschein. Kommt es oft vor, dass in Fällen häuslicher Gewalt, Waffen mit im Spiel sind? Im Jahre 2002 hat die Landespo­ lizei in sechs Fällen häuslicher Ge­ walt interveniert, wovon in einem Fall, nämlich in dem von Ihnen er­ wähnten, Schusswaffen gebraucht wurden. Dieses Jahr hatten wir bis­ her ebenfalls bereits sechs Inter­ ventionen in Fällen häuslicher Ge­ walt, wobei in einem Fall ein Mann seine Ehefrau geschlagen und mit einem Messer bedroht hat. In dem oben erwähnten Fall kam es auch dazu, dass Polizisten mit einer Langwaffe bedroht wur­ den. Werden Ordnungshüter oft mit Waffen konfrontiert? Dass Polizeibeamte mit Waffen und Schuss\vaffen bedroht werden, kommt gelegentlich vor. Das liegt in der Natur des Berufes. Aller­ dings sind solche Fälle bei uns im­ mer noch vergleichsweise gering. Wir sind sehr froh, dass seit vielen Jahren kein liechtensteinischer Polizeibeamter ernsthaft zu Scha­ den gekommen ist. Das ist sehr erfreulich. Und deshalb gebührt den Beamten, welche gefährliche Lagen wie die von Ihnen 
er- POLIZISTEN WERDEN GELEGENTLICH MIT WAFFEN BEDROHT wähnte mutig angehen und erfolg­ reich bewältigen, höchster Respekt. Welche Kriterien muss jemand erfüllen, dass er eine Waffe besit­ zen oder auf sich tragen kann? Volljährige Personen, welche keinem Waffenverbot unterliegen, können die meisten Waffen frei er­ werben. Lediglich-im-Falle von Faustfeuerwaffen, also Revolver und Pistolen, ist eine besondere Be­ willigung bzw. ein Waffenerwerb­ schein erforderlich, welcher bei der Landespolizei beantragt werden kann. Dort wird geprüft, ob der An­ tragsteller die gesetzlichen Voraus­ setzungen erfüllt, bevor der Kauf bewilligt wird, insbesondere ob kein Grund zur Annahme besteht, dass die Person durch den Ge­ brauch .dieser Waffen sich selbst oder andere gefährden wird. Wer Schusswaffen besitzt, darf diese grundsätzlich nur zu Hause oder in seinen Dienst- und Geschäftsräu­ men haben, jedoch nicht mit sich • ' v 
herumführen. Besondere Ausnah­ meregeln für das Mitführen von Schusswaffen gibt es jedoch für Jä­ ger 
und Sportschützen. Wer eine Pistole oder einen Revolver auf sich mitführen möchte (auf seinem Körper oder auch z.B. im Auto), muss dafür eine Sonderbewilligung haben. Eine solche Sonderbewilli­ gung, der so genannte Waffen­ schein, erhält nur, wer glaubhaft macht, dass er besonderen Gefah­ ren ausgesetzt ist, denen am zweck- mässigsten mit Waffengewalt be­ gegnet werden kann. Das trifft nur auf Personen zu, die bestimmte Be­ rufe ausüben, oder auf Personen, welche aufgrund besonderer Le­ bensumstände tatsächlich einem deutlich erhöhten Risiko ausgesetzt sind oder aktuell konkreten Bedro­ hungen ausgesetzt sind. Das sind jedoch nur ganz wenige Einzelfäl­ le. Die grosse Mehrzahl der Waf­ fenscheine werden. zugunsten der Wachleute privater Sicherheitsbe­ triebe ausgestellt. Wie sieht es aus mit Pfeffer- sprays, Messern, Schlagringen^ Gaspistolen und so weiter? Pfeffersprays können bei Volljäh­ rigkeit frei erworben werden , und können bei richtiger Handhabung als sehr wirksames Verteidigungs­ mittel gegen Mensch und Tier ein­ gesetzt werden. Wichtig ist jedoch die richtige Handhabung, ansons­ ten kann es auch gefährlich sein. Gaspistolen sind grundsätzlich frei erwerbbar, ebenso Messer ausser bestimmten Messern, deren. Besitz verboten ist, wie z.B. Spring- und Fallmesser. Schlagringe, Totschlä­ ger und Stahlruten sind ausnahms­ los verboten. Pump Guns sind in Liechtenstein seit 1999 verboten. Gibt es in Liechtenstein viele Ju­ gendliche, die Waffen besitzen oder Zugang zu Waffen haben? - Es gibt nur sehr wenige Waffen, die Jugendliche legal besitzen dür­ fen. Im Falle von Schusswaffen be­ nötigen Jugendliche eine Bewilli­ gung der Regierung, ausserdem' dürfen diese Jugendlichen diese Schusswaffen nur in Anwesenheit eines Erwachsenen benützen, wel­ cher die Voraussetzungen für den Waffenerwerb erfüllt. Die Zahl der Fälle, die uns gemeldet werden, da Jugendliche verbotene oder für Ju­ gendliche verbotene Waffen besit­ zen oder gebrauchen, ist nicht als beunruhigend zu beurteilen. Aller­ dings kam es in den vergangenen Jahren häufiger vor, dass Jugendli­che 
mit so genannten Soft-Air-Guns Unfug getrieben haben. Diese ver­ meintlich hannlosen Soft-Air-Guns, die echten Schusswäffen jedoch täuschend ähnlich sehen, verschies- sen weisse Plastikkugeln. Einer­ seits kann das Verschiessen auch dieser Kügelchen leicht ins Auge SOFT-AIR-GUNS SIND IM TREND - ABER NICHT UNGEFÄHRLICH gehen,-andererseits kann es sehr leicht zu Missverständnissen und falschen Lagebeurteilungen durch Bedrohte oder andere anwesende Personen oder Polizeibeamte kom­ men, da beim blossen Anblick die­ ser Waffen diese von echten Schusswaffen kaum zu unterschei-. den sind. Wie viele Strafdelikte im Zu­ sammenhang mit Waffenge^ brauch treten jährlich in Liech­ tenstein auf? In den letzten Jahren hatten wir zum Glück fast keine Fälle, in de­ nen Personen durch den vorsätz­ lichen Einsatz von Waffen an Le­ ben oder Gesundheit zu Schaden gekommen sind. Zu erinnern ist je­ doch an die tragische Bluttat im FAST NIEMAND DURCH WAFFEN VERLETZT Sommer 1999 nahe der Grenze in Ruggell, als ein Schweizer Grenz- wachtbeamter von einem deutschen Waffenschieber erschossen wurde,, wobei allerdings auch der Täter durch einen Schuss in den,Unterkör­ per 
sein Leben verlor. Selbstver­ ständlich kommt es im übrigen re­ gelmässig zu Selbsttötungen mittels .Schusswaffen. Wie oft Sachbesijhä- digungen durch Waffenmissbrauch erfolgen, kann nicht genau gesagt werden, da nicht immer eruierbar ist, auf welche Art eine Sache beschä­ digt wurde. Im Grossen, und Ganzen kann man aber mit Sicherheit fest­ stellen, dass wir in Liechtenstein an einem Ort mit ausgeprägt hohem Si- cherheitniveau leben. Die Gefahr, durch Waffen oder gar Schusswaffen Schaden zu erleiden, ist bei uns zum Glück sehr gering. i
	        

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