Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 6. SEPTEMBER 2003 VOLKS 
I 
IIVII A EVI «WIRTSCHAFT BLATT I lIVLnlMU 
UND SICHERHEIT» 
3 MEINUNGEN Land des Friedens Professor Pino Arlacchi und Aussenminister Ernst Walch im Gespräch. Das Stockholmer Institut für Friedensfor­ schung (SIPRI) hat Weltruf. Dass SIPRI die Konferenz «Wirtschaft und Sicherheit» in Partnerschaft mit dfcm Liechtenstein-Institut veranstaltet, ist auch ein Zeichen. Der Klein­ staat Liechtenstein verfügt weder über Waf­ fen noch über Macht, kann aber genau des­ halb Know-how zur Friedensforschung und Konfliktprüvention einbringen. Hochkarätige Referenten und Experten aus 15 Ländern setzen sich zwei Tage lang mit der an­ spruchsvollen Aufgabe auseinander, wie die aktuellen Sicherheitsherausforderungen zu bewältigen sind. Nach dem II. September haben sich Prioritäten und Verantwortlich­ keiten verändert. Wirtschaft und Politik sind gleichennassen gefordert, Terrorismus und gewalttätige Konflikte zu verhindern und zu bewältigen. Friedensforschung ist ein Thema mit grosser Strahlkraft, zu dem ein Land des Friedens wie Liechtenstein seinen Beitrag leisten will. Brückenschlag Gerlinde Manz-Christ, Leiterin der Stabsstel­ le für Kommunikation und Öffentlichkeitsar­ beit, und Professor Michael Stürm. Die Regierung hat eine Politik der Öffnung nach aussen beschlossen. Das heisst, einer­ seits laden wir renömmierte Persönlichkei­ ten und Institute nach Liechtenstein ein, an­ dererseits gehen wir proaktiv hinaus und er­ klären die Position Liechtensteins. Ich finde es wichtig, dass Liechtenstein als Land die­ se Chance wahrnimmt. Wir freuen uns, dass wir in einem höheren Masse gehört werden, als wir uns das früher vorstellen konnten. Terrorismus betrifft alle Botschafter Josef Wolf, der FBP-Landtagsab- geordnete Alois Beck und Evan Berlack. Ich bin erstaunt, dass dieses Thema bisher international zu wenig aufgegriffen wurde, obwohl es nach den schrecklichen Ereignis­ sen des 11. September global präsent ist. Das Thema Terrorismus betrifft alle Men­ schen, verursacht grosse volkswirtschaftli­ che Schäden, beeinflusst das Wohlbefinden der Geschäftswelt und jedes Einzelnen. Fra­ gen um dieses Thema müssen vertieft be­ handelt werden. Hier kann Liechtenstein Signale geben, ein Land das keine Machtan­ sprüche stellt. 
Das andere Bewusstsein Infiltration und internationaler Dialog gegen den internationalen Terrorismus Professor Daniel Tarschys, Botschafter Josef Wolf, die Direktorin des Stockholmer Instituts für Fliedensforschung Alison J. K. Bailes und Aussenminister Emst Walch Im Gedankenaustausch bei der Konferenz «Wirtschaft 
und Sicherheit». VADUZ - Eine gute Frage ist die halbe Antwort, heisst es. Das gilt auch für Fragen zum wenig genutzten Potenzial für eine weltweite Zusammenarbeit zwi­ schen Staaten und Privatwirt­ schaft als Mittel gegen den internationalen Terrorismus. Fragen dazu stellten sich am Freitag bei der Konferenz «Wirt­ schaft und Sicherheit» Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissen­ schaft und internationalen Or­ ganisationen. * Kornolla Pfeiffe r Wie verletzbar selbst grosse Staaten seien, habe der 11. September 2001 gezeigt, erinnerte Regierungschef Otmar Hasler in seiner Rede zur Er­ öffnung der internationalen Konfe­ renz. Diese Erkenntnis zwinge da­ zu, neue Formen der Zusammenar­ beit zu finden und den Ursachen des Terrorismus nachzugehen. Sicher­ heit sei ein Grundbedürfnis "der Menschen. Unsicherheit bewirke Aggressionen und mache die Welt instabil. Eine globalisierte Wirt­ schaft aber könne nur in einem Kli­ ma der Sicherheit funktionieren. Die Führung fehlt «Bill Gates kann mehr beeinflus­ sen als der ungarische Ministerprä­ sident, aber er hält sich an die Ge­ setze», verdeutlichte Botschafter Istvan Gyarmati, Experte für euro­ päische Sicherheit und ungarische Verteidigungspolitik, Machtunter­ schiede. Osama bin Laden dagegen 
wolle nicht in die Weltgemein- schaft passen. Sich auf verschiede­ ne Terrorismus-Szenarien vorzube­ reiten, sei ein Mittel, um einem Terrorismus zu begegnen, der das Leben vieler Menschen, die Wirt­ schaft und das Finanzsystem be­ drohe. Wichtig sei, im Dialog zwi­ schen Europa und den USA. inter­ national gemeinsam über die Prob­ lematik nachzudenken. Doch we­ der die USA noch Europa überneh­ men die Führung. «Rund 200 Milliarden US-Dollar hat der II. September gekostet», rechnete Erik Belfrage vor, Untcr- nehmensleiter in der Skandinaviska Enskilda, einer der grössten skandi­ navischen Banken. Der Banker nannte zwei Möglichkeiten, dem Terrorismus entgegen zu wirken: die Infiltration, wobei die Privat­ wirtschaft hilfreich sein könne, und das Unterbrechen der Finanzflüsse zu den terroristischen Organisatio­ nen, wobei die Privatbanken welt­ weit ihren Beitrag leisten könnten. Staat wie Privatwirtschaft seien gleichennassen bedroht. «Der Bür­ ger sei der dritte Partner», ergänzte Alyson J. K. Bailes, Direktorin des Stockholmer Instituts für Friedens­ forschung (SIPRI), die die Eröff­ nungssitzung der Konferenz «Wirt­ schaft und Sicherheit» leitete. Gefahr für Bürgerrechte Die Privatheit, die es vor dem 11. September gab, existiere längst nicht mehr, so die Meinung der Ex­ perten. Wer glaube, sich mit einem Handy verstecken zu können, irre, 
denn längst würden Identifikations­ systeme eingesetzt. So wichtig es sei, gegen Terrorismus durchzu­ greifen, dürfe man nicht den Preis übersehen, der dafür zu bezahlen sei, warnte jedoch Georges S. Baur. Es gehe nicht nur um wirtschaftli­ che Einschränkungen, sondern um die Freiheit. Der stellvertretende Leiter der liechtensteinischen Bot­ schaft in Brüssel sprach über den •Bankplatz Liechtenstein im inter­ nationalen und europäischen Kon­ text. Dass es gelte den Terrorismus zu bekämpfen, stehe ausser Frage, so Baur, doch unterlaufe dieser «Krieg» gegen den Terrorismus, wie seit dem 11. September zu er­ kennen ist, zunehmend die Men­ schen* und Bürgenechte. Den Beginn eines neuen Finanz- systems mutmasste Professor Tho­ mas Biersteker, Leiter des Watson Instituts. Anhand von UN-Resolu- tionen zeigte er die Rolle der Ver­ einten Nationen auf. «Die Privat­ wirtschaft sei mehr als willens, ih­ ren Beitrag zu leisten», unterstrich Evan Berlack. Der juristische Be­ rater der Internationalen Handels­ abteilung in Washington D. C. sprach über strategische Export Kontrollen. Die öffentliche Mei­ nung ist für Professor Pino Arlac­ chi, den ehemaligen Generaldirek­ tor des Büros für Drogen- und Ver­ brechensbekämpfung der UNO (UNODC), das entscheidende In­ strument. Militärische Intervention als Mittel gegen die Mafia auf Sizi­ lien hätte überhaupt kein Ergebnis gebracht, nannte Arlacchi ein Bei­spiel 
aus seiner Heimat. Erst als man begann, die «Software» zu be­ einflussen, Zeugenschutz einführte und die Menschen von den krimi­ nellen Machenschaften der Mafia überzeugte, änderte sich das Bild. Kein Schubladendenken «Die EU' ist einflussrcich und könnte noch einflussreicher sein», informierte Niall Burgess, Leiter der Task Force Conflict Prevention in der EU-Kommission, über das sich ändernde Bewusstsein in der EU. Die Tendenz in Schubladen zu denken, weiche einem kritischen Denken, allerdings noch ohne klare Strategie. Die EU besitze grosses politisches, wirtschaftliches uri'd militärisches Potenzial. Was Terro­ risten brauchen und wie sie in Netzwerken arbeiten, hat Michael Levi untersucht, Professor für Kri­ minologie. Wie sich Terroristen auf bestehende Netzwerke stützten und welch fatale Rolle die Massenme­ dien für und gegen den Terrorismus spielen können, dazu lenkte Vadim Volkov, Professorder Europäischen Universität 
in Sankt Petersburg, den Blick auf den Terrorismus in Russland. Weitere Themen der Konferenz «Wirtschaft und Sicherheit» sind für Samstag geplant, darunter die Frage «Können wir es uns leisten, sicher zu sein?» Der Zeitpunkt an­ gesichts der weltweiten Konjunk­ turlage scheint nicht ideal, die an­ dere Frage, die sich stellt, sei aber, so der Schwede Erik Beifrage, ha­ ben wir wirklich eine Wahl? Patrick Ritter vom Auswärtigen Amt, Kerstin Appel, Professor Pino Arlac- Die FBP-Landtagsabgeordneten Rudolf Lamport und Jürgen Zech fragen chi, Aussenminister Ernst Walch und Professor Vadlm Volkov. llrho llmonen zu der Sicherheitsproblematik in der Welt
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.