Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DONNERSTAG, 4. SEPTEMBER 2003 VOLKS I 
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9 IN KÜRZE Behindert - nicht behindert - jo # 
und? VADUZ - Am Donnerstag, den 28. August trafen sich zwanzig Frauen und Männer im Landgasthof Au in Vaduz zum 1. Stammtisch des Liechtensteiner Behin­ derten-Verbands. Es wurde debattiert, gelacht, Meinungen und Ideen fanden offene Ohren, die Bedienung brachte Getränke. Ein ganz gewöhnlicher Stammtisch? Nicht ganz! Die Stammtischbe- suchcrinncn und -besucher haben eine be­ sondere Gemeinsamkeit. Aufgrund einer Be­ hinderung leben sie in unserer Gesellschaft unter erschwerten . Bedingungen. Der behindertiniDclhtbehindert iL/, STAMMTISCH LIECHTENSTEINER BEHINDERTEN-VERBAND Stammtisch ist eine Initiative des Liechten­ steiner Behinderten-Verbandes. Ein wö­ chentliches Angebot um: ® sich unorganisiert,- zu treffen, Bekannt­ schaften zu knüpfen und zu pflegen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen • die Freizeit gemeinsam zu gestalten, Spie­ le, Bücher, Hörbücher und andere Medien kennen zu lernen und zu nutzen, eigene Fä­ higkeiten einzubringen ® Informationen zu erhalten und auszutau­ schen. Die Teil­ nehmenden haben dem Stamm­ lisch einen tollen Start beschert! Wünsche und Ideen für Themen und Akti­ vitäten, aber auch engagierte Verbesserungs­ vorschläge, die den Alltag für Menschen mit Behinderungen erleichrern helfen, wurden diskutiert. «Ich komme gerne wieder!» oder: «Also bis nächsten Donnerstag», sind Ab­ schiedsworte nach diesem gemütlichen Stamm. Zum Stammtisch lädt der Liechtensteiner Behinderten-Verband jeden Donnerstag, zwischen 17 und 22 Uhr ein. Also bis nächs­ ten Donnerstag, den 4. September im Land­ gasthof Au in Vaduz. Kontaktperson für Fra­ gen und Informationen: Röbi Kubik-Risch, Tel 373 18 05, E-Mail:  jound@adon.Ii . Wasser und Bienen RUGGELL - Der Liechtensteiner Imker­ verein freut sich am Mittwoch, 10. Septem­ ber, in Zusammenarbeit mit dem Amt für Umweltschutz eine Exkursion durchzufüh­ ren zum Thema Wasser und Bienen. Kindle Theo, Amtsleiter des Amtes für Umwelt­ schutz, wird die Teilnehmer dabei entlang dem renaturisierten Binnenkanal in Ruggell führen und ihnen den Lebensraum Wasser näher bringen. Der Liechtensteiner Imker­ verein lädt dazu alle recht herzlich ein. Wir treffen uns um 18 Uhr im Ruggeller Indus­ triegebiet, vis ä vis der Fa. Intervelo. Einladung zum Grilltest für Senioren im Weiherring MAUREN - Am Donnerstag, 11. September um 14 Uhr laden wir recht herzlich zu unse­ rem alljährlichen Grillfcst ein. Für die musi­ kalische Unterhaltung sorgen die Original Silbe rspitzler aus Vorarlberg. Daneben be­ steht die Möglichkeit Boccia zu spielen. Das Grillfest findet bei jeder Witterung statt. Auf Ihr Kommen freuen sich die Mitarbeiterin­ nen der Koordinationsstelle Jugend und Se­ nioren sowie das Poststüble-Team. Geburtsvorbereitungskurs BALZERS - Atem- und Entspannungs­ übungen, viele Informationen, leichte Gym­ nastik und Partnerabend. Für Frauen mit Ge­ burtstermin Dezember 03 oder Januar 04 ist der Kursbeginn am 21. Oktober 2003. An­ meldungen und weitere Infos bei Barbara Riedener-Büchel, Hebamme, Lehenwies 21, 9496 Balzers, Tel. 00423/384 32 12. 
Am Zahn der Zeit Andreas Meier aus Schaan - der erste Parodontologe im Land SCHAAN - Im Gespräch mit An­ dreas Meier, Schaan, der sich als erster Liechtensteiner Zahn­ arzt zum Spezialisten SSO für Parodontoiogie ausbilden Hess. Seit einem Jahr ist die zahnärztli­ che Versorgung Liechtensteins um eine sehr gefragte Spezialität rei­ cher, für die man bisher ins Aus­ land reisen musste. Die Rede ist vom zahnärztlichen Fachgebiet Pa­ rodontoiogie 
und von Andreas Meier aus Schaan, der in einer zu­ sätzlichen, dreijährigen Fächausbil­ dung an der Klinik für Parodonto­ iogie und Kronen-Brückenprothe- tik an den Zahnmedizinischen Kli­ niken der Universität Bern das Be- fahigungszeugnis für diese Spezia­ lität erwarb (siehe Volksblatt vom 28. Juni). Andreas Meier bringt sein Spezialgebiet in die Gemein­ schaftspraxis ein, die er zusammen mit seinem Vater Heinz Meier und seinem Bruder Philipp Meier in Schaan führt. Wenn es nach dem Wunsch von Andreas Meier geht, sollten von seiner Fachausbildung für Parodontoiogie die Zahnarzt­ praxen im Lande und in der Nach­ barschaft profitieren können. Im Gespräch mit Andreas Meier woll­ ten wir mehr über das Fachgebiet Parodontoiogie erfahren,'das nun neu von einem Spezialisten in Liechtenstein angeboten wird. Volksblatt: Was ist ein Parodon­ tologe und was hat Sie als bereits ausgebildeter Zahnmediziner be­ wogen, die Zusatzausbildung zum Spezialisten für Parodonto­ iogie zu ergreifen? Andreas Meier: Der Parodonto­ loge ist ein zahnärztlicher Experte auf dem Gebiet der Vorbeugung, der Diagnose und der Therapie al­ ler Erkrankungen der Gewebe, die den Zahn im Kiefer verankern (Pa­ rodont). Er ist auch ausgebildet für die Planung, das Setzen und den Unterhalt von Zahnimplantaten. Nach dem Zahnmedizinstudium folgt eine mindestens dreijährige universitäre Zusatzausbildung. In der Schweiz sind 2ur Zeit 84 Zahn­ ärzte diplomierte Spezialisten SSO für Parodontoiogie. Die Patienten werden normalerweise vom Fami­ lienzahnarzt an den Parodontolo- gen vorübergehend überwiesen. Mein besonderes Interesse galt einerseits schon während des Studi­ ums diesem speziellen Fachgebiet; andererseits bestand ein ganz klares Bedürfnis für unsere Region. So habe ich die zusätzliche dreijährige Spezialisierungsausbildung an den Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern unter der Leitung von Professor Klaus Lang in An­ griff genommen. Nach Abschluss der Ausbildung freue ich mich nun über die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten mit Parodontitis eine ergänzende Spezialbehandlung an­ bieten zu können. ...und was versteht man nun un­ ter der medizinischen Bezeich­ nung Parodontitis und wie ent­ steht eine Parodontitis? Was mit Zahnausfall enden kann, beginnt meist als oberflächliche Entzündung des Zahnfleisches, welche durch Bakterien und Plaque verursacht wird. Wir bezeichnen ei­ ne solche Entzündung als Gingivi­ tis. 
Wird diese nicht behandelt, kann die Entzündung mit der Zeit auch die tieferen Anteile des Zahn- halteapparates (Parodont) erfassen und zur Parodontitis werden. Die Verankerungsfasern des Zahnes und der Knochen werden dabei 
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med. dent. Andreas Meier, Schaan, hat sich als erster Zahnarzt In Liechtenstein zum Spezialist für Parodontoiogie ausgebildet. gebaut und es entsteht eine soge­ nannte Tasche entlang des Zahnes, welche mit Bakterien gefüllt ist und aus der sich auch Eiter entleeren kann. Die Zähne fangen an zu wackeln, werden zum Kauen un­ brauchbar und können sogar verlo­ ren gehen. Parodontitis wird wie gesagt durch Bakterien verursacht, die sich auf den Zähnen ablagern und sich bei schlechter Mundhy­ giene stark vermehren. Wenn diese Beläge nicht regelmässig (2- bis 3- mal täglich) durch den Patienten sorgfältig entfernt werden, werden sie hart und es entsteht Zahnstein, der mit der Zahnbürste nicht mehr entfernt werden kann. Daraus er­ gibt sich eine Entzündung des Zahnfleisches. Wird dieser Zustand chronisch, so setzt er sich in der Regel in einer Entzündung des Zahnhalteapparates fort. Eine gute Mundhygiene, sowie die regelmäs­ sige Entfernung hart gewordener Beläge.durch den Zahnarzt oder die Dentalhygienikerin ist der beste Schutz vor Parodontitis. Ist Parodontitis eine eher seltene Erkrankung? Man kann davon ausgehen, dass drei von vier Menschen irgend ein­ mal im Leben an Parodontitis lei­ den. Gemäss Studien sind heute rund 70 Prozent des Zahnverlustes auf diese meist chronische Krank­ heit zurückzuführen. In den mei­ sten Fällen schreitet die Parodonti­ tis allerdings relativ langsam voran. Dennoch leiden etwa 7 bis 15 Pror zent der Bevölkerung an schweren Formen der Parodontitis. Bei ihnen können grosse Schäden am Zahn­ halteapparat innert kurzer Zeit ent­ stehen. Wann bin ich besonders gefähr­ det? Besondere Risikofaktoren, an ei­ ner Parodontitis zu erkranken, sind 
neben einer schlechten Mundhy- gienc starkes Rauchen, Stress, Dia­ betes und auch andere allgemeine Erkrankungen. Die Erkrankung tritt meist ab 35 Jahren auf, 
in seltenen Fällen schon früher (aggressive Pa­ rodontitis). Wenn meine Zahnbürste beim Putzen blutig wird, hübe ich dann bereits Parodontitis? Nein, nicht unbedingt. Mitunter kann es sich nur um eine oberfläch­ liche Entzündung des ZahnfleN sches handeln, die leicht zu behan­ deln ist. Ist das Zahnfleisch jedoch sehr stark gerötet und geschwollen oder hat es sich bereits zurückgezo­ gen oder leidet der Patient an Mundgeruch, sollte eine betroffene Person seinen Familienzahnarzt aufsuchen. Er wird feststellen, ob eine weiterführende Behandlung beim Spezialisten, also dem Para- dontologen, nötig ist. Sehr wichtig sind daher die Routinekontrollen beim Zahnarzt und/oder bei der Dentalhygienikerin. Sie können feststellen, ob überhaupt parodon- tale Probleme vorhanden sind, be­ vor der Patient selbst etwas davon spürt. Nehmen wir an, der Familien­ zahnarzt entscheidet, dass eine weiterführende Behandlung er­ forderlich ist. Was erwartet den Patienten dann beim Parodonto- logen? Die Untersuchung, die eine Diag­ nose ermöglicht, ist umfangreich. Es wird eine Parodontalsondierung - eine Taschenmessung - an jedem 
einzelnen Zahn durchgeführt. Die Erkrankung hat nämlich die Ten­ denz, sich ungleichmässig in den verschiedenen Gebissabschnitten auszubreiten. Weiters sind Rönt­ genbilder aller Zahne und eventuell, eine Untersuchung der Mundhöh­ lenbakterien nötig. Hat der Paro­ dontologe alle diese Informationen verfügbar, so kann er eine indivi­ duelle Behandlung planen. Wie läuft sO eine Parodontitisbe- handlang dann konkret ab? Solange die Parodontitis nicht zu weit fortgeschritten ist, besteht die Behandlung im Wesentlichen darin, sämtliche Bakterienbeläge von den Zahnoberflächen zu entfernen. Die­ se Arbeit ist umso zeitaufwändiger, je tiefer die Taschen sind. Bei fort­ geschrittenen Fällen ist es mitunter nötig, dass der Zahnarzt einen chi­ rurgischen Zugang zum Täschen- grund schafft, um die dort angesie­ delten Bakterien entfernen zu kön­ nen. Je nach Situation werden anti- mikrobielle Substanzen eingesetzt, um den Effekt der mechanischen Reinigung zu unterstützen. In ge­ wissen Fällen kann verlorenes Ge- • webe mit der so genannten gesteu­ erten Geweberegeneration wieder aufgebaut werden. Dann ist es ün- erlässlich, dass die Patienten ler­ nen, ihre Zähne perfekt sauber zu halten; Die richtigen Putztechniken und Hilfsmittel. (Zahnseide, Zwischenraumbürsten u.a.),. nach" der Schulung durch die Dentalhy­ gienikerin oder den Zahnarzt, rich­ tig angewendet, sind 
wesentlich für den Erfolg. Wie hoch ist das Risiko eines Rückfalls? Die Patienten müssen die erlern­ ten Putztechniken sorgfältig und täglich anwenden. So können sich keine neuen Bakterienbeläge bil­ den. Ausserdem sorgt der Familien­ zahnarzt in Zusammenarbeit mit der Denthalhygienikerin für regel­ mässige Kontrollen, so genannte Recalls, um eventuelle Probleme rechtzeitig erkennen zu können. Je­ der Zahnmediziner wird während seines Studiums auch in Parodon- tolgie ausgebildet und ist zweifel­ los in der Lage, Parodontitis zu di­ agnostizieren und nicht allzu weit fortgeschrittene Fälle selbst zu be­ handeln. Als Spezialist auf diesem Gebiet biete ich meinen Kollegen nun die Möglichkeit, dort vorüber­ gehend einzugreifen, wo schwere- Fälle vorliegen. Es geht nicht da­ rum, mit dem Familienzahnarzt in Konkurrenz zu treten, sondern um eine vorübergehende Hilfeleistung auf einem besonderen Gebiet der Zahnmedizin anzubieten. Parodontitis-Patienten müssten in Zukunft also nicht mehr ins weitere Ausland reisen, wenn ein schwerer Fall von Paradontitis vorliegt? Das ist in der Tat so und stellt zweifellos eine Erleichterung und Verbesserung in der zahnmedizini­ schen 
Betreuung der Bevölkerung unserer Region dar. Und zwar für die Zahnarzt-Kollegen und -Kolle­ ginnen und für ihre Patienten, die künftig auch bei vorübergehend nö­ tigen Spezialbehandlungen im Lan­ de bleiben können. ANZEIGE •bCHF pro n>on*t 
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